Die Sauhatz auf „Purzel" von Klauken "Auf'm Hahn"

Tiere sind dankbarer als Menschen! Diese Weisheit bewahrheitete sich im Hause des Gastwirts Ernst Klauke. Gleichsam als Freund der ganzen Familie lebte dort ein ausgewachsenes Wildschwein, das auf den Namen Purzel hörte und nicht nur bei den Hausgenossen selbst, sondern auch bei den Gästen des Hauses „Hahn im Korbe" war. Es war etwa 1949, als Ernst Klauke das von der Wildsau verlassene Tier auffand und es mit nach Hause nahm, um es mit der Flasche großzuziehen. Diese gute Tat vergalt Purzel seinem Herrchen mit unverbrüchlicher Freundschaft und Anhänglichkeit.

  

Nur einmal versagte es den Gehorsam. Das geschah bei einem Ausflug im Jahre 1961 des Schuljahrganges 1926/27, zu dem die Schulfreunde Ernst Klaukes gestartet waren. Aus Spaß an der Freude nahm man Purzel auch mit auf die Sauerlandfahrt. Behaglich grunzend, ließ sich Purzel in den Anhänger des Busses verfrachten. Als man in Oedinghausen erste Rast machte, wurde Purzel auch in Freiheit gesetzt. Munter bewegte er sich auf der Dorfstraße zum Gaudium der Kinder. Willig kam Purzel auch wieder herbei, als das Signal zur Weiterfahrt gegeben wurde.
 
Anders wurde es jedoch, als die lustige Gesellschaft auf der Hohen Bracht angelangte. Wieder wurde Purzel in Freiheit gesetzt, um ihn auch an der vielbewunderten Fernsicht teilhaben zu lassen. Sei es nun, dass der Schwarzrock vom Duft des Waldes in der Nase gekitzelt wurde, sei es, dass er einen seiner Sippe gewittert hatte, kurz, Purzel gab einem ihm sonst unbekannten Freiheitsdrange nach, und verschwand grunzend zwischen den Bäumen des Waldes im Unterholz. Damit war das Signal für eine lustige Sauhatz gegeben, an der nicht nur die Ausflügler aus Freienohl, sondern auch die Gäste der Hohen Bracht mit Hallo teilnahmen.

Viele Hunde sind des Hasen Tod, und so konnte auch „Purzel" nach einiger Zeit eingekreist werden. Mit einem Strick um das rechte Hinterbein brachte ihn Herrchen wie ein neuer „Hans im Glück" unter dem Beifall der Menge wieder zu seinem Anhänger zurück, um ihn vor weiteren Freiheitsgelüsten zu bewahren. Müde von der Hatz, aber quietschvergnügt, traten die Teilnehmer die Rückreise zu den heimatlichen Gefilden an, um dort zwar kein weiteres Wildschwein, dafür aber eine Anzahl kühler Blonder „zur Strecke" zu bringen.

Purzel am Amtsgebäude nach der offiziellen Abmeldung seines "Wohnsitzes" in Freienohl.

Bildnachweis: Foto 1 und 2: Karl-Heinz Kordel, Freienohl, Foto 3: Agnes Schirp, Freienohl