Vom Kloster Haus Marienfried in Olpe

Exquisit für Olpe + Freienohl + Bennis-Schüler + ein preiswertes Buch:

 

Vom Kloster Haus Marienfried in Olpe und zwei Missions-Benediktinerinnen von Tutzing

 

Sr. Helwisa Orff OSB

Im Totenbuch in unserer St. Nikolaus-Kirche, vorn im linken Seitenschiff neben der Osterkerze ist eingetragen: Sr. Helwisa Orff OSB. Eigentlich ungewöhnlich, denn andere Schwestern aus Haus Marienfried sind hier nicht eingetragen, obgleich Olpe seit 1954 gemeindemäßig nicht mehr nach Calle, sondern nach Freienohl.

So soll Sr. Helwisa OSB für alle anderen Schwestern vom hochgeschätzten Haus Marienfried stellvertretend hier ins Gedächtnis geholt sein! Denn insbesondere Freienohler, die in der kirchlichen Jugendarbeit auf Diözesan-Ebene tätig waren, haben manches Wochenende in Haus Marienfried „gearbeitet“, gelebt,... abends, wenn zahlreiche Jugendliche (ksj-pb.de) im wunderschönen Treppenhaus der Alten Villa hockten, miteinander sprachen, sangen... - Ausführlich berichtet Elmar Kersting über Haus Marienfried in seinem Buch: „Olpe, Dorfgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart“, 2015, mit zahlreichen Bildern, Fotos. Beim Anschauen dieser Fotos und beim Lesen der beiden Nachrufe taucht – auch - „mann“ immer tiefer in das Leben und Glauben dieser Ordens-Frauen ein – dankbar!

Sr. Helwisa Orff OSB:

Der Nachruf wurde uns geschickt von Sr. Edith Donabauer OSB vom Archiv der Missions-Benediktinerinnen von Tutzing; hier vollständig übernommen.

„Es erschien uns unglaublich, als wir miterlebten, dass unsere Sr. Helwisa Orff am 17. Oktober 1982 plötzlich verstarb. Deuteten doch keinerlei Anzeichen auf einen baldigen Tod hin. Bis zum Abend des 16. Oktobers war sie noch ganz vital und unermüdlich bei der Arbeit und beim Gebet unter uns. So, wie wir sie seit langen Jahren kannten.

Die Mobilität war ihr offensichtlich schon in die Wiege gelegt. Sie wurde am 24. April 1904 als Tochter des Majors Orff und seiner Frau Charlotte geb. Schmitz in Trier geboren. Ihre Eltern gaben ihr die Namen Elisabeth Charlotte Maria. Sie hatte noch einen Bruder, der mit 18 Jahren im Ersten Weltkrieg starb.

Durch den Beruf des Vaters war es notwendig, dass die Familie Orff sehr häufig ihren Wohnort wechseln musste. Trotzdem war es erstaunlich, wie sehr Sr. Helwisa mit all diesen verschiedenen Orten doch bis ins hohe Alter verbunden war. Sie erzählte gerne und oft davon. Als Schülerin finden wir sie in Strassburg, Kassel, Friedenau, Berlin, Brühl und Ahrweiler. Die Eltern bevorzugten für ihre geliebte Tochter Ordensschulen, sodass sie schon sehr früh Kontakt zu Ordensschwestern bekam. Nach dem Abschluss der Frauenschule bei den Ursulinen in Ahrweiler machte sie in Karlsruhe, wo ihre Familie inzwischen ihren Wohnsitz hatte, die Ausbildung als Kindergärtnerin. Von 1924 bis 1926 finden wir sie in der Caritas-schule des Deutschen Caritas-Verbandes in Freiburg, wo sie die Ausbildung als Wohlfahrtspflegerin erhielt. (22 Jahre jung)

Sehr lange musste Sr. Helwisa ihren Wunsch, einer Ordensgemeinschaft beizutreten, zurückstellen. Als einzige Tochter fühlte sie sich verpflichtet, für ihre Eltern zu sorgen und sie tat das in Liebe und mit ganzer Hingabe bis zu deren Tod.

Schon sehr früh lernte sie die Benediktiner von Beuron kennen und durch häufige Besuche dort das benediktinische Leben schätzen. So war für sie, die zeitlebens eine besondere Liebe zur Liturgie hatte, aber auch gleichzeitig den Wunsch verspürte, Missionarin zu werden, die Entscheidung, bei den Missions-Benediktinerinnen in Tutzing um Aufnahme zu bitten, nicht schwer. Dort legte sie am 17. November 1940 die Gelübde ab.

Einschub: Zu Beginn des Noviziats, der Zeit der „Neulinge“, erhielt sie ihren Ordensnamen Sr. Helwisa. Der hängt kluger christlicher Weise zusammen mit ihrem Taufnamen Elisabeth und als vorbildliches Lebensprogramm mit der Hl. Helwisa von Coulombs, einer Jungfrau, gestorben 1066; in Coulombs: Benediktinerinnen-Abtei in der Diözese Chartres; deren Gedenktag, Namensfest ist der 11. Februar. - Mehr steht im Internet.

