Anregungen zum Umbau des Amtshauses durch Heinrich Pasternak

Freienohler Erinnerungs-Kultur
konkret und praktisch zu den Renovierungen im und rund ums Amtshaus.

Zur Motivation: „Geschichte liegt nicht hinter uns. Geschichte liegt vor uns. Geschichte ist der Humus, auf dem die Zukunft wächst.“  Hanna Barbara Gerl-Falkowitz

Zwei Aufgaben:
(1.) Was wird gemacht mit dem Freienohler Krieger-Denkmal 1870 / 71?
Bleibt es genau an der jetzigen Stelle oder muss es aus verkehrssicheren Gründen umgestellt werden?

(2.) Soll doch jetzt im Vorraum im Amtshaus eine Gedenktafel angebracht werden zum Gedenken der Freienohler Juden und Behinderten vom Nationalsozialistische Regime 1933/45? Andere Städte haben seit Jahren die „Stolpersteine“. Freienohl korrekt nicht.

Zum Freienohler Krieger-Denkmal 1870 / 71

Inhaltliche Informationen: freienohler.de : Geschichte : Das Kriegerdenkmal.
Aus verkehrssicheren Gründen: Feuerwehr-Zufahrt darf dieses Denkmal nicht mehr an dieser Stelle bleiben.

Zwei Vorschläge:
Wieder an die frühere Stelle: vor das Haus Hömberg: Hauptstraße / Brunnenstraße / Alter Weg.
Auf den Marktplatz, links vor das Haus Brieden.
Keine Vorschläge: auf den Alten Friedhof; auf die Gedenkplatz-Anlage zwischen Sparkasse und Grundschule.

Eine Informations-Tafel im Vorraum im Amtshaus: Daten zur Familie des Josef Rosenthal

Am 3. Februar und am 11. August 1842 erscheint im alten Rathaus in Freienohl, damals  mitten in der Einfahrt in die jetzige St. Nikolaus-Straße, der Jude und Handelsmann Leser Rosenthal aus Beringhausen bei Brilon, wo er ein Wohnhaus besitzt. Seine Eltern sind gestorben. Geboren: 26. September 1811 in Beringhausen. Er bittet darum, sich in Freienohl niederlassen zu dürfen. Die beim Landrat Freiherrn von Lilien in Arnsberg eingereichten Unterlagen vom 30. Oktober 1842 bescheinigen: „Die Niederlassung kann nicht verweigert werden, wenn derselbe arbeits- und erwerbsfähig ist.“
Die Familie Rosenthal wohnte Alter Weg 13, Alte Haus-Nr. 105.  
Die Familie Rosenthal: Leser (Lazarus) Rosenthal, Handelsmann, Heirat am 25. Mai 1845 mit  Julie / Julchen geb. Rotschild aus Hovestadt (Hauersstadt), Kreis Soest, geb. 7. Oktober 1819. Ihre Kinder: 1. Joseph Benjamin Rosenthal, geb. 17.02.1846. zwanzigjährig – 1866 -  als Soldat gemeldet in der Einwohnerliste. Er fiel im Krieg gegen Frankreich am 06.08.1870 in Wörth. - 2. Sophia Rosenthal, geb. 06.05.1847. 3. Lisette Rosenthal, geb. 1849. - 4. Benjamin Rosenthal, geb. 15.02.1850. - 5. Albert Rosenthal, geb. 27.11.1851. - 6. Hermann Rosenthal, geb. 10.07.1853. 7. Hedwig Rosenthal,  21.06.1854. - 8. Helene Rosenthal, geb.  11.06.1855. - 9. Julius Rosenthal, geb. 31.08.1856. - 10. Jettchen Rosenthal, geb. 07.11.1958; sie heiratete am 20.08.1877 den Juden Alexander Emmerich. - Auffällig sind die nichtjüdischen Vornamen ab Sohn Albert. - 1846 ist Magd im Haus: Florentine Weber, katholisch, 16 Jahre alt.  
Seit 1855 wohnt Familie Leser Rosenthal als Eigentümerin im Haus Alte Haus-Nr. 68 (dann Emmerich, jetzt Hömberg).
Auf Bitten der Gemeinde-Versammlung verkauft Leser Rosenthal seinen Garten, Parzelle 809, das jetzige Amtshaus, 1876 an Freienohl zum Bau einer neuen Schule. Ein Garten diente damals vor allem dem Anbau von Kartoffeln. Gemüse, Kohl usw. für die alltäglichen Lebensbedürfnisse einer großen Familie. - Wichtig für den Garten ist dieses:
Sophia Rosenthal, geb. 06.05.1847 Freienohl; konvertierte Jüdin, sie heiratete  20.7.1869 Johann Schilling, Anstreicher-Meister, aus Eslohe; Trauzeugen: Joseph Gördes, Carolina Koßmann. Ihre Tochter: Lea Schilling, geb. 11.4.1872, Taufe: 14.4.1872, Taufpaten: Otto Schilling, Lehrer zu Breitenbruch, Franz Weber, Theresia Lenze, Christina Toenne.
Familie Schilling wohnt mit ihrer Tochter ab 1879 zur Miete im neuen Schulhaus, unten links. Ehefrau Sophia wird als kleines, junges Mädchen den Garten ihrer Eltern Leser Rosenthal und Julchen Rotschild sicher mit besorgt und ihrer Tochter davon erzählt haben.

