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Durch die Krumme Straße und noch weiter kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, so zwischen 1944 und 1945 insbesondere für Buiterlinge zusammen mit Heinz Zacharias
Er ist freilich verstorben. Zum Glück hat er ein paar Seiten Freienohler Leben hinterlassen. Aber weil Buiterlinge davon nicht alles verstehen, haben Eingesessene mit einem zweiten Teil weiter geholfen.
Den ersten Teil hat Heinz Zacharias geschrieben. Nur an ganz, ganz wenigen Stellen wurde ganz, ganz wenig gekürzt, geändert, - aus Höflichkeit.
Im zweiten Teil sind dann für die Gegenwart viele unbekannten Vokabeln erklärt. Und zwar zusammen mit den Eingesessenen Erich Eickelmann, Elsa Feldmann, Willi Staudinger für den Buiterling Heinrich Pasternak und für freienohler.de.
Kindheits- und Jugend-Erinnerungen von Freienohl
Bei einem Rückblick in die Geschehnisse und Verhältnisse von Freienohl ziehen mir die Bilder vor den Augen vorbei. Aber vieles ist bereits in Vergessenheit geraten und somit kann es vorkommen, dass ich Namen und Straßen verwechsele. Die moderne Zeit hat uns alle überrollt, und somit sind die Geschehnisse, die sich in Freienohl zugetragen haben, vergessen worden. Nur einige können sich noch an die gute alte Zeit zurück erinnern, wo in Freienohl die Nachbarschaftshilfe und die Feste groß geschrieben wurden. Viele Freienohler leben nicht mehr, oder befinden sich in der Fremde. Und somit soll diese Niederschrift sie an die alten Zeiten erinnern.
Erstens.
Ich wurde auf der Krumme Straße geboren und mein Vater war Schreiner von Beruf und hatte diesen Am Hügel bei Feldmanns erlernt. Meine Mutter war in der Vossecke geboren worden und deren Mädchenname war Dürings. Meine Tante Lissebeth hatte Stirnbergs Adolf geheiratet und wohnte in Stirnbergs Hännes seinem Haus, der nicht verheiratet war. Das Haus, in dem wir wohnten, gehörte Tante Lissebeth und wir mussten 15,- RM Miete für Haus, Garten und Bauernhof zahlen und hatten freie Hand zur Umänderung. Das Haus war ein altes Bauernhaus mit einer großen Scheunentür und Diele. Der Fußboden bestand aus Pflastersteinen. Das Haus bot wenig Räumlichkeiten zum Wohnen, aber hierfür viele Stallungen und Rumpel-Kammern. Der Keller konnte nur durch die Küche begangen werden, wo eine Klappe im Fußboden angebracht war und eine steile Treppe nach unten führte. Im Haus war auch nur eine (einzige) Wasserzapfstelle in der Waschküche, die im Winter immer zufror. Toiletten waren ebenfalls nicht vorhanden und die Bedürfnisse mussten in der Wiese auf einem Donnerbalken-Plumpsklosett verrichtet werden. Im Winter war es dort sehr kalt und im Sommer tummelten sich dort die Ratten. Im Haus war kein Badezimmer und die Wochenend-Wäsche wurde in einem Badefass aus Zink genommen in der Küche. Elektrisches Licht war zwar vorhanden, aber es fehlten Maschinen (Küchen-), Radios und andere Bequemlichkeiten, die die moderne Zeit hervorgebracht hat. Und somit machte die Wohnung einen ärmlichen Eindruck. Im Stall standen zwei Ziegen. Und Hühner hatten hier ihre Nester. Und hinter dem Ziegenstall war der Schweinestall, in dem sich zwei bis drei Schweine befanden. Seitwärts davon wurde später ein neues Plumsklosett errichtet, sodass dieses von dem Haus aus zu begehen war. Im Obergeschoss war das gemeinsame Schlafzimmer für uns Kinder und für die Eltern. Ein kleines Wohnzimmer war davor, welches wir nur an Feiertagen oder zu besonderen Anlässen aufsuchen durften.
Neben diesem Wohnzimmer befand sich eine kleine Schreinerwerkstatt von meinem Vater und daneben die Räucherkammer („Räucherbuin“).
Vor dem Haus war ein großer Garten und ein großer Hof mit einer Miste vor dem Ziegenstall.
An der Straße stand eine Bank, auf der meine Eltern im Sommer des öfteren saßen.
