Von der Kinderbewahrschule zum Kindergarten, zur Kindertagesstätte – also der Kita, dann fast bis zum Familienzentrum, zum Förderverein Familienzentrum

Bekannter sind die Namen: St. Nikolaus-Kindergarten und Regenbogen-Kindergarten. Freilich und seltsam: Kinder-Namen und die Namen der Gruppenleiterinnen – bis auf wenige Ausnahmen – sind hier nicht genannt. Doch gebürtige Freienohlerinnen und Freienohler, die diesen Text gerade lesen, werden gewiss dankbar sagen: „Da war ich dabei! An meine Gruppenleiterin (natürlich eine Frau) erinnere ich mich gern!“

 

Die Titel in der Überschrift sind seltsame Namen im Laufe der Zeit. Mehrere Gründe gibt es. Ziemlich vielschichtig sind sie. Den Namen „Kindergarten“ hatte um 1838 der sehr bedeutende Pädagoge Friedrich Wilhelm August Fröbel entwickelt und erziehungswissenschaflich gründlich und vor allem kindgerecht entfaltet. Ebenso den Namen „Kinderbewahrschule“. Beide Ausdrücke dürfen durchaus positiv gewichtet verstanden werden. Entfaltungen folgen. Für Politik in Deutschland war am einflussreichsten Preußen. Die preußische Regierung wollte alles sehr genau nehmen. Der König von Preußen Wilhelm II. war deutscher Kaiser von 1888 bis 1918. Zur politisch gewiss etwas anderen Ausrichtung zählen diese Ereignisse mit ihren Hintergründen: 1848: die Märzrevolution, die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche: 1854: das Verbot der Arbeitervereine durch den Deutschen Bundestag; 1869 Gründung der Sozialdemokratischen Deutschen Arbeiterpartei durch August Bebel und Wilhelm Liebknecht: 1873 – 1888: der preußische Kulturkampf mit dem Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck zwischen dem deutschen Staat und der katholischen Kirche in Deutschland.

Und der dritte Teil der Überschrift, das „Viel mehr“, soll am Schluss dieses Kapitels deutlich werden.

In die Jahre rund um den „Kulturkampf“ gehört in Freienohl der kirchlich und politisch höchst engagierte Pfarrer Julius Falter (geb. 1840, Priesterweihe 1868, Vikar in Hagen, einer „richtigen Stadt“, dann – nicht freiwillig, wie er betont – 1884 nach Freienohl versetzt aus politischen Kulturkampf-Gründen (Bismarck wollte, musste Geld sparen) als Hülfsgeistlicher, 1888 nach der Entlassung Bismarcks: Pfarrer, gest. 1902). Mit seinem Buch „Der preußische Kulturkampf“, erschienen 1900, zeigt er eindeutig seine kirchenpolitische Position; vielleicht wurde er deswegen aufs Dorf Freienohl versetzt. Nachfolgende Pfarrer in Freienohl kennen seine Zitate über Freienohl. Doch pastoral, seelsorgerisch stand er ganz auf Seiten der Freienohler: Er hatte schon Geld gesammelt für die von ihm geplante Kinderbewahrschule. Ihr Konzept, ganz im Sinne Fröbels, wollte er allerdings verwirklichen mit Hilfe der persönlichen christlichen Spiritualität von Ordensschwestern. Ob er dafür sein Vereinshaus, „bei Hellmann“,mit bedacht hatte, ist nicht so aktenkundig.

Noch einmal zurück in die Gründerjahre von Kinderbewahrschule und Kindergarten. Der Name Kindergarten hatte seit 1851 einen schlechten Klang: Der preußische Kultus-Minister hatte die Wörter mit ihrem pädagogischen Hintergrund verboten, weil der nach preußischer Auffassung die Kinder zum Sozialismus, zur Demokratie, zum Atheismus erziehen würde (drei nach damaligem Verständnis sehr verpönte Vokabeln).

Dabei hatte der damals und heutzutage berühmte und hoch geachtete Friedrich Wilhelm August Fröbel mit diese Bewertung nichts zu tun. Vielmehr hatte das preußische Kultus-Ministerium nicht genau hingeschaut, nicht korrekt gearbeitet. Eine peinliche Verwechslung: vielmehr war der jüngere Neffe Karl Fröbel Sozialdemokrat, Demokrat und damit auch Atheist (nach damaligem Verständnis).

Nicht verpönt und nicht verboten war die Vokabel „Kinderbewahr-Anstalt“

Was damals damit gemeint war, belegt wohl sehr einfühlsam in den Gedankengängen, Erfahrungen von damals die Schrift: „Die Errichtung von Kinderbewahr-Anstalten in der Provinz Westfalen. Eine im Auftrage des Königlichen Provinzial-Schul-Kollegiums zu Münster herausgegebene Denkschrift. Dortmund, Druck und Verlag von W. Crüwell, 1879 (19 Seiten)“ - Die nicht kurze Text-Auswahl wird einen wohl hinreichenden Einblick geben in das pädagogische Denken und in die soziale Situation jener Jahre – auch in Freienohl, und die Auswahl behält einerseits die Sprache jener Zeit bei, ist andererseits doch eine Auswahl aufgrund gegenwärtiger Interpretation. Allein schon der erste Satz kann ein Lese-Abenteuer sein!