Joseph Rosenthal, der älteste Sohn der Familie Leser Rosenthal wusste sich als Soldat als Freienohler Bürger. Bei der Feier der Einweihung des Krieger-Denkmals wird der Vater Leser Rosenthal dabei gewesen sein. Der damalige Pfarrer Julius Falter schreibt in seiner Chronik: „Am 21. Juli 1887 wurde im Beisein des Regierungspräsidenten von Rosen, des Landrats Freusberg in Arnsberg und des Bezirks-Commandeurs Major von Heineccius in Meschede das Kriegerdenkmal eingeweiht, bei welcher Gelegenheit der genannte Präsident die Festrede hielt. Es wohnten der Feier noch mehrere Offiziere, 8 fremde und der hiesige Kriegerverein, der Ortspfarrer, im ganzen gegen zweitausend Personen bei.“
Selbstverständliches Freienohler Zusammenleben mit jüdischen Familien.

Siehe auch – ebenfalls für den Vorschlag zur Gedenktafel: Freienohler.de : Geschichtliches : Verschiedenes : Freienohler Zusammenleben mit jüdischen Familien.
Ein Text bezüglich der Ermordung der Freienohler Behinderten kann im Stadtarchiv Meschede gelesen oder bei H. Pasternak angefordert werden.

Die Gedenktafel zum Gedenken der ermordeten Freienohler Juden und Behinderten vom Nationalsozialistischen Regime 1933 - 1945

Denkmal                       Freienohler Gedenken                      Mahnmal
ermordeter Freienohler
Juden und Behinderten
vom Nationalsozialistischen Regime
1933 - 1945


Heutzutage

gedenken wir aller Menschen,
die durch
politischen,
wirtschaftlichen,
persönlichen,
religiösen
Machtmissbrauch
leiden,
gelitten haben,
verfolgt,
ermordet worden sind.
 
Vom Nazi-Regime
ermordete Freienohler
Juden
im Konzentrationsleger
1933 – 1945

Antonia Dreyfuß geb.
Löwenbach, Ehemann
Emil Dreyfuß: KZ Samosc

Debora Funke geb.
Emmerich: KZ Auschwitz

Meier Max Jacob,
Ehefrau  Jenny geb.
Grüneberg, Tochter
Grete Fanny: KZ Lublin

Louis Jacob
KZ Sobibor

Henriette Nathan geb.
Hertz, Tochter Hilde:
KZ Litzmannstadt

Rosa Winter geb. Jacob,
Ehemann Karl,
Söhne Rolf, Adolf:
KZ Minsk
Vom Nazi-Regime
Freienohler Verletzte,
ermordete Behinderte
durch Euthanasie
1933 – 1945

Aus Pietät ungenannte
Sterilisationen

Behinderte:
„verlegt“, entführt aus Warstein, Bigge, Carthaus / Dülmen

Ermordungen
durch Giftspritze, Gastod in Hadamar, Eickelborn, Aplerbeck, Weilmünster, Pafferode

Heutzutage gedenken wir der

Verfolgten, Vertriebenen, Ermordeten, Verletzten, Hingerichteten, Verwundeten, Massakrierten, Versklavten, Kinder- Soldaten,  Vergewaltigten,  Misshandelten, Missbrauchten,  Gefolterten, Gequälten, durch totalitäre Regime, autoritäre Diktaturen, Terrorismus, Korruption, Vandalismus, Mobbing, Diskriminierung...

 

Bericht: Heinrich Pasternak, September 2014