In der Waschküche stand ein eingemauerter Schüsselpott, in dem das Schweine-Fressen gekocht wurde, und eine Waschmaschine mit einem Schwengel. In diesem Schüsselpott wurde auch die Wäsche gewaschen. In der Küche selbst stand ein großer „Wirtschaftsherd“ (Firma Küppersbusch) mit einem Back- und Wasser-Kasten. In dem Wohnzimmer war ein Dauerbrenner-Herd aufgestellt worden, der ebenfalls mit Holz und Kohle geheizt wurde. In der Diele („Dele“) wurde geschlachtet und auch Gemüse geputzt zum Einkochen und ebenfalls Holz gehackt bei schlechter Witterung.
Diese ärmlichen Zustände zeigten sich in den meisten Häusern von Freienohl. Nur wenige hatten einen kleinen Wohlstand. Der Ort lebte zum größten Teil vom Fremdenverkehr im Sommer. Bauhandwerker, Bauern, Knechte, Holzhauer und Sägewerker waren die Männer des Ortes, wodurch sich diese den kargen Lohn verdienten. Jedes Haus hatte Vieh und Felder, Gärten, und somit brauchten die Freienohler nicht zu hungern. Nur das Geld fehlte. Kuchen, Brot wurde zum größten Teil selbst gebacken oder wurde (zum Backen) nach Korten Franz, Follen Jupp oder Trompeters Hännes gebracht, welches Bäckereien waren. Die Haus-Schlachtungen machten Lipskes Käppe, Lörwalds Lui oder Pöttgens Wilhelm, Peetz Meier (Franz). Diese zogen mit „Badewannen“ von Haus zu Haus, wo gerade geschlachtet wurde. Lörwalds Lui hatte immer einen Priem in der Backe, die sich somit weit ausgeweitet hatte. Bei Lipskes Käppe musst man immer aufpassen, dass dieser die Lümmerkes aus dem Schwein nicht klaute, denn dies war nicht als ein Vergehen anzusehen und war zu dieser Zeit ein Ulk. Jürgens Fritze von der Bettenhelle machte den Fleischbeschauer und gab das Schwein oder Rind oder die Kuh mit einem Stempel frei. Diese Haus-Schlachtungen fanden fast in jedem Haus statt, denn für Fleisch von Katzowes Piuses war in den meisten Häusern kein Geld vorhanden.
An Sonntagen gingen die alten Freienohler mal zum Mich-Häuschen, Helnerus Vatter, Kösters Anton am Bahnhof oder nach Neckers Wilhelm. Andere gingen wieder nach Brachts Tante, Hötten, Lindenhof oder in die Hölle nach Leuers Wilhelm oder nach Kösters Tünnes am Bahnhof.
Aber in der Freizeit konnte man vielen Alten im Wald begegnen, wie (so) auf der Hellefelder Höhe, 118 – 120 in der Schla, in der Fillekule oder in der Rümmecke. Bei Saamüllers Kaspar war ich mit meinem Vater des öfteren, denn hier wurde verhandelt über Holz oder über das Holen von Holz. Von Onkel Adolf bekamen wir im Herbst immer ein´ Teil zugewiesen in der Rümmecke – Winterseite, welches wir uns fertigmachen konnten. Das war immer eine Plackerei, das Holz bis auf den Rümmker Weg zu bringen und dann noch nach zu Hause, dieses klein zu machen mit der Axt und der Schrott-Säge.
Die Türen der Häuser waren erst nicht verschlossen und ein Besen vor der Tür zeigte an, dass niemand zu Hause war. Und war kein Besen vor der Tür zu sehen, so war jemand im Stall oder in der Küche.