„Es ist gewiss ein von allen Meistern der Erziehung anerkannter Satz, dass für die anwachsende Jugend bis zum vollendeten 6. Lebensjahre, wo das Kind in die öffentliche Volksschule übertritt, das Mutterhaus und das Mutterherz die besten Vorbedingnisse für eine gedeihliche geistige und körperliche Entwicklung des Kindes sind und dass, falls die Mutter mit echter (damals noch so geschrieben: ächter) Gemüts- und Geistesbildung das ganze Tun und Lassen des Kindes umhegt, hier echtes (ächtes) Sonnenlicht und Sommerwärme die junge Menschenpflanze beeinflusst, in einer Weise, dass aller Ersatz, auch der scheinbar beste, im Vergleiche dazu als ein Notbehelf erscheinen muss. In diesem Sinne hatte ja auch Amos Comenius (also schon vor Fröbel; aber dessen Erfahrungen werden hier ausgelassen)... Das Kind liegt wie auf heiliger Insel vor Anker, kein widriger Hauch berührt die junge Seele...es macht keine Wahrnehmung, die von der Mutter nicht gedeutet und geläutert worden... Eine kluge, kenntnisreiche, hingebungsvolle Mutter, welche hinlänglich Zeit und guten Willen besaß: seine Lehrmeisterin; es ist dies ein Erbe für das Kind, schon im Dämmerladen der frühesten Jugend empfangen, das sich durch nichts ersetzen lässt... Comenius: „In der Mutterschule sollen die Anfänge aller Wissenschaften gepflegt werden,...“ (und die werden nun aufgelistet und knapp beschrieben) ...Ein guter Ersatz soll geschaffen werden; denn wo das Bedürfnis ein schreiendes ist, erscheint das Ersetzen als Pflicht... Wohl ist es hart für die Mutter, wenn sie aufhören muss, in ihrem Hause, als ihrer ungehegten Domäne die Pflichten als Erzieherin und Schaffnerin (!) des Hauses zu erfüllen... Wie mag das Herz mancher Mutter... während der manchmal rauhen und harten Arbeit in fremdem Hause oder in der Fabrik von Sorge zerquält werden bei dem Gedanken, dass ihre Kleinen daheim ohne nötige Aufsicht an Leib und Seele Schaden nehmen! Das gewährt keine Beruhigung, wenn ein Unmündiges das andere Unmündige beaufsichtigt und die sechsjährige Schwester die dreijährige verwahrt; auch das nicht, wenn die Frau Nachbarin verspricht, auf die Kleinen zu achten, auch das nicht, wenn man das Zimmer, in dem die Kleinen zurückbleiben, abschließt und den Schlüssel einsteckt.... Das gebieterische und rauhe Wort der Not treibt dazu, für die Kinder vom 2. bis 6. Lebensjahre während eines großen Teils des Tages ein die mütterliche Pflege und den elterlichen Schutz ersetzendes Daheim in einer Kinderbewahr-Anstalt zu schaffen... Wir hoffen hierbei auf das allzeit hilfsbereite, wohlfühlende Herz der Frauen und Jungfrauen, d enen das Wohltun ein Labsal... Auch für jene Familien, in denen Kummer und Not nicht hausen... Wo die Mutter des Hauses als Geschäftsfrau in die Sorge des Erwerbs mit verflochten ist... Hinter dem Ladentisch die Kunden zu bedienen... das Geschäft der Krämerei, der Manufaktur usw. .. Nur keine unzeitige Schönfärberei, sondern den Dingen ins Auge geschaut, wie sie einmal sind! ...Und endlich die Wohlhabenden, die Reichen!... Oder man ist kränklich, verweichlicht, abgespannt, vervös, man kann die Kinder wenigstens nicht den ganzen Tag um sich haben... Dass die Sorge der Mutter nicht ausreicht, das zarte Pflänzchen in der energischen und doch sanften Weise ziehen und biegen, damit es nicht verkrüppelt, sondern dem Lichte zuwächst.... Auch eine das Kind verderbende Hätschelei, welche nur Zuckerbrot darreicht, nie die Autorität gegen die Unarten als Prellstein hinstellt, nie vom Gehorsam eine Leistung erfordert, sondern von der Laune erbettelt und so das Giftkraut des Trotzes, der Schamlosigkeit und der Unverträglichkeit aufwuchern lässt... Sonach braucht die Kleinkinderbewahrschule dem Bedürfnisse nach sich keineswegs als Proletarierschule zu etablieren. Es lässt dieselbe, wo die Wohltätigkeit reichere Mittel spendet, sich in einer Weise organisieren, dass das Kind des Arbeiters mit den Kindern des Kleinbürgers und der besseren Stände in trautem Verein zusammensitzt und zusammenspielt. Warum auch der Klassenunterschied, der besonders heutzutage (1879) sich als gähnender Spalt auftut, schon in der frühen Jugend? … Es muss auf das durch das Glück bevorzugte Kind mit seinem bleichen Gesichtchen und seinem dünngewaschenen Kleidchen so still bescheiden, so artig aufmerksam und dabei so gescheit im Verstehen und flink im Antworten ist. .. Der Geist, der eine Kinderbewahrschule durchdringen soll, ist der mütterliche. … Wohl Gewöhnung, aber kein rauher Zwang, wohl Übung, aber ohne Bürde, wohl Belehrung, aber wie im Spiel, wohl ein Lernen, aber nicht als ein fremd hereingebrachtes, an dem der jugendliche Geist in Mühe sich abarbeitet, sondern ein müheloses Aufnehmen von Eindrücken und Wahrnehmungen, die dem Kind wohltun, weil sie seinen Fragetrieb befriedigen und ihm tausend Dinge, die als Rätsel vor dem aus dem Dämmerleben erwachenden Geiste stehen, erklären. So erblüht aus dem Genuss die geistige Weckung und das Kind schreitet an geistiger Empfänglichkeit und Elastizität fort, ohne dass es Arbeit verspürt. … Die Gewöhnung an Ordnung und Reinlichkeit, an Bescheidenheit und Verträglichkeit, an Gefälligkeit und Wahrhaftigkeit, an geregelte und gemeinsame Tätigkeit, sei es auch hauptsächlich nur im bedeutungsvollen Spiel.. (auch noch Gewichtiges wird hier ausgelassen) ...das alles sind Bildungselemente, welche das Kind als mächtigen Hebel für die geordnete Unterweisung der Elementarschule schon mitbringt... Soll aber die Bewahr-Anstalt heilsam auf Geist und Leib wirken, dann muss ales unreife Experiment in Spiel und Belehrung fern gehalten werden... Die Kinder dürfen nicht über ihre geistige Stufe hinaus forciert werden, alle Schaustellung, wodurch die Eitelkeit erregt wird, sei vermieden; alle Übungen und Gespräche, durch welche das Kind zur Überreife, zur Naseweisheit, zur Altklugheit geführt wird, sind verwerflich... So soll man auch aus Kindern keine junge Professoren, noch affektierte Schauspieler machen... Es ist zu hoffen, dass die Bedeutung dieser Anstalten auch in unserem Vaterland immer mehr erkannt werden. Reicher haben sie sich in anderen Ländern entwickelt... In England... In Frankreich... Sind es ja doch Mutterschulen im eigentlichen Sinn des Wortes... Die Grundlage des Verhältnisses zwischen Kindern und Leitern einer Kinderbewahr-Anstalt ist die mütterliche Autorität in der Gestalt der alles bezwingenden Liebe und Güte... Bei einer guten, allgemeinen Vorbildung, wie sie auf früherem Lebensgange erworben worden, wird ein halbjähriger Vorbereitungskursus zu diesem speziellen Zweck bei einem Lehrerinnen-Seminar die geeignete Ausrüstung gewähren können... Die Ausstattung der Kinderbewahr-Anstalten kann nun nach Maßgabe der zur Verfügung gestellten Mittel eine reichere und knappere sein. Einzelnes ist unerlässlich. Die körperliche Pflege der Kleinen sollte vor allem durch Aufenthalt in gesunden Zimmern oder im Freien, durch zweckmäßige, dem Kindesalter entsprechende Leibesübungen und Spiele gefördert werden. Ein Spielplatz ist nötig mit Schaukel, Sandhaufen, Bällen usw., womöglich ist auch ein bedeckter Raum, eine Halle oder ein Saal zu beschaffen, wo bei schlechtem Wetter gespielt wird. Dazu muss bei armen Kindern und solchen, denen durch entferntes Wohnen der Eltern oder anderer Verhältnisse die Zuflucht zum ständigen Heim nicht offen steht, die Verabreichung gesunder Nahrung zum Mittag treten... Es ist ein fröhliches Musizieren mit den zinnernen Löffeln und Tellern... Die älteren Kinder können schon helfen in regelrechtem Aufstellen der kleinen Geschirre, alles wird symmetrisch nett geordnet; das ältere zeigt dem jüngeren die Führung des Löffels und mahnt und hilft, wenn das jüngere sich beschlabbert hat. Besonders die Mädchen erweisen sich bei passender Anleitung recht geschickt.... - Wir haben einmal in einer reichen Fabrikstadt einen Kinderpalast gesehen...(der wird nun über zweieinhalb Seiten beschrieben, hier aber ausgelassen; am Schluss heißt es:) Auch das ist ein Stück Lösung der sozialen Frage!“

Erinnert sei daran: die Textfassung ist aus dem Jahr 1879; unsere Thematik bewegt sich um 1900.

Pfarrer Karl Steimann (in Freienohl von 1902 – 1916, dann Propst in Paderborn), setzte die begonnene Arbeit seines Vorgängers Pfarrer Falter fort. Die Kinderbewahrschule passte genau für Freienohl. Dazu wird zitiert aus dem zeitgleich entstandenen sechs bändigen „ Lexikon für Pädagogik“ aus dem Herder-Verlag Freiburg, 1913; Band 2, S. 1188: „Die Kinderbewahrschulen (Kbs) sind Einrichtungen zum Schutz von kleinen Kindern bis zum 6. oder höchstens 7. Lebensjahr, die der dauernden Elternaufsicht entbehren. Es handelt sich dabei besonders um Kinder, deren Mütter zum Lebensunterhalt der Familie durch Erwerbsarbeit beitragen müssen oder durch Krankheit oder Kränklichkeit behindert sind, die Kinder zu versorgen... Umgekehrt kommen die Kbs auch für „einzige“ Kinder in Betracht, die zu Hause aus Mangel an Kindergesellschaft nicht gedeihen wollen... Auch ist es vom hohen Werte, dass die Kinder durch die Kbs frühzeitig an Ordnung und Reinlichkeit gewöhnt werden, worauf in den Kbs ganz besonders gesehen wird. Sie fördern ferner die körperliche Geschicklichkeit und geistige Gewecktheit (dafür gibt es heute andere Vokabeln), sodass die Schule später nicht gar so schwer an der ersten Einführung und Angewöhnung zu tragen hat... Die Kinderzahl darf 60 – 70 Kinder für eine Leiterin mit Gehilfin nicht überschreiten...Neuerdings nehmen die Kbs immer mehr von der systematischen Tätigkeit der Kindergärten an, sodass eine Unterscheidung oft schwer wird... Die Ausbildung der Leiterinnen und Gehilfinnen geschieht in Kindergärtnerinnen-Seminarien... in Preußen mit staatlichen Prüfungen...“ -

Bisher unbeachtet ist diese mögliche Freienohler Eigeninitiative, denn aus dem Freienohler Amt und dem Pfarramt sind keine Daten aktenkundig: Am 9. April 1902: „Gehorsamstes Gesuch der Fräulein Franziska Kohsmann und Elisabeth Burschaper zu Freienohl um die Genehmigung zur Errichtung einer Kinderbewahrschule“ an den Königlichen Landrat in Arnsberg: Droege: „Der Ort Freienohl hat 1700 Einwohner, welche durchweg dem Arbeiterstande angehören. Die meisten dieser Arbeiter haben ein Häuschen sowie auch 4 – 6 Morgen Ackerland. Letzteres wird größtenteils von den Frauen bearbeitet, weshalb es sicher häufig vorkommt, dass im Sommer die kleinen Kinder im Hause ohne Aufsicht und Schutz zurückgelassen werden müssen. Hierdurch ist außer den Gefahren für die eigenen Kinder durch Verbrennen etc. schon manches schwere Unglück, so auch der große Brand am 28. Mai 1893 herbeigeführt worden. Wir Unterzeichnete haben uns deshalb entschlossen, neben der Krankenpflege, die wir am hiesigen Ort unentgeldlich (d !) auszuüben, auch noch eine Kinderbewahrschule einzurichten, welche Kinder im Alter von 3 – 6 Jahren morgens und nachmittags , beschützt, entsprechend unterrichtet, erzieht und bewahrt, sowie auch für leibliches und geistiges Wohl der Kinder sorgt. Ein geeignetes Wohnhaus haben wir zu diesem Zweck bereits angepachtet. Wir bitten deshalb gehorsamst um Genehmigung dieser Einrichtung. Die Herren Pfarrverwalter (Vikar) Kellner und Amtmann Göpfert werden über unsere Person, sowie über die sonstigen Verhältnisse Auskunft geben.“ Unterschrieben: Elisabeth Burschaper, Franziska Kohsmann.

Anmerkung: Pfarrer Falter war gerade gestorben: am 9.3.1902; vielleicht hat er diesen Anfang auch eingeleitet. Der neue Pfarrer Steimann ist am 10.4.1902 eingesetzt worden. Vikar Kellner war zwischenzeitlich Pfarrverweser.

