Die Wasserkraftanlagen in Freienohl

Das Wasserkraftwerk Freienohl an der Ruhr (RWE früher VEW)

Das Kraftwerk Freienohl an der Ruhr wird von der RWE (früher: VEW) betrieben. Zwei Fancis-Turbinen mit 243 bzw. 483 kW und einer Ausbauwassermenge von 11.160 L/s nutzen eine Fallhöhe von 5,7 m.

Am 17.06.1907 erhielt die Gemeinde Freienohl die Konzession zum Bau einer Stauanlage in der Ruhr, um das Gefälle für eine Wasserkraftanlage nutzen zu können. Ein Jahr später wurde mit dem Bau durch die Firma B. Liebold und Co. AG in Holzminden begonnen. Es wurde ein Drehstromkraftwerk mit einem Turbinenhäuschen über den Obergraben errichtet, das 1909 in Betrieb ging. Zwei Turbinen mit je 118 kW Leistung sowie eine zusätzlich Lokomobile (132 kW) erzeugten den Strom des als Überlandwerkes gebauten Werkes. Freienohl war damit in der Lage, sich auf diese umweltfreundliche Art selbst mit Strom zu versorgen. Diese Investition belastete allerdings die Gemeindekasse außerordentlich, musste doch im Jahre 1909 dafür fast eine halbe Million Mark aufgebracht werden.

Im Jahre 1911 bekam Freienohl eine elektrische Straßenbeleuchtung. Die Kapazität des Elektrizitätswerkes war so ausreichend, dass man im Jahre 1910 die Herstellung einer Hochspannungsleitung von Freienohl nach Bockum, Wennemen und Stockhausen planen konnte, um diese Orte mit dem in Freienohl erzeugten Strom zu beliefern.
1910 wurde das Kraftwerk Freienohl vom Kreiselektrizitätswerk Arnsberg übernommen und ein Stromlieferungsvertrag mit dem Westfälischen Verband-Elektrizitätswerk abgeschlossen. 1916 wurde der Untergraben des Werkes verlängert.

1921 wurde eine vom Kreis bei Freienohl gepachtete WKA zum Elektrizitätswerk umgebaut; es entstand dort das Kraftwerk Freienohl II. Nach Umbaumaßnahmen an Schleuse und Graben wurde der Zusammenschluss mit dem Werk I projektiert. Von 1924 bis 1926 wurde im Werk I eine umfangreiche Modernisierung und Erweiterung durchgeführt. Zur Vervierfachung der Jahresleistung wurden eine Kammer- und eine Zwillingsturbine eingebaut. Das Maschinenhaus, das Wehr, der Graben, die Schleusenanlage wurden erweitert und die Stauanlage um 2 m erhöht (VEW 1930:46).

1951 wurde die WKA (450 kW) von den VEW verkauft. Das Kraftwerk I aus dem Jahre 1924/25 wird heute mit zwei Francis-Turbinen, einer Fallhöhe von 5,2 m und einer Ausbauleistung von 650 kW betrieben. Die Ausbauwassermenge liegt bei 21.200 l/s, das Mittelwasser bei 16.000 l/s und das mittlere Niedrigwasser bei 1.000 l/s.
            
Das Wasserkraftwerk Linneborn, Langel

An der Ruhr existiert darüber hinaus die Wasserkraftanlage der Firma Linneborn (Im Langel), die als Holzschleiferei gebaut worden ist. Mit zwei Turbinen aus den Jahren 1909 und 1923 von 400 bzw. PS 236Leistung werden heute rund 2,3 Mio. kWh Strom pro Jahr erzeugt, die z.T. für das öffentliche Stromnetz genutzt werden. Die Fallhöhe beträgt 4,3 m, die Länge des Kanalsystem 2.000m.
Die beiden Turbinen wurden 1948 überholt und erhielten im Jahr 1983 ein neues Getriebe.

Nach Fritzsch/Heutger-Berost handelt es sich bei dem Freienohler Fabrikanten Anton Linneborn um einen Avantgardisten der sauerländischen Stromerzeugung. 1869 hatte er mit einem Norbert Klagges eine Holzschleiferei (Holzstoff- und Pappendeckelfabrik) angelegt, die später in einem Metallwarenbetrieb umgebaut wurde und heute Strom erzeugt. 1914 werden eine Fallhöhe von 4,4 m und eine Motorenstärke von 192 kW angegeben.
            
Das Wasserkraftwerk in der Giesmecke

Eine weitere Wasserkraftanlage bestand in der Giesmecke. Die Anlage besaß bis 1946, als sie wegen Unrentabilität stillgelegt wurde, eine unterschlächtiges Wasserrad von 2,8 m Durchmesser. Sie war früher die Mahlmühle für die Umgebung. Das Gebäude dient heute zu Wohnzwecken.

Interessant ist, dass im Tal der Giesmecke zugleich eine Glashütte bestanden hat, die von 1824 bis 1857 in Betrieb war.

Die Glashütte muss parallel zur Wasserkraftanlage bestanden haben, da bereits für das Jahr 1841 eine oberschlächtige Mahlmühle „In der Giesmecke“ genannt wird (Viehbahn 1841)

Das Wasserkraftwerk in der Rümmecke

In der Rümmecke bestand eine Wasserkraftanlage mit einer Turbine von 1901, die 1990 abgebrannt ist.
            

Literatur: Wasserkraftnutzung im Hochsauerlandkreis, LIT Verlag Münster und Hamburg 1994, zugleich Dissertation Uni Münster 1993, Geographie Band 2, ISBN 3-8258-2039-4

Bildnachweis: Karl-Heinz Kordel, 2002