Endlich unendlich: Frauen schaffen das!

Migrations-Politik, Flüchtlingshilfe hier in der Nazi-Zeit und rund um 2o2o

Geheimwort, Geheimcode: eNDlich uneNDlich, neu denken, neu dabeisein!

Drei Gedenktage: 7. Oktober 2023, 9. November 1938, 27. Januar 1945.

Erstes Groß-Kapitel: Migrations-Politik rund um die Jahre 2020

In einem schlichten Kommunikations-Zentrum, oder Konferenz-Zimmer eines Staatlichen Verwaltungsgebäudes. Eines Rathauses, einer Schule, eines Keines Kinder-Tagesheims (KiTa), in einer „außer-ordentlichen Wärmestube“, auch in einem kirchlichen Gesprächs-Raum, dabei abseits von klerikaler, klerikalistischer nichtchristlicher Macht helfen Frauen: Lebens-, Familien-, Berufserrfahren, oft im Ruhestand. Sie helfen den Frauen und Müttern von Migranten, Flüchtlingsfamilien beim Lernen von Deutsch, Deutsch-Sprechen, Erzählen, Hauswirtschaft drinnen und draußen: während ihre Kinder in der KiTa und Schule sind und die Männer bei der Arbeit. Dann sagte da mal eine immer hilfreiche Frau, eine „Mitarbeiterin“: „Endlich geschafft!“ Eine andere Frau fragte weiter: „Endlich, was bedeutet das eigentlich? Und unendlich, zeitig, rechtzeitig, zeitgemäß, vorzeitig, zeitlos? Nur Wortspielerei? Endlich unendlich leben?“ Diese Menschennähe: diese Flüchtlingshilfe steht bei politischen Amtsträgern wohl nicht im Inhaltsverzeichnis als Dankeschön zu Ehrenbürgerinnen. Als Motivation wäre clever.

Dann zum Aufschließen, Öffnen des Geheimcodes

Wer das Wort „endlich“ benutzt, der kann, wird doch auch wissen: Es geht noch weiter. Es gibt noch mehr. Unendlich. Und nicht nur für die Zukunft. Auch für die Vergangenheit. Also Summa Summarum: Ewigkeit. – Hierher gehört das Zitat von Frau Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkowitz aus Heiligkreuz, Wien: „Geschichte ist der Humus, aus dem die Zukunft wächst.“                                                               Eine neue plus alte Vokabel taucht auf: Buiterlinge. Von Buten, von Außen Zugezogene, - von wo, von wem gezogen? -, Eingezogene, Niedergelassene. Schon von früher. Schon mehr als Humus. Nämlich die Frauen, die schaffen und die Flüchtlinge mit ihrer Vergangenheit plus ihrem Wunsch nach Zukunft: endlich unendlich!

Die Frauen, die das schaffen, schaffen das im Sinne des Kirchen-Gründers: Jesus von Nazareth wie seine Mutter Maria. Denn die hat einiges erlebt. Hier nur stichwortartig: Mit 14, 16 oder 18 Jahren erlebte sie, nicht verheiratet, dass sie schwanger war. Aufgrund der biblischen Überlieferung war ihr Gott-Glaube so gründlich, dass ihr die Schaffens-Kraft des Heiligen Geistes Gottes klar war. Freilich besuchte Maria ihre ältere Cousine Elisabeth, die endlich schwanger war und glücklich. Auch Maria mit ihrem Josef an ihrer Seite. Nicht leicht war dann das politische Leben im Römischen Reich unter Kaiser Augustus zur Volkszählung nach Bethlehem. Hier die Geburt Jesu, nicht in einem Gasthof, sondern am Ortsrand in einer Grotte, wie ein Flüchtling. Maria hat das geschafft und noch mehr – mit Jesus.

Vorzeitlich, rechtzeitlich, zeitlich… Nicht nur Frauen schaffen das Leben für die Zukunft, sondern Menschen überhaupt. Darum einmal zurück in unsere Vorzeit. Von heutzutage, von 2024 fünf Tausend Jahre zurück oder von 1 n. Chr. drei Tausend Jahre: nach Stonehenge… Altarstein von Schottland. Sinnvoll, voll Sinn mit dem Web: Bilder, Texte, Zeichnungen. Dann zur Durchsicht, Einsicht in unsere Jetzt-Zeit: ein Kurz-Zeit-Blick und dann ein Lang-Zeit-Blick ins Zusammensein zur Flüchtlings-Hilfe. Dann ein Kurz-Zeit-Blick zu Maria mit ihrem Jesus-Kind in der Krippe; ein Lang-Zeit-Blick auf Jesus Christus, zur Krönung Marias im Himmel.

Frauen schaffen das: endlich unendlich: neu denken, neu dabeisein.

Noch nicht in die Jetzt-Zeit, sondern rund 100 Jahre zurück, rund um 1920: um Unfreiwillige Auswanderer aus der Gesundheit und dem Wohlleben hinein in langes Kranksein oder Behinderung in Freienohl: hier kümmern, sorgen sich um sie diese Frauen: unsere Hiltruper Ordensschwestern: die Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu (MSC) Sr. (Soror) Ibalda MSC geb. Therese Scholand, Sr. Xaveria MSC geb. Maria Geueke, Sr. Burcharda MSC geb. Josefa Kremer, Sr. Irmfrieda MSC geb. Hedwig Pes, Sr. Bonifatia MSC (kein weiterer Name genannt), Sr. Hermelda MSC (kein weiterer Name genannt, Beerdigt auf dem Waldfriedhof-Freienohl); Fürsorgepraktikantin Schwester Maria Schmidt; Pflegerin Else Kleine. – Zu diesen Frauen gehören selbstverständlich auch die Frauen, die in diesem Berufsfeld nicht aktenkundig sind.

Noch ein Einfall: Frauen zur Zeit von Jesus von Nazareth haben nicht geschrieben über ihr Dabeisein, Zusammensein mit Jesus von Nazareth. Die Neutestamentlichen Schriften der Bibel texteten Männer. Und dann nur ab und zu dichtete, betete laut, wurde veröffentlicht die hoch religiöse Botschaft über die Unendlichkeit hinein in die Endlichkeit; genannt sei nur ein heiliges Beispiel, Vorbild: Hildegard von Bingen. Nicht ausgelassen sei Edith Stein. Heutzutage, rund um 2020, öffnet das Web nahezu endlose Vielfalt: „Frauen Literatur zu Jesus von Nazareth“, „…zum Christentum“. Über viel mehr als über patriarchale und klerikale Herrschaft. Frauen schaffen das!

Überleitung: mithilfe der drei Gedenktage; Frauen gedenken gewiss Herzens tiefer und Denkens gründlicher wegen der ermordeten Ehemänner und Väter; stichwortartig, weil im Web ausführlich und in Geschichts-Texten in Freienohler.de. Die 3 Gedenktage: 7. Oktober 2023: Gedenken der Opfer des Massakers des Hammas-Überfalls in Israel. – 9.-10. November 1938: Gedenken an die Reichskristallnacht, an die Zerstörung der jüdischen Geschäfte, angefangen mit dem Zerschlagen der großen Fensterscheiben der Geschäfte am Straßen-Weg; dies und der Graue-Bus ereignete sich in Freienohl glücklicherweise nicht; der außerordentliche Seelsorger und Migrations-Politiker Pfarrer Ferdinand Gerwinn hatte die Freienohler jüdischen Familien motivieren können, aus dem neuen deutschen ND-Staat auszuziehen; mehr folgt unten. – 27. Januar 1945: Befreiung des NS-Vernichtungs-Lagers Auschwitz dank sowjetischer Soldaten.

 

Zweites Groß-Kapitel: Migrations-Politik in der Nazi-Zeit

Kein Pogromnacht-Gedenken im Novemer in Freienohl! wegen Pfarrer Ferdinand Gerwinn! Warum Gerwinn-Straße?                                                                                     Wozu Konrad-Adenauer-Straße, Kurt-Schumacher-Straße und dann noch Cousolre-Straße? Und dazu noch Jahr für Jahr der 27. Januar!

Hier wird´s gründlich für alle Freien im Ohl. Für alte Freienohler, die mit Erfahrung und Bedacht ihren Kopf nicken. Für Heimatkundige folgen knapp gebündelt bekannte Informationen mit korrekten Daten. Für politisch Aktive auf Bezirks- und Basis-Ebene deutliche Argumente zur Aktions-Motivation.

Drei An-Stöße: fast schon drei Stolpersteine zwischen dem Antisemitismus von damals und dem Antisemitismus von heutzutage. Hier folgt ein ziemlich langes Plädoyer für die einmalige und exquisite Freienohler Gedenktafel für Freienohler. Verzichtet wird auf kunstvoll aufgerichtete Gedanken-Gebäude. Maßgeblich sind nicht grammatisch raffinierte Satz-Konstruktionen. Diese Gedenktafel ist ein Denk-Mal und ein Mahn-Mal auch für christlich ausgerichtete Freienohler. Für den Christen-Gott leben heißt: Leid und Tod sind nicht der letzte Horizont des Lebens, endlich unendlich.

Zur Einleitung schon hier ein Zitat des Stolpersteine-Initiators Gunter Demnig: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ - Und dann bitte lesen: Wikipedia: 27. Januar: „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ und die Artikel drum herum. Dann hier: „Das Dachau-Lied“ von Jura Soyfer:

Stacheldraht, mit Tod geladen, / ist um unsre Welt gespannt. Drauf ein Himmel ohne Gnaden / sendet Frost und Sonnenbrand. Fern von uns sind alle Freuden, / fern die Heimat und die Frauen, wenn wir stumm zur Arbeit schreiten, / tausende im Morgengrauen.

Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt, / und wir wurden stahlhart dabei. Bleib ein Mensch, Kamerad, / sei ein Mann, Kamerad, / mach ganze Arbeit, pack an, Kamerad: Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei, / denn Arbeit, denn Arbeit macht frei.

Vor der Mündung der Gewehre / leben wir bei Tag und Nacht. Leben wird uns hier zu Lehre, / schwerer, als wir´s je gedacht. Keiner mehr zählt Tag´ und Wochen, / mancher schon die Jahre nicht. Und so viele sind zerbrochen / und verloren ihr Gesicht. …

Die nächsten 5 Strophen bitte weiterlesen bei Wikipedia: „Das Dachau-Lied“.

Erster An-Stoß: Erinnerung + Wachsamkeit:                                                     Nazi-Regime 1933 – 1945 / in Freienohl / Antisemitismus / Juden raus! / Pfarrer Ferdinand Gerwinn und genau und einfühlsam hinsehen!

Zwei Blickwinkel:                                                                                                      

Der erste Blickwinkel mit Home-freienohler.de : „Fronleichnam in der NS-Zeit“ : ein ausführliche Text mit einigen Fotos von damals : siehe: Geschichte : 20. Jahrhundert : Weltkriege. Die Textfassung steht hier am Schluss: Kapitel 18 Fünf.

Der zweite Blickwinkel wird hier übernommen aus dem Gesamt-Kapitel „Unsere Schule in Freienohl von 1780 – 1970“, wieder Freienohler.de. Dieses Kapitel 18 ist hier eingefügt:

Lehrerin Franziska Kenter II, Schwester Johanna Kückenhoff und der Nationalsozialismus und listige Freienohlerinnen beim Amtsrichter in Arnsberg - Frohschar und Prozessionen in der NS-Zeit

Kurz zur Einstimmung: NS-Zeit / Adolf Hitler-Zeit: und Aktenkundiges: hier 1932, 1936

In manchen Büchern ist – zugespitzt formuliert - von ganz oben herab zu sehen, zu lesen, das allgemeine Leben in der NS-Zeit. Hier zeigen die im konkreten und zeitlichen Zusammenhang ausgewählten Akten, - freilich von Erwachsenen, Beamten, gesehen, beschrieben, für die höhere Behörde ausgewählt -, etwas vom Alltagsleben. Also:

Pfarrer Ferdinand Gerwinn schreibt in seiner „Pfarrer-Chronik“ - auftragsgemäß - an seinen Erzbischof in Paderborn: „Am 26. Juni 1933 wurde die Fahne des Gesellenvereins (Kolppingsfahne) auf Anordnung der Leitung der hiesigen N.S.D.A.P. (Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei) durch die S.A. (Sturmabteilung der NSDAP) Männer Richard Pöttgen und Thomas Montag trotz des erhobenen Einspruchs des Pfarrers gewaltsam aus der Kirche geholt.“

Pfarrer Ferdinand Gerwinn: geb. 1872, Priesterweihe 1896, Pfarrer in Freienohl 1916 – 1949. Am 17. Januar 1956 ernennt die Stadt Meschede Pfarrer Gerwinn zu ihrem Ehrenbürger. Er stirbt in Freienohl 1958. Geehrt bleibt er in Erinnerung und im Gedenken mit einer Freienohler Straße mit seinem Namen.                                                                                         Einschub: Ausführliche Daten über unseren Freienohler Pfarrer Gerwinn und unseren Ehrenbürger der Stadt Meschede: siehe Home-Page: Stadt Neschede : Stadtarchiv Meschede : Ehrenbürger der Stadt Meschede, Nr. 18.