Als Begleitbrief schreibt am 9. April 1902 Vikar Kellner: „Das hiesige katholische Pfarramt kann seinerseits das Gesuch der Fräulein Kohsmann und Burschaper nur aufs äußerste befürworten mit der Bitte, die Genehmigung so bald wie möglich erteilen zu wollen, da nun die Feldarbeit für die Leute wieder beginnt.“

Keinen Monat später, am 6. Mai 1902, liegt diese knappe Aktennotiz vor: „Die ledige Franziska Kohsmann von hier erklärt: Wir, ich und die Elisabeth Burschaper, ziehen hiermit den Antrag auf Erlaubnis-Erteilung zu einer Kinderverwahrschule zurück.“ Von beiden unterschrieben und vom Amtmann Göpfert. (AA 1199)

Mehr, wer diese beiden jungen Frauen sind, was, wer sie zu ihrem Antrag vom 9. April 1902 veranlasst hat und was sich zwischen dem 9. April und dem 6. Mai 1902 ereignet hat, vorher beim Pfarrer Falter, dann beim Pfarrer Steimann oder bei Vikar Kellner oder im Freienohler Amt oder auch im Dorf, das ist nicht aktenkundig, ist nicht bekannt. Vielleicht hat folgendes damit zu tun.

Eine Freienohler Kinderbewahrschule sollte nicht mit den Hiltruper Missionsschwestern beginnen. Die gründeten erst 1902 eine Niederlassung in Oeventrop. Da kannte sie Pfarrer Falter wohl noch nicht. Denn er war in seinen letzten Jahren auch ziemlich krank, überarbeitet in seiner kirchenpolitischen Tätigkeit. Seine häufigen kürzeren oder längeren Fahrten, Reisen mit der Kutsche, zwei Pferden und Kutscher mit Hilfe des Kutscher-Betriebs Figgen belegen das (PfA B17).

So erhielt Pfarrer Steimann dann erst am 2. November 1907 einen Brief vom Paderborner Generalvikariat: „Entsprechend dem Antrage vom 29. Oktober 1907 genehmigen wir gern, dass dort von den Franziskanerinnen aus dem Mutterhaus zu Olpe (Stadt Olpe) eine Niederlassung zum Zwecke der ambulanten Krankenpflege und zur Leitung einer Näh- und Kinderbewahrschule errichtet wird. Dem Wirken der Schwestern in dieser Ordenstätigkeit wünschen wir Gottes reichsten Segen.“ - Am Fuß des Briefes notiert Pfarrer Steimann: „Ist durch die Niederlassung der Schwestern in Oeventrop (Hiltruper Missionsschwestern) nicht zur Ausführung gelangt.“

Zwischenzeitlich datierte Texte, Briefe und dergleichen von Pfarrer Falter und Steimann wurden in den Akten im Freienohler Pfarrarchiv nicht gefunden (PfA A12), auch nicht in den beiden Pfarrer-Chroniken.

Am 3. Juni 1908 schreibt Pfarrer Steimann - ausdrücklich als Kirchenvorstand - an den Regierungspräsidenten zu Arnsberg auf dem Weg über den Freienohler Amtmann Göpfert. Der benutzt wohl die Akte aus dem Jahr 1902mit Franziska Kohsmann und Elisabeth Burschaper: „Schon seit langem besteht hier das Bedürfnis nach einer Bewahrschule für Kinder noch nicht schulpflichtigen Alters. Die Ungefähr 1900 Seelen zählende Gemeinde besteht zum weitaus größten Teil aus Fabrikarbeitern, die meist ein kleines Grundeigentum haben. Die Frauen besorgen die Bestellung des Bodens und die sonstigen Garten- und Feldarbeiten, da Arbeitskräfte hierfür am Ort nicht zu haben sind, und wenn es möglich wäre, solche zu beschaffen, die Kosten für die Leute zu hoch sind. Infolge dessen sind die Kinder noch nicht schulpflichtigen Alters ohne Aufsicht sich selbst überlassen, was offensichtlich zu Mißständen führt und verschiedentlich Unglücksfälle bei den Kindern herbeigeführt hat. Die Zahl der Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren beträgt ungefähr 180. In Anbetracht dessen richte ich an den Herrn Präsidenten der Königlichen Regierung zu Arnsberg das Ersuchen, gestatten zu wollen, dass Schwestern vom heiligsten Herzen Jesu aus dem Mutterhaus in Hiltrup, Bezirk Münster, welche in dem eine halbe Stunde von hier entfernten Oeventrop eine Niederlassung haben, die Leitung der geplanten Schule übernehmen. Die Schwestern haben sich bereit erklärt, täglich den Weg nach Freienohl zu machen, falls ihnen die Genehmigung zur Übernahme der Schule erlaubt wird. Eine andere Leitung für die Schule zu gewinnen, gehe bei der Mittellosigkeit der Bevölkerung nicht gut. In Anbetracht dieser Verhältnisse bitte ich dringend, die Genehmigung zur Übernahme zu geben.“

Zwischenbemerkung: heutzutage läuft ein solcher Vorgang wohl zügiger ab.

Im Juli 1909 (Tag bleibt offen) lässt der Freienohler Amtmann seinen Beigeordneten Schulte dem Pfarrer Steimann schreiben: „Zu Ihrem Antrag vom 10. Mai des Jahres auf Genehmigung einer Niederlassung der Ordensschwestern vom Heiligen Herzen Jesu in Freienohl wünscht der Herr Regierungs-Präsident noch zu wissen, in welcher Weise die katholische Kirchengemeinde Freienohl für die Unterkunft der Niederlassung Sorge zu tragen beabsichtige und evtl. wie die Kosten gedeckt werden sollen. Ich bitte, mir eine entsprechende Äußerung hierüber baldgefälligst (dieses zusammen geschriebene Wort ist nicht negativ zu gewichten) zukommen zu lassen.“ Der Antrag vom 10. Mai 1909 liegt auch im Entwurf nicht vor.

Pfarrer Steimann antwortet am 2. August 1909 dem Freienohler Amtmann: „Die Unterhaltung der Schwestern für die hier beantragte Niederlassung betreffend, erwidere ich sehr ergebenst, dass für die Schwestern gesorgt ist: 1. Durch einen versprochenen Beitrag des Vaterländischen Frauenvereins in Höhe von jährlich 600 Mark. 2. Durch das Schulgeld für die Kinderbewahrschule im Durchschnitt monatlich 60 Mark, macht für das Jahr 720 Mark.3. Durch das Schulgeld für die Erteilung des Unterrichts im Nähen etc., durchschnittliche monatlich 25 Mark, macht im Jahr 300 Mark.4. Außerdem kommen noch hinzu die Gaben, welche für Leistung der Krankenpflege den Schwestern gegeben werden, wohl meist in Naturalien bestehend. Die Unterhaltung der vier Schwestern, für gewöhnlich sind es nur drei, wird also die Gemeinde wohl leisten können“

Am 19. August 1909 folgt vom Ehrenamtmann Schulte vom Amt Freienohl eine kurze Nachfrage an Pfarrer Steimann: „...wo die Räume für die Kleinkinderbewahrschule und diejenige für die Handarbeitsschule steht.“

Vom 28. September 1909, Arnsberg, liegt vor eine Notiz: Der Regierungs-Präsident (hier ausgelassene Aktenzeichen) dem Herrn Landrat in Arnsberg: „Zur Äußerung, wie hoch sich die Baukosten für die zu errichtende Kinderbewahr- und Nähschule belaufen werden und wer die Mittel hierfür hergeben wird. Ichbemerke schon jetzt, dass die katholische Kirchengemeinde Freienohl weder zu den Baukosten noch zu den laufenden Unterhaltungskosten beisteuern kann. gez. Unterschrift.“ (Ein Name fehlt.)

Diesem Text liegt zugrunde das kurze Schreiben vom 7. Oktober 1909 vom Ehrenamtmann Schulte mit dem Briefkopf des Freienohler Amtmanns an Pfarrer Steimann: „Ich bitte, mir zu der umstehenden Verfügung der Königlichen Regierung eine Äußerung baldgefälligst zukommen zu lassen.“ Gemeint ist der Text vom 28. September 1909.

Pfarrer Steimann notiert auf die Rückseite: „Beantwortet dahin: 1. dass die Schwestern vorläufig Mietswohnung beziehen; 2. dass die Gemeinde nicht in Anspruch genommen werden soll (Gemeinde meint die politische Gemeinde Freienohl; 3. dass über die Höhe der Bausumme keine Angaben gemacht werden können (zu diesem Zeitpunkt nicht).“

Ausführlicher liegt von Pfarrer Steimann vom 13. Oktober 1909 dieses „Concept“ (ausdrücklich) vor: „Falls die beantragte Niederlassung der Ordensschwestern gestattet wird, werden diese in einem gemieteten Hause vorerst wohnen. Wenn ein Haus gebaut wird, werden auch die Mittel bereit stehen. Einen Teil des nötigen Geldes hat der verstorbene Pfarrer Falter bereits durch milde Gaben aufgebracht. Die Gemeinde soll weder für den Bau noch für die Unterhaltung der Schwestern angegangen werden, da die Gemeinde, die fast eine halbe Million für ein Elektrizitätswerk aufgewandt hat, stark überlastet ist. Die Höhe der Kosten werden 15.000 Mark nicht übersteigen.“

Das neue Haus für die Hiltruper Schwestern wird das „Alte Schwesternhaus“:

Die Katasterverwaltung vom Königlichen Katasteramt in Arnsberg legt die Abschrift vom „Feldbuch“ vor, bescheinigt am 10. und 11. Dezember 1909, für das Grundstück an der Provinzial-Straße, Alte Haus-Nummer 65, Flur 4, Parzelle 174/19, 175/19, 176/19: Wohnhaus: bei der „Bezeichnung der Lage“ steht da für heutige Freienohler (2010) ungewohnt: Kaiserwiese; gemeint war damals damit „das ganze Gelände“ von der Provinzialstraße bis zur Ruhr.