Über uns wohnte Herbstes Hugo und der war bei der Reichsbahn beschäftigt und der hatte zwei bis drei Kühe im Stall stehen und somit hatte seine Frau Julchen genug zu tun. Herbstes Karla, Hugo, Elfriede und Fränzken mussten kräftig mithelfen. Auch ich war dort viel im Haus und auch beim Holz-Sägen. Bornemanns Ludwig war Zimmermann und arbeitete bei Kesslers und wohnte bei Herbstes im Haus mit seiner Frau Frida und dieser kam oft nach Feierabend, wenn wir am Holz-Sägen waren, noischieren, und unterhielt sich dann mit den Leuten, die die Krumme Straße rauf und runter gingen. Mein Vater arbeitete in einer Stuhlfabrik in Oeventrop auf der Sauerländer. Und den Weg hin und zurück machte er zu Fuß. Auch dieser hielt des öfteren ein Pröleken mit Herbstes Hugo, Bornemann oder Knickers Karl. Über Neisen wohnten Humperts Onkel und Humperts Hubert. Neben diesem Haus ging eine Gasse runter, die bei Althaus ´rauskam. Dann kamen Albers Alvis und Albers Franz, die eine Schneiderei hatten. Über diesen kam Schulten Jupp, von Rüden, Zacharias Alvis, Assmanns Bauer und daneben ein kleines Häuschen mit einer hohen Treppe davor: der Friseur Hofmann mit seiner Frau Änne. Es folgten Herbstes-Neisen, Bürgers und dann Leuers. Auf der anderen Seite kamen Muisen, Prinzen, dann Kleinen, Lipskes Käppe, Kluten, Braukmanns, Beckers, eine Mauer, und dann Knickers und Kleinfellers. Zurück zu unserem Haus Röters, August Petz, Meiers Franz, Schwefers-Görs Willi und Fritze, Tönnen Adolf und dann kamen wir.
Mein Vater machte die Schreiner-Arbeiten in der Nachbarschaft. Und das Aushobeln und Sägen mit der Maschine machte er bei Kaisers (Raimund Schwefer, Bergstraße)über Hötten (Hirsch-Apotheke). Jeder half jedem auf der Straße und so wurde hier Nachbarschaftshilfe gemacht im Beruf und auf dem Feld. Es blieb trotzdem noch viel Zeit, um eine Unterhaltung zu führen.
Zweitens
Kirche und Vereinswesen wurden in Freienohl sehr groß geschrieben. Jeden Sonntag gingen die Freienohler zur Kirche. Und der Pastor bestimmt somit die Geschehnisse in Freienohl. Nur wenige waren evangelisch. Und in unserer Klasse war des Drägers Walter, den wir oft beneideten, da er nicht am Religionsunterricht teilnehmen brauchte und nicht jeden Tag in die Messe und an Sonntagen sogar zweimal in die Kirche musste bei Pastor Gerwinn. Mein Vater war im Kirchenvorstand und musste bei den Prozessionen den Himmel tragen. Außerdem war er noch in der Freiwilligen Feierwehr. Und das Spritzenhaus befand sich gleich neben der Kirche der Alten Schule, gegenüber von von Uhrmachers Hännes und der Schmiede Schwefers Joseph und Korten Franz. Im Gesangverein sang er bei der „Cäcilia“ bei Humperts Tante und weiterhin war mein Vater in dem Schützenverein und Kassierer bei dem Ziegenzucht-Verein. Den Ziegenbock (die Bock-Station) hatte Mesters August in der Rümmecke. Sonntags morgens ging kam Düringes Adolf und Kännes zum Schafskopp-Spielen und ich bekam einen Krug und Geld und einen Flachmann und musste bei Helnerus Onkel, was vorher „Zum Esel“ genannt worden war, Bier und Schnaps holen.
Zuhause und auch in der Nachbarschaft wurde nur Plattdeutsch gesprochen. Nur wenn Fremde kamen, wurde Hochdeutsch benutzt. Aber sehr viele Freienohler beherrschten das Hochdeutsch nicht. Die Erziehung durch die Eltern war sehr streng und es gab sehr viel Schläge zuhause und in der Schule. Selbst die Nachbarn durften uns verprügeln.
Auf der Siedlung hatte sich eine Siedlungsgenossenschaft zusammen geschlossen und hatte den Wald gerodet und die Stucken entfernt und somit Felder geschaffen, was für Bauland vorgesehen war. Assmanns, Eickelmanns, Pluggen, Stirnbergs, Däauengräwers, Pottschulten, Toisbuisers, Pingelers, Denards, Nellen, Hofmanns, Gassen, Schwinnen, Jesels, Kaulmanns Mummel, Kallemoiners, Wiesemanns, Schmitten, Pips, Greven-Leichert, Gäseln, Leuers, Leimbachs, Lipses, Schwanzschneiders, Schindlers, Schaumäkers, Polizisten, Salkes, Solmes, Kloren, Heiern und Ranten hatten sich diese Arbeit gemacht. Die Felder wurden zum größten Teil mit der Hand bestellt und abgeerntet, was sehr mühselig war. Nöken und Schwinnen, Eickelmanns und Assmanns Bauer hatten sich eine Scheune aufgestellt. Für die anderen war nur eine kleine Bretterbude vorhanden über Kaulmanns Mummel seinem Loch, in dem eine große Harke war, die alle benutzen konnten. Diese Bude diente zum Schutz gegen Kälte und Regen beim Kühe-Hüten.