Freienohler Schulkinder sind im folgenden Protokoll nicht mit ihren Namen genannt. Aber haben die nichts davon mitbekommen?                                                                                   In den folgenden Texten ist mit „Alte Schule“ das inzwischen abgerissene Schulhaus gemeint an der Hauptstraße, dem vorderen Teil des sogen. Pausenhofs; mit „Neue Schule“ an der Hauptstraße das ehemalige Feuerwehrhaus. – A = Akte + Nummer im Archiv Freienohl im Stadtarchiv Meschede in Grevenstein.

Der Landjägerei-Posten Freienohl schreibt an den Kreis- und Regierungsbezirk Arnsberg am 6. Juli 1932: A 2207: vollständig abgeschrieben:

„An die Polizeiverwaltung in Freienohl.

Am Sonntag, den 3.7.1932 in der Zeit von 21 bis 21 ½ Uhr marschierten ungefähr 60 SA-Leute von den Ortsgruppen Arnsberg und Bestwig in Uniform und geschlossener Formation singend durch Freienohl. Die Vorgenannten kamen zur angegebenen Zeit mit Lastkraftwagen aus Grevenbrück. Weil die SA-Leute aus Arnsberg angeblich am Abend vorher auf der Bahnhofstraße in Freienohl in ihren Kraftwagen von einer hohen Böschung aus mit Steinen beworfen und dabei einer von ihnen verletzt wurde, war die SA-Bestwig zum Schutz durch Freienohl mitgekommen. Kurz vor der Stelle, wo sie am Abend vorher beworfen wurden, stiegen sie aus und marschierten in geschlossener Formation weiter. Bei dem Durchmarsch wurden sie dann von der hiesigen Zivilbevölkerung auf der Hauptstraße beschimpft und mit Stöcken bedroht, sowie mit Steinen und dicken Holzstücken beworfen. Die SA-Leute marschierten daraufhin bis zum Hotel Bracht wieder zurück, machten dann kehrt und marschierten noch einmal denselben Weg. Ihre Kraftwagen standen in der Nähe des Amtshauses. Während die SA-Arnsberg ihren Kraftwagen bestieg und in Richtung Arnsberg abfuhr, wollte die SA-Bestwig geschlossen durch Freienohl zurückmarschieren. Auf Anordnung der Ortspolizeibehörde Freienohl habe ich den Führer der SA-Bestwig mehrere Male aufgefordert, Freienohl in Richtung Oeventrop zu verlassen, weil die öffentliche Sicherheit und Ordnung bei einem nochmaligen Durchmarsch oder Durchfahrt gefährdet war. Der Führer weigerte sich, meine Anordnungen auszuführen und ordnete an, Freienohl mittels Kraftwagen in Richtung Bestwig zu verlassen. Er forderte mich auf, den Transport zu begleiten und in den Wagen zu steigen. Als ich dieses ablehnte, nannte er mich Feigling. Nunmehr forderte ich den Führer des Lastkraftwagens mehrere Male auf, Freienohl in Richtung Oeventrop zu verlassen. Auch dieser befolgte meine Anordnungen nicht und fuhr in Richtung Bestwig ab. Der Führer der SA-Bestwig war der Gastwirt Josef Müller aus Rödelstein bei Ramsbeck Kreis Meschede, während die SA-Arnsberg von dem Buchhalter Allendorf daselbst geführt wurde. Der Lastkraftwagen führte das Kennzeichen mit der Nr. IX 828283. Die Personalien des Wagenführers konnte ich nicht feststellen. Zur Zeit des Marsches durch Freienohl waren auf der Hauptstraße etwa 450 bis 500 Menschen zusammengelaufen, sodass der Durchgangsverkehr vollständig gesperrt war. Von denjenigen Personen, die auf die durchziehenden SA-Leute geworfen haben, konnte ich nur den 40-jährigen Pflasterer Josef Flinkerbusch in Freienohl Nr. 242 und den 27-jährigen Maurer Arnold Winterhoff, Freienohl Grabenstraße Nr. 357 ermitteln. Flinkerbusch kam aus der Gastwirtschaft Humpert gelaufen, holte sich vom Holzhaufen des Bierverlegers Blessenohl dicke Holzstücke und warf dieselben in die Reihen der Nationalsozialisten. Winterhoff warf vom Kirchhof aus mit Steinen nach den Nationalsozialisten. - Die aufgeregte Menschenmenge wurde von den ortsansässigen Kommunisten Hans Ullmann, Josef Latzer, Josef Pinke, Ewald Klauke und Emil Schwefer mit den Worten: „Schlagt die Lumpen tot“ und ähnliche Rufe laut zu Gewalttätigkeiten gegen die Nationalsozialisten aufgefordert. Als die Nationalsozialisten an der Bäckerei Korte vorbei marschierten, forderte Latzer die Menschenmenge laut und wiederholt auf, sich auf dem Hof des Korte mit Backscheiten zu bewaffnen und damit auf die Nationalsozialisten loszuschlagen. Aus der Menge liefen dann mehrere Personen zum Hof des Korte, sie wurden jedoch durch das Eingreifen des Pol. Hauptq. Gertz an ihrem Vorhaben gehindert. Auch der 66-jährige Invalide Josef Flinkerbusch in Freienohl, Mittelstraße 33 wohnhaft, beschimpfte und bedrohte die Nationalsozialisten und lief mit hochgehobenem Stock auf dieselben zu. Ich konnte denselben noch im letzten Augenblick davon zurückhalten, sodass es nicht zu Tätlichkeiten kam. Die Nationalsozialisten hatten der Freienohler Bevölkerung in keiner Weise zu diesen Ausschreitungen Anlass gegeben. Trotzdem sie in gröblichster Weise von ihnen beschimpft, bedroht und beworfen wurden, haben sie sich nicht zu Gegenmaßnahmen verleiten lassen. – Als später Landjäger- und Polizeibeamte aus Arnsberg und Oeventrop zur Hilfeleistung herangezogen waren, wurden in Freienohl die Straßen gesäubert und die Ruhe wiederhergestellt. – Als Zeugen benenne ich folgende Personen: 1. Pol. Hauptw. Gertz in Freienohl; 2. Landwirt Josef Kückenhoff, Freienohl, Hügelstraße. – gez. Stahl, Oberlandjäger.“ – Ende der Abschrift.

Am 14. November 1934 schreibt Rektor Breitenbach von der Volksschule Freienohl an den Kreisschulrat Eickelmann in Arnsberg (A 1334): „Wie aus den Akten beim hiesigen Bürgermeister-Amt hervorgeht, hat die hiesige Gemeinde-Vertretung ...(1 Wort) Dezember 1930 den Bodenraum im Anbau der „Neuen“ Schule (später Feuerwehrhaus, dann 2015: Jano-Gaststäte und Wohnhaus), der bisher Jugendfürsorgezwecken gedient hatte, dem damaligen Jugend-Wander-Verein „Wanderlust“ kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Jugendlichen haben sich aus den Brettern einer von der Gemeinde geschenkten Tanne einen Bretterverschlag hergerichtet, dessen Innenwände mit Pappe überzogen wurden. Diese Bodenkammer wurde dann notdürftig eingerichtet und diente den Jugendlichen, die sich später dem „Quickborn“ anschlossen, als Versammlungsraum. (katholischer Jugendverband, unabhängig von Pfarrei und Bistum; Wikipedia: Quickborn-Arbeitskreis. Ebenso: ND: Schülergemeinschaft im Bund Neudeutschland, nach dem NS-Regime: ND-KSJ: Katholische Studierende Jugend und ND-KMF: Gemeinschaft katholischer Männer und Frauen: nd-netz.de. – Ferner siehe unten: Zweiter An-Stoß…).

Nach Gründung der Hitler-Jugend entstanden öfter Reibereien und Streitigkeiten um diesen Raum. Herr Lehrer Heinrich Walter, der eine Dienstwohnung in der Neuen Schule hat, stellte deshalb der Hitler-Jugend ein Bodenzimmer seiner Wohnung im Hauptgebäude unentgeltlich zur Verfügung. Dieses Zimmer benötigt die H.J. (noch mit Punkten geschrieben) bis zur Fertigstellung des im Bau befindlichen Hitlerjugend-Heims für Bürozwecke. Das Jungvolk (die Vorstufe der HJ) hält vorläufig seinen „Heimabend“ - die oft wöchentliche Gruppenstunde - in einem Klassenzimmer des Anbaus der Neuen Schule ab. Die Mitglieder der hier noch bestehenden Gruppe der „Deutschmeister-Jungenschaft“, früher Quickborn, haben manchmal ihre Versammlungen in dem Bodenraum im gleichen Gebäude abgehalten, da kam es zu Streitereien. Deshalb habe ich nach Rücksprache mit dem Ortsgruppenleiter der NSDAP (Joseph Kückenhoff), der damals vertretungsweise die Geschäfte des Bürgermeisters führte, der Deutschmeister-Gruppe verboten (siehe Wikipedia), gleichzeitig mit dem Jungvolk in dem (Haus) zu tagen. Da dieses Verbot nicht immer eingehalten worden ist, halte ich es zur Vermeidung von weiteren Stau...(?) für richtig, dass der Deutschmeister-Jungenschaft die (?)...benutzung des Bodenraums nicht mehr gestattet würde. Heil Hitler! Breitenbach, Rektor.“ (handschriftlich)

Arnsberg (!), am 16. November 1934 an Bürgermeister Michel, Freienohl: „Wie aus umseitigen Bericht hervorgeht, kommt es in der Schule immer wieder zu Reibereien. Ich halte diesen Zustand aus politischen und aus schulischen Gründen für nicht tragbar. Ich kann es nicht billigen, dass die Schule und ihre Umgebung zum Ort der Auseinandersetzungen zwischen der Staatsjugend (Jungvolk und HJ) und anderen Jugend-Vereinen wird. Ich bitte, der Deutschmeister-Jugend die Benutzung des Raumes in der Schule zu untersagen und den Raum der Staatsjugend zur Verfügung zu stellen...“ (Schluss nicht lesbar, Maschine geschrieben, Absender: Arnsberg!)

Am 20. November 1934: vom Bürgermeister Michel, Freienohl, dem Herrn Rektor Breitenbach: „Für Ihre Kenntnisnahme: Die Benutzung des fraglichen Raumes in der neuen Schule wird hiermit der Deutschmeister-Jugend untersagt. Der Raum wird der Staatsjugend von jetzt ab zur Verfügung gestellt. Ich bitte, das Erforderliche zu veranlassen. (handgeschrieben, mit einer anderen Schrift als die Unterschrift:) Michel“

Am 24. November 1934, Freienohl, vom Rektor Breitenbach dem Bürgermeister Michel: „Von dem umstehenden Schreiben (s.o.) habe ich dem Führer der Deutschmeister-Gruppe   und dem Führer des hiesigen Jungvolks und dem Führer der hiesigen Hitler-Jugend Mitteilung gemacht. Der Bodenraum wird von der Deutschmeister-Jugendgruppe geräumt. Breitenbach, Rektor. - Schade, Namen sind nicht genannt.

Am 25. November 1934, „Jungschar im kath. Jungmännerverband – Deutschmeister Jungenschaft, Freienohl, z. Zt. Bad Driburg, Alois Nolte, stud. lit.: An den Herrn Bürgermeister Michel, Freienohl. - Durch den mündlichen Bescheid des Herrn Rektors Breitenbach, dass unser Heim in der Neuen Schule zu Freienohl uns genommen und der Staatsjugend zur Verfügung gestellt werden soll.

Zunächst vermisse ich eine eingehende Begründung, weshalb man uns unser Heim zu nehmen müssen glaubt. Da wir uns bewusst sind, das Heim niemals zu anderen Zwecken als für unsere Heimabende und sonstigen Zusammenkünfte benutzt zu haben und das stets in einer Art, die niemandes Ärgernis erregen konnte, so sehen wir uns zu Unrecht unseres Heimes beraubt und stellen uns, als anerkannter katholischer Verein, unter den Schutz des Konkordates. (Wikipedia: 20. Juli 1933: Reichskonkordat: kath. Kirche und NS-Staat)

Ferner stelle ich fest: Uns ist von der Gemeinde Freienohl lediglich der Raum auf dem Boden der Neuen Schule zur Benutzung überlassen worden. Auf einen zweiten Antrag zur Unterstützung hin hat man uns erlaubt, eine Tanne aus dem Stückelhagen holen zu dürfen. Wir haben diese Tanne selbst aus dem Wald geholt, selbst schneiden lassen und mit den Brettern und – weil sie allein längst nicht genügten -, von anderen von unsern Mitgliedern geschenkten Brettern das Heim selbst in wochenlanger gemeinsamer Arbeit aufgebaut. Die nötigen Leisten, Tapeten, Farben usw. haben wir damals von unserm sauer ersparten Geld gekauft. - Sollte die Gemeinde Freienohl uns für die Zukunft den Raum nicht mehr zur Verfügung stellen wollen, dann sehen wir uns gezwungen, entweder das Heim abzureißen und das Material anders zu verwerten, oder von dem neuen Eigentümer eine entsprechende Entschädigung zu verlangen. Dabei berufen wir uns ebenfalls auf das Konkordat (s.o.), durch das unser Eigentum geschützt ist.“ Unterschrift: Alois Nolte, stud. lit.

Auf derselben Seite direkt unter dem obigen Text, handgeschrieben:

„An Alois Nolte stud.lit. Jungschar-Führer Freienohl. - Betr. Raum in der neuen Schule.