Pfarrer Steimann schreibt in seiner Pfarrerchronik vom 15. Juni 1910: „Es wurde das Haus der Eheleute Cossmann an der Straße nach Oeventrop mit Garten für 7.125 Mark gekauft. Flurbezeichnung: Flur IV Parzelle 174/19, 175/19, 176/19, ungefähr 10 ar groß.

Witwe Elisabeth Geisler (Ehefrau des verst. Ludwig G.) schenkte den 22 ar großen Garten für die Schwestern.“

Etwas entfaltet: Das Haus verkauft hatte die Witwe Maria-Gertrud Cossmann geb. Schemme, geb. 26.07.1842; ihre Eltern: der Schäfer Clemens Schemme und Elisabeth Sommer, beide aus Sögtrop; gest. 27.01.1913. Ungewöhnlich ist die Anmerkung von Pfarrer Steimann im Sterbe-Beerdigungs-Register: „Die Verstorbene war eine sehr fromme Frau“. Ihr Mann war der Schuhmachermeister Johann Cossmann, geb. 29.05.1837 in Glösingen; seine Eltern: Johannes Cossmann und Elisabeth Ludovica Schulte; er gest. 27.12.1906 mit dem Beinamen Schnackäs (getrennt gesprochen: Schnack – äs; man sagt: auf Schützenfesten darf man diesen Beinamen erklären). Um die Anmerkung von Pfarrer Steimann nicht nur auf den Hausverkauf für unsere Hiltruper Schwestern zu beziehen, mag diese Familien-Geschichte wichtig sein und zugleich auch das Zusammenleben in Freienohl charakterisieren.

Johann Cossmann gen. Schnackäs war in erster Ehe verheiratet mit Maria Christina Düring, sie geb. 06.10.1836 in Freienohl, sie starb am 20.08.1868 vom Blitz erschlagen; ihre Eltern waren Heinrich Düring gen. Adames und Clara Köster, eine Tochter wurde am 05.03.1863 in Glösingen geboren (die war beim Tod ihrer Mutter 5 ½ Jahre jung): mit ihr ist Johann Cossmann gen.Schnackäs nach Freienoh gezogen. - In Freienohl heiratete er am 28.11.1868 in zweiter Ehe Margaretha Kessler, sie geb. 22.11.1842, gest. 12.01.1881 mit 42 Jahren; ihre Eltern waren Adam Kessler und Agatha Düring aus Freienohl. - Aus dieser zweiten Ehe stammen 7 Kinder: 1. Johannes, geb. 24.08.1869; er heiratete am 13.11.1897 Bernhardine Mütherig aus Velmede; ihre Eltern sind Luis Mütherig und Theresia Köster. 2. Heinrich, geb. 09.12.1870. 3. Berta, geb. 09.05.1872. 4. Friedrika, geb. 18.03.1874, sie heiratete am 13.02.1896 den Schuhmacher Heinrich Pöttgen, Sohn von Adam Pöttgen und Anna Schröer. 5. Anna, geb. 02.12.181875. 6. Franziska, geb. 01.04.1878. 7. Franz, geb. 30.06.1880, gest. 22.04.1881 (!). - Ein Jahr nach dem Tod seiner zweiten Frau Margaretha Kessler heiratete Johann Cossmann gen. Schnackäs am 04.02.1882 (mit 45 Jahren und 7 Kindern: Tochter aus 1. Ehe, 6 Kinder aus 2. Ehe) in dritter Ehe Maria Gertrud Schemme. Er starb 27.12.1906. (Geburts-, Sterbe- und Trauungs-Register; Pfarrarchiv, Stadtarchiv)

Im Einwohner-Verzeichnis Freienohl von 1905 ist für die Alte Haus-Nr. 65 ohne Namen nur 1 Person Cossmann eingetragen; außerdem: Bäcker Franz Korte, Hanebrink, Preker. 1910 schon nicht mehr, nur noch Witwe von Franz Korte und Loebach. (AA 2189)

Nun wieder auf den Weg zur Eröffnung der Kinderbewahrschule.

Und zum 12. März 1910: Berlin. Der Minister der geistlichen Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten über das Amt Freienohl mit seinem Ehrenamtmann Schulte am 22. April 1910 an den Freienohler Pfarrer Steimann: „Auf den Bericht vom 25. Dezember 1909 (von „Arnsberg“ und „Freienohl“ und nach dem Zitieren der behördlichen Gesetzes-Daten) genehmigen wir, dass in Freienohl, Kreis Arnsberg, eine neue Niederlassung der Missionsgesellschaft vom heiligen Herzen Jesu aus dem Mutterhaus Hiltrup behufs Ausübung ambulanter Krankenpflege errichtet werde, und der genannten Genossenschaft zugleich widerruflich gestatten wir, in Verbindung mit dieser Niederlassung die Pflege und Unterweisung von Kindern katholischer Konfession, welche sich noch nicht im schulpflichtigen Alter befinden, in der daselbst neu zu errichtenden Kinderbewahranstalt sowie die Leitung und Unterweisung in einer Handarbeitsschule (Nähschule) für katholische Mädchen im nicht mehr schulpflichtigen Alter als Nebentätigkeit zu übernehmen. Was die Berufung der einzelnen in der neuen Niederlassung bzw. bei Ausübung der Nebentätigkeiten zur Verwendung gelangenden Schwestern betrifft, so sind hierfür die hinsichtlich der Annahme und Verwendung von Ordensmitgliedern erlassenen Allgemeinen Bestimmungen gleichfalls maßgebend...“

Von den allerersten Tagen unserer Hiltruper Schwestern in Freienohl schreibt Pfarrer Steimann in seiner Pfarrer-Chronik nur ganz knapp: „Am 15. Juni 1910 trafen, von der Generaloberin geführt, die ersten Schwestern aus dem Mutterhaus der Schwestern vom Hlgst (Heiligsten) Herzen Jesu zu Hiltrup hier ein. Dieselben sind herbeigerufen zur Übernahme der ambulanten Krankenpflege, Näh- und Kinderbewahr-Schule. Gleich am ersten Tag konnten die Schwestern in Tätigkeit treten für die Krankenpflege.“ Wie konkret letzteres gemeint war, schildert Pfarrer Steimann leider nicht.

Die alle 5 Jahre praktizierte Einwohner-Zählung listet 1910 nur auf: Bergstraße, Alte Haus-Nr. 9: Sparkassenrendant Johannes Kerstholt: 2 m, 2 w (2 männliche, 2 weibliche Personen); Ehrw. (Ehrwürdige; Hochwürden gilt nur für Priester) Schwester Rosa, 4 w (so hieß die Schwester Oberin der Niederlassung; die Namen der 3 anderen Schwestern werden hier nicht genannt). Hier lebten die Schwestern zunächst; zur Miete. Das Cossmannsche Haus war ja noch nicht hergerichtet zum Alten Schwesternhaus. - Gemeint ist das Eckhaus Bergstraße und Kirchhofgasse. Später lebte und arbeitete hier der Zahnarzt Dr. Rudolf Vorderwülbecke mit seiner Familie.

Die Kinderbewahrschule begann im von Pfarrer Falter gebauten „Vereinshaus“ (Haus Hellmann); gleich mit 120 Kindern. Noch ein Jahr später hält der Kirchenvorstand mit Pfarrer Steimann fest: „Die im Vereinshaus gemieteten Räume sind nicht zweckdienlich...“

Geradezu sofort nach Beginn der Arbeit der Hiltruper Schwestern zeigen, beweisen die Freienohler ihr Zusammenleben. Pfarrer Steimann gibt bekannt am 19. Juni 1910: „Die Mitglieder unserer Gemeinde bitte ich herzlichst durch Zeichnung von Anteilscheinen zu zehn Mark den Anbau des Schwestern-Hauses für Kinderbewahr- und Näh-Schule fördern zu wollen. Das Geld wird durch jährliche Auslosung einer Anzahl von Scheinen zurückgezahlt. Dass ich nicht zu jedem kommen kann, bedauere ich, kann es aber leider nicht machen.“ - Dann folgt eine Liste mit 211 (zweihundertundelf) Freienohler Vor- und Nachnamen, mit den Beträgen: 10 oder 20 und auch mehr Mark, mit den Losnummern, manchmal auch nur mit der Notiz: „Geschenk“. - Weil nicht alle Ziffern ganz genau zu lesen sind, ist hier die Gesamtsumme nicht feststellbar.

Eine weitere Bau-Spende: Am 4. Juli 1910 und – wohl auf Grund einer Erinnerung - am 3. Dezember 1910 überweist der Hauptverein vom Vaterländischen - Frauen - Verein in Berlin: 300 Mark an den Vorstand dieses Vereins in Freienohl: an Frau Linnemann.

