Die Fleiter-Orgel in der St. Nikolaus Pfarrkirche zu Freienohl

Die alte Feith-Orgel, die auf Betreiben von Pfarrer Gerwin und dem damaligen Organisten Ludwig Neveling unter sehr schlechten Nachkriegsbedingungen gebaut und finanziert und am 14.09.1947 eingeweiht wurde, war in die Jahre gekommen und wies irreparable Schäden auf. Am 18.12.1992 bescheinigte Prof. Dr. Karl J. Schmitz, Beauftragter der Erzdiözese Paderborn mit seinem Gutachten das „Aus“ für die bisherige Feith-Orgel. Damit wurde der erste Weg zur Neuanschaffung einer Orgel geebnet.

Parallel zum Gutachten begann die Fa. Fleiter mit ersten Vorplanungen zum Bau einer neuen Orgel. Die Planungen bestanden zunächst aus zahlreichen Überlegungen zur Gestaltung des Instrumentes in klanglicher und optischer Hinsicht.

Am 09.02.1993 beschloss der Kirchenvorstand unter der Leitung von Herrn Pfarrer Werner Gerold den Neubau einer Orgel. In einer gemeinsamen Besprechung am 08.03.1993 bei Prof. Dr. Karl J. Schmitz in Paderborn wurden der vorgelegte Ausschreibungstext und die Disposition von ihm genehmigt.

Im April 1993 wurden die Ergebnisse der ersten Überlegungen durch ein Kostenangebot von der Fa. Fleiter konkretisiert. Am 21.12.1993 erteilte die EGV die endgültige schriftliche Genehmigung für den Orgelneubau.
 
Nach erfolgter Ausschreibung unter leistungsfähigen und gut renommierten Orgelbaufirmen, wurde der Auftrag für den Orgelneubau unter Verwendung alter Teile am 6. Januar 1994 an den Orgelbaumeister Friedrich Fleiter, Münster-Nienberg erteilt.



Die Fa. Orgelbau Fleiter ist eine Firma mit Tradition. Im Jahre 1872 machte sich Friedrich Fleiter (1836-1924) als Orgelbauer in Münster selbständig. Im ehemaligen Kolpinghaus am Horteberg zu Münster wurde die erste Fleiterorgel gebaut. In der langen Firmengeschichte entstanden in den Werkstätten der Familie Fleiter mehr als 1200 verschiedene Pfeifenorgeln.

Während der Bauzeit wurde jede Phase des Neubaues in der Fleiterwerkstatt von dem Orgelsachverständigen der Diözese, Herrn Jörg Kraemer, Herrn Pfr. W. Gerold und Mitgliedern der Kirchengemeinde begleitet. Im Januar 1996 wurde das neue Werk in der Pfarrkirche aufgestellt.

Nach rd. 3 ½ jähriger Planungs- und Bauzeit wurde die neue Fleiter-Orgel am Palmsonntag, 31. März des Jahres 1996, 16.00 Uhr in einer Festmesse feierlich eingeweiht. Die Männergesangvereine Cäcilia und Liedertafel gestalten den Gottesdienst mit. Professor Wolfgang Breitschneider, Dozent an der theologischen Fakultät der Erzdiözese Köln und an der Staatlichen Hochschule für Musik in Düsseldorf stellte die Orgel der Öffentlichkeit vor.

Die Finanzierung der Orgel erfolgte durch Spenden, durch Zuschüsse aus Paderborn und aus Rücklagen der Pfarrgemeinde.
 
Das neue Instrument mit 27 klingenden Registern, verteilt auf zwei Manualen und Pedal, wurde nach den neuesten Erkenntnissen und mit den besten Materialien gefertigt. Dazu wurde solide Technik angewandt. Dabei war es für den Orgelbauer ausschlaggebend, dass die Orgel sowohl in ihrem äußeren Aufbau gestalterisch der Freienohler Kirche entspricht, als auch den Erfordernissen einer wendigen musikalisch-liturgischen Praxis.

Das neu erstellte Orgelgehäuse mit seinen Gesimsen und Schnitzereien nimmt gestalterische Elemente der Vorgängerorgel und des Raumes in ihrem äußeren Erscheinungsbild auf und passt sich harmonisch in den Kirchenraum ein. Es wurde aus Eichenholz gefertigt, gebeizt und lackiert. Das Hauptwerk steht hinter dem Prospekt, das Schwellwerk in einem dickwandigen Gehäuse mit Holzjalousien und das Pedal hinter dem Orgelgehäuse in der Turmnische.

Der zweimanualige Spielschrank ist mittig im Orgelgehäuse unter dem Hauptwerk eingebaut. Sämtliche Koppeln sind mechanisch angelegt. Die 27 Register (27 Instrumente) mit ihren 1722 Pfeifen stehen auf Schleifladen. Die Verbindung von der Taste zu den Windladen ist mechanisch über Hängetrakturen angelegt, die Einschaltungen der Register erfolgt elektrisch über einen 32fachen elektronischen Setzer mit dessen Hilfe Klangkombinationen gespeichert und abgerufen werden können.

Hauptwerk (I. - Manual) C - g’’’
Pommer   16’
Prinzipal   8’
Gamba   8’
Rohrflöte   8’
Oktave   4’
Gemsflöte   4’
Sesquialter 2fach 2 2/3’
Superoktave   2'
Mixtur 4fach 1 1/3’
Trompete   8'
Tremulant    
Schwellwerk (II. - Manual) C - g’’’
Holzgedackt   8’
Koppelflöte   8’
Salicional   8’
Prestant   4'
Rohrflöte   4'
Prinzipal   2'
Nasard   1 1/3'
Oktävlein   1'
Zimbel 3fach 1'
Krummhorn   8'
Tremulant    
Pedalwerk   C - f’
Prinzipalbass    16'
Subbass    16'
Offenbass    8'
Gedacktbass    8'
Choralbass    4'
Nachthorn    2'
Posaune    16’
Spielhilfen    
II / I, I / P II / P    
Setzer mit 32 Kombinationen    
Mechanische Spieltraktur    
elektrische Registertraktur    

 

Literaturnachweis:
Westfälische Rundschau, 1994
Westfalenpost, 25.03.1996
Westfälische Rundschau, 27.03.1996
Festschrift, Die neue Orgel der St. Nikolaus-Pfarrkirche zu Freienohl, 1996
Programm Orgelweihe, 31.03.1996
Grußwort - der Orgelbauer zu seinem Werk, März 1996, Friedhelm Fleiter
Westfälische Rundschau, 02.04.1996
1753 - 2003 - 250 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus, 2003

Bildnachweis:
Programm Orgelweihe, 31.03.1996
Festschrift, Die neue Orgel der St. Nikolaus-Pfarrkirche zu Freienohl, 1996 - Foto: Franz Gerke
Karl-Heinz Kordel, 2005