Auf Ihr Schreiben vom 25.11.34 teil ich mit, dass der Herr Kreisschulrat aus politischen und schulischen Gründen es nicht für tragbar hält, dass der fragliche Raum durch die Deutschmeister-Jugend weiter benutzt wird. Betreffs des Vermögens … (3, 4, Wörter nicht lesbar) bin ich zu mündlicher Mitsprache jeder Zeit gern bereit.“ Unterschrift nicht erhalten; wohl Bürgermeister Michel.

Bad Driburg, 9.12.1934, handgeschrieben: „An das Amt Freienohl; z. Hd. des (1 Buchst.?) Bürgermeisters Herrn Michel - Betr. Ihr Schreiben vom 30. 11.34 -   Da ich jetzt nicht abkommen kann, bitte ich Sie höflichst, bis zu den Weihnachtsferien zu warten, damit ich dann mit Ihnen persönlich mich aussprechen kann. Heil Hitler - Alois Nolte stud. lit.“

Abgezeichnet im Amt Freienohl 10. und 11.12. 34.

Der Inhalt des direkt nächsten Akten-Blattes hat mit dem Inhalt, Anliegen der Deutschmeister-Jugend nicht ausdrücklich etwas zu tun, aber!

Am 10.2.1935 (A 2188): Amtsbürgermeister Michel: „Der Gruß „Heil Hitler“ hat sich noch nicht überall durchgesetzt.“

„Arbeitsdank Freienohl“, am 4.4.1935: Maschine geschrieben; am linken Seiten-Rand sind 1, 2 Silben nicht lesbar = ...: „An den Gemeinde-Schulzen der Gemeinde Freienohl, Herrn Bürgermeister Michel, Freienohl:

Durch den Bezirksobmann des Arbeitsdanks, Feldmeister Brake, Mitgliedschaft Freienohl … des Arbeitsdank gegründet worden. Der … dank ist die vom Führer und Reichskanzler Adolf Hitler als … Organisation anerkannte Gemeinschaft der ehemaligen Arbeitsdienstler ...zweckt die Weiterbetreuung der aus dem Arbeitsdienst entlassenen ,...den im Sinne des Arbeitsdienstes, sowie die soziale und arbeitsver-...nde Unterstützung der minderbemittelten und arbeitslosen Kameraden. ...sen Zwecken beabsichtigt die Mitgliedschaft Freienohl, öfter einen Mitgliedsschafts-Abend zu veranstalten. Sie bittet nun den Gemeinde-Schulzen, … Bürgermeister Michel, um Überlassung eines Klassenzimmers der ...(neuen) Schule an einem Abend der Woche. Heil Hitler!“ - Unterschrift: Hugo Blessenohl – Obmann der Mitgliedschaft Freienohl. – Der „Hitler-Gruß“ war zumeist so üblich wie heutzutage „Hallo“; wer weiß schon die historisch eigentliche Übersetzung vom ungekürzten Gruß „ Halleluja“ = „Gelobt sei Gott, der Herr!“?

Der Amtsbürgermeister Michel bittet am 6.4.1935 den Rektor Breitenbach um Stellungnahme.

Am 11.4.1935 schreibt handschriftlich Rektor Breitenbach an Amtsbürgermeister Michel:

„Da das bisher für die Benutzung durch Organisationen freigegebene Klassenzimmer A in der Alten Schule an allen Wochentagen besetzt ist, schlage ich vor, das obere Klassenzimmer im ...(?) der neuen Schule in der Zeit von 8 bis spätestens 10 Uhr am Mittwoch dem Arbeitsdienst unter den bekannten Bedingungen zur Verfügung zu stellen. - Der Schulrektor Breitenbach.

Am 13.4.1935 an Herrn Hugo Blessenohl: „Betr. Überlassen eines Schul... - Auf das Schreiben vom 4.4.35 … … dem Arbeitsdienst das obere Klassenzimmer … Anbau der neuen Schule am Mittwoch in der Zeit von 8 – spätestens 10 Uhr abends zur Verfügung. Diese Erlaubnis wird mit der … … erteilt, dass die üblichen Bedingungen einzuhalten sind. Die Erlaubnis ist jederzeit widerruflich. 13.4.35 M(ichel)“

„Abdruck erhält Rektor Breitenbach zur Kenntnisnahme: 13.4.35 M“

In der Archiv Freienohl-Akte 1171 sind die Schulbeiräte vom Amt Freienohl, also auch von der Gemeinde Freienohl aufgelistet, ab und zu mit wenigen Anmerkungen. Dazu:

Am 24. März 1934: Schulvorstand Amtmann Horn; Pfarrer Gerwinn; Gemeinde-Vorsteher Linneborn (ohne Vorname). Joseph Hehmann, Schreiner; August Noeke, Landwirt; Anton Köster, Wagener; Rektor Schwierz; Lehrer Walter; Lehrer Kleinfeller.

Aus der Akte 2188: Amtsbürgermeister Michel: 10.5.1935: „Pfarrer Gerwinn hat gesagt: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apostelgeschichte 5,29) – Am 14.5.1935: „Es herrscht die Auffassung vor, dass die Religion in Gefahr sei.“ – Am 14.7.1935: „Auf religiösem Gebiet hält die Unruhe an. Das tut der Nationalsozialistischen Bewegung viel Abbruch. Die Geistlichkeit steht in Opposition. Erfreulich ist, dass die Geistlichen im Gespräch auch zugeben, dass die Bewegung viel Gutes an sich habe und manches Wertvolle bereits geleistet hat.“

Am 10. September 1935: Wilhelm Hömberg, geb. 6.2.1891, Holzmeister, Wohnung-Nr. 290, Amtsältester (?). – Joseph Kückenhoff, geb. 9.9.189, Bauer, Wohnung-Nr. 59, Gemeinde-Rat. – Heinrich Korbmacher, geb. 31.10.1883, Amtsinspektor, Wohnung-Nr. 106, Parteigenosse. – Hermann Storm, geb. 16.11.1890, Anstreichermeister, Wohnung-Nr. 33, SA-Mann. – Nicht genannt (nicht mehr im „Schul-Amt“?): Pfarrer Gerwinn.

Am 18. Und 27. Februar 1936: Amtsbürgermeister und Ortsschulvorsteher Michel; Rektor Breitenbach; Anton Köster; Wilhelm Hömberg; Joseph Kückenhoff; Heinrich Korbmacher.

Aus Arnsberg am 12. September 1936: „Pfarrer Gerwinn …(andere Pfarrer, Kapläne, Vikare sind hier ausgelassen)…Können aus politischen Gründen infolge Änderung in der Besetzung des Schulseelsorgers oder aus anderen Gründen für die Berufung als Schulbeirat nicht in Frage kommen.“ Auf der Rückseite: Absender NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei), Ortsgruppe Freienohl: „…schlage ich den Parteigenossen Zellenleiter Anton Schröer vor. gez. Kückenhoff, Ortsgruppenleiter“. Am Rand nur: „geht nicht M“ (Michel)

Akte 2188: am 12.11.1935: Amtsbürgermeister Michel: „Die kirchlichen Verbände sind zum Teil sehr rege und auch erfolgreich.“ – Am 13.3.1936: „ Auf kirchlichem Gebiet herrscht äußerlich Ruhe, innerlich aber besteht in weiten Kreisen eine gewisse Spannung.“ - Am 13.7.1936: „Der HJ in Oeventrop und Freienohl fehlt es auch an richtigen Führern. BDM in Freienohl und Jungvolk (Jungen 10 – 14 Jahre, danach HJ) sind durchaus in Ordnung.“

Folgender Aktenauszug (A 1320) passt wegen seines Inhalts – HJ in Freienohl – hierher: Am 6. Februar 1944 (!) schreibt Lehrer Kleinfeller an den Amtsbürgermeister des Ames Freienohl diesen Brief:

Betr.: Überlassung eines Schulraumes für den HJ-Dienst, TGB, 451                                     In Freienohl steht das aus Jugendpflegemitteln erbaute und schon mehrfach von der Gemeinde unter erheblichen Kosten instandgesetzte HJ-Heim - (direkt, westlich, im Langel hinter der Firma Bredt) – mit ausreichenden und zweckmäßig eingerichteten Räumen für Jungen und Mädel. Weil das Heim fast das ganze Jahr unbenutzt steht, wird es immer wieder mutwillig beschädigt und damit unbrauchbar gemacht. Wenn nun der Dienst in einem für diesen Zweck nicht eingerichteten Schulraum abgehalten werden soll (beabsichtigt ist in der Alten Schule), so leidet darunter nicht nur der Dienst (damals genannt: Heimabend, auch nachmittags), sondern es würde dadurch praktisch das Heim überhaupt nicht mehr benutzt werden, da ja der Dienst im Sommer wohl meist im Freien stattfindet. Einzelne Mädel sollen nun ihr Fernbleiben vom Dienst mit dem „weiten Weg“ zum Heim begründet haben. Ich habe deshalb schon auf dem Dienst-Appell des BDM am 20.1. im Auftrage des Ortsgruppenleiters darauf hingewiesen, dass ein Weg von 5 Minuten kein Hindernisgrund sein kann. Zudem fehlten diese Mädel zum Teil auch an diesem Abend, obgleich der außerordentliche Appell in der Schule stattfand, Die Benutzung des Schulraumes würde zu erheblichen Schwierigkeiten führen, wie die Erfahrung gelehrt hat. Vor etwa 2 Jahren war auch das Heim infolge mutwilliger Beschädigungen unbrauchbar, und der HJ-Dienst wurde in der Schule abgehalten. Die dadurch entstandenen Schwierigkeiten wurden aber derart, dass der Ortsgruppenleiter als stellvertretender Amtsbürgermeister die weitere Benutzung untersagte. Das Klassenzimmer musste fast jeden Morgen ungereinigt und ungelüftet benutzt werden, Schränke wurden beschädigt, Schlösser unbrauchbar gemacht, mehrfach konnte der Ofen nicht angemacht werden, weil er wegen der noch vorhandenen Glut nicht zu reinigen war, die Schulfrau beschwerte sich immer wieder wegen der abendlichen Störungen, der Luftschutz beanstandete die schlechte Verdunkelung usw. Alle diese Schwierigkeiten würden heute im verstärkten Maße auftreten und ihre Beseitigung ist unmöglich. Wenn dem Antrag stattgegeben wird, so bleibt es nicht bei der Benutzung des Zimmers an vier Abenden, die HJ wird mit dem gleichen Ansinnen kommen, weil an ihrem Raum im Heim zehn Fenster zerschlagen sein sollen. Damit würde dann praktisch das Zimmer jeden Abend besetzt sein. Ein anderer Raum kommt aber nicht in Frage, weil nur er eine notdürftige Verdunkelungseinrichtung hat. Dann aber könnte niemand mehr die Verantwortung übernehmen für eine geordnete Durchführung des Schulunterrichts und für das Schulinventar. Von „Raumschwierigkeiten“ kann also in diesem Falle nicht gesprochen werden, im Gegenteil ist die HJ in Freienohl durch ihr schon mehrfach von ihrer Führung als „Muster“ bezeichnetes Heim äußerst günstig gestellt, sodass sie von vielen Orten des Kreises darum beneidet wird. Sollte aber das Heim schon wieder in einem Zustand sein, der seine Benutzung unmöglich macht, so bin ich erst recht verpflichtet, derartige Beschädigungen von der Schule abzuwehren. Für die geringe Dienstbeteiligung der Mädel würde auch ein kleinerer Raum ausreichen (Sitzungszimmer im Kassengebäude, Tagungsraum des Deutschen Roten Kreuzes). Um aber die Beschädigungen im HJ-Heim endgültig zu unterbinden, wäre vielleicht zu7 überlegen, ob das Heim nicht auf einen Platz (Schulbauplatz auf der Hohen Fohr) versetzt werden könnte. Dann stände es fast inmitten des Ortes und doch für sich allein, so wie es die HJ seiner Zeit beim Bau wünschte. i.V. Kleinfeller

Am 11. Dezember 1936 vom Landratsamt in Arnsberg an den Amtsbürgermeister in Freienohl: „Betrifft Pfarrer Gerwinn. Wegen der letzten Vorfälle mit dem Juden Emmerich habe ich bei dem Herrn Regierungspräsidenten beantragt, dass dem Pfarrer Gerwinn die Erlaubnis zur Erteilung des Religionsunterrichtes entzogen wird. Ich ersuche um sofortigen Bericht, ob Pfarrer Gerwinn etwa in den Schulbeirat in Freienohl als Beirat gewählt worden ist. gez. Dr. Teipel“ – Auf der Rückseite steht handgeschrieben diese Antwort vom 14.12.1936: „Pfarrer Gerwinn gehört dem Schulbeirat in Freienohl nicht an. Nach der Verfügung vom 12.9.1936 L (25.9) kommt er für die Berufung als Schulbeirat nicht in Frage.“ Kürzel zu gez. nicht korrekt lesbar. – Zum Juden Emmerich siehe Extra-Text: „Freienohler Zusammenleben mit Jüdischen Familien“ von Heinrich Pasternak; nachlesbar im Stadtarchiv Meschede in Grevenstein.

KZ - Was wussten Freienohler, die Schulkinder und ihre Eltern hiervon?

