Im Langel, Langenohl, das Ohl mit einigem Drum und Dran, alten Archiv-Akten-Funden und ziemlich neuen Informationen und Klarstellungen.

Die Quellen-Literatur der alten Urkunden und mehrere Bücher über Flurnamen, Ortsnamen, Personennamen und dem ganz neuen Standartwerk: Gunter Müller: Westfälischer Flurnamen-Atlas, 5 Bände, 2000 – 2012 (davon mit dem Flurnamen-Register bei Wikipedia) sind zu lesen im Stadtarchiv Meschede mit dem Archiv Freienohl in Grevenstein.
 
Das Ohl, das Langel: in Freienohl
In Freienohl  ist das Ohl der Flurname  für die gesamte Flur links und rechts der Ruhr durch ganz Freienohl. Langel ist der Flurname für einen Abschnitt des Ohl von der Langel-Brücke bis Wilöshausen / Oeventrop. Früher, für den folgenden Text, war das Langel das landwirtschaftlich und viehwirtschaftlich benutzte Ackerland, Weideland, gepachtet von Freienohlern. Die Pacht-Geldbeträge stehen in der Originalliste; die sind hier und auch von Franz Kehsler, dem Haupt-Autor des folgenden Abschnitts, ausgelassen. Siehe: Franz Kehsler: „Kreuz – statt Hakenkreuz“, S. 109: „Von den alten Eingesessenen der Freiheit Freienohl“.
Die Originalliste steht im Ältesten Kirchenbuch von Freienohl aus dem Jahr 1537 ff., bearbeitet von Pastor Erlmann, 1802, im Pfarr-Archiv B 1; Abschrift von Franz Kroh im Archiv Franz Kroh im Stadtarchiv Meschede in Grevenstein.                              
Daraus sind hier abgeschrieben nur die Textstellen mit dem Person-Namen und Orts-Namen Langenohl: langel, langen ole, langen Ol, langen Ohl. Ein Fragezeichen (?) bedeutet:  nicht korrekt zu lesen.  Pünktchen: … bedeuten: Geld-Pachtbeträge sind hier auch ausgelassen.
 
Der Surrggessche (?) van deme garden by ernem Hausse von deme lande zu dem langen ole...
 
Johann Vogelsanck,  Durgeck, Tonyss Jürgen, der Cloppersche … von dem Lande zu deme nedersten langel...

Ite Thonyss Gestenbrauck von dem lande und wiese zu deme ..ddelsten langel...
 
Ite der Surges … von dem lande zu deme langel …
 
Hans Werneken memoria iss dat landt in dem nechsten langell … 1533
 
Schillings Gut-Wiese in d. Rrümke, Garden auf dem twegete Land in dem nedchsten langenoll …
 
Solman ...anwende gegen der Mollen im langen ohlle. (anwende: Pflug-Wendung am Ackerstück)
 