In seiner Pfarrer-Chronik fasst Pfarrer Steimann knapp zusammen: „Im Jahr 1911 wurde das Haus für die Schwestern eingerichtet. An demselben wurde ein Anbau aufgeführt, der zu ebener Erde die Bewahrschule und Nähschule enthält. Im Dachgeschoss sind nach der Straße hin 2 Zimmer für Schwestern, nach der Nordseite ist die Kapelle eingerichtet. Dieselbe wurde am 13. Mai durch den Ortspfarrer im Auftrag des Bischöflichen Generalvikariats Paderborn, unterzeichnet vom Domkapitualr Dr. Schulte, benediziert (gesegnet, geweiht für Gottesdienste). Das Hl. Sakrament (die Hl. Eucharistie) wird in derselben aufbewahrt. Wöchentlich einmal ist Hl. Messe. Der aufgeführte Neubau kostete (ein Betrag ist nicht eingetragen). Von der Kirchengemeinde, der das Grundstück und Gebäude gehört, wurden 5.000 Mark bei der hiesigen Sparkasse geliehen. Durch den Vaterländischen Frauenverein wurden 1200 Mark geschenkt (wohl Arnsberg + Freienohl). Ferner wurden durch zinslose Anteilscheine 2400 Mark aufgebracht (s.o.). Der genaue Kostenpreis kann erst nach vollständiger Einrichtung und Bezahlung angegeben werden.“

Gewiss kein April-Scherz, wenngleich am 1. April 1911 geschrieben: Das Arnsberger Amtsgericht muss Pfarrer Steimann darüber informieren: Die Bergisch-Märkische-Eisenbahngesellschaft ist befugt, unter den fraglichen Parzellen (Schwesternhaus + Anbau+Garten) in einer Tiefe von 21,00 resp. (bzw.) 20,40 Meter unter der Erdoberfläche einen Tunnel von ca. 10 Meter lichter Breite einschließlich Gewölbe und weiteren Ausbruch und von 7 Meter lichter Höhe, wie bereits geschehen, durchzuführen und für den Eisenbahnbetrieb zu benutzen... eingetragen vom 14. Dezember 1881 und 13. Januar 1882.“

Die nächsten Abschnitte haben eher indirekt etwas mit unserer Kinderbewahrschule und der Nähschule zu tun. Zunächst geht es um das gesamte Wohlergehen unserer Hiltruper Schwestern. Dabei wird dann das Viel-mehr unserer Kinderbewahrschule, die Spiritualität unserer Schwestern wahrnehmbar., - als Wahrheit dankbar deutlich.

Ein Jahr nach der Eröffnung, am 17. Juni 1911, listet Schwester Franziska, die Generaloberin der Hiltruper Schwestern, auf die „Bedingungen bei der Übernahme der ambulanten Krankenpflege, der Leitung einer Handarbeits- und Kinderbewahrschule in einer Gemeinde (mit Gemeinde ist hier die Kirchengemeinde, Pfarrei gemeint). 1. Die Genossenschaft der Missionsschwestern vom Hlst. Herzen Jesu zu Hiltrup bei Münster in Westfalen schickt für obige Zwecke einige Schwestern, die Anzahl derselben richtet sich nach den Verhältnissen in den verschiedenen Gemeinden, jedoch müssen es stets so viele Schwestern sein, dass es ihnen möglich ist, sich in der Krankenpflege namentlich bei Nachtwachen gehörig abzulösen, um die nötige Ruhe genießen zu können; weniger als 3 Schwestern dürfen nicht in einer Gemeinde sein. Die Genossenschaft behält sich vor, die Schwestern nötigenfalls zu wechseln. 2. Die Gemeinde übernimmt die Sorge für die Wohnung, Instandhaltung und Ausstattung derselben; sie sorgt für den Unterhalt der Schwestern, für Licht und Heizung, Arzt und Apotheke etc. 3. Die Gemeinde zahlt jährlich an das Mutterhaus zu Hiltrup für jede Schwester 100 Mark; das Mutterhaus dagegen liefert den Schwestern die Kleidung; die Kosten für Schuhe, jede Reparatur der Kleidung und alle Reisekosten trägt die Gemeinde. 4. Was die Schwestern außerhalb der genannten Wirkungskreise verdienen, z.B. durch Handarbeiten, Besorgung der Kirchenwäsche, oder was ihnen als Almosen geschenkt wird, gehört der Genossenschaft.“

Vom 12. Juli 1911 liegt die Abschrift eines Protokolls des Kirchenvorstandes vor. Dies ist am 16. August 1911 vom Bischöflichen Generalvikariat Paderborn genehmigt worden, wieder vom Domkapitular Dr. Schulte. Bei der Kirchenvorstandssitzung waren die 6 Mitglieder vollständig anwesend: Pfarrer Steimann, Vorsitzender, Albers, stellvertr. Vors., Helnerus, Röther, Mester, Rocholl, Humpert (leider ohne Vornamen). Nach der Einleitung „wurde verhandelt: Für die Kinderbewahr- und Nähschule sind die im sogen. Vereinshaus gemieteten Räume nicht zweckdienlich, weshalb für endgültige Unterbringung der beiden Schulen gesorgt werden muss. Es wird deshalb beschlossen, an dem für die Schwestern angekauften Haus einen Saalbau anzubauen, in welchem beide (Schulen) untergebracht werden können. Die anliegende Zeichnung erklärt den geplanten Anbau (die ist leider nicht vorhanden). Nach dem beiliegenden Kostenanschlag ist die Herstellung des Gebäudes auf ca. 9.000 Mark veranschlagt. Derselbe vermindert sich jedoch um ungefähr 1.000 Mark, da der in der Zeichnung im Erdgeschoss als Speisesaal bezeichnete Raum vorerst nicht ausgebaut werden soll. Die Aufbringung der Kosten für diesen Hausbau ist in folgender Weise bewerkstelligt...“ - Diese Angaben werden hier ausgelassen, sie stehen z.T . vereinzelt in den anderen Text-Passagen.

Für den Anbau liegen vor: Kostenanschlag, Baubeschreibung, Bauschein, Baupolizeiliche Prüfung, Rohbau-Abnahmeschein, Gebrauchs-Abnahmescheine vom August und September 1911. Die Zusammenstellung des Kostenanschlags; dabei wurden hier die Unter-Punkte ausgelassen; hier also nur die Summen der Haupt-Punkte: 1. Maurerarbeiten: 4274,15 Mark; 2. Zimmererarbeiten: 952,95 Mark; 3. Schmiedearbeiten: 998,10 Mark; 4. Klempnerarbeiten: 241,75 Mark; 5. Dachdeckerarbeiten: 521,00 Mark; 6. Schreinerarbeiten: 1827,50 Mark; 7.Anstreicher-Arbeiten: 536,85 Mark; Summe: 9352,30 Mark..

Die Kosten am alten Haus und im Dachgeschoss des Saalbaus: 1831,32 Mark.

Wichtig sind für das Zusammenleben die – leider unvollständig überlieferten – Namen der ersten Freienohler Handwerksmeister und Mitarbeiter am Alten Schwesternhaus und der Kinderbewahr- und Nähschule (in ungewichteter Reihenfolge): Zimmermeister Joseph Korte, Klempnermeister Peter Lübke, Dachdeckermeister Theodor Hirnstein, Schreinermeister Caspar Köster, Gebrüder Rocholl, Schreinermeister Carl Feldmann, Norbert Weber (Baubeaufsichtigung), ohne Vorname: Stirnberg.

Die Gemeinde-Versammlung hat mit ihren Vätern – im Wissen um ihre Kinder in der Kinderbewahrschule - genau gewusst, warum sie am 26. März 1922 dies beschloss: Die Wassersteuer des Schwesternhauses im Betrag von 100 Mark wird auf die Gemeindekasse übernommen. (AA 417)

Die bisher vorgelegten kurzen und längeren Auszüge aus dem Archiv der St.Nikolaus-Pfarrei Freienohl und dem Stadtarchiv Meschede im Amtshaus Freienohl zeigen die Entstehung unserer Kinderbewahrschule und dabei das Zusammenleben und Zusammenarbeiten der Freienohler.

Jetzt soll mit 3 Beispielen das Besondere unseres Kindergartens deutlich werden.

Das, was der hier nicht entfalteten hervorragenden Pädagogik, die in den letzten 150 Jahren nicht abgeschafft zu werden brauchte, sondern weiter entwickelt wurde, die gewünschte Würze und besondere Atmosphäre garantiert: die Spiritualität, das geistliche Leben der Hiltruper Schwestern. Die 3 Beispiele, die freilich erst nach dem sichtbaren Herrichten der Häuslichkeiten deutlich werden.

Am 16. April 1912 genehmigt das Bischöfliche Generalvikariat Paderborn, dass in der Kapelle des Schwesternhauses, die genau über dem „Saalbau“ der Kinderbewahrschule lag, im Tabernakel die Hl. Eucharistie aufbewahrt werden darf. Um den Wert dieser Erlaubnis wenigstens etwas verständlich zu machen, sei ein Leitwort eines anderen alten katholischen Ordens zitiert: „Contemplari – et contemplata aliis tradere! - Im Heiligtum Gott schauen – und das Geschaute mit den anderen teilen, den anderen mitteilen!“ Genau das trifft zu für die Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu, den Hiltruper Schwestern.

