Schnadezug

Schnadestein 1987 und 2001Einmal im Jahr findet in unserer Stadt Meschede der Schnadezug statt. Unter Schnadezug versteht man im Sauerland das Abgehen und Überprüfen der historischen Stadtgrenzen. Gemeinsam mit seinen Grenznachbarn werden die Grenzsteine überprüft um sich deren Verlauf in Erinnerung zu rufen. Heute ist daraus ein großes Volksfest entstanden.  An den Rastplätzen spielen für die Grenzgänger heimische Musikvereine zur Unterhaltung auf. Hunderte begeben sich beim Schnadezug in althergebrachter Art über Feld und Wald zu den Grenzsteinen, die die Gemeindegrenzen markieren. Dabei werden Bürger der Stadt werden beim sogenannten "Pohläsen" oder "Stutzäsen" mit dem Allerwertesten auf den Grenzstein gestoßen, damit ihnen auf eindringliche Art und Weise das Territorium bewusst bleibt. Die Stadt Meschede gibt als weitere Erinnerung an das "Stutzäsen" eine Urkunde (siehe unten) aus.

Begriff Schnade
,,Schnade" heißt eigentlich Grenze. Im Plattdeutschen sagt man je nach Region ,,Snat" oder ,,Schnaot". Zum gleichen Wortstamm gehört die Bezeichnung ,,Schneise", ,,Waldschneise", denn diese diente häufig zur Markierung von Grenzen. Natürliche Kennzeichnungen waren auch Bach- und Flussläufe oder Hecken. Wenn solche natürlichen Markierungen nicht vorhanden waren, warf man (Grenz-) Gräben aus oder pflanzte Grenzbäume. Diese mussten für ihre besondere Aufgabe als z.B. ,,neutrale Eiche" gekennzeichnet werden. Das geschah in vielen Gegenden dadurch, dass man mit der Axt ein Kreuz in den Stamm einschlug. Erst seit dem 17. Jahrhundert setzte man Grenzsteine.

Andere sehen das Wort „Schnade“ in seinen Bedeutungsursprung in dem Wort „schneiden“. Vor dem eigentlichen Grenzbegang hatten die „Holzwächter“ (später Förster) und die Schützen die Aufgabe, die Grenzen von Aufwuchs freizuschneiden.

Bürger der Stadt werden beim so genannten "Stutzäsen" mit dem "Allerwertesten" auf den Grenzstein gestoßen, 1987Zur Geschichte
Über lange Zeit waren die Schnadegänge in Vergessenheit geraten, hatten sie doch durch die Einführung der preußischen Katasterverwaltung und deren wissenschaftlicher Methoden ihre ursprüngliche Bedeutung verloren. Aber nach dem ersten Weltkrieg wurden gerade durch die neu entstehenden Heimatvereine Schnadegänge als Brauchtum wieder populär. Geradezu eine Renaissance erlebten die Schnadegänge aber nach der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975, als die Dörfer ihre Selbstständigkeit einer größeren kommunalen Einheit überantworten mussten. Sozusagen als Gegenreaktion besannen sich viele Dörfer und Gemeinden ihrer früheren Eigenständigkeit und ihres ursprünglichen Besitzes. Und so ziehen heute Jahr für Jahr viele tausend Sauerländer entlang ihrer früheren Dorf- oder Stadtgrenzen.
Urkunde Schnadezug 2001           

Urkunde Schnadezug 2001



Quelle: Sauerländer Heimatbund, 2004
Werner Saure aus dem Buch 600 Jahre Bürgerfreiheit Neheim - Hüsten
Bildnachweis: Karl-Heinz Kordel