Ausführlicher: Die historische Bedeutung der Flurnamen Langel und Ohl
Lamgel ist als Einzelwort nicht abgeleitet von „lang, Länge“ oder von einer Kurz-Form „lang´l“, als Gegensatz-Vergleich zu „kurz, Kürze“. Doch in Verbindung mit Acker ist gemeint: langer Acker  Dieses Wort „Langel“ tritt so auf im Zusammenhang mit Wasser, Moder, Morast, Sumpf, genauer: als fruchtbarer, feuchter Acker - Sprachgeschichtliche Funde gibt es im vorgermanischen, im kelto-ligurischen Raum um 600, 700 v. Chr. Siehe im Internet: Weilburg an der Lahn; Etymologie: Flussname Lahn.
Ohl ist nicht abgeleitet von „alt“, als Gegensatz-Vergleich zu „jung“. Das Ohl meint genau wie das Langel die feuchte Flur, fruchtbarer Wiesengrund direkt am Fluss ursprünglich aus Moder, Morast, Sumpf, zwischen ansteigenden Berghängen, häufig an Fluss-Biegungen oder Fluss-Schleifen.  Der Name Ohl ist geographisch-historisch, jünger als Langel,  bekannt im Hochmittelalter,, kommt deswegen vielleicht häufiger vor als Langel. Im westfälischen Sprachgebrauch gibt es auch die Ölmühle; Mundart nah als Ö(h)l; hier wird das Beiwort Öl abgeleitet von Ohl; die Lage der Mühlen zeigt das.
Die Namen-Dublette Langenohl, Langenol ist im Sauerland, im Groraum Meschede auch als Ortsname bekannt. Und es gibt Verbindungen mit Familien-Namen, Hof-Namen, so in Freienohl: Schultenhof; Rocholl : Oels im Loch : am Ruhrufer. Ob sich der Familien-Name Rocholl mit seinem zweiten Wortteil -choll (das o wird offen und kurz gesprochen) vom Flurnamen Ohl korrekt ableiten lässt, ist nicht aktenkundig, familiär nicht bekannt. Und sehr, sehr viele Jahre befindet sich der Familien-Sitz  auch nich nicht im Freienohler Ohl. -
Zum Familien-Namen Langenohl aus Calle folgt – unten – ein klarstellender Extra-Abschnitt.
Mebenbei: Langenohl ist nicht zu verwechseln mit dem Flurnamen Langeloh; loh meint eine Flur mit strauchartigen Gewächsen, kleinen Bäumen.
Weil in vorgermanischer Zeit Freienohl gewiss noch nicht existierte, ist unser Name auch nicht Freien-Langel, sondern Freienohl.
Zum Schmunzeln: Langenohl ist „doppelt gemoppelt“.
 
Eine Meinungs-Korrektur mit Hilfe der korrekten Auflistung der Familie Langenohl aus Calle
Man sagt und hört immer noch (2017) hier und dort (in Freienohl),: Eine Familie, die Familie Langenohl  in Calle stammt aus dem Freienohler Langenohl und sein Hof, sein Wohnsitz sei dann eine Wüstung geworden.. Eine Wüstung ist ein völlig verfallenes Wohn-Grundstück, Haus und Hof. Eine Wüstung im Langel (Richtung Wildshausen) ist aktenkundig, aber die genaue Stelle nicht.
Zur Klarstellung dient hier die folgende Abschrift aus: Albert Hömberg: „Geschichtliche Nachrichten über Adelssitze und Rittergüter im Herzogtum Westfalen und ihre Besitzer. Aus dem Nachlass veröffentlicht: Heft 6: Kirchspiele und Gerichte Calle, Meschede und Remblinghausen“, Münster (Westfalen) 1974. Im Stadtarchiv Meschede in Grevenstein. -
Der Leser kann sich selbst überzeugen. Er braucht sich den zusammenfassenden Befund, das „allgemeine Urteil“ nicht „von oben“ sagen zu lassen. Hier folgt die Abschrift:
 
Kalle, Kreis Meschede, Gemeinde Kalle
 
Die Familie v. Langenole
Der Namen gebende Stammsitz der Familie von Langenole ist bisher nicht ermittelt; der Hof Langenphl bei der Waldenburg scheidet als solcher aus und auch für die Herkunft aus der Wüstung Langenohl bei Freienohl sind keine Belege beizubringen.
 
Hermann v. Langenole,1270 – 1275 in der Umgebung von Fröndenberg auftretend, war Richter des Goswin v. Rodenberg zu Menden (WUB VII 1369, 1430, 1514); von dem Grafen Ludwig v. Arnsberg trug er einen mansus in Wulberinohusen zu Lehen (Arnsb. Lehnr.  A § 72). 1313 – 1338 wurde Adolphus von Langenole  von dem Grafen Wilhelm v. Arnsberg mit 3 domus in Wulverinohusen belehnt (Arnsb. Lehnr. B § 223). Ein Zusammenhang dieser Familie mit den folgenden v. Langenole ist nicht zu erweisen.
 