Freienohler, aus politischen, parteipolitischen Gründen, KPD – Kommunistische Partei Deutschland, Gefangene im Gefängnis der Gestapo – Geheime Staatspolizei, im KZ In den Jahren 1933 und 1935. - Quellen im Stadtarchiv Meschede und Archiv Freienohl in Grevenstein: A 2188, A 2207, A 1140 und Personal-Register. In A 2188: Schreiben vom 15.3.1934 von Bürgermeister Michel und NSDAP-Ortsgruppenleiter Joseph Kückenhoff. Ferner Literatur von Dr. Ottilie Knepper-Babilon und Hanneli Kaiser-Löffler; siehe auch: freienohler.de: Freienohl: Geschichte : 20. Jahrhundert: Reichstagsbrand...:

Name Geb.Datum Haft Von - bis

Bürger, August

Bürger, Klemens

Hunold, Otto

Klauke, Ewald

Klauke, Heinrich

Kossmann, Karl

Latzer, Josef

Pinke, Josef

Schwefer, Emil

28.12.1899

30.6.1908

18.4.1894

20.9.1885

1.12.1901

?

2.4.1901

26.4.1901

Arnsberg, KZ Börgermoor

KZ (Ort nicht genannt)

Arnsberg, Witten

Arnsberg

Arnsberg,Hamm.Hagen,Arnsberg

Freienohl, Arnsberg,

KZ Oranienburg

Arnsberg

Arnsberg

Arnsberg

1.10.33 – 24.12.33

18.4.34 – 10.2.35

28.2.33 – 31.8.33

28.2.33 – 2.6.33

28.2.33 – 19.2.35

28.2.33 – 19.6.33

1.11.33 – 10.6.34

?

28.2.33 – 31.5.33

?. 12.34 - ?.1.35

 

Tägliche Meldepflicht im Amt hatten: Alois Vernholz und Ehefrau Ludwig Lörwald. Das auch am 17.2.1934: Karl Kerstholt. Diese tägliche Meldepflicht wurde wieder aufgehoben am 19.3.1934 für Ehefrau Ludwig Lörwald, am 18.4.1934 für Alois Vernholz und Karl Kerstholt. - Im Schreiben vom 10.12.1935: kurz vor Weihnachten - ! - wurden aus der „Schutzhaft“ entlassen: Arbeiter Heinrich Klauke und Arbeiter Klemens Bürger.

Wie genau diese aktenkundigen Informationen im Freienohler Alltagsleben bei den Schulkindern, den Nachbarkindern bekannt waren, ist nicht aktenkundig, auch nicht, wie bei den Erwachsenen. Hier ist – 2017 – nicht untersucht und beschrieben, was und was nicht und wie die hier erschienenen Zeitungen berichtet haben und wer und wie viele überhaupt in Freienohl die Zeitung aus Arnsberg bezogen, gelesen haben. – August Bürger war später Polizist in Freienohl.

Ob August Bürger nach seiner Haft im KZ Börgermorr im Emsland zu Hause in Freienohl

das Lied der Moorsoldaten bei seiner Arbeit mal so gesummt, gesungen hat, dass die Schulkinder es gehört haben, ist nicht aktenkundig. Hier steht es:

Wohin auch das Auge blicket, - Moor und Heide ringsum.

Vogelsang uns nicht erquicket, Eichen stehen kahl und krumm.

Wir sind die Moorsoldaten, und ziehen mit dem Spaten ins Moor.

 

Hier in dieser öden Heide – ist das Lager aufgebaut,

wo wir fern von jeder Freude – hinter Stacheldraht verstaut.

Wir sind die Moorsoldaten, und ziehen mit dem Spaten ins Moor.

 

Morgens ziehen die Kolonnen – in das Moor zur Arbeit hin,

graben bei dem Brand der Sonne, - doch zur Heimat steht der Sinn.

Wir sind die Moorsoldaten, und ziehen mit dem Spaten ins Moor.

 

Heimwärts, heimwärts jeder sehnet, - zu den Eltern, Weib und Kind.

Manche Brust ein Seufzer dehnet, - weil wir hier gefangen sind.

Wir sind die Moorsoldaten, und ziehen mit dem Spaten ins Moor.

 

Auf und nieder gehen die Posten, - keiner, keiner kann hindurch.

Flucht wird nur das Leben kosten, - vierfach ist umzäunt die Burg.

Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor.

 

Doch für uns gibt es kein Klagen, - ewig kann's nicht Winter sein.

Einmal werden froh wir sagen: - Heimat, du bist wieder mein.

Dann zieh‘n die Moorsoldaten – nicht mehr mit dem Spaten ins Moor.

Informationen zum Lied im Internet: Wikipedia…

Freienohler, die hier um 1940 zur Schule gingen, erinnern sich an die „Wochenschau“ in einem Kino-Film: da waren über 2 – 3 Minuten zu sehen und zu hören die Moor-Soldaten in ihrem bunt gestreiften Arbeitszeug, in dem sie nicht so leicht unauffällig entfliehen konnten. Der Lehrer sagte nicht das Wort „Konzentrationslager“ sondern „Konzertlager“. Wie dieses Wort klang, wie es gehört wurde, ist nicht aktenkundig. Schulkinder von 1940 kannten das Wort „KZ“ oder „Konzentrationslager“, daran konnten sich jetzt (2016) noch lebende Freienohler genau erinnern.

Auch vom Verhalten den Freienohler Juden gegenüber werden die Schulkinder einiges mitbekommen haben. Aus der Akte 2188 ist hier zitiert:

Am 10.12.1934 berichtet der Amtsbürgermeister Michel nach Arnsberg: „Die Häuser der Juden Heumann und Emmerich sind von unbekannten Personen öfters mit Steinen beworfen worden.“ – Der Landrat antwortet: „Die Juden-Gegnerschaft des Nationalsozialismus ist nicht mit Radau-Antisemitismus zu verwechseln.“ – Am 13.12.1934 schreibt Michel: „Es ist Ruhe eingetreten.“ Und am 13.9.1935: „Die Juden haben immer noch nicht begriffen, dass sie im Dritten Reich keine Mode mehr sind und erwarten, dass die Volksgenossen noch bei ihnen kaufen gehen.“

Jahre … 1939

Gesetz zur Aufhebung von Schul-Deputationen (Abordnung, Ausschuss): Die bisherigen Schulvorstände sind aufgehoben. An ihre Stelle: Schulbeiräte. a) Bürgermeister Michel; b) Lehrpersonen: Rektor Paul Breitenbach, Konrektorin Gertrud Köster; c) Bürger: Holzmeister Wilhelm Hömberg, NSDAP-Ortsgruppenleiter Bauer Joseph Kückenhoff, Amtsinspektor Heinrich Korbmacher, Anstreichermeister Hermann Storm; d) von der HJ (Hitler-Jugend) bestimmter Lehrer: Joseph Kleinfeller.

Am 11. August 1939: Beschluss: An der katholischen Volksschule ist gleichzeitig katholischer und evangelischer Religionsunterricht zu erteilen. Dafür sind Lehrer anzustellen (also nicht mehr der kath. Pastor).

Am 15. Oktober 1941: 344 Schüler (einschließlich Schülerinnen), 8 Schulstellen (Lehrer).

Am 18. April 1944: Bericht unterschrieben von Lehrer Kleinfeller, Konrektorin Köster.

Jetzt zur LehrerinFranziska Kenter II                                              

Seminar Paderborn; 1. Anstellung: 16.4.1906 = 1. Stelle. Am 6. November 1908 teilt der Ortsschulinspektor Pfarrer Steimann dem Schulvorstand Herrn Amtmann Göpfert „praeses in externis“ (Vorsitzender nach Außen hin; Pfarrer Steimann hat Latein gelernt und der Amtmann wohl auch) mit: „Der Küchenherd der Lehrerin Franziska Kenter ist total durchgebrannt und infolgedessen unbrauchbar. Es muss daher schleunigst (unterstrichen) für Änderung des Übelstandes gesorgt werden. Ich bitte deshalb, baldigst die Sache untersuchen und ändern zu lassen.“ Gemeindevorsteher Kessler und Amtmann Göpfert: „Kenntnis genommen und weiteres veranlasst – vom Schul-Etat.“ Am 13. November 1908. (A 1375)

Am 29.4.1929 beantragt Lehrerin Franziska Kenter II für die Mädchen der Oberklasse die Anschaffung einer Nähmaschine. Die wird genehmigt, eine Pfaff-Nähmaschine für 117,50 RM. (A 1377)

Schließlich: Franziska Kenter II und der Nationalsozialismus:

Am 28. Juni 1934 teilt der Amts-Beigeordnete Joseph Kückenhoff im Auftrag des Bürgermeisters der „Jungfrauenkongregation“ (in der Pfarrgemeinde St. Nikolaus-Freienohl) mit: „Um weitere Zusammenstöße mit der HJ zu vermeiden ist neben dem Verbot des Tragens von Uniformen oder Uniform-Stücken durch konfessionelle Jugendverbände nunmehr angeordnet, dass den konfessionellen Verbänden auch das Tragen aller Abzeichen verboten ist. Dazu gehört auch das Christus-Abzeichen der Neudeutschen (Verband katholischer Schüler Höherer Lehranstalten).“ (PfA A 29) (um 2010: nd-netz.de; ksj-pb.de; ND-KMF; KSJ)

Abkürzung: SA = Sturmabteilung, paramilitärische Kampforganisation im Hitler-Regime.

Aus einem Brief vom 28. Dezember 1934 vom Freienohler Amtsbürgermeister Michel an den Freienohler Pfarrer Ferdinand Gerwinn (Pfarrarchiv 13): gekürzt, zusammengefasst: Alle Erwachsenen-Organisationen, z.B. SA -Reserve, Reichsluftschutzbund, Sanitäts-Kolonne u.a. dürfen aufgrund einer Verfügung ihre Veranstaltungen nicht mehr in der Schule durchführen. Die Jungfrauen-Kongregationen musste in dieses Verbot als Verein Erwachsener mit eingeschlossen werden. - In den damaligen katholischen Pfarreien bestanden die Jungfrauen-Kongregationen aus jungen Mädchen, nicht aus Schul-Mädchen und nicht aus erwachsenen Frauen; die meisten Jugendverbände waren damals noch geschlechts-getrennt.

Knapp 3 Monate später: am 15. März 1935: Frl. Kenter II ist 47 Jahre alt! Aus einem Bericht des Freienohler Ortsgruppenleiters Joseph Kückenhoff an die Kreisleitung der NSDAP (National-Sozialistische Deutsche Arbeiter Partei) in Arnsberg: Auszüge: „In meinem Bericht von Mai 1933 (der ist nicht aktenkundig) habe ich schon darauf hingewiesen, dass die Lehrerin Kenter (Franziska Kenter II) nicht im Geiste der nationalen Regierung arbeitet … oft (habe ich mich) beschwert beim Schulrat und Kreisleiter... Fast in jeder Versammlung der Parteigenossen Klagen eingebracht, über die meist schon schriftlich und mündlich berichtet ist (im Archiv nicht aktenkundig). (1.) Kenter und Walter (Lehrer Heinrich Walter) lehnten Eintritt in die NSV ab, darüber bei armen Parteigenossen und Notstandsarbeitern Erregung. … (3.) Schw. Johanna (Schwester Johanna Kückenhoff ist eine Schwester von Joseph Kückenhoff, s.u.) hat abgelehnt, im BDM zu helfen (Bund Deutscher Mädchen, die weibliche Parallele zur männlichen Hitlerjugend. HJ). (4.) Geistige Urheberin (Kenter II ist gemeint, auch weiterhin) der Frohschar, denn die geht vom Frauenbund aus (Frohschar: Schulmädchen, die weibliche Pfarrjugend). (5.) Treibende Kraft für alle Schwierigkeiten (mit) der Frauenschaft (NSDAP zugehörig). Bis dahin stand der Frauenbund nur auf dem Papier, dann wurde er Kampfbund. (6.) Kenter wusste ihre Wühlarbeit geschickt zu verschleiern. Es steht nämlich einwandfrei fest, dass sie die Konrektorin Köster, wie auch die Lehrerin Zimmermann davon abgehalten hat, der Frauenschaft beizutreten. Sie hat wörtlich zu ihnen gesagt: „Es darf sich keiner aufnehmen lassen, wie müssen in dieser Sache zusammenhalten.“ (7.) Sie hat den Deutschen Gruß bei Kückenhoff auf der Straße und sogar auf dem Schulplatz abgelehnt (erhobener rechter ausgestreckter Arm und rechte Hand, über Kopfhöhe, dabei die Worte: „Heil Hitler“). (8.) Bei Parteigenossen große Empörung wegen des untergestellten Wimpels, den Frl. Kenter den Kindern abnahm. Ihr Verhalten ist als Aufreizung empfunden. Von der Partei wird ihr deshalb das allergrößte Misstrauen entgegengebracht. Denn sie bestätigt sich in der Öffentlichkeit nur, um zu hetzen oder um Uneinigkeit zu stiften. Durch ihre Eigenschaft und die Verwandtschaft mit mehreren Lehrern (die ist nicht aktenkundig; oder Verwandtschaft „im übertragenen Sinn“) hat sie Uneinigkeit auch unter die Lehrpersonen getragen. Aus allen diesen Gründen ist die Lehrerin Kenter für die Partei in Freienohl nicht mehr tragbar. Ich bitte dringend darum zu veranlassen, dass sie weit genug von hier versetzt wird, damit sie ihren unheilvollen Einfluss nicht weiter ausüben kann.“

Mit dem Schulbetrieb selbst hat der folgende Abschnitt nichts zu tun, aber mit den Schulkindern außerhalb des Schulunterrichts:

Konkrete Berichterstattung an den Hauptwachtmeister Stahl, weiter an die Polizeiverwaltung Amtsbürgermeister Michel in Freienohl in der Akte 1377.