In der Hütte machten wir Feuer und warfen Kartoffeln hinein, die wir uns von den Feldern geholt hatten. Aus Farnkraut wurden Zigaretten gedreht, in Zeitungspapier, und manche hatten auch eine Pfeife, die diese zuhause gestiebitzt hatten. Des öfteren fingen wir auch Forellen aus dem Rümmecker Bach oder aus der Eismecke unter der Freilichtbühne. Vereinzelt fingen wir noch Krebse, die vorher hier in großer Zahl gewesen sein mussten. Um die Kühe und Ziegen richtig fett zu haben, damit diese viel Milch gaben, trieben wir diese über Nöken Klee, was nicht ganz ungefährlich war. Die Tiere konnten hierbei krepieren, wenn diese zu viel Klee bekamen.
Viele schöne Stunden verbrachte ich auf der Siedlung mit Neisen-Herbstes Fränzken, Ranten Erich, Ranten Kase, Storm Simon, uns Storms Küppe (Pottschulten), Eikelmanns Resi und Betken, Vernholz Korneli, Neisen Willi, Neisen Gertrudis, Gassen Ida, Klauken Hännes uns Spitze, Kossmanns Hermann, Schneiders Ferdi und noch andere, die ich bereits vergessen habe.
Nach dem Zusammenbruch des Krieges fanden wir Ausrüstungsstücke der Deutschen Wehrmacht und auch Munition. Im Haiga (Flurname bei den Riedbüschen) standen drei Flakgeschütze (Vierlings-Flak) (Abkürzung: Flieger-Abwehr-Kanone) und hier lagen Munition und andere Waffen genug herum. Wir drehten die Projektile der Flak-Granaten ab und entnahmen die Pulver-Säckchen. Diese warfen wir in das Feuer oder legten sie unter Bäume, schlossen eine Zünd-Schnur an und brachten sie somit zur Sprengung. Gewehr-Munition wurde auch zum Teil in das Feuer geworfen, oder die Karabiner wurden an Bäume fest gebunden und somit abgeschossen. Denn zum Halten dieser Waffen waren wir noch zu schwach. Es wurde uns von den Alten erzählt, dass sich in den Panzer-Fäusten Feuersteine befänden und diese wurden auf dem Schwarzen Markt sehr teuer gehandelt und kosteten pro Stück 15 – 20 RM. Schneiders Ferdi hatte in der Eismecke unter der Freilichtbühne eine Panzerfaust gefunden und hatte uns nichts davon gesagt. Plötzlich, beim Hüten der Kühe, gab es eine Detonation aus der Richtung von Rips Wiese und beim Nachsehen fanden wir Ferdi, der stark am Oberschenkel am Bluten war. Dieser hatte sich hinter das Rohr der Panzerfaust gekniet und wollte diese demontieren, wobei diese aber losging und ihm den halben Batzen wegriss. Von Schwinnen Wiese entkleideten wir eine Vogelscheuche und schleppten Ferdi in Richtung Rümmecke zur jetzigen B7 an Saamüllers vorbei. Zacharias Gustav kam mit einem PKW mit Holzkocher von der Marke „Wanderer“ vorbei und brachte Schneiders Ferdi nach Dr. Dehen. Und von dort wurde er in das Arnsberger Krankenhaus gebracht, wo die Wunde verheilte. Am Tage darauf erwartete uns bereits der Lehrer in der Schule und wir bekamen Schläge, da wir mit Munition gespielt hatten. In dieser Zeit hatten wir Waffen und andere Ausrüstungsstücke gesammelt und in Buden versteckt, die wir uns auf Bäumen oder im dichten Gebüsch gebaut hatten. Diese Buden wurden von uns verteidigt bei Angriffen (von uns bekannten Kindern, Jungen) aus der Rümmecke oder vom Bahnhof. Zu Verletzungen kam es hierbei nicht. Auf der Hellefelder Höhe am Rümmecker Bach fanden wir das meiste (an bei der Flucht zurück gelassenen Waffen usw.). Und hier standen sogar Panzer, die später abgeschrottet wurden. Noch vor kurzer Zeit habe ich hier noch Überreste des Zweiten Weltkrieges gefunden, die aber total verrottet waren. Durch diese von der Wehrmacht weggeworfene Munition kam auch der Waldarbeiter Joseph Arndt ums Leben, da er Braken verbrennen wollte in der Rümmecke und diese auf vergrabene Munition gelegt hatte. Bei der Explosion hatte er sich sehr stark verletzt und hatte sich zum Bach geschleppt, wo er später tot und halb verbrannt gefunden wurde.