Leider konnte sie nur kurze Zeit im Mutterhaus bleiben. Nach der Vertreibung durch die Gestapo (Geheime Staatspolizei, Nazi-Zeit) war sie mit einer Gruppe von Mitschwestern zu Gast bei den Barmherzigen Schwestern München und bei diesen bis Kriegsende (1945) in der Krankenpflege tätig.Als die ersten Schwestern von Tutzijng nach dem Krieg aufbrachen, um das Kloster Marienfried in Olpe im Sauerland wieder in Besitz zu nehmen, gehörte Sr. Helwisa zu denen, die für dieses Haus bestimmt waren. Bald nach ihrer Ankunft übernahm sie den Kindergarten für die Kinder des Dorfes. Zunächst war die Unterbringung sehr notdürftig. Schon bald aber konnte man in ein eigenes Häuschen im Klostergarten umziehen, das bis 1961 als Kindergarten diente. In diesen Jahren war Schwester Helwisa unermüdlich besorgt um das Wohl ihrer kleinen Schützlinge. Außerdem versammelte sie die Jugend des Dorfes und hielt mit ihnen Heimabende (heutzutage würde man sagen: Gruppenstunden). Dabei war ihr Ziel, die Kinder und Jugendlichen im religiösen Leben zu fördern. Es fiel ihr schwer, diese Arbeit aufzugeben, als 1961 der Kindergarten geschlossen werden musste, da der bauliche Zustand des Häuschens eine Weiterführung nicht mehr erlaubte.Ihre Hoffnung auf einen Neubau ließ sich nicht erfüllen. So musste Sr. Helwisa von dieser geliebten Tätigkeit endgültig Abschied nehmen. Dieser Verzicht wurde ihr schwer, aber sie übernahm selbstverständlich von nun an Aufgaben in den verschiedensten klösterlichen Arbeitsbereichen. Besondere Freude machte ihr die Gestaltung der Liturgie, für die sie mit großem Einsatz sorgte. So war ihre letzte Tätigkeit am Samstag Abend die Planung des gemeinsamen Rosenkranzgebetes und das Anstecken der Lieder für den Sonntagsgottesdienst.

In der Nacht zum Sonntag um 1.30 Uhr weckte sie die Krankenschwester und bat um ein Medikament, da sie sehr unruhig sei. Die Schwester blieb bei ihr und merkte, dass Sr. Helwisa, nachdem sie eingeschlafen war, nur noch ganz leicht atmete. Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch ihren Tod feststellen. So sehr uns dieser plötzliche Tod alle erschütterte, waren wir doch froh, dass ihr ein langes Leiden erspart blieb und sie ohne schweren Todeskampf heimgehen durfte. R. i. P - Reqiescat in Pace – Sie möge ruhen im Frieden.

Sr. Irene geb. Luise Roppertz OSB

Wer war schon mal in Ndanda, in Mtua? Siehe Internet: www.ndanda.org ; Missions-Benediktinerinnen von Tutzing : 12 Fotos...

Eine Frau aus dem Sauerland, zuerst in Olpe Kloster Haus Marienfried, dann in Afrika, Tansania!

Der Nachruf-Text folgt hier etwas gekürzt abgeschrieben:

Luise Roppertz wurde geboren in Velmede am 22. April 1914. Ihr Ordensname: Sr. Irene Roppertz OSB. - Sie war das 4. Kind vom Ehepaar Franz Roppertz (Gärtner) mit seiner Ehefrau Regina. „Drei Kinder waren ihr vorangegangen. Alles starben sie, bevor sie ein Jahr alt waren. Luise war die erste, die überlebte. Fünf weitere Geschwister folgten, von denen noch vier leben (2007). - Volksschule, dann Haushaltsschule. - Während des Zweiten Weltkriegs, am 1. April 1940 (mit 26 Jahren) trat sie in Olpe, Kloster Haus Marienfried, in die Kongregation der Missions-Benediktinerinnen von Tutzing ein. Am 28. Juni 1943 begann sie das Noviziat in St. Ottilien. Das Mutterhaus Tutzing war zu dieser Zeit von den Nazis aufgehoben und die junge Novizin half im Kriegslazarett in St. Ottilien. Wie erstaunt war der Chirurg ihrer Abteilung, eines Morgens eine Person zu sehen, die wie die Krankenschwester Luise aussah, aber ganz anders gekleidet war, und den Namen Sr. Irene trug. Er brauchte etwas Zeit, bis er verstand, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt (ein Interview darüber mit ihm wäre interessant). Der 8.12.(!) 1944 : Tag ihrer ersten Profess (Gelübde-Ablegung). Alles musste ganz im Geheimen getan werden, schon um 5 Uhr morgens. Um 7 Uhr war Sr. Irene wieder auf der Station... Ewige Profess am 26.12.1947 in Tutzing. Die Schwestern lebten in großer Armut. … Sr. Irene wurde zur Krankenschwester ausgebildet und lebte und wirkte dann 10 Jahre in Olpe als Gemeinde-Krankenschwester bis 1955. Ihr Wirken war Seelsorge durch und durch, gewiss auch mit frommen Worten, freilich mit glaubwürdigen. - 1955, mit 31 Jahren, wurde sie in die Mission nach Afrika gesandt und kam am Weihnachtsabend in Ndanda an. - Internet: Bilder. - Krankenschwester im Hospital. - Die Kranken waren keine Sauerländer Kinder, Jugendliche, Erwachsene! - 1958 wurde sie nach Mtua gesandt als Gründerin eines neuen Konvents und einer Krankenstation. In dieser Zeit gab es in Mtua nur wenige Christen, fast alle waren Moslems. Sr. Irene packte ihre Aufgabe resolut an. 1963 wurde sie wegen Krankheit nach Deutschland geschickt. Anschließend konnte sie einige Monate in England studieren, um ihre Anerkennung als Krankenschwester für die britische Kolonie zu erwerben.