Zunächst: Freienohl, am 28. März 1935: der Amtsinspektor Korbmacher schreibt:

„Es erscheint der Maurer Adalbert Korte zu Freienohl wohnend und trägt vor: „Wie ich von dem Kaufmann Paul Becker zu Freienohl hörte, soll die Lehrerin Franziska Kenter zu Freienohl wohnend unter den Schulkindern eine sogenannte Frohschar gegründet haben und soll Fräulein Hehmann die Führerin sein. Näheres hierüber weiß ich nicht. Am letzten Sonnabend war allgemeiner Wandertag für die Schulkinder. Die Schulkinder der Klasse von Fräulein Kenter haben mit dieser einen Ausflug nach Wallen gemacht. Zu dieser Wanderung beabsichtigten die Kinder, einen Hakenkreuz-Wimpel mitzunehmen. Fräulein Kenter soll gesagt haben, der Wimpel sei zu schwer und soll derselbe in ein Haus gestellt worden sein. Die Lehrerin habe gesagt, sie könnten wohl einen Wimpel Blauweiß mitnehmen. Die Kinder haben das Lied angestimmt „Durchs Sauerland marschieren wir“, worauf Fräulein Kenter gesagt haben soll, es würden keine Marschlieder sondern Wanderlieder gesungen. Ich bringe diese Sache hiermit zur Anzeige und bitte um Anstellung weiterer Mitteilungen.“

Umseitig plus 2 Seiten steht dieser Brief vom Hauptwachtmeister Stahl:

Freienohl, den 5. April 1935: An die Polizeiverwaltung in Freienohl: „Seit ungefähr 14 Tagen besteht in Freienohl eine Vereinigung „Frohschar“. Gründer derselben ist der Pfarrer Gerwinn in Freienohl, welchem angeblich von seiner vorgesetzten, bischöflichen Behörde die Gründung der Frohschar empfohlen worden ist. Als Leiterin der Frohschar wurde von Pfarrer Gerwinn die Haustochter Else Hehmann in Freienohl bestimmt, welche gemeinsam mit der Fürsorgeschwester Irmfrieda den Verein leitet. Es fand bisher eine Zusammenkunft der Frohschar statt und zwar am 28.3.1935 im Schwesternhause, woran etwa 20 Mädchen teilnehmen. Während dieser Veranstaltung, welche ungefähr 1 ½ Stunde dauerte, wurden Spiele aufgeführt und gesungen. Wie ich von der Leiterin Hehmann erfuhr, sollen später auch religiöse Vorträge gehalten werden. Weiter habe ich festgestellt, dass bis jetzt 39 über 10 Jahre alte Mädchen aus den oberen Schulklassen der Frohschar beigetreten sind. Auch habe ich erfahren, dass 7 von diesen Mädchen, welche heute noch dem BDM angehören, aus diesem austreten wollen und zwar mit der Begründung, dass bei der Frohschar keine Beiträge erhoben und ihnen dort dasselbe geboten würde wie bei dem BDM. Von einem Kinde wurde berichtet, dass die Frau des Dr. Dehen ihnen versprochen habe, dass sie auch wie bei dem BDM weiße Blusen tragen dürften und auch Wanderungen gemacht würden. Zur Werbung für die Frohschar wurden von der Fürsorgeschwester Irmfrieda die Schülerinnen Therese Feldmann und Angelika Figge beauftragt, wozu letztere zum BDM gehört und alleine 19 Schülerinnen zur Aufnahme bei der Frohschar bewogen hat. Die Schülerin Else Winterhoff ist bereits aus dem BDM ausgetreten. Ob und wie die Lehrerin Kenter bei der Gründung der Frohschar beteiligt war, konnte ich nicht feststellen. Es ist aber mit aller Bestimmtheit anzunehmen, dass sie wie bei der Gründung anderer derartiger Vereine ihre Hand im Spiel hatte. Da die Kenter weiß, dass sie sich als Beamtin in dieser Weise sich nicht öffentlich betätigen darf, liegt die Vermutung nahe, dass ihre Mitwirkung in versteckter Form geschehen ist. Der Leiter der Schule, Rektor Breitenbach, der von der Gründung der Frohschar vorher nichts wusste, hat nach Bekanntwerden eine gründliche Untersuchung der Angelegenheit vorgenommen. Auf sein Zureden sind 6 Mädchen aus der Frohschar wieder ausgetreten. – Über die Mitführung des Hakenkreuz-Wimpels bei einer Wanderung habe ich folgendes festgestellt: An einem Wandertag im September vorigen Jahres wurde von den Mädchen der Klasse Kenter ein Halenkreuz-Wimpel mitgebracht. Die Klasse führte diesen an der Spitze des Zuges mit durch den Ort bis zur Rümmecke. Dort wurde e rauf Geheiß der Lehrerin Kenter bis zur Rückkehr in einem Hause bei der Familie Schröer untergestellt. Die Lehrerin soll als Grund angegeben haben, es sei kalt, der Wimpel würde den Kindern beim Streifen durch den Wald hinderlich sein und wäre auch zu schwer. Einige Kinder, die absolut darauf bestanden hätten, den Wimpel weiter mitzuführen, hätten sogar geweint, wie ihnen dieses verboten wurde. Ferner hat ein Mädchen ausgesagt, dass ihnen auf dieser Wanderung das Singen des Liedes „Durch’s Sauerland marschieren wir“ von der Lehrerin Kenter verboten worden sei mit dem Hinweis, dass nur Wanderlieder gesungen werden dürften. Ob die Lehrerin Kenter gesagt hat, dass blauweiße Wimpel mitgeführt werden dürften, konnte ich nicht feststellen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die Kenter eine ausgesprochene Gegnerin des heutigen Systems ist, welches sämtlichen Parteigenossen zur Genüge bekannt ist. So erwidert sie noch nicht einmal dem Ortsgruppenleiter Kückenhoff den Deutschen Gruß, obgleich ihr Kückenhoff seit langen Jahren bekannt ist und nie etwas Persönliches mit ihr gehabt hat. gez. Stahl, Hauptwachtmeister.“

Auf der Rückseite stehen die „Namen der jetzigen Kinder, die zur Frohschar gehören“ mit den danebenstehenden Anmerkungen; das Pluszeichen meint die weitere Zugehörigkeit; die Nummerierung ist hier ausgelassen; Summe: 33: Angelika Figge + BDM, Werberin für die Frohschar / Elisabeth Düring + BDM / Hilde Heckmann + BDM / Hedwig Schneider / Hedwig Guse / Moni Neise + BDM / Sophia Geißler * BDM / Gertrudis Kordel / Johann Krick / Elisabeth Funke / Hilde Hömberg / Josefine Nolte / Anni Imöhl / Theresia Feldmann, Werberin für die Frohschar / Anneliese Weber / Else Nolte / Toni Heckmnann / Josefine Heckmann + BDM / Johanna Klauke / Apolonia Neise / Else Becker / Karola Figge / Elisabeth Pöttgen / Ida Raulf / Martha Böddicker / Magdalene Schwefer / Erna Pöttgen / Edith Wagner / Irmgard Rocholl / Helene Zacharias / Gertrudis Hoppe / Martha Bauerdick / Frieda Trompetter.

Beim Lesen dieser beiden Berichte vom Maurer Adalbert Korte und Hauptwachtmeister Stahl werden immer wieder Fragen nach Gründen und weiteren Einzelheiten aufgetaucht sein. Siehe unten 29. April 1935.

Siehe auch Kapitel 22 und 23 im Groß-Text „Frau, Frauen in Freienohl“ von Heinrich Pasternak, nachlesbar im Stadtarchiv Meschede in Grevenstein.. Darin auch die Hiltruper Missionsschwester Irmfrieda MSC geb. Hedwig Pies.

Am 29. April 1935 (in Akte 1377):

„Verantwortliche Vernehmung eines Beschuldigten : Auf Vorladung erscheint die Lehrerin Franziska Kenter und sagt, mit dem Gegenstande der Vernehmung bekannt gemacht und zur Wahrheit ermahnt, aus: Zur Sache: Von der Gründung der Frohschar habe ich erst erfahren, als die Gründung erfolgt war und zwar durch meine Kollegin Fräulein Köster. An der Gründung selbst bin ich in keiner Weise beteiligt gewesen, auch nicht in versteckter Form. Auch bei Gründung anderer Vereine bin ich nicht tätig gewesen und muss ich die in dem Bericht des Gend. –Hauptwachtmeister Stahl ausgesprochene Verdächtigung ganz entschieden zurückweisen. Es sind ja auch sonst in der letzten Zeit in Freienohl gar keine Vereine gegründet worden. - Im vorigen Jahre, den Zeitpunkt kann ich nicht mehr genau angeben, fand eine Schulwanderung statt und zwar führte ich die Mädchen-Mittelklasse des V. und VI. Schuljahres. An der Spitze wurde ein Hakenkreuz-Wimpel geführt und zwar von der Schule aus Freienohl zur Rümmecke. Hier habe ich angeordnet und zu dem Kinde gesagt, es möge der Wimpel hier in ein Haus gestellt werden, da wir gleich in den Wald kämen und derselbe beim Streifen durch den Wald hinderlich sei. Wir kämen denselben Weg zurück und würden denselben dann bei unserem Rückzug in Freienohl zur Schule wieder mitführen, was auch geschehen ist. Ich habe mir hierbei weiter nichts gedacht und nur im Interesse der Kinder gehandelt. Dass hierüber ein Kind geweint haben soll, ist mir nicht bekannt, dieses halte ich aber auch für ausgeschlossen. Es ist mir auch nicht erinnerlich, dass ich den Mädchen das Singen eines Liedes verboten habe, auch die Kinder können sich dessen nicht erinnern. Ein blauweißer Wimpel ist bei unseren Wanderungen nie mitgeführt worden. – Von Herrn Kreisschulrat Eickelmann ist dem Lehrerstande in einem Vortrage gesagt worden, dass Mädchen sich anders zu verhalten hätten wie Jungens. Zu Beginn dieses Jahres ist durch einen Ministererlass bestimmt, dass es den Mädchen verboten ist, Kampflieder zu singen, die fraulicher deutscher Art nicht angepasst sind. - Wohl habe ich in der Schule mit den Mädchen ein geeignetes Hitler-Lied eingeübt. - Mit ist nicht anders bekannt, als dass ich mit dem Ortgruppenleiter der NSDAP, Herrn Kückenhoff, im besten Einvernehmen lebe. - Als ich vor kurzem in obiger Angelegenheit mit ihm Rücksprache nehmen wollte, stand er mit dem Waldwärter Bartholome zusammen. Bei meinem Hinzukommen sagte ich scherzweise, heute Morgen tue ich etwas, was ich in meinem Leben noch nicht getan habe, indem ich einem Manne nachlaufe. Bei meinem Näherkommen habe ich mit „Heil Hitler“ gegrüßt und wurde der Gruß auch von beiden Herren erwidert. Auch sonst habe ich immer gegrüßt und muss ich gegenteilige Behauptungen entschieden zurückweisen. - Ich entstamme einem seit Jahrhunderten auf der heimatlichen Scholle der Soester Börde angesessenen durchaus geachteten Bauerngeschlecht, aus dem im Laufe der Jahrhunderte auch eine ganze Anzahl von Lehrpersonen hervorgegangen sind, wirke im 30. Jahr meiner Lehrerinnen-Tätigkeit in Freienohl, stehe voll und ganz auf dem Boden der Regierung und setze mich stets voll und ganz für mein Vaterland ein. Alle gegenteiligen Anwürfe muss ich mit Entrüstung zurückweisen. Seit Gründung bin ich Mitglied des NS-Lehrerbundes. – gez. Franziska Kenter - gez. Korbmacher, Amtsinspektor.“ --- A 1377

Lehrerin Franziska Kenter II ist 1935, 50-jährig, zur Strafe nach Kallenhardt versetzt worden.

Auszug aus der „Schul-Chronik I“:

„Am 4. Juli 1935: Frl. Lehrerin Kenter ist erkrankt und muss vom 14. Juni bis 30. Juni vom Kollegium vertreten werden.“ (Die 3 Termine sind korrekt abgeschrieben.)

„Am 1. Juli: Lehrerin Franziska Kenter II ist durch Verfügung der Regierung ab 1. Juli im Interesse des Dienstes nach Kallenhardt Kreis Lippstadt versetzt. Ihre Stelle ist der Schulamtsbewerberin Bernhardine Ostermann aus Warstein ab 1. Juli übertragen worden. Dienstantritt 3. Juli.“ - Mehr, - Hintergründe usw. - steht nicht in der „Schul-Chronik I“. Siehe das Buch: „Psychopolitik“ von Byung-Chul Han...