Ende der Textfassung von Heinz Zacharias.
Der zweite Teil mit der Hilfe des Wissens und der Erinnerungen Eingesessener
für Buiterlinge und die jüngere Generation
Die Reihenfolge ergibt sich aus der Textfassung von Heinz Zacharias.
Heute meint hier das Jahr 2011.
Heinz Zacharias war von 1941 - 1949 auf der Volksschule in Freienohl. So hießen damals die Grundschule + Hauptschule. Bei der Firma Altenwerth in der Bahnhofstraße erlernte er das Schreiner-Handwerk. Später arbeitete er als Einschaler auf dem Bau und bei der Firma Dehler. Wahrscheinlich um den von ihm so erfahrenen Zwängen seiner möglicherweise allzu strengen Erziehung zu entgehen, die ihn offenbar noch sehr lange verfolgte, trat er nach der Lehrzeit in die Fremdenlegion ein. Damit erschien er für sein weiteres Leben wie ein innerlich zerstörtes Wrack. Er hat nur sehr schwer den Anschluss an das übliche, alltägliche Leben finden können.
Die Eltern von Heinz Zacharias waren sehr streng in der Erziehung ihres Sohnes Heinz. Auch weil der Vater Jahre lang zu Fuß zur Stuhlfabrik in Oeventrop ging und im Dorf ziemlich engagiert lebte, ist man ihm täglich über den Weg gelaufen. Dabei hat man ihn nie freundlich oder lachend gesehen. Sein finsteres Gesicht war sein typisches Kennzeichen.
Stirnbergs Adolf, Tante Lisbeth, Hännes Stirnberg waren Onkel und Tante von Heinz. Adolf Stirnberg war etwas schwerhörig. Er arbeitete zuletzt bei der Gemeinde Freienohl. Hännes Stirnberg erschien als ein etwas beschränkter Mensch, freilich mit Bärenkräften. Er war angelernter Schmied. Beim Dorf-Schmied half er aus. Weiter lebte er von Gelegenheitsarbeiten: Verladen von Holz, leer schaufeln von Kohle-Wagen, in der Landwirtschaft.
Korten Franz, Follen Jupp, Trompetters Hännes waren die drei Bäcker im Dorf. Das Haus von Franz Korte war da, wo das jetzige Textilhaus Humpert, Ecke Hauptstraße / Twiete steht. Franz Korte betrieb auch eine Landwirtschaft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte ihm auch ein Pferde-Gespann. Beim Anschauen des hinteren Gebäudes kann man sich das alles gut vorstellen. - Haus Folle im Breiten Weg kennen heute gewiss fast alle, - inzwischen Bäckerei Kremer aus Olpe. - Hans Trompetters Bäckerei war auf der Hauptstraße, neben der Volksbank, heute Wippermann.
Lipskes Käppe, Lörwalds Lui, Pöttgens Wilhelm, Peetz Meier und die Lümmerkes:
Lipskes Käppe hieß Trompetter. Er wohnte auf der Krumme Straße und war Bademeister im alten Freibad an der Ruhr unterm Küppel. - Lörwalds Lui war von Beruf Waldarbeiter und wohl der einzige, der mit einer alten Zink-Badewanne auf seinem Karren umherzog. -
Pöttgens Wilhelm war einer der Söhne von Pöttgens Rosa, der Begründerin einer ganzen Familien-Dynastie von Schul-Hausmeistern. Wilhelm war wahrscheinlich noch in in der Alten Schule geboren. In seiner Kinderzeit fand er ein Meteoriten-Stück, das noch heute im Besitz seines Schwiegersohns Kurt Werner, Konrad Adenauer Straße, ist. - Peetz (früher auch Petz geschrieben) Franz wohnte auf der Krumme Straße in seinem Elternhaus, das heute Friedel Pius Neise gehört. - Mit Lümmerkes ist das Schweine-Filet gemeint, das der Hausmetzger im zum Auskühlen draußen aufgehängten Schwein teilweise löste, sodass man es ruckartig herausziehen konnte. Das galt aber selten als Diebstahl, sondern als Jux, als Scherz, um die Eigentümer mehr oder weniger zu ärgern.
