Martin Pautsch (* 21.10.1905, † 27.02.1964), Kunstmaler

Glasfenster "Auferstehung" in der alten FriedhofskapelleDie beiden Fenster "Grablegung" und "Auferstehung" in der alten Friedhofskapelle sind Arbeiten des Künstlers Martin Pautsch.

Biographie von Martin Pautsch
Martin Pautsch wurde am 21. Oktober 1905 in Leobschütz, Oberschlesien, geboren. Sein Studium führte ihn nach dem Abitur in Schweidnitz 1924 an die Universität in München und an die Akademie in Breslau und Königsberg. Nach dem Staatsexamen in Berlin 1928 trat er in den Staatsdienst ein und erteilte an den Gymnasien in Neiße, Ziegenhals, Hindenburg und Gleiwitz Kunstunterricht.

Seine Liebe zur Malerei trat frühzeitig hervor. Die erste Förderung erfuhr er am Gymnasium durch seinen Lehrer Menge. Eines seiner ersten Bildthemen war die Landschaft. Dazu regte ihn die Grafschaft Glatz, die Heimat seiner Eltern, besonders an. Hier war es vor allem Mittelwalde, das Tor zu Österreich, das mit seiner Grenzlandatmosphäre der Aufgeschlossenheit des jungen Malers für Andersartiges und Hintergründiges sehr entgegen kam. Zu diesen Bildthemen kam bald ein anderes, das allmählich zum Lieblingsthema werden sollt:, der Mensch. Der Mensch in der Landschaft, das Figurenbild, der Mensch allein und schließlich das menschliche Antlitz, das Portrait. Das Thema „Mensch in der Landschaft“ beschäftigte ihn besonders auf seinen späteren Fahrten, die ihn zur Kurischen Nehrung, nach Polen, Kärnten, nach der Schweiz und Südfrankreich führten.

Nach dem Münchener Jahr ging er an die Akademie in Breslau. Dort lehrte damals unter Professor Moll die Professoren Otto Müller, Alexander Kanoldt, Zmbal, Busch, Much und Mense. Und diese Jahre, die später einmal „Breslaus weltläufige Epoche“ genannt wurde, waren für ihn von entscheidender Bedeutung. Hier fand er die ihm gemäße Malweise, in Otto Müller und Alexander Kanoldt seine großen Lehrer, hier die geistige Weite, die weltweite Atmosphäre, die seinen Intentionen entgegen kam, ihn geistig anregte und malerisch befruchtete. Unter den vielen Bildmotiven, die ihn nun beschäftigten, herrschte eine Zeit lang das Stillleben vor, das auch später öfter wiederkehrte. Schon am Ende der Akademiejahre trat dann das religiöse Thema auf und, angeregt durch einen Auftrag, bald in den Vordergrund. Es sollte ihn bis an sein Lebensende nicht mehr loslassen. Ein Kreuzweg mit den vierzehn Leidensstationen entstand für die katholische St. Joseph Kirche in Greifswald, der in Breslau ausgestellt und in der Presse und Rundfunk besprochen wurde. Er wurde 1933 (?) beendet. In den folgenden Jahren von 1933 bis 1945, in denen eine Entwicklung religiöser Bildthemen gehemmt wurde, blieb das Portrait weiter sein Lieblingsthema, nun vor allem das Kinderbildnis. Nach seiner Heirat mit der Gymnastiklehrerin (Hellerau-Lachsenburg) Lilia Swoboda 1935 hatte er in seinen Töchtern Monika und Uta geeignete Modelle. Kinderbildaufträge und Ausstellungen folgten. An ihnen lässt sich seine reiche Glasfenster "Grablegung" in der alten FriedhofskapelleKünstlertätigkeit gut ablesen. So konnte man seine Bilder auf eigenen wie gemeinschaftlichen Ausstellungen in Breslau und Stettin, Oppeln, Ratibor und Kreuzburg, Beuthen, Gleiwitz, Königshütte und Kattowitz sehen. Zu dieser Zeit entstanden auch einige Arbeiten in öffentlichem Auftrag: sechs Glasfenster in einem Gymnasium, Sgrafittoarbeiten in einer Fachschule, Ausmalungen im „Haus Oberschlesien“, alle in Gleiwitz, und ein Jungenportrait für das Museum in der Stadt Oppeln.

Nach der Vertreibung aus Schlesien 1946, durch die er die meisten seiner Bilder verlor, fand er im Sauerland (erst in Freienohl, dann in Neheim-Hüsten) eine neue Heimat. Hier setzte noch einmal eine äußerst schaffensreiche Zeit ein. Zu den beiden bisher vorherrschenden Themen, den religiösen und dem Kinderbildthema, kam nun das der Vertreibung hinzu. Seine Malweise von Expressionismus herkommend, hatte sich inzwischen eigene Ausdrucksformen geschaffen. Er hatte seine unverkennbar eigene Handschrift, seinen eigenen Stil gefunden.
 
Neben den bisher benutzten verschiedenen Techniken wie Rötel, Kohle, Bleistift und Tusche, Öl und Tempera, Linolschnitt und Sgrafitti gab er nun immer mehr dem Pastell den Vorzug, besonders in den Figurenbildern und Bildnissen. Und immer deutlicher tritt in den Bildern dieses Zeitabschnitts sein großes Anliegen hervor, das schon in früheren Werken zu spüren  war, im Bild die geistige Welt sichtbar zu machen, das Hintergründige aufleuchten und den Wesenskern erkennen zu lassen.