Einschub Eins: Daten zur Familie Kückenhoff:

Johann Kückenhoff gnt. Frohne(n), Senior, geb. ...   gest. 1.6.1890, LA 80 J 7 M; Ehefaru Luise (Ludowika) geb. Brüggemann aus Linnepe, Heirat 14.11.1872; sie gest. 8.5.1919. -

Tochter von Johann Kückenhoff / Brüggemann:

Theresia Kückenhoff, geb. … gest. 6.4.1884, LA 5 J. -

Tochter von Johann Kückenhoff / Brüggemann:

Johanna Kückenhoff, geb. …1886; gest. 4.9.1886, LA 5 Monate. -

Sohn von Johann Kückenhoff / Brüggemann:

Joseph Kückenhoff, Landwirt, Bauer, geb. 9.9.1889 in Freienohl, verheiratet mit Anna Elisabeth Höhmann, geb. 29.3.1890, Heirat 20.5.1930; Am Hügel 59; er gest. 2.12.1960. Keine eigenen Kinder. An Kindes statt am angenommener Sohn am 26.9.1957: Wilhelm Kückenhoff-Feldmann geb. 28.2.1910; gest. …

Ehefrau Anna Elisabeth Höhmann ist die Tochter von Anton Höhmann und Ehefrau Franziska Neise.

(Joseph Kückenhoff: am 19.5.1945 „aus polit. Haft entlassen... Am Hügel 18“; nach dem NS-System, dem Zweiten Weltkrieg zeitübliche Entnazifizierung (siehe Internet). Haft in Remagen.) -

Tochter von Johann Kückenhoff / Brüggemann:

Johanna Kückenhoff, Schwester von Joseph Kückenhoff, geb. 6.6.1906 in Freienohl, gest. 19.6.1941 (35 J.), ledig, ohne Beruf, Alte Wiese 15.

Am 15. März 1935 (s.o. Kenter II): Schester Johanna ist 29 Jahre alt. -

Sohn von Johann Kückenhoff / Brüggemann:

Johannes Kückenhoff, geb. 15.10.1915; LA 1 Tag, gest. 16.10.1915. -

Einschub Zwei: Ältere, ganz alte Freienohler bestätigen dank ihrer Lebenserfahrung in Freienohl, was inzwischen – 2017 – eigentlich Allgemeinwissen ist: Manche Freienohler haben „es hinterher“ bereut und gelitten. Damals hatten sie auch dafür gesorgt, dass Freienohler „in Arbeit“ kamen. Sie gehörten nicht zu den NS-Verbrechern. - „Verallgemeinerung ist die Philosophie der Primitiven.“ So der Jude Moshe Ya'aqob Ben Gaymel, 1891-1965. Oder etwas simpler: „Der Frosch, der im Brunnen lebt, beurteilt das Ausmaß des Himmels nach dem Brunnenrand.“

Ende des Einschubs Eins und Zwei.

Fortsetzung der politischen Geschichte: auch 2 listige Freienohler Frauen

Am 21. Dezember 1936: Ein Schreiben vom Regierungspräsidenten Teipel in Arnsberg zum Landrat in Arnsberg, zum Amt Freienohl, zum Bürgermeister Michel in Freienohl: „Der katholische Pfarrer in Freienohl Gerwinn bietet nicht die Gewähr, dass er sich im kirchlichen Religionsunterricht, den er in der Schule erteilt, rückhaltlos für den nationalsozialistischen Staat einsetzt. Ich ersuche daher unter Bezugnahme auf meine Verfügung vom 5.11.1935, ihm die Erteilung des kirchlichen Religionsunterrichts in den Schulräumen sofort zu verbieten und mir bis zum 22.12.1936 über das Veranlasste zu berichten.“ (A 1377)

Am 11. August 1939: Vom Regierungspräsidenten Arnsberg genehmigter Beschluss, vom Amtsbürgermeister Michel, Freienohl, und Schulbeiräte Wilhelm Hömberg, Heinrich Korbmacher, Hermann Storm, Joseph Kückenhoff: „Den genehmigten Beschluss darüber, dass unter ausdrücklicher Sicherstellung des Religionsunterrichts, dass die katholische Volksschule in Freienohl mit Wirkung vom 1.9.1939 als solche eingerichtet wird, an der gleichzeitig evangelische und katholische Lehrkräfte anzustellen sind,...“ (A 1377)

Am 16. Januar 1940: An den Regierungspräsident in Arnsberg durch den Landrat in Arnsberg vom Bürgermeister in Freienohl Michel: „Den genehmigten Beschluss darüber, dass an der katholischen Volksschule in Freienohl gleichzeitig evangelische und katholische Lehrkräfte anzustellen sind, habe ich in ortsüblicher bisher noch nicht bekannt gemacht, da es mir bedenklich erscheint, die Bevölkerung mit Dingen zu befassen, für die augenblicklich wenig Verständnis bestehen würde. Die Veröffentlichung des oben bezeichneten Beschlusses trägt eher zu einer Verschlechterung als Verbesserung der guten Stimmung bei. Ich bitte deshalb, die Angelegenheit zurückstellen zu wollen, da der Beschluss augenblicklich nur von formeller nicht aber auch praktischer Bedeutung ist.“

Am 17. Mai 1940 schreibt der Amtsbürgermeister Michel im Auftrag der Polizei-Verwaltung an den Pfarrer Gerwinn: „Wegen der zeitigen Luftlage (der derzeitigen „Flieger-Bomben-Angriffe“, zeitüblicher Wortgebrauch) wird Ihnen unter Bezugnahme auf die fernmündliche (telefonische) Mitteilung vom 11. Mai 1940 bestätigt, dass die Höchstzahl der Kirchenbesucher zu den einzelnen Gottesdiensten auf je 150 festgesetzt ist.“ (PfA A 29)

Texte aus der Akte 1377 im Stadtarchiv Meschede, Archiv Freienohl in Grevenstein:

Am 6.12.1943: Pfarrer Gerwinn bittet den Amtsbürgermeister Michel um Genehmigung, in der Schule Religionsunterricht erteilen zu dürfen mit Bezugnahme auf das vorseitige Schreiben vom 29.11.1943; das ist nicht aktenkundig.

Am 13.12.1943: Lehrer Kleinfeller: „Es handelt sich um Erst-Beicht- und Kommunion-Unterricht für 9 – 10-jährige Schulkinder und an 2 Mädchenklassen. Für alle diese Kinder ist der Aufenthalt in der ungeheizten Kirche gesundheitsschädlich. Die übrigen Klassen erhalten ihren Religionsunterricht vom Vikar im Schwesternhaus. Der Raum wird aber nachmittags für die Mädchenklassen zum Handarbeitsunterricht gebraucht. Empfohlen wird das Zimmer A in der Alten Schule.“ (A1377)

Am 14.12.1943 bittet der Amtsbürgermeister Michel Pfarrer Gerwinn: „...an welchen Tagen in der Woche...“ Pfarrer Gerwinn am 14.12.1943: „...mittwochs, donnerstags nachmittags von ½ 3 – ½ 4 Uhr...“

Am 27. Dezember 1943 informiert der Amtsbürgermeister Michel den Landrat in Arnsberg über alles, - wie auch 1936 -, bittet „um Prüfung der Sache, mit Kückenhoff hat er Rücksprache genommen: seitens der Partei (NSDAP) werden keine Einwendungen erhoben, da das Verhalten des Pfarrers Gerwinn in den letzten Jahren zu Beanstandungen keine Veranlassung mehr gegeben habe.“ (A 1377)

Am 15. März 1944 (!) unter Bezugnahme auf den 27. Dezember 1943 antwortet der Regierungspräsident in Arnsberg: „...dass die Genehmigung aus grundsätzlichen Erwägungen nicht erteilt werden kann.“ (A1377)

Mehr als ein Anhängsel: Listig vermeiden Frauen den Hitlergruß, ehemalige Schülerinnen von Fräulein Kenter II ?

Beim Sicherinnern an Fräulein Lehrerin Franziska Kenter II und an die Nazi-Zeit fallen älteren jetzigen Freienohlerinnen (2015) diese Begebenheiten ein. Weil es sich um einige wenige Frauen gehandelt hat, aber nicht alle namentlich bekannt sind, sei hier keine genannt. Da wurden 2 Frauen beim Freienohler Bürgermeister angezeigt, sie machen keinen „richtigen Hitlergruß“; sie würden ihren rechten Arm mit ausgestreckter Hand nicht ganz gerade und hoch halten und nicht richtig „Heil Hitler“ sagen. Der Bürgermeister gab den Vorwurf weiter nach Arnsberg und die Frauen mussten zum Amtsgericht. Dort sollten sie den Hitlergruß einmal vormachen. Das schafften sie nicht. Kaum bis zur Gürtellinie. Ihr Gesicht verzerrte sich schon. Sie seien auch älter und sie hätten Gicht in den Armen. Der Richter war oder schien sehr beeindruckt zu sein. Und die Frauen konnten unbestraft wieder zurück in die Freiheit Freienohl. Clever, cool!

In Erinnerung an die Nazi-Zeit tauchte bei einer sehr alten Freienohlerin dieses „Gereime“ auf: So etwas ein Gebet zu nennen, ist völlig verkehrt. Unsere Hiltruper Schwestern und Fräulein Franziska Kenter II mit Schwester Johanna haben das nicht im Kindergarten und nicht im ersten Schuljahr aufsagen lassen: „Händchen falten, Köpfchen senken – und an Adolf Hitler denken, - er gibt uns täglich Brot, - er hilft aus aller Not.“

Franziska Kenter II wohnt nach Pensionierung in Werl. Hier stirbt sie am 2.3.1963; Lebens-Alter 74 ½ Jahre; sie wird bestattet in Westönnen. – Ein Grab-Besuch ist von Freienohl aus gut möglich.

Notwendiger Spezial-Anhang: Fronleichnamsprozession

Die Freienohler Schulkinder gingen nicht nur zur Schule. Sie gingen auch mit bei der Fronleichnamsprozesion. Die war in der Nazi-Zeit sehr problematisch.

Heutzutage ist das ganz anders.

Vielen Herzen tut es gut, mit der Fronleichnamsprozession die Bergmecke herunter zu kommen und dann die St. Nikolaus Kirche vor sich zu sehen: wie langen, breiten Bändern wehen die blauweißen und gelbweißen Fahnen vom Kirchturm. Aus seinen höchsten Schall-Löchern grüßen sie: „Nun kommt noch alle zum großen Te Deum!“ Weit tönendes Glockengeläut erlöst von allen Anstrengungen. – Und genauso erleichtert geht es zu, wenn Freienohler nach der Küppelprozession den Breiten Weg hinaufziehen. – Ganz bestimmte Schützenbrüder, die sich im Innern des Kirchturms bestens auskennen, haben sich mit dem Aushängen der Fahnen auf diesen Willkommensgruß spezialisiert.

Das war nicht immer so.

Aus der Nazi-Zeit sind Behörden-Briefe an den Freienohler Pfarrer und damit auch an unsere Gemeinde archiviert. Die Briefe erinnern an schlimme Zeiten. Pfarrer war 1916 – 1949 Ferdinand Gerwinn; Erzbischof von Paderborn 1930 – 1941 Kaspar Klein, danach 1941 - 1974 Lorenz Jäger; Papst 1922 – 1939 Pius XI., danach 1939 – 1958 Pius XII.

Die Zitate aus den Briefen sind kursiv geschrieben.

Zunächst eine mehr als liederliche Behinderung der bevorstehenden Prozession. Pfarrer Gerwinn schreibt in seiner Chronik: „Am 26. Juni 1933 wurde die Fahne des Gesellenvereins (jetzt Kolpingsfamilie, Kolpingswerk) auf Anordnung der Leitung der hiesigen N.S.D.A.P. (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) durch die SA-Männer (Sturm-Abteilun, die 2 Namen sind hier ausgelassen) trotz des erhobenen Einspruchs des Pfarrers gewaltsam aus der Kirche geholt.“ Auch damals waren die Vereinsfahnen, Banner und Wimpel stolze Zeichen des Glaubensbekenntnisses zum Allerheiligsten der Prozessionen.

1934, 12. Mai: Absender: NSDAP, Gauleiter in Bochum an alle Kreisleitungen des Gaues Westfalen-Süd, Betreff „Teilnahme katholischer Verbände an den kirchlichen Prozessionen…mit dem Ersuchen, Ihre sämtlichen Dienststellen zu veranlassen, auch örtlich mit den Verbänden der SS, SA und HJ (Sturmschar / Saalschutz, Sturmabteilung, Hitlerjugend, - ab 14 Jahre) Fühlung zu nehmen, damit unter allen Umständen Störungen der kirchlichen Feiern nicht eintreten: Durch Erlass vom 4.12.1933 … habe ich allgemeine Weisungen hinsichtlich der katholischen Verbände, insbesondere der Jugendorganisationen gegeben. Um Störungen und Misshelligkeiten gelegentlich der vielfachen demnächst stattfindenden kirchlichen Prozessionen zu vermeiden, weise ich ergänzend noch auf Folgendes hin: Die Prozessionen sind rein kirchliche Veranstaltungen. Eine geschlossene Teilnahme konfessioneller Vereine, auch Jugendvereine bei denselben, ist grundsätzlich nicht zu behindern, auch nicht das Mitführen von Vereinsfahnen. Dabei wird sich der geschlossene Marsch dieser Organisationen lediglich auf die Teilnahme an den kirchlichen Prozessionen zu beschränken haben. Ein Auftreten dieser Organisationen in Uniform oder Einheitskluft wird nicht zuzulassen sein. Ein solches entspricht auch in keiner Weise der überlieferten Übung und ist lediglich geeignet, Störungen von Ruhe und Ordnung hervor zu rufen. Die vielfach überlieferte Übung, dass bei einzelnen Verbänden die Fahnenträger und Fahnenbegleiter Barett und Schärpe oder ähnliche tragen, ist selbstverständlich nicht zu hindern.“ Im Amt Freienohl eingegangen am 23. Mai 1934.