Zum 6. Februar 1913 schickt der Pater Guardian vom Franziskaner-Convent in Werl (Guardian = der vom Convent, von der Hausgemeinschaft gewählte Obere) Bernardus Albers seinen Mitbruder Pater Titus Schwiertz OFM (Ordinis Fratrum Minorum: Orden der Minder-Brüder des Hl. Franziskus) ins Freienohler Schwesternhaus, genannt zur Hl. Elisabeth, um hier einen Kreuzweg einzuweihen, - bestehend aus 14 Stationen. Es war und ist üblich, dass eine solche Weihe Aufgabe der Franziskaner ist. Die Bescheinigung ist in Kirchen-Latein abgefasst, unterschrieben von Schw. Rosa m.s.c. und von Carolus Steimann. Wer diesen Bilder-Kreuzweg regelmäßig „geht“, betet, von dem kann ein Funke überspringen von dem, was Papst Benedikt XVI. So gesagt hat: „Lieben – wie Jesus geliebt hat!“

Das dritte Beispiel kommt aus der Jetzt-Zeit. Das Alte Schwesternhaus ist inzwischen aufgegeben, unsere Hiltruper Schwestern leben im neuen Schwesternhaus, zu ihren Füßen – wieder – ihr St. Nikolaus-Kindergarten, jetzt ganz modern und auf Grund besonderer Leistungsnachweise qualifiziert: Familienzentrum, Die Schwestern beten in ihrer Haus-Kapelle und in der St. Nikolaus-Pfarrkirche. Da knien sie – natürlich – auf der Frauenseite, in der ersten Bank. Die inzwischen längst im Himmel lebende Schwester Rictrudis sagt da zum gerade vorbei gehenden Ministranten-Zeremoniar: „Sehen Sie dort über dem Altar die Eule?“ Neugieriges Umherblicken. Nein. „Da, das Schild am Kreuz. Das sieht aus wie eine Eule, die da hockt.“ Tatsächlich. Eulen gelten ja als immer hellwache und weise Tiere und der Gottheit besonders verbunden; jedenfalls bei den Griechen in vorchristlicher Zeit. Ein Zeichen, ein Signal für Wachsein, Weisheit, Spiritualität – für das Wort Frömmigkeit – für unsere Kinder in Freienohl – von unseren Hiltruper Schwestern!

Unsere letzte Hiltruper Ordensschwester und Kindergartenleiterin

Sr. Wilburgis MSC – Anna Hillen

GEDENKEN - DANKEN - NACHMACHEN

UND ZUGLEICH

Angefüllt mit glücklicher Erinnerung und mit ehrlicher Dankbarkeit an alle Hiltruper Ordensschwestern und an alle Kindergärtnerinnen, die zum körperlichen, persönlichen, seelischen Wohl unserer Kinder und ihrer Eltern beigetragen haben!

 

Hier folgen zwei zusammen gehörende Texte.

Der eine Text kommt aus Münster-Hiltrup, von der deutschen Ordensleitung der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu: von Sr. M. Gonzaga Volkert MSC.

Der andere – eingeschobene – Text schildert dankbar Freienohler Erinnerungen.

 

„Wort Gottes, dessen Macht und Ruf

im Urbeginn die Welt erschuf,

Du bist der Anfang und das Ende.“

Hymnus aus der Laudes des Tages

 

Das Wort Gottes rief vor 85 Jahren unsere Schwester Wilburgis ins Leben. Heute Vormittag gegen 8.00 Uhr ging ihr irdisches Dasein zu Ende. Nun lebt sie in der Ewigkeit , um Gott zu loben und zu preisen.

Sr. M. Wilburgis MSC – Anna Hillen. -   Geboren: 09.10.1927 in Emsdetten.   –   Erste Profess: 03.02. 1950. -   Gestorben: 31.10.2012 in unserem Schwesternhaus und Kloster St. Elisabeth in Arnsberg-Oeventrop.

Schwester Wilburgis wuchs mit sieben Geschwistern in einer Kaufmannsfamilie auf. Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme und Zuverlässigkeit waren ihr daher vertraut und selbstverständlich. In ihrer Familie bekam sie auch die Grundlagen für ein religiöses Leben vermittelt.

Nach der Entlassung aus der Volksschule besuchte sie die hauswirtschaftliche Oberschule. Danach verband sie das theoretische Wissen mit praktischen Erfahrungen in der Führung eines Haushaltes.

Schon in jungen Jahren verspürte Schwester Wilburgis den Wunsch nach einem Leben ganz im Dienst für Gott und die Menschen. So trat sie am 2. Juli 1948 in unsere Ordensgemeinschaft der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu ein.

Schwester Wilburgis liebte schon immer Kinder. Sie freute sich und war dankbar, dass sie nach Noviziat den Beruf der Kindergärtnerin und Hortnerin erlernen konnte. Mit viel Einsatzbereitschaft und Hingabe arbeitete sie viele Jahre in diesem Beruf.

Ihre erste Wirkungsstätte war das Kindererholungsheim in Norderney. Liebevoll umsorgte sie die erholungsbedürftigen Kinder. Einige unter Heimweh leidenden Kinder fanden in ihr eine mütterliche Trösterin. Das bezeugte vor einiger Zeit ein ehemaliges Kind, das sich als Erwachsener auf die Suche nach dieser Schwester machte, sie fand und in Oeventrop besuchte, um ihr zu danken für ihre damalige Zuwendung.

Nach Aushilfseinsätzen in Dorsten und Werries kam Schwester Wilburgis am 1. Januar 1962 nach Freienohl. Fast 45 Jahre lebte sie in diesem Ort und war tief verwurzelt im Gemeindeleben und sehr geschätzt bei der Bevölkerung. Sie gab ein überzeugendes Beispiel gelebter Treue in ihrem menschlichen, religiösen und beruflichen Leben. Für Gott da sein und sich für Menschen einsetzen, gehörte für sie zusammen. Ihre Arbeit im Kindergarten war professionell, orientiert an den aktuellen Anforderungen, und geschah immer liebevoll. Sie sah die Kinder groß werden und betreute später deren Kinder. Bis in die heutige Zeit bestanden gute Kontakte zu „Ehemaligen“.“

Nun folgt der Zwischentext von Freienohlern für Freienohler.

Beim Abschreiben des Rahmentextes der Schwester Oberin Sr. M. Gonzaga MSC tauchten bei einigen Daten und Wörtern Einfälle auf, deren knappe Skizzierung mit ins Ordensleben von Schwester Wilburgis gehören und uns Freienohlern unsere Erinnerung herzlich festigen möchte.

Vorher lohnt sich ein Weg durch Emsdetten mit Google Earth, auch wenn sich diese Stadt nördlich von Münster inzwischen sehr verändert hat; doch einige alte Gebäude und Straßen hat das Kind und junge Mädchen Anna Hillen gewiss gut gekannt.

Im Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Das 17-jährige junge Mädchen hatte die Flieger- und Bomben-Angriffe erlebt und dass manche Söhne und Väter, Verwandte nicht mehr nach Hause kamen, Gefallene. Und sie kann manche Nachkriegs-Not wahrgenommen oder auch mitgemacht haben, z.B. mit dem Hamstern von Kartoffeln und Korn heraus aus Emsdetten, aus Münster aufs Land zu den Bauern.

Münster, ihre Bischofsstadt, - Hiltrup, die Hiltruper Schwestern hat sie kennengelernt. Mitten im Sommer, am 2. Juli 1948, trat die 20-jährige junge Frau in diesen Orden ein.

Kniend, im Gottesdienst empfing sie ihren Ordensnamen: Schwester Wilburgis Missionsschwester vom Heiligsten Herzen Jesu. Das Heiligste Herz Jesu war viel mehr als ein Symbol. Ihr Leben prägten auch die Symbole ihrer Namenspatronin, die Schlange und die weiße Linie. Im Orient, im Alten Testament, in der Medizin ist die Schlange ein Heilszeichen für Weisheit, Erleuchtung. Jesus selbst sagt: „Seid klug wie die Schlangen!“ (Mt 10,16) – Die weiße Lilie ist das Symbol für charakterliche Reinheit, Keuschheit, Innerlichkeit, Bescheidenheit, Barmherzigkeit, Frieden, Würde, geistige Klarheit.

Zwei Jahre später, am 3. Februar 1950 feiert Sr. Wilburgis MSC ihre Erste Profess, ihr erstes öffentliches Ordens-Gelübde. In diesen zwei Jahren hat sie gelernt, „die Armen im Herzen Christi zu lieben“. Sie hat erkannt, „dass wir in der Welt von heute einer vielgestaltigen Armut begegnen: Ungeborgenheit, Unsicherheit, Leiden, Einsamkeit, Entzweiung der Menschen, geistige Orientierungslosigkeit, Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Missbrauch, zerschlagene Hoffnungen, Ausweglosigkeit, Obdachlosigkeit, und andere Formen der Not.“

Ihre berufliche Qualifikation mit dem Zeugnis der Kindergärtnerin und Hortnerin, Heim-Erzieherin (also auch für kleine und große Schulkinder) hat sie mit 3 Fachschul-Jahren am 24. Januar 1953 erreicht. Sie kam gleich nach Norderney. Hier war das Kinder-Erholungsheim St. Ludgeri-Stift das Lebens- und Arbeitsfeld der Hiltruper Schwestern, 1954 mit der Erweiterung St. Josefs-Haus. Sr. Wilburgis bewährte sich. Die Leitung dieses Hauses wurde ihr im September 1955 anvertraut, - mit 28 Jahren. In diesem Jahr, 5 Jahre nach der Einfachen Profess, legte sie ihr Ewiges Gelübde ab. Zwei kurze Zitate aus den Grundsätzen der Spiritualität der Hiltruper Schwestern: sie leben „im Namen Jesu Christi, des Königs der Armen... Den Prunk und die Eitelkeit weltlichen Auftretens und erkünstelten Wesens müssen sie fliehen und verabscheuen...“ - 4 Jahre später, am 24. November 1859 haben sich die Hiltruper Schwestern von Norderney verabschiedet.