Gottfried v. Langenole, Ritter, 1282 – 1296 viermal Urkundenzeuge der Edelherren v. Rüdenbergm, wahrscheinlich zu den Mannen der v. Rüdenberg gehörend (WUB VII 1808, 1890, 2353), nach dem Vornamen wahrscheinlich der Stammvater der folgenden Familie. Die durch die Besitzverhältnisse gesicherte Stammreihe beginnt jedoch erst mit einem 1313 belehnten Gob v. Langenole.
 
Die v. Langenole besaßen schon 1313 einen Hof in Recklinghausen (Stesse im Kirchspiel Kalle);  als Besitzer eines Ritterguts in Kalle werden sie 1482 genannt, doch kommen sie schon seit 1440 so regelmäßig in Kaller Urkunden vor, dass an ihrem ständigen Wohnsitz in Kalle kaum zu zweifeln ist. Um so mehr überrascht es, dass sie bei der Gründung der Vikarie in Kalle 1411/1433 nicht genannt werden, also in dieser Zeit wohl  noch nicht in Kalle angesessen waren. Ob sie vorher in Warstein gewohnt haben, wo ihnen 1369  ein Haus gehörte?
 
A) Gobelo de Langenole
1313 belehnt Graf Wilhelm v. Arnsberg den „Gobelus de Langenole“ mit einer Mühle in Warstein, einer hoba in Rickelinchusen, 4 hobas in Suttorp und 1 hoba in Wustenbracht (Arnsb. Lehnr. B § 158).  Am Rand steht: 1362
 
B) Everhard de Langenole
1334 erwirbt der Knappe Everhard von Langenoyle von den Brüdern Heydenricus und Hartmannus de Salvecge eine Rente von 3 Malter Roggen und Hafer für 3 Mk. (Inv. I. 2, S. 119).
1338 wird Everhardus de Langenole von dem Grafen Gottfried v. Arnsberg mit einer Mühle in Warstein und einem Mansus in Rekelinchusen, bona ministerialia, belehnt (Arnsberg. Lehnreg. C, 2 § 64).
1353 Scheidung zwischen dem Knappen Dederich van Andorpe, seiner Schwester Dedeke und seiner Frau Alheyt und ihrem Bruder Everd van Langenole unter den Zeugen: Johan Lylle, Richter zu Warstein (Inv. I, 2, S. 120).
1362 Everhardus de Langenole, famulus, seine Frau Margrte und seiner Kinder Everhardus, Gotfridus, Walterus, Beda und Alheidis verkaufen an den Konvent zu Rumbeck ein Salzhaus in Werl, das Wilhe... und Bettekinus dicti Pape, opidani in Werl, bebauen (St. A. Mü., Kl. Rumbeck, Urk. 74). Siegel des Everhardus de Langenole.
1369 gehen Johan und Rothger Brodere ghegeyten de Wesselere, Knapen, als Vormünder des Goderd van Langenole 1/3 von Goderdes Hoveste zu Warstein, boven des conventus Hus und Hove gelegen, dem Kloster Grafschaft für eine Seelenmesse für Goderdes Vater und Mutter; Godert übernimmt „Soot, Wake, Borghwerch, Wortghelt, Honre, al Angheval vnd Borden“ auf seinen Anteil an dem Grundstück (St. A. Mü., Kl. Grafschaft, Urk. 75 a). Mitsiegler: Ruthgerus de Weslare (1362)Die Frau Margrete des Everhard v. Langenole war eine Schwester der Brüder Johann, Walter und Rötger Wesseler.
(Einschub aus Rittergut Bockum, VI 56 : Stockhausen : … 1335 wird Wilhelm Wesseler vom Erzbischof von Köln mit der curtis Westendorp bei Allagen als Burglehen in Hirschberg belehnt (Seibertz: UB  795, S. 527 Anm.) 1333 ist Wilhelm Wesseler bei der Gründung der Vikariein Kalle führend beteiligt, weshalb ihm und seinen Erben die Präsentation des Vikars übertragen wird (B. Stolte: Archiv, S. 255).... Dietrich von Wesseler, Sohn von Wilhelm Wesseler...Dessen Sohn: Johann Wesseler zu Bockum: 1463 XI 1. belehnt Walrave Rum v. Varenbert den Johan von Dorfeld als Vormund des Johan Wesseler, Sohn des verstorbenen Diderich Wesseler, mit dem Hof zu Schüren (St. A. Mü. Herz. Westf. Landesarchiv Urk.)....)
 