1934, 24. Mai: „Bei den stattfindenden Prozessionen wolle nach Möglichkeit dafür gesorgt werden, dass sich die Prozessionen auf der rechten Straßenseite fortbewegen. Der Straßenverkehr auf den Durchgangsstraßen darf nicht behindert werden.“

Unsere Durchgangsstraße, die jetzige Hauptstraße, hieß damals: Adolf-Hitler-Straße.

1934, 28. Juni: „An die Jungfrauen-Kongregation zu Freienohl: Um weitere Zusammenstöße mit der Hitler-Jugend zu verhindern, ist neben dem Verbot des Tragens von Uniformen oder Uniformstücken durch konfessionelle Jugendverbände nunmehr angeordnet, dass den konfessionellen Verbänden auch das Tragen aller Abzeichen verboten ist. Dazu gehört auch das Christus-Abzeichen der Neudeutschen (Verband katholischer Schüler höherer Lehranstalten).“  

1936, 15. Januar: „Betreff: Beflaggung der Kirchengebäude. – Es ist in letzter Zeit, insbesondere von katholischen Kreisen, mehrfach versucht worden, den Erlass des Herrn Reichs- und Preußischen Ministers des Innern … dadurch zu umgehen, dass die Reichs- und Nationalflagge nicht am Kirchengebäude selbst, sondern an einem neben dem Kirchengebäude eigens hierzu errichteten Fahnenmast gehisst wurde…“

1936, 19. Februar: „In letzter Zeit ist mehrfalls festgestellt worden, dass zur Hissung (zum Hissen) der Reichs- und Nationalflagge vor den Kirchen auf den Kirchengrundstücken besondere Fahnenmaste errichtet wurden. Ich darf hierzu darauf hinweisen, dass nach dem Erlass über die Kirchenbeflaggung vom 4. Oktober 1935 … die Kirchen- G e b ä u d e zu beflaggen sind… Im Interesse einer reibungslosen Durchführung der für die Kirchenbeflaggung getroffenen Anordnungen bitte ich, das hiernach Erforderliche veranlassen zu wollen.“

Als in jenen Jahren ein Paderborner Priester von seinem Erzbischof Klein einen Ratschlag erbat, sagte der Erzbischof: „Das weiß ich auch nicht, aber haben Sie Mut und Phantasie!“

1936, 18. Mai; die Polizei an den Bürgermeister: „Die Beflaggung des Kirchturms in Freienohl wäre an sich wohl möglich, jedoch ist die Anbringung der Fahne mit Schwierigkeiten verbunden. Bei der vorgenommenen Besichtigung ergab sich, dass ein Flaggen aus dem Schall-Loch heraus unzweckmäßig wäre, weil das Fahnentuch sich draußen in dem Ziffernblatt und den Zeigern der Uhr verfangen kann. Oben am Helm befindet sich allerdings noch ein kleiner Dachausbau, durch den die Flagge eingerollt hindurch gebracht werden könnte, jedoch fehlt eine Leiter dahin. Zunächst müsste also eine Leiter angeschafft und fest eingebaut werden. Sodann müssten die Laufbretter im Gebälk festgenagelt und seitlich durch einen Handlauf gesichert werden. Schließlich wäre noch für eine Beflaggung im Winter die Anlage einer elektrischen Lichtleitung und einer Brennstelle erforderlich. Sollten sich sonst noch technische Schwierigkeiten ergeben, so möge das Kreisbauamt in Anspruch genommen werden.“

1936, 2. Juni: „Zurückgesandt. Das Flaggen vom Fahnenmast aus kann nicht als ausreichend angesehen werden. Ich ersuche daher zu fordern, dass die Fahne vom Kirchturm gezeigt wird.“

1936, 10. Juni: Polizei-Funkdienst Stapo Dortmund (Staatspolizei) nach Arnsberg zum – u.a. – Regierungspräsidenten zur Weiterleitung: „Der Reichskirchenminister hat folgende Entscheidung getroffen: Rein weltliche Veranstaltungen kirchlich konfessioneller Vereinigungen im Anschluss an die religiöse Feier des Fronleichnamsfestes haben entsprechend dem Charakter dieses Festes ebenfalls mehr oder weniger den Charakter einer Demonstration und sollen im Interesse der Volksgemeinschaft unterbleiben … und können daher nicht zugelassen werden… In sehr vielen Pfarrgemeinden finden solche weltlichen Feiern ohnedies nicht statt wohl in dem Gefühl, dass weltliche Veranstaltungen nicht zu einem solch tiefen religiösen Geheimnis passen, wie es nach katholischem Glauben Eucharistie enthält… Die Fronleichnamsprozession dagegen ist in der bisherigen Form und Ausdehnung zu gestatten…über den Verlauf des Fronleichnamsfestes (ist) schriftlich bis spätestens 15.6.36 zu berichten. Fehlanzeige ist erforderlich…“

1938, 31. Mai: Der Landrat in Arnsberg aus dem Schreiben des Gauschützenführers: „Nach § 2 der Reichseinheitssatzungen…sind den Vereinen Bestrebungen klassentrennender oder konfessioneller Art verboten.“

1938, 4. Mai; Vom Landrat an Bürgermeister und am 16. Mai 1938 weiter an Pfarrer: „Betreff: Zweite Verordnung zur Durchführung des Reichsflaggengesetzes vom 28.8.1937. – Aus Anlass eines Einzelfalles hat die Staatspolizeistelle in Dortmund über das Flaggen von Kirchenfahnen folgende Entscheidung getroffen: Nach § 2 der Verordnung ist Privatpersonen das Setzen von Kirchenflaggen allgemein verboten. Auch bei kirchlichen Feiern, wozu selbstverständlich auch Prozessionen gehören, können Privatpersonen nur die Reichs- und Nationalflagge zeigen. Das Zeichen von farbigen Kirchenfähnchen, auch in Form einer Girlande, fällt ebenfalls unter das Verbot … Nur den Kirchen ist es gestattet, bei kirchlichen Feiern die Kirchenfahne zu zeigen. Erfolgt die Beflaggung nicht auf staatliche Anordnung, sondern aus einem anderen Anlass, so können die Kirchen, nicht Privatpersonen, Kirchenfahnen allein oder neben der Reichs- und Nationalflagge zeigen. Im letzteren Falle gebührt der Reichs- und Nationalflagge jedoch die bevorzugte Stelle. – Ich ersuche, die Befolgung dieser Anordnung genauestens zu überwachen.“

1939, 25. Mai: vom Landrat Arnsberg – u.a. – ans Amt Freienohl, hier eingegangen am 1.6.1939: „Die Behinderung des Durchgangsverkehrs auf verkehrswichtigen Straßen, d.h. auf allen Reichsstraßen und Hauptverkehrsstraßen durch die Veranstaltung von Prozessionen ist mit den Erfordernissen einer geordneten Abwicklung des Verkehrs und den zu seiner Förderung und Sicherheit ergriffenen Maßnahmen organisatorischer, finanzieller und sonstiger Art nicht mehr zu vereinbaren, auch wenn hierbei in althergebrachter Weise bestimmte Wege und Plätze benutzt werden. Ich ordne daher an, dass Prozessionen und Wallfahrten die Reichs- und Hauptverkehrsstraßen des Kreises Arnsberg nicht mehr begehen dürfen. In besonders gelagerten Fällen, bei welchen sich die Benutzung einer Reichs- oder Hauptverkehrsstraße nicht umgehen lässt, bin ich notwendigenfalls bereit, wenn es mit den verkehrspolizeilichen Interessen in Einklang zu bringen ist, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen. Anträge dieser Art ersuche ich mir rechtzeitig unter eingehender Darlegung des Sachverhaltes vorzulegen. Dabei weise ich darauf hin, dass in den Fällen, in denen eine Prozession pp. Eine Reichsstraße kreuzen soll, mit der Erteilung der Ausnahmegenehmigung nicht zu rechnen ist…“ Auf alten Postkarten ist zu sehen, wie damals unsere Reichsstraße und Hauptverkehrsstraße aussah. Wer damals Kind war, erinnert sich an die Fahrten mit selbstgebauten „Bollerwagen“ und an den Autoverkehr, an die Autobesitzer und Fahrer.

1939, 2. Juni: „Hiermit bringe ich zur Kenntnis, dass aus Verkehrsrücksichten Prozessionen und Wallfahrten die Reichs- und Hauptverkehrsstraßen des Kreises Arnsberg nicht mehr begehen dürfen. Sie wollen die Anordnung beachten und sich darnach in Zukunft halten.“

Ausgerechnet diese Verordnung hatte Otto Günnewich, Vikar in Niedersalvey, nicht zur Kenntnis genommen. Er ging mit der Niedersalveyer Fronleichnamsprozession 1942 beim Rundgang um die Kirche knappe 50 Meter über die Durchgangsstraße. Das wurde verraten. Am 12.7.1942 wurde er verhaftet, kam ins KZ Dachau, wurde in Hartheim / Linz vergast. Die Leiche wurde verbrannt und die Asche den Eltern zugeschickt. Siehe Internet und „Heimatkalender: De Suerländer“ 1966, S.25.

1939, 5. Juni: „Durch Verfügung II U 2 vom 31.5.1939 hat der Herr Regierungspräsident die folgende Anordnung des Herrn Oberpräsidenten bekannt gegeben (für die Volksschule Freienohl): Am Fronleichnamstage dieses Jahres findet planmäßiger Unterricht statt. Um den katholischen Lehrern und Schülern die Möglichkeit zu geben, den Gottesdienst zu besuchen, fällt für sie der Unterricht in der ersten Stunde aus. An Schulen, die auch von nichtkatholischen Lehrern und Schülern besucht werden, fällt der Unterricht in der ersten Stunde auch für diese aus, wenn nach Ermessen des Schulleiters ein fruchtbringender Unterricht für sie nicht möglich ist… Auf die genaueste Befolgung dieser Anordnung weise ich nachdrücklich hin. In der hiesigen Schule beginnt der Unterricht am Fronleichnamstage um 9 Uhr.“

1940, 10. Mai vom Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, Münster; über den Herrn Regierungspräsidenten der Provinz, Arnsberg, am 12. Mai 1940; über die hauptamtlichen Bürgermeister am 15. Mai 1940 an die Pfarrer: „Im Hinblick auf die gegenwärtige Lage müssen bis auf weiteres im Bereich der Provinz Westfalen alle öffentlichen Umzüge unterbleiben. Darunter fällt grundsätzlich auch die diesjährige Fronleichnamsprozession. Es ist jedoch nichts dagegen einzuwenden, wenn die Prozession in Form eines Umganges um das Kirchengebäude abgehalten wird, soweit nicht eine akute Luftgefahr vorliegt.“

Ob Vikar Günnewich diese Anordnung in Verbindung mit der Anordnung vom 2. Juni 1939 auch nicht kannte, weiß man nicht.

Hier werden 3 gewichtige Termine eingefügt: der 1. August 1941, der 24. Dezember 1942 (Heiligabend + Weihnachten), der 2. Juni 1943, Der Vatikan, genau Papst Pius XII. ganz authentisch informiert mit persönlich abgefassten Briefen die ganze Welt, nicht nur die katholischen Christen über den total grauenhaften Holocaust, über die massenhaften Nackt-Erschießungen, über den unzählbar grässlichen Gastod – nicht nur der Juden. Nachlesbar in: Michael Hesemann; „Der Papst und der Holocaust: Pius XII, und die geheimen Akten Im Vatikan“; Verlag Langen Müller, 2018.

1941, 19. Mai, vom Landrat an Pfarrer Gerwinn: „Ihr Antrag vom 14. Mai, betr. Genehmigung einer Fronleichnamsprozession, ist mir … zuständigkeitshalber vorgelegt worden. In Anbetracht der gegenwärtigen Luftlage kann die Prozession in der vorgesehenen Weise leider nicht zugelassen werden. Es bestehen aber keine Bedenken, wenn die Prozession in der Form des Umganges um das Kirchengebäude abgehalten wird. Hierzu erteile ich hiermit meine Genehmigung.“

Darunter steht die handschriftliche Anmerkung von Pfarrer Gerwinn, auch von ihm abgezeichnet: „Ein Umzug um die Kirche kommt hier wegen der Beschränktheit der Mauer nicht in Frage. Infolgedessen fallen in diesen Wochen die Prozessionen aus.“

1942, 1. Juni: Die Geheime Staatspolizei Dortmund an die Landräte usw. bis zur Ortspolizei: „Eilt sehr! Vertraulich!“ Klar, der Fronleichnamstermin steht fest. Es geht um „die Verordnung über die Handhabung des Feiertagsrechtes während des Krieges… Ich ersuche, die Veranstaltungen der Kirchen sowohl am Donnerstag, dem 4.6.1942 als auch am Sonntag, dem 7.6.1942 zu überwachen. Die Überwachung bezieht sich auch auf die Beteiligung am Gottesdienst, sowie auf die angesetzten Feierlichkeiten. Insbesondere ist darauf zu achten, ob von den Geistlichen die Verlegung und die damit verbundenen Feierlichkeiten innegehalten werden. Bei festgestellten Verstößen bitte ich den Namen des verantwortlichen Geistlichen anzugeben. Um Bericht bis zum 13.6.1942 – genau - … Fehlanzeige ist erforderlich.“

1942, 8. Juni: Amt Freienohl: „Fehlanzeige“.