Sr. Wilburgis übernahm Aushilfen in Dorsten und Hamm-Werries, bis zum 1. Januar 1962.

Da übertrug die Hiltruper Ordensleitung die Leitung unseres Freienohler St. Nikolaus Kindergartens an Sr. Wilburgis. Ihre berufliche Erfahrung in der Kindergarten- und Heim-Pädagogik und ihrer Leitungs-Praxis und alles umfangen von der Spiritualität der Hiltruper Schwestern waren für unzählige Freienohler Kinder und ihre Eltern, ihre Mütter noch mehr als ihre Väter, ein unschätzbarer Wert und Gewinn, überzeugend praxisbezogen bei manchmal etwas anderem pastoral-klerikalem und politisch-behördlichem Gehabe.

Lehrer der Fachschule für Sozialpädagik der Beruflichen Schulen Meschede haben gern ihre Schülerinnen bei Sr. Wilburgis besucht. Mit ihnen und mit ihr ergab sich immer ein aktueller und attraktiver Erfahrungsaustausch. In jenen Jahren waren die psychologisch und pädagogisch gewichtigen Themen: Gruppen-Pädagogik, Gruppen-Dynamik, Psychosoziale Entwicklung und Systemische Psychologie. Die wurden praktiziert im St. Nikolaus Kindergarten beim Spielen und Singen, Tanzen und Sport, Erzählen und Zuhören, Mahlzeiten und Ausruhen... Die unterschiedliche Herkunft der Kinder: gesunde und behinderte, mit wohlhabenden und weniger wohlhabenden Eltern, aus glücklichen und weniger glücklichen Ehen, deutschen und ausländischen, religiös verschieden geprägte... So geradezu äußerst vorteilhaft auch für die sozial-politische Reife, etwa im Vergleich zu linear-pädagogisch erzogenen Kindern bei Tagesmüttern.

Eine zukünftige Erzieherin bewunderte Sr. Wilburgis wegen ihres Ordens-Kleides: „Bei manchen Jungen aus anderen Kulturen bewirke ich, weil ich eine Frau bin, auch mit freundlichen Worten nichts. Sr. Wilburgis lächelt und der Junge – auch und tut´s!“

Das sich immer gründlichere Beobachtungsvermögen von Merkmalen Narzisstischer Persönlichkeitsstörungen lässt auch klarer wahrnehmen die ganz andere MSC-Spritualität. Sschwester Wilburgis MSC, danke!

 

Nun folgt die Fortsetzung des oben angefangenen Briefes der MSC-Ordensleitung:

 

„Als die Schwestern (Sr. Marialdis, Sr. Patricis und Sr. Wilburgis) Freienohl verließen, kam Schwester Wilburgis in unsere Einrichtung nach Hellefeld. Hier half sie bei allen anfallenden Arbeiten, soweit sie es kräftemäßig konnte. Nach 5 Jahren war ein erneuter Wechsel des Wohnortes notwendig und sie siedelte über nach Arnsberg-Oeventrop, um im Elisabeth-Heim einen guten Lebensabend zu verbringen. Schon bald wurde jedoch eine schwere Erkrankung festgestellt. Eine Operation brachte zwar Linderung, konnte den Krankheits-Prozess aber nicht aufhalten. In den letzten Tagen wachten Mitschwestern bei Tag und bei Nacht an ihrem Bett.

Heute morgen wurde sie von ihrem geduldig ertragenen Leiden erlöst.

Wir sind Schwester Wilburgis dankbar dankbar für ihr stilles, bescheidenes und dennoch so segensreiches Leben und Wirken in unserer Ordensgemeinschaft. Unser Dank richtet sich auch an Gott, der diese Frau zu uns geführt hat.

Schwester Wilburgis findet ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Oeventrop. Am Dienstag, dem 6. November 2012 um 14.00 Uhr werden wir sie dorthin begleiten.

Nach der Beerdigung feiern wir den Auferstehungs-Gottesdienst für unsere verstorbene Mitschwester in der Kapelle des Elisabeth-Heims in Oeventrop.

Münster-Hiltrup, den 31. 10.2012

Für die Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu, Sr. M. Gonzaga Volkert MSC“

Hierher gehören unbedingt

zwei Freienohler Frauen als bekannte und liebgewordene Kindergärtnerinnen:

Damals sagte man noch Fräulein, heutzutage Frau Olga Rocholl, genannt: Tante Olga, 1945 – 1993, im September 1993 wird sie im Alter von 78 Jahren für 50 Jahre als Kindergartenhelferin ausgezeichnet mit dem „Bundesverdienstkreuz mit Spange“ vom Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke, überreicht vom Arnsberger Landrat Karl Brüggemann und Freienohler Bürgermeister Humpert.

Der Zeitungsartikel der Westfalenpost vom 11. September 1993:

„Tante Olga“ betreut schon die dritte Generation in Freienohl. 50 Jahre Kindergarten-Helferin - Bundesverdienstkreuz. - Sie hat mit den Großvätern gesungen, den Vätern die Nase geputzt. Jetzt spielt sie mit den Kindern und den Enkeln. Alle sagten „Tante Olga“ zu ihr und alle haben sie lieb. Gestern, an ihrem Geburtstag, wurde die 67 jährige Kindergartenhelferin Olga Rocholl aus Freienohl , Kreis Arnsberg, für 50jährige Treue mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik mit Spange ausgezeichnet. Tante Olgas Herzenswunsch, Kindergärtnerin zu werden, ist nur, was die Prüfungen anbelangt, nicht in Erüllung gegangen. In der Praxis war und ist sie genau das, was sie sich gewünscht hat. Das fing schon an, als sie noch zur Schule ging. Damals, 1910, half sie, sooft es der Unterricht erlaubte, den Schwestern im ersten Freienohler Kindergarten, in Hellmanns Saal im Gesellenhaus (Kolpings-Familie, Kolpings-Verein, Gesellenverein). 1913 wurde für die 16-Jährige ein Beruf daraus, bei dem sie bis heute geblieben ist. „Zum Anfang hatten wir nicht so viel Spielzeug,“ erinnert sich Tante Olga, „aber Bauklötzchen, ein Kegelspiel und ein Schaukelpferd waren schon da.“ 50 Jahre alte hölzerne Tafel-Rahmen benutzt sie noch heute. Sie sind mit Stoff bespannt und mit Knöpfen, Knopflöchern, Schuh- und Schleifenbändern ausgestattet. Spielend lernen die Kinder daran, was ihre Opas und Omas vor einem halben Jahrhundert lernten. Nur der Stoff und die Bänder müssen von Zeit zu Zeit erneuert werden. Was keiner Erinnerung bedarf, ist die in den langen Jahrzehnten gewachsene Verbundenheit mit den Freienohlern. Sie drückt sich im Dank aus, der Tante Olga immer wieder gezollt wird. Und viele Gespräche fangen heute an: „Tante Olga, weißt Du noch?...“ Für die Leiterin des Kindergartens, Schwester Wilburgis, ist die Summe der Erfahrung von „Tante Olga“ eine stets gegenwärtige Hilfe. „Die Kinder finden leicht Zutrauen, wenn der Vater oder die Mutter, die sie zum ersten Mal bringen, sagen können: Bei der Tante bin ich auch schon gewesen.“ Und das können fast alle sagen. Selbst der Freienohler Amtsdirektor macht da keine Ausnahme. „Wir hatten da einen Zaun im Garten, und manchmal, wenn er schnell nach Hause wollte, ging er einfach durch die Hühnerklappen ab,“ schmunzelt Tante Olga und beeilt sich, hinzu zu fügen: „Aber sie waren alle brav.“

Klar. Denn manche ziemlich alte Freienohlerinnen und Freienohler erinnern sich – im Jahr 2016 -: Jeden Morgen stand Tante Olga an der Ruhrbrücke bei Necker-Siepe und führte von dort „ihre Kinder“ zum Indergarten im Alten Schwesternhaus. Danke!

Wieder: damals Fräulein, heutzutage Frau Ruth Kleinfeller, genannt: Tante Ruth, Freienohlerin, geb. 3.10.1929, gest. 3.1.2014. Ab 1949, Jahre lang im St. Nikolaus-Kindergarten Freienohl. Leider sind keine offiziellen Texte aktenkundig.

Eine exquisite Dankbarkeit in der Gegenwart: 2014:

Unseren Kindergärtnerinnen, sory: Erzieherinnen in den Freienohler Kitas, in der Kindertagesstätte, im St. Nikolaus-Kindergarten und im Regenbogen-Kindergarten

„Wer will fleißige Handwerker seh'n, der muss zu uns Kindern geh'n!“ Aus den alten Liedern sind inzwischen neue geworden. Freilich kommen die Handwerker nicht tagsüber, da sind die Kinder da, von der „Krabbel-Gruppe“ bis zu den „Schulkindern“ (die nächstes Jahr in die Schule kommen), mit ihren Erzieherinnen: junge Frauen und gestandene Mütter. Vorher und hinterher kommen gern die Freienohler Männer, Handwerker, wie im alten Lied besungen und die hier als Kinder gebastelt haben.

Eine Nachfolgerin von Schwester Wilburgis MSC sei hier schon vor ihrer Himmelfahrt genannt, gelobt, nicht weil sie keine gebürtige Freienohlerin ist, sondern weil sie für ihre Mitarbeiterinnen die „Freienohler-3-D-Ehrenplakette“ verdient hat. 3-D = danke-danke-danke! An Frau Eleonore Merdzanovic! 800 Freienohler erinnern sich: „Nore ist im Keller!“

Das einzigartige Dankbarkeits-Kultur-Spiel der St. Nikolaus-Kita-Erzieherinnen war auch das faszinierende Schmuckstück beim Abschiedsfest für 26 Jahre (1988-2014) ihrer Kindergarten-Leiterin Frau Eleonore Merdzanovic!