C) Godert v. Langenole
1395 verkaufen Everd und Vranke van Warsten, Knappen,  ein Gut zu  Bosenroddem (Bausenrode,K. Schönholthausen) und ein Gut und eine Mühle zu Vrettere (Fretter), die ihr verstorbener Bruder Cord van Warsten besessen hatte, an ihren Magen Goddard van Langenole. U. d. Zeugen: Hinrich de Wesselere (Inv. I, 2, S. 125).
1399 (Inv. I, 2, S. 126).
 
D) Evert v. Langenole zu Kalle
1417 verkauft Euert van Langenol eine Rente von einem Malter Roggen aus seinem Zehnten zu Rekelinckhusen an die Küsterei im Kloster Rumbeck; Siegler: Euvert van Langenol und Wilhelm Wesseler der Alde (St. A. Mü., Kl. Rumbeck, Urk. 89). Mit dem Zehnten zu Reklinghausen im Kirchspiel Kalle war um 1360 Johannes Wesseler von dem Grafen Gottfried v. Arnsberg belehnt worden; er dürfte demnach als Aussteuer der Margrete Wesseler an die von Langenole gelangt sein.
1437 ist Euerd van Langenole Standgenosse im Gericht des Richters Gobel Osebolde zu Kalle (desgl. Urk. 21).
1449 desgl.(St. A. Mü., Dep. v. Plettenberg-Lenhausen, Urk. 327).
 
Kinder:1.) Godert v. Langenohl zu Kalle
2.)  Richard v. Langenohl,
3.)  Wilhelm v. Langenohl, Kanonikus zu Grafschaft,
4.)  Diderich v. Langenohl: 1466 XI. 16. verpfändet Richart von Langhenoil seinem Bruder Godert für eine Schuld von 250 oberl Rhein. Gulden sein väterliches und mütterliches Erbe; Zeugen: Herr Wilhelm von Langenoil, Kanoniker tho Grafschop, und Diderich van Langenoil, Bruder der Vertragschließenden (Heimatstimmen, 34, 1959, S. 26).
 
E) Godert v. Langenole zu Kalle
1459 ist Godert van Langenoil Zeuge in einer Urkunde des Klosters Meschede (St. A. Mü., Kl. Meschede, Urk. 265).
1470 besiegeln der „veste Godert van Langenoil) und Menne van Wehren, Richter zu Kalle, einen Kaufbrief über ein Gut zu Wallen im Kirchspiel Kalle (St. A. Mü., Kl. Galiläa,  Urk. 37). Siegel des Godert van Langenoil.
1482 gehört Goddert von Langenoil zu Calle zur Ritterschaft des Herzogtums Westfalen (St. A. Mü.,  Herz. Westfalen, Landstände, IV 2 d).
1484 ist „Goddert van Langenoil Gut tho Rekelinchusen“ für 1 Howe zum Eintrieb von 8 Schweinen in die Wennemer Mark berechtigt; außerdem darf derselbe „2 Kocken Swyn“ eintreiben (Herzogtum Westfalen Landesarchiv VI, 8).
 
Ende der Abschrift: Calle, Familie von Langenohl.
 
Man meint, eine / die angebliche Familie Langenohl habe ihre Hofstätte, ihr Wohnhaus, direkt in / an der Ruhr-Flur im Langel gelegen, aufgegeben, dem Verfallen überlassen müssen. Damals waren die Menschen noch nicht in der Lage, den Ruhr-Fluss durch alle Witterungen und Unwetter zum eigenen wirtschaftlichen Nutzen so zu „gebrauchen“ wie heutzutage. Übrig blieb eine Wüstung.
 
Heinrich Pasternak