Unsere Ministranten-Jahre mit unserem Pastor Werner Gerold

Ziemlich bald haben wir etwas ganz Besonderes bei unserem Pastor
festgestellt: Er hat nie „komisch geguckt“ oder nach dem Gottesdienst
mit uns geschimpft, wenn einmal etwas nicht so geklappt hat. Da war
einmal ein festlicher Weihnachtsgottesdienst: Nach der letzten Strophe
und der Schlusskniebeuge kam unser Pastor mit den Großen allein in
die Sakristei. Der Kreuzträger hatte mit seinen 12 Flamboträgern aus
wohl frommer Festtagsfreude  vom feierlichen Auszug nichts mit be-
kommen. So wurde er mit den Seinen in der Sakristei etwas später mit
viel Lächeln begrüßt.
Seit 1983 sind namentlich 214 Ministranten erfasst. Die ersten Mini-
strantinnen wurden Anfang 1987 aufgenommen. Manche Ehemalige
erinnern sich noch an den spannenden Abend auf Burg Bilstein, wo die
Jungen mit unserem Pastor das damals heiße Thema diskutierten. Be-
kanntlich hat dann einer unserer  Jüngsten die Lösung eingebracht:
„Eigentlich haben wir doch nichts gegen Mädchen. Also!“
Ohne die „Einjährigen“ ministrieren Mädchen durchschnittlich vier ein
halb, Jungen fünf ein halb Jahre; von ihnen einige 2, andere 12 Jahre.
Einem 26-Jährigen ist es Ehrensache, mit einer 11-Jährigen zusammen
Weihrauch zu dienen, und die 11-Jährige lächelt stolz; dasselbe gilt für
die 24-jährige Kreuzträgerin.
1987 sagte ein Erstkommunionkind: „Ich will kein Ministrant werden,
dann muß ich ja sonntags immer zur Kirche gehen.“ Einerseits. – An-
dererseits wurde 1987 ein 14-Jähriger Ministrant, weil sein Klassenka-
merad  wegen seines Ministrierens sehr oft gehänselt wurde; 7 Jahre
war der Seiteneinsteiger dabei.
Unsere  Minis haben gar keine Zeit, ausdrückliche Minis-Gruppen zu
bilden, wie das manchmal in anderen Pfarreien üblich und sicher auch
sinnvoll ist. Denn fast alle Minis machen hier und dort bei uns im Dorf
aktiv mit: in den unterschiedlichen Abteilungen im TuRa oder beim Ten-
nis-Verein, im Tambour-Corps, im Chor oder Orchester ihrer Schule, in
der kirchlichen Kinder- oder Jugendarbeit, bei den Schützenbruder-
schaften, in einer politischen Partei, bei der Freiwilligen Feuerwehr
(eine unserer ersten Ministrantinnen war die erste Feuerwehrfrau),
beim Malteser-Hilfsdienst. Und wenn unser Pastor als Präses oder sonst
wie als Gast dort mal herein schaute, traf er alle seine Minis wieder:
aktiv mitten in unserer Dorf-Gemeinschaft.
 
Viele Erinnerungen tauchen zu den Fahrten und anderen Aktionen auf:
Zum jährlichen Krippenspiel beim Kindergottesdienst am Heiligabend.
Zum jährlichen Martinsspiel in der Kirche vor dem großen Martinsumzug
am Martinsfest.  Zu den Fahrten mit den Sternsingern in den Kölner Dom
zum Aussendungsgottesdienst der 3500 Sternsinger durch Kardinal Meis-
ner; danach gelang es unserem Pastor als erfahrenem Pfadfinder, seine
Sternsingergruppe an Mc Donalds vorbei ins viel spannendere Römisch-
Germanische Museum zu locken. - Die Großen denken an die Radtouren
während der Herbstferien und an die Fahrt nach Cousolre (1995). - Nicht
vergessen wird das gemeinsame Eisessen nach der Fronleichnams- und
Küppelprozession. - Da war die Fahrt ins Weltmissions-Museum der Fran-
ziskaner nach Werl und mit dem Besuch beim Freund unseres Pastors in
Welver. – Dann die Fahrt nach Xanten: in den Dom mit den Märtyrergrä-
bern aus der Nazizeit, ins römische Amphitheater, wo früher Christen den
Märtyrertod erlitten haben (1994). Die Fahrt nach Holland ins Heilig-Land-
Bibel-Museum (1998). - Bei der 1000-Jahr-Feier in Calle sorgten wir Minis
mit 22 Kläppstern  für die andere Festzugs-Musik, begeistert beklatscht
von den Zuschauern, mit Eis belohnt von unserem Pastor. Beim Dorfjubi-
läum „725 Jahre Freienohl“ zogen wir Minis unsere Kirche (dem Modell
in der Grundschule) auf einem Bollerwagen durch unser Dorf, beschützt
von den Martinsspielern im Kostüm der römischen Legionäre und den
lautstarken Kläppsterern. Wir erinnern uns auch gern an das 1. Ministran-
ten-Festival unseres Pfarrverbunds mit dem vielfältig angelegten Statio-
nen-Lauf durch unser Dorf (1994). Dann folgte 1995 das 2. Ministranten-
Festival in der Urpfarrei Calle. – Also ganz klar: Wer bei uns das Ehrenamt
der Minis über ein paar Jahre mitmacht, der erlebt Kirche, unsere Gemein-
de und durchaus auch etwas von unserer Weltkirche. – Selbstverständlich
sind diese Aktionen nicht unsere Hauptsache. Die ist: das Heilige heilig
halten. Manche Minis sagen auch, dass sie so nach 3 oder 4 Jahren
Ministrieren erfahren, erlebt haben, was es heißt: mit den gefalteten Hän-
den nichts anderes zu tun, als Gott anzubeten. Das danken vor allem die
„Langgedienten“ auch unserem Pastor. Und sicher kam bei unseren
neuen Minis bei ihrer Aufnahmefeier in der Nikolaus-Festmesse  einiger
Stolz „rüber“, als viele unserer Schützenbrüder  aufstanden nach der
Frage, wer denn von ihnen früher mal Ministrant gewesen war. Da hat
sich auch unser Pastor Gerold gefreut!
                                                                    Heinrich Pasternak, Mai 2000