1945, 1. Mai: Pfarrer Gerwinn an das Bürgermeisteramt in Freienohl: „Seitens der Mitglieder der hiesigen Pfarrgemeinde ist mir wiederholt der lebhafte Wunsch ausgesprochen worden, dass die drei seit Jahrhunderten üblichen Prozessionen, die in den letzten 6 Jahren verboten waren, wieder gehalten werden möchten… (Die 3 Prozessionen werden mit den entsprechenden Terminen aufgeführt.) Es wäre wünschenswert, wenn für diese 3 Tage die Zeit zur Benutzung der Straße auf morgens 6 Uhr heraufgesetzt würde, damit der Gottesdienst zeitiger beginnen kann.“ - So früh schon wegen des Schmückens mit den „Blumen-Teppichen“.

1945, 9. Mai 00.01 Uhr: Die deutsche Kapitulation tritt in Kraft. Ende der NS-Zeit.

1945, 2. August, aus dem Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn an die Dechanten zur Weiterleitung an die Pfarrer: „Zur Kenntnisnahme. Der englische Kreiskommandant in Arnsberg teilt uns mit, dass Prozessionen keiner besonderen Genehmigung bedürfen, dass sie aber rechtzeitig unter Angabe des Prozessionsweges ihm gemeldet werden müssen. Militärstraßen dürfen nicht von den Prozessionen berührt werden.“

Zwei Anmerkungen:

Quellen: die Briefe (die Namen darin wurden absichtlich ausgelassen): EBAP: Erzbischöfliches Archiv Paderborn. Pfarrarchiv St. Nikolaus Freienohl: A 9, A 29. Amtsarchiv Freienohl Nr. 1140.

Im Text von Carlo Düring, Freienohl: „Die Zeit von 1933 – 1945 : Die Freienohler Volksschule im Nationalsozialismus“ (18 Seiten, Stadtarchiv Meschede, Archiv Freienohl in Grevenstein) ist Lehrerin Frl. Franziska Kenter II nicht genannt. Die Textfassung von Carlo Düring – hier nicht zitiert - bietet einen historisch und geschichtlich korrekten Überblick auf diese Zeit an.

Hiermit endet das Kapitel 18 aus „Unsere Schule in Freienohl“.

Zweiter An-Stoß:

Erinnerung + Wachsamkeit + Freienohler Political Correctness:

Unsere Gerwinn-Straße / Konrad Adenauer Straße / Kurt Schumacher Straße / Cousolre-Straße / und keine „Stolpersteine“!

Bei uns in Freienohl: unsere Gerwinn-Straße:                                                                 Zur Erinnerung: 33. Januar 1933: Machtergreifung Hitlers. 25. Juli 1933: Reichskonkordat des Deutschen Reiches mit dem Heiligen Stuhl (Vatikan, Papst Pius XI. und Wikipedia) mit der – vorläufigen – Sicherung des Weiterbestehens der katholischen Jugendverbände. Am 30. Januar 1934 sind übrig geblieben ausdrücklich nur der Bund Neudeutschland (nd-netz.de) und der Quickborn. – Die Judenverfolgung hatte schon 1931 begonnen, noch vor der Reichskristallnach vom 9. Auf den 10. November 1933. - Auch Pfarrer Gerwin hatte von der Judenverfolgung erfahren, von wem, von welchen kirchenamtlichen oder auch politischen Seiten ist nicht bekannt. Jedenfalls: ganz persönlich besuchte er alle Freienohler jüdischen Familien. Er machte ihnen, den Eltern, ganz deutlich klar, sie sollten auf jeden Fall Freienohl, Deutschland verlassen. Alle taten das. Einige verließen nur Freienohl. Einige zogen nur um nach Holland, Von dort wurden sie entführt und wurden Opfer des Holocaust in den KZ´s. – Insbesondere für sein politisches Pastoral, für seine ganz und gar menschliche Seelsorge wurde Pfarrer Ferdinand Gerwinn ausgezeichnet zum Freienohler Ehrenbürger der Stadt Meschede. – Darum gibt es seinen Ehren bei uns unsere Gerwinn-Straße!

Bei uns in Freienohl: unsere Konrad Adenauer-Straße mit unserer Konrad Adenauer-Schule, gern abgekürzt: KAS

Konrad-Adenauer: geb. 1876 in Köln, gest. 1967 in Rhöndorf. - Wegen der Konrad-Adenauer-Schule hier ein paar mehr Daten. - Studium der Rechtswissenschaften, Rechtsanwalt am Oberlandesgericht Köln. Mitglied der kath. Partei: Zentrum, Mitglied im Reichsvorstand. Oberbürgermeister von Köln: 1917-1933, 1945 einige Monate. - In der NS- / Nazi-Zeit seiner Ämter enthoben; in der Benediktiner-Abtei Maria Laach genoss er immer wieder Gastfreundschaft. Zeitweise wurde er von der Gestapo inhaftiert. Hinterher Mitbegründer der CDU. 1949-1963 erster Bundeskanzler unserer Bundesrepublik Deutschland; 1951-1955 Bundesminister des Auswärtigen. Auch kirchengeschichtlich sehr gewichtig ist sein Zitat zur Schuld an den Juden ist hier zu lang; siehe Wikipedia.

Unsere Konrad-Adenauer-Straße hieß vor der politischen Neugliederung 1975, seit 1952 Graf-Gottfried-Straße (hier nicht erläutert; Eversberg behielt den Namen Graf-Gottfried-Straße). Noch eine urige Grundlage für unsere Konrad-Adenauer-Hauptschule: 1954 wurden bei Ausschachtungs-Arbeiten 1 Meter unter der Erdoberfläche 2 mächtige Eichenstämme von circa 70 Zentimeter Durchmesser mit Astwerk entdeckt. Die umgestürzten, nicht geschlagenen, nicht gefällten Stämme werden vor etwa 1000 Jahren dort im Ruhrtal gestanden haben.

In Erinnerung an Konrad Adenauer lautet das persönliche und politische Konzept unserer KAS: K = Kompetenzen entwickeln. A = Achtsam miteinander umgehen. – S = Selbstverantwortlich handeln. – Im Internet: KAS Freienohl: Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage. Q-rage.online.

Genau dazu passt unsere Kurt-Schumacher-Straße: Kurt Schumacher: geb. 1895 in Culm / Westpreußen; gest. 1952 in Bonn. Dr. jur. an Uni Münster. In der NS-Zeit regelmäßig politischer Häftling im Konzentrationslager: KZ Heuberg, KZ Oberer Kuhberg, bis Kriegsende KZ Dachau. Bedeutender Gründungsvater unserer Bundesrepubkik Deutschland. Parteivorsitzender der SPD 1946-1952. Oppositionsführer in der 1. Wahlperiode 1949-1952 des Deutschen Bundestages. Charismatisches Gegenbild, sinnvoller: Parallelbild von Konrad Adenauer. In der charakterisierenden Terminologie von Machiavelli war Adenauer der Fuchs und Schumacher der Löwe. - Noch ausführlicher: Wikipedia.

Inzwischen gehört zu unserer Political Correctne unsere Cousolre-Straße. Aktuell und sinnvoll bestens: die Cousolre – Freienohl - Urkunde vom 29.4.2017.     Abschrift aufgrund der deutschen Rechtschreib-Regeln von 2018, im Original sind die Substantive, ausgenommen die Namen, klein geschrieben.

Erneuerung des Verschwisterungseides                                                                   „Wir, Christoph Weber, Bürgermeister der Stadt Meschede-Freienohl,             Maurice Boisart, Bürgermeister der Stadt Cousolre                                                 Von unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern frei gewählt und bestellt, sind sicher, im Sinne unserer Städte zu handeln, wenn wir heute den am 13. April 1967, und 13. April 1974 von den Bürgermeistern Jean Ghislain und Clemens Staudinger,10. Mai 1997 von den Bürgermeistern Jean Hénaut und Franz Stahlmecke, 27. September 2007 von den Bürgermeistern Maurice Boisart und Ulli Hess.                                           Wir geloben feierlich, die Bande, die unsere Kommunen bereits verbinden, aufrechtzuerhalten, und den Austausch unter unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern auf allen Gebieten weiter auszubauen und durch ein besseres Verständnis das lebendige Gefühl der europäischen Zusammengehörigkeit zu verstärken, das seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges von den europäischen Kommunen ins Leben gerufene Werk stetig fortzuführen, d.h. die Schaffung eines Europas für Bürgerinnen und Bürger als Hauptgrundlage der Europäischen Einheit. Erstellt in Cousolre, am 29. April 2017                                                               Maurice Boisart, Bürgermeister von Cousolre                                                 Christoph Weber, Bürgermeister von Meschede-Freienohl“                           gezeichnet mit ihren Unterschriften

Auch der Zweite An-Stoß lautet vollständig: Erinnerung + Wachsamkeit. Ein Ergebnis ist: Bei uns in Freienohl gibt es dank der politischen Pastoral von Pfarrer Ferdinand Gerwinn und dem Wahrnehmen seitens der Freienohler jüdischen Familien keine „Stolpersteine“. Die gehören zur Political Correctness von Gunter Demnig. Er verlegt die nur vor dem Haus, aus dem die Juden von den Nazis in das KZ entführt worden sind. Das trifft nicht zu für Freienohl. Zur Freienohler Wachsamkeit gehören auch diese 3 Zitate von Gunter Demnig (siehe Internet): „Hinschauen, wo es weh tut.“ – „Über Stolpersteine sollen Menschen mit ihrem Kopf und ihrem Herzen stolpern.“ – „Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“

Dritter An-Stoß: Erinnerung + Wachsamkeit:

Hier bündeln wir Freienohler den Ersten und Zweiten An-Stoß!                                                                                                                 Heraus aus dem geruhsamen Heil in bergenden Grüppchen, aus sektiererischen Zirekeln, aus kuscheligen Wohlführ-Runden                             mit unserer Freienohler Gedenktafel für die ermordeten Freienohler Juden und Freienohler Behinderten!

Die Gedenktafel passt am sinnvollsten an die Außenwand von unserem Alten Amtshaus, rechts zwischen die beiden Fenster vom Amtsbüro, gut einsehbar am behindertengerechten Aufgang. Vorgeschlagen sind zwei Möglichkeiten. Entweder die vorgeschlagene vollständige Gedenktafel an die Außenwand am Amtshaus. Oder: an die Außenwand nur die beiden Innen-Spalten der Gedenktafel und in den vorderen Eingangsbereich unseres Amtshauses wieder die Gesamt-Gedenktafel (mit

4 Spalten; finanziell vielleicht nicht so kostspielig.                                                                                            

Mahnmal   Wir Freienohler gedenken!     Denkmal

 

Machtmissbrauch vom Nazi-Regime 1933 - 1945

 

Jetzt und heute

denke ich,

denken wir

an die Menschen,

die missbraucht werden

durch

undurchsichtige

Politik

ungerechte

Arbeit

arrogante

Rechthaberei

unzugängliche

Bildung und

Ausbildung

unglaubwürdige

Religion

egoistische

Geschichtsklitterei

raffinierte

Mediendiktatur

versteckten

Narzissmus

...

Vom Nazi-Regime

ermordete Freienohler

Juden

im Konzentrationsleger

1933 – 1945

Antonia Dreyfuß geb.

Löwenbach, Ehemann

Emil Dreyfuß:

KZ Samosc

Ursprünglich Wohnung

Hauptstr. 3

Debora Funke geb.

Emmerich:

KZ Auschwitz

Ursprünglich Wohnung

Hauptstr. 31

Meier Max Jacob,

Ehefrau Jenny geb.

Grüneberg, Tochter

Grete Fanny:

KZ Lublin

Ursprünglich Wohnung

Bergstr. 9

Louis Jacob,

KZ Sobibor

Ursprünglich Wohnung

Hauptstr. 51

Henriette Nathan geb.

Hertz, Tochter Hilde:

KZ Litzmannstadt-Lodz

Ursprünglich Wohnun:

Hauptstr. 3

Rosa Winter geb. Jacob,

Ehemann Karl,

Söhne Rolf, Adolf:

KZ Minsk

Ursprünglich Wohnung

Begrstr. 9

Vom Nazi-Regime

Freienohler Verletzte,

ermordete Behinderte

durch Euthanasie, Gastod

1933 – 1945

 

Aus Pietät ungenannte

Sterilisationen

Behinderte:

„verlegt“, entführt aus

Warstein,

Bigge,

Carthaus / Dülmen

Ermordungen

durch Giftspritze,

Gastod in

Hadamar,

Eickelborn,

Aplerbeck,

Weilmünster,

Pafferode

Jetzt und heute

denke ich.

denken wir

an die

Verfolgten, Vertriebenen,

Ermordeten,

Verletzten,

Hingerichteten,

Massakrierten,

Versklavten,

Kinder-Soldaten,

Vergewaltigten,

Misshandelten,

Missbrauchten,

Gefolterten,

Gequälten,

durch totalitäre Regime,

autoritäre

Diktaturen,

Terrorismus, Korruption, Vandalismus,

Mobbing,

Diskriminierung

Narzissmus

...

   

Heinrich Pasternak, 2019, korrigiert, aktualisiert Oktober 2024.