Claren / Klaren / Cloren: Dieser Beiname hat nichts mit Schnaps zu tun. Claren, Clarmann ist ein Freienohler Hofname von 1781. Ein Teil des Alten Friedhofs gehörte dazu. Durch Einheirat im 19. Jahrhundert erhielten Familien Cohsmann und Pöttgen den Beinamen Claren. Die Familie Claren, Clarmann ist im 19. Jahrhundert in Freienohl ausgestorben. (Genaueres in der Freienohler Friedhofs-Visite).
Pips: Trumpetter.
Knickers Karl: Heckmann.
Jürgens Fritze von der Bettenhelle hatte das Amt des Fleischbeschauers vom alten Konstantin Bracht übernommen. Der Fleischbeschauer untersuchte das Schlachtvieh, das geschlachtete Tier, das Fleisch und gab es mit amtlichen Stempel-Aufdruck zum Nahrungs-Gebrauch frei.
Katzow und Pius: „Katzow“ ist jüdische, hebräische Sprache und bedeutet Schlachter, Fleischer. Pius ist der Freienohler Vorname von Friedel Neise, Krumme Straße.
Genannte Gastwirtschaften in Freienohl
Helnerus Vatter Onkel „Zum Esel“= „Iessels“, Kerstholt: „Domschänke“; „Milch-Häuschen“ : der Anfang der Gaststätte „Klauken aufm Hahn“; Kösters Anton : Bruno Köster; Neckers Wilhelm (Necker-Siepe): leer stehendes Haus an der Ruhrbrücke, früher Gasthof Siepe; Lindenhof : Geschäftshaus Ecke Hauptstraße / Twiete, früher Hachmann; Brachts : Hotel / Bistro Bracht; Gasthof Hötte : Hirsch-Apotheke; Leuers Wilhelm : Hölle : Gasthof Geissler : gegenüber dem alten Amtshaus, früher eine Post-Station.
Zwischendurch einige heutzutage wohl unbekannte Wörter
„118 – 120 in der Schla“: die Forst-Distrikte 118 und 120 in der oberen Rümmecke. Schla steht für Schlag; das Freienohler Wort für den Distrikt zum, beim Holzeinschlagen, Baum-Fällen.
Die Fillekuhle war der Wasen-Platz von Freienohl. „Wasen“ meint den Dunst, den Geruch von warmen und vergährenden toten Tierkörpern, Kadavern; Schindanger, ziemlich neu: Tierfriedhof. Die Fillekuhle befand sich an dem Weg von der Rosenbrake zum Rümmecke-Tal.
Saamüllers Kaspar: gemeint ist der Säge-Müller (Säge-Mühle) Schnapp in der Rümmecke; sein wirklicher Name ist Heinrich. Den Vornamen Kaspar hat es in der Familie Schnapp nicht gegeben. Enkel von Heinrich Schnapp leben in Freienohl und Oeventrop.
Schrott-Säge: Freienohler Aussprache; eigentlich Schrot-Säge, wegen der groben Späne beim Sägen. Vor allem beim Baum-Fällen, Baumstämme-Durchsägen wurde sie von zwei Holzfällern, Holzarbeitern benutzt. Die heutigen Ketten-Sägen machen auch viel Schrott.
Herbstes sind Neisen, Karla: In der Geschichte der Montessori-Pädagogik als Übersetzer und Lehrer über Maria Montessori ist er durchaus kein Unbekannter: Universitätsprof. Dr. Karl Neise, für Freienohl ist er auch ein gründlicher Heimatforscher (www.freienohler.de).
Bornemanns Ludwig hatte den Beinamen „dai Wüste“; demnach schien er ein wüster Zimmermann zu sein. Manchmal soll er sich „knurrig“ gegeben haben, manchmal, sonst war er sehr umgänglich.
Humperts Onkel Ernst war der Begründer des Textilhauses Humpert; Ecke Hauptstraße / Twiete.
Der Friseur Hoffmann bewohnte mit seiner Frau ein kleines Häuschen auf der oberen Krumme Straße. Sein Salon, man sagte nicht Geschäft, war dort, wo jetzt die Gaststätte
I-Punkt ist.