1964 war sie dann einige Monate in Nyangao – Internet: Bilder! - , bis sie in die Krankenpflegeschule in Ndanda gerufen wurde. Dort war sie für 5 Jahre Matron (Leiterin). 1969 leistete Sr. Irene wieder Pionierarbeit (Männer-Vokabel für eine Frau!). In Lindi – Internet: Fotos – wurde ein neuer Konvent eröffnet mit pastoraler Arbeit. 1973 war sie wieder in Mtua, wo sie für 10 Jahre blieb (welch ein schlichtes Wort für diese Ordensfrau!) und Ende 1983 Konvent und Krankenstation an die Benediktinerinnen Unserer Lieben Frau, Hilfe der Christen übergab. Bis heute sind diese Tanzanischen Schwestern dort tätig. Nicht lange blieb sie in Ndanda. Ihr Herz sehnte sich danach, den christlichen Glauben zu verkünden. Deswegen bot sie sich wieder für Pionierarbeit an: zum dritten Mal einen neuen Komvent und eine Krankenstation in Endo, Kerio Tal, Kenya aufzubauen. Juli 1984 bis Dezember 1987. Sie war schon über 70 Jahre alt, als sie resolut in ein neues Land aufbrach.

Zurückgekehrt nach Ndanda übernahm sie die Sorge für den Garten, verschiedene Aufgaben im Haus und war eine Zeit lang Subpriorin. Mit großer Freude war sie „Zelatrix“ für die Novizinnen in Ndanda (Gehilfin der Novizenmeisterin, der neu eingetretenen jungen Frauen). Sie hatte große Liebe zu den jungen Schwestern und war immer interessiert an ihren Fortschritten. Sie konnte es nicht leiden, dass Schwestern verließen, ohne bei ihr herein zu schauen. 1998 zog sie in die Infirmarie (Krankenstation zur Pflege der erkrankten Schwestern). Währen der ersten Jahre konnte sie sich weitgehend selber helfen. Allmählich benötigte sie mehr und mehr Hilfe. Anfang 2007 sahen wir, wie ihre Kraft abnahm. Oft benötigte sie viel Willensstärke, um an der Vesper teilzunehmen (Teil des gemeinsamen Chorgebets). Am Gründonnerstag und am Ostermorgen brachten wir sie mit ihrem Krankenbett in die Kapelle zur Heiligen Messe. Noch einmal erfreute sie sich an den Trommeln und all den afrikanischen Instrumenten am Osterfest. Sie konnte nicht mehr sprechen. Aber ihr Lächeln sagte: „Ja, es ist Ostern! Alleluja!“ - So wie sie im Leben eine große Benediktinerin und Missionarin war, so hatte sie auch ein großes Requiem (Beerdigungs-Feier). Die Glocken läuteten, als wir sie in die Abtei-Kirche brachten. 2 Bischöfe, der Abt von Ndanda, 15 Priester, viele Ordensleute und Laien begleiteten Sr. Irene auf ihrer letzten Reise. Wir sind sicher, dass wir nun eine Fürsprecherin im Himmel haben, sodass die Missionierung unter den Moslems in den Diözesen Mtwara und Lindi weitergehen wird. Ostern 2007, 93 Jahre. RiP. - Priorin und Schwestern OSB von Ndanda.“

Summa summarum – diese beiden Benediktinerinnen stehen für alle Ordensschwestern OSB im Kloster und Haus Marienfried in Olpe! Jahr für Jahr! Nicht nur in Gedanken, nicht nur im Gedenken, sondern auch in Taten. Jahr für Jahr zu Weihnachten spendet die St. Georg Schützenbruderschaft Olpe an die Nachfolgerinnen dieser beiden Benediktinerinnen in Tanzania Geld für ihre Mission: Jesus Christus verkünden durch christliches Leben.

Zwei Ergänzungen aus dem Jahr 2023: Zuerst siehe Homepage freienohler.de: Geschichtstexte von H.P.: Spiritual Peace, Kapitel Zwei: Kirchliche Jugendarbeit KSJ in der Villa Haus Marienfried bis 2004. – Dann Buch-Lese-Tipp: „Gestapo-Klostersturm im Hochsauerland“, zusammengestellt von Peter Bürger, edition leuerkirche sauerland 21, im Jahr 2020, 363 Seiten, € 7,--; über Kloster Marienfried und Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede.

Heinrich Pasternak, 2023.