Der folgende ausführliche Text ist ein Loblied auf alle Frauen, die im und für den Kindergarten arbeiten, leben – auch auf die Frauen im und für den Regenbogen-Kindergarten!

Nach der ersten Festtags-Freude hatten sich die Erzieherinnen: diese jungen Mädchen, jungen Frauen, jungen und erfahrenen Mütter in eine Reihe gestellt, in ihrer Mitte ihr Jahre langer Nikolaus. Plötzlich die Frage: „Wo ist Nore?“ Die ganzen Jahre hindurch. Immer wieder, nach jeder neuen Szene. Nein, nicht negativ gewichtet, sondern aufatmend und zuversichtlich, ganz selbstverständlich: „Nore ist im Keller!“ Denn auch die Fest-Gäste kannten Nores Konzept und Praxis als Leiterin: ihre Kolleginnen arbeiteten, lebten oben mit ihrer Gruppe zusammen. Nore arbeitete, lebte unten an der Basis für sie, nicht nur im Büro, sondern auch im Keller, da trug sie alles zusammen, was ihre Mitarbeiterinnen und Kinder brauchten.

Mehr als ein bildreiches Wortspiel: Nore ist im Keller!

Mitten in diesen köstlichen Szenen, bei diesem Hin und Her von unten nach oben, von oben nach unten begleitete Nore auch die Dankesrede ihres Freundes, des Nikolaus-Spielers Dieses ungeahnte Worte-Wechsel-Spiel hatte der sich von dem wort- und denk-gewandten Abraham a Sancta Clara aus dem Augustiner-Orden Ende des 17. Jahrhunderts ausgeliehen zum Lob und Dank:

Und dieser Dank gilt auch den Erzieherinnen im Regenbogen-Kindergarten!

„Erzieherinnen sollen sein wie leckeres Weihnachtsgebäck, und auch wieder nicht, sie sollen nicht aller Leute Mäuler kommen!

Erzieherinnen sollen schön sein wie der Mondschein, und auch wieder nicht, denn der ist mal ein milder Strahl und mal ganz fahl!

Erzieherinnen sollen sein wie geschliffenes Glas , und auch wieder nicht, das bald faszinierend schimmert und leicht auch ist zertrümmert!

Erzieherinnen sollen sein wie Quecksilber, und auch wieder nicht, denn mal ist es keck und mit einmal weg!

Erzieherinnen sollen feurig sein wie eine Silvester-Rakete, und auch wieder nicht, die feuriger wird, wenn sie steigt, doch da sich schnell dem Ende neigt!

Erzieherinnen sollen so schön sein wie Blumen, und auch wieder nicht, denn die verwelken schnell.

Erzieherinnen sollen sein wie der Sonne Strahlen, und auch wieder nicht, denn sie sollen die Leute nicht immer anstrahlen!

Erzieherinnen sollen sein wie wunderschöne Schmetterlinge, so leicht und so lebendig, und auch wieder nicht, sie sollen sich nicht überall niederlassen!

Erzieherinnen sollen sein wie eine Violin-Saite, die lieblich klingt, und auch wieder nicht, da die leicht springt!

Erzieherinnen sollen sein wie die Kirchen, so schön und erhaben, und auch wieder nicht, denn sie sollen nicht mit allen Glocken zur Andacht einladen!“

Alle Gäste blickten mehr als schmunzelnd zu Nore und genau so zu den Erzieherinnen, denn auf beide traf alles zu als Lob und Dank und alle klatschten glücklich über dieses Kita-Team.

Gefragt und erzählt wurde viel, was sich denn so in diesen 26 Jahren Besonderes ereignet hat. Vorgeschlagen wurde, Nore könne ja mal nach einigem Aufatmen und im Winter 26 Döneken aufschreiben.

Ein Gesprächs-Punkt sei hier herausgegriffen: Im Vergleich mit der „Kinder-Bewahrschule“ von vor 90, 100 Jahren, mit den „Kindergärten“ so bis 1980, siehe auch „Freienohler.de“, dann mit der „Kita“, der „Kinder-Tagesstätte“, da brachte das „Familienzentrum“ schon etwas Neues.

Das Stichwort stichwortartig: „Familienkonferenz“ und „Kess erziehen“. Das erste hört sich kühl an, das zweite cool. Kindgerecht werden die Kinder deutlich hin zur Sozial-Kompetenz geführt, zur Sozial-Fähigkeit. Denn Sozial-Willigkeit, Dialog-Bereitschaft ist zu wenig. Sozial-Kompetenz im Gesprächskreis, beim Spielen, beim Sich-Streiten und wieder Vertragen, beim Frieden-Suchen und Frieden-Schaffen: 5 Grunde dafür und 5 Gründe dagegen aufstellen und dann sich entscheiden. Immer kindgerecht! Das ist nicht leicht, wenn die Erzieherin mal ein ernstes Wort sagen muss zu einem Kind, das in einer ganz anderen Kultur, Zivilisations-Umwelt zuhause ist, - weil die Erzieherin eine Frau ist. - Die frühere Rollen-Herrschaft von oben nach unten: Vater – Mutter – Kinder – Kind hat sich erübrigt. Auch für die Patchwork-Familie lehrt die „Familienkonferenz“ kess erziehen. - Spannend war auch der Gesprächsstoff über die unbezahlbare Lebens-Plus-Erfahrung der Kinder, sich weiter zu entwickeln mit Kindern aus bescheidenen und wohlhabenden Lebensverhältnissen, unterschiedlichen Bildungsschichten und Kulturen, Zivilisationen.

Ein wunderbares Dankesfest! Viel, viel mehr als eine noch so gelungene Party, oder auf Freienohlerisch: Patty.

Das Abschiedsfest war schon ziemlich am Ende. Spät abends, fast Nacht. Dunkel. Da schienen einem Traum gleich auf einmal alle Gäste draußen die verschiedensten Kinderlieder zu hören. Einige von ganz früher von Erwachsenen gesungen, dann einige von jungen Leuten und einige von Kindern. Bald schienen sie lebendig aufzutauchen: Freienohler aus der ganzen Welt, aus ganz Deutschland, die aus Freienohl mit einem Plakat ihrer jetzigen Schule. Nore war überglücklich: „Die waren alle mal bei uns in der Kita!“ Die Erzieherinnen strahlten: „Die da waren bei uns in der Igel-Gruppe! In der Raben.Gruppe! Strolche-Gruppe! Bei unseren Kleinsten, in der Rasselbande, in der Krabbel-Gruppe!“ Und Uschi (unsere Küchen-Meisterin, alle wissen, wer gemeint ist) war ganz stolz: „Der ganz Große da, der hat alles gegessen!“ Die Zahl für die 26 Jahre? Ungefähr: 720 oder 820 Freienohler! Es war ja auch schon dunkel. Nore war nochmal in das neue Kita-Mobile gestiegen und wurde an der langen Reihe vorbei gezogen. Am Schluss hatte sie wohl Freuden-Tränen in ihren Augen.

Nach dem Traum-plus-Real-Ereignis wurde Nore – bestimmt zum wiederholten Mal – gefragt, warum sie denn ausgerechnet jetzt nach 26 Jahren im Ruhestand leben möchte. Denn einige konnten sich gar nicht vorstellen, dass die berufliche Arbeit in einer Kita überhaupt nicht kinderleicht ist, auch wenn sie Kindern Spaß macht. Ein alter Lehrer-Freund antwortete mit Hilfe der geradezu uralten hebräischen, biblischen Zahlen-Symbolik: „Die Zahl 26 zeigt mit 2 mal die Zahl 10 = zwei offene Hände haben; mit der Zahl 20 = die Hände reichen; mit der Zahl 6 = die Verbindung festhalten.“ Nore lächelt. Dieses durchaus auch christliche Konzept, diese Praxis passte und passt genau zu ihr.

Sechs und Zwanzig mal Danke!

Zum Schluss-Dankeschön dieser Text-Veranstaltung sollten „Die Stillen Heldinnen“ auftreten. Doch es „schauten nur mal ´rein“ zwei: Uschi, die in der Küche immer für das leibliche Wohl und damit für die gute Laune der Kinder und Erzieherinnen sorgt, und Marlies, die als frisch examinierte Staatlich anerkannte Erzieherin im St. Nikolaus-Kindergarten anfing und deren eigene Kinder inzwischen schon große Jungs sind. Ihren Nachnamen nannten die Beiden nicht, denn jeder kennt ihn. – Dann passierte es: plötzlich, unerwartet trat Räuber Hotzenplotz auf, der Gesandte von Ottfried Preußler, den seit 1962 alle Kinder und Erzieherinnen gut und strahlend lächelnd kennen und begeistert willkommen hießen. Brummend und nicht brummend grummelte er: „Hallo! Wann kommt der Regenbogen-Kindergarten?“ Der Veranstalter blickte verschämt zu Boden. Nicht lange. Denn Eltern taten sich zusammen, genauer: Mütter. Sie organisierten den Förderverein vom Regenbogen-Kindergarten und vom St. Nikolaus-Kindergarten, exakter formuliert: von der Kita Regenbogen-Kindergarten und der Kita St. Nikolaus-Kindergarten.

Heinrich Pasternak, 16 Seiten, ergänzt 2024.