Röthers August war Junggeselle, hinterließ keine Nachkommen; ihm gehörte das Haus, wo jetzt die Volksbank ist. Er betrieb dort ein EDEKA-Lebensmittelgeschäft. Das Haus wurde verkauft und abgerissen. Neu gebaut wurde die Volksbank.
Die Schwefer: hier der Zweig der Familie Schwefer mit dem Beinamen Göers.. Am 29.11.1793 heirateten Michael Schwefer aus Mittelberge / Calle (= Witwer von Ursula Pöttgen gnt. Riedesel) und Getrude Göers.
Uhrmacher Hännes: gemeint ist Hans Feldmann. Mit seiner Tochter hatte sein Schwiegersohn Grosche das Geschäft weiter geführt.
Schwefers Josef war in diesen Jahren der Dorfschmied. Seine Werkstatt hatte er hinter seinem schönen alten Fachwerkhaus neben dem heutigen Textilhaus Humpert.
Däauengräwers – freienohlerisch – war der alte Totengräber Kaspar Düring. Er war geachteter Maurer und ist auf den Fotos von der Grundsteinlegung der Schützenhalle in weißer Kluft und Zylinder zu sehen. Sein Häuschen stand neben dem Haus Mühlhöfer an der kleinen Gasse.
Pottschulten sind Storms in der Mittelstraße, jetzt St.Nikolaus-Straße. Franz Anton Storm gnt. Pottschulte aus Neheim verheiratet am 22.1.1856 mit Elisabeth Kaulmann. Er hat diesen Beinamen mitgebracht.
Toiguisers: Schulte.
Pingeler: Beiname von Koeke.
Denards sind Bürgers. Das Wort ist eine Ableitung von dem Eversberger Namen Degenhard.
Schwinnen sind Altenwerths. Der freienohlerische Name steht schon in den ganz alten Schätzungslisten (Steuerlisten). Der Schweine-Hirt genoss ein ähnliches Ansehen in der Freiheit wie der Bürgermeister, der Schultheiß.
Greven-Leichert war der Spitzname, was noch etwas anderes meint als der Beiname, für den alten Greven Fritz. Man kannte ihn eigentlich nur unter dem Namen Figgens Fritz wegen der Herkunft vom Greven-Figgeners-Hof in Wennemen. Er konnte vor allem den Feriengästen sehr gekonnt Lügengeschichten erzählen. Daher kam der witzige Spitzname Leichert – freienohlerisch! – für Lügner. Denn Lügengeschichten sind nicht ungehörig, nicht unmoralisch, sind Spaßgeschichten; etwas anderes als Lügen. Leichert ist also ein Spitzname mit und zum Schmunzeln.
Schwanzschneiders hieß die Schneidermeister-Familie Schröder Am Hügel. Es gibt zwei Deutungen für diesen Beinamen: In früherer Zeit wurde ein Frack auch mit zwei schwanzartigen Rückenteilen geschneidert; also: Schwanzschneider. - Oder: ein Familienmitglied war in Russland gewesen und kam wieder zurück mit der dort für Männer zeit- und mode-üblichen Frisur eines Pferdeschwanzes. Weil er Schneider war, ist der Beiname klar.
Ranten = Pöttgen; Erich Pöttgen; Ranten Käse: Günter Pöttgen.
Schaumäkers – wieder freienohlerisch – wird ein Zweig der Familie Heckmann genannt. Gemeint ist der Schuhmacher Heckmann.
Polizeis wurde die Familie Kaulmann von der Nikolaus-Straße genannt. Ein Vorfahre um 1850: Kaspar Kaulmann, verheiratet mit Christina geb. Schwinne, war Polizeidiener; damals immer nur einer, freilich ein sehr gewichtiger Eingesessener.
Kaulmanns Mummel: ein böser Spitzname für einen Veteranen aus dem Weltkrieg, der ein Bein verloren hatte. Er wohnte am Ruhruferweg.
Die Eismecke – freienohlerisch - : die Ismecke ist der Bachlauf unter der Rümmecker Autobahnbrücke.
Schneiders Ferdi war Arnsberger und ging hier ein paar Jahre zur Schule. Er war mit der Familie Bürger verwandt.
Dr. med. Dehen war der Großvater von Dr. med. Gisbert Breuckmann.
Zusammengestellt und um Verbesserungen, Ergänzungen und auch Löschungen bittet der Buiterling
Heinrich Pasternak