Auch hier in Westfalen kommt es zu mehreren Ausstellungen, so in Meschede, Neheim-Hüsten und Arnsberg, Wiedenbrück, Recklinghausen, Soest und Bochum. Auch hier Aufträge, private und öffentliche: Glasfenster für die Friedhofskapelle in Freienohl, ein Hedwigsbild für die Pfarrkirche in Jülich, ein Vertriebenenbild für das Museum in Arnsberg und eine Bergpredigt für einen süddeutschen Betrieb. Daneben entstehen bemerkenswert viele Selbstbildnisse, von denen manche schon das frühe Ende ahnen lassen. Wohl hält seine schon immer labile Gesundheit dem Ende der vierziger Jahre auftretenden Leiden noch vierzehn Jahre stand, aber seine Schaffenskraft hat ihren Höhepunkt überschritten. Ein letztes Selbstbildnis (1963), so zart, dass die Umrisslinien kaum zu erkennen sind, zeugt zwar noch von seinem Können, zeigt aber auf erschütternde Weise das baldige Ende an. Martin Pautsch starb am 27. Februar 1964 in Neheim-Hüsten, wo er auch begraben liegt.

 
Der Kreuzweg der St. Joseph Kirche in Greifswald

    

Ein Kreuzweg mit den vierzehn Leidensstationen in expressionistischem Stil entstand für die katholische St. Joseph Kirche in Greifswald, der in Breslau ausgestellt und in der Presse und Rundfunk besprochen wurde. Er wurde 1933 (?) beendet.
Einige Fotos von diesem Kreuzweg habe ich mit Einverständnis des derzeitigen Pfarrers hier auf der  Seite abgebildet. Wer alle Bilder vom Kreuzweg sehen möchte, der kann auf der Homepage der St. Joseph Kirche sich die Bilder ansehen.
 
Presseberichte:

In der Westfalenpost Nr. 37 vom 29.03.1949 war zu lesen:
"... die im Museum der Stadt Neheim-Hüsten veranstaltet wurde. Unter den ausstellenden Kunstmalern befand sich auch Martin Pautsch, ein aus Schlesien nach dem Zusammenbruch ins Sauerland - nach Freienohl - gekommener Maler.
Im Hotel Bracht in Freienohl, hat sich der heute 46jährige, in Leobschütz geborene Schlesier seine zweite Heimat und einen neuen Wirkungskreis gefunden. Sein Studium absolvierte er bei Professor Kanoldt und Professor Burmann in Königsberg und unterrichtete später in Gleiwitz. Bei unserm Besuch machte uns der Künstler zunächst mit seinen Kinderbildnissen bekannt. Von den etwa  60 bis 70, vielfach ausgezeichneten Arbeiten, die wir sahen, nahm das Kinderportrait den größten Raum seines Schaffens ein. ..."

"... Wer den Maler Pautsch verstehen will, muss den Maler Pautsch kennen - in seiner starken verbundenen Religiosität, die sich insbesondere in seinen neueren Arbeiten sinnvoll ausprägt.
Martin Pautsch wird auch aus seiner neuen Berglandschaft  und ihren charaktervollen Menschen, die mit seiner schlesischen Heimat in ihrer Herbheit, aber auch Schönheit so vieles gemein hat, hoffentlich noch viel schaffen, das seinen auch schon im Sauerland und in Westfalen bekannten und geschätzten Namen als Porträtisten von Bedeutung noch weiter festigt. ..."

Sauerlandruf Nr. 1  Juli 1964
Kunstmaler Martin Pautsch gestorben
In Neheim-Hüsten starb der aus Schlesien stammende Kunstmaler Martin Pautsch nach einer langen Krankheit, von der er vergeblich in Krankenhäusern und Sanatorien Heilung gesucht hatte. Pautsch kam als Vertriebener 1946 nach Freienohl und zog 1960 nach Neheim-Hüsten. Er beschickte von Freienohl aus eine Reihe Ausstellungen mit seinen Werken, so Lippstadt, Recklinghausen, Wiedenbrück, Arnsberg, Meschede und Neheim. Arnsberg zeigte 1951 eine Sonderausstellung des liebenswürdigen Malers, der mit seinen Arbeiten Anerkennung fand und Freude machte. Für die Freienohler Friedhofskapelle schuf er zwei Glasfenster "Auferstehung" und "Grablegung". In einer Pfarrkirche in Pommern sind vierzehn Passionsbilder von ihm. Seine Kunst war vielseitig: Sgrafittoarbeiten, Glasmalereien, Landschaft & Portrait. Im Sauerland hatte Martin Pautsch eine neue Heimat und zu alten auch viele neue Freunde gefunden.
 

Schlesische Nachrichten, Nr. 9, 01.05.2002
Unter der Überschrift "Kreisgruppe Jülich der Landesmannschaft Schlesien feiert 50jähriges Bestehen" fand ich folgenden Auszug:

"... Auch Landespatronin St. Hedwig war sozusagen bei der Feier ihrer exilierten Landeskinder dabei: Ihr Ölbild, gemalt von dem schlesischen Maler Martin Pautsch, gestiftet durch die Kreisgruppe Jülich der Schlesier, geweiht am 23. Mai 1964 durch Weihbischof Joseph Ferche, Köln (früher Breslau), war für die Feier aus der nahen Propsteipfarrkirche geholt worden und stand im Blumenschmuck vor den Versammelten."

Biographie: Uta Loeber-Pautsch
Foto 1 und 2: Uta Loeber-Pautsch
Foto 3 - 4:  St. Joseph Kirche in Greifswald