Weißbrot mit Weintrauben

Christen-Geschichte rund um 2o20 und 2023 im Sauerland und Paderborn:

Irrläufer, Austritte, entchristliches Bürger-Leben und Abschnitte, Ausschnitte ökumenisch-christlicher Glaubens-Praxis:

auf Wegen zu einem neuen Gott-Glauben?

„Der digitale Gott – Glauben unter technologischen Bedingungen“

Neulich kamen für gut drei Stunden in Paderborn zusammen rund 30 Mitglieder vom katholischen Akademiker-Verband, sinnvoller: von der Personalgemeinde ND-netz.de (gegründet 1919), auch aus unserem Sauerland, aus Meschede, Freienohl und rund herum zu einer exquisiten Information von einem der Initiatoren der Initiative für Ökumenische Gottesdienste: „kreuz und quer“ in Meschede. Und dann, zwischen Vortrag und Wortgottesdienst oder mitten im Gottesdienst: – die Erinnerungen waren zunächst sehr verworren: da wurden auf zwei großen Tellern herumgereicht: Weißbrot-Schnittchen und Weintrauben. Pause oder Heiliges Mahl? – Hinterher, vor der Heimfahrt: nicht genau zugehört? Christlicher Irrläufer? Hier draußen war zu sehen: Kopfschütteln, zu hören: „Clever wären als Pause für jeden ein kleiner Joghurt-Becher.“ - „Missbrauch des Kreuzes“ – „Missbrauch des Denkens“ – „Evolution nicht wahrgenommen, nicht als wahr angenommen?“ – „Kultur, Kult, Liturgie: Händefalten, Kreuzzeichen, Knieen, Kniebeuge, Weihrauch und so weiter“ – „Ist denn die Zeichensprache unbekannt?“ – „Damals auf einem Esel geritten; jetzt im fast autonomen Auto nachhause.“ – „Früher, Thomas von Aquin in Köln, auf Latein: Stultitia peccatum est! Heute auf Deutsch: Dummerhaftigkeit ist Sünde.“ – „Bitte christliche Evolution!“

Das Jahr 2023. Erschütternd, erschreckend, einerseits und andererseits auch wieder aufatmen, Stich-Worte: Religion / Religionen, religiöser Glaube, Konfession / Konfessionen, Christentum / Christen, Kirchen, Sekten, Judentum / Juden, Islam / Muslime, Hinduismus / Hindus. – Glaubenslosigkeit, Glaubensoberflächlichkeit, Religionslosigkeit, Religionsverfolgung, Christenverfolgung… Kirchenaustritte… Statistiken, Argumente… Und all das fürchterliche Negativ-Erleben in der katholischen Kirche in Deutschland. Die anderen Länder und christlichen Konfessionen sind hier ausgelassen, nicht genannt; siehe Internet: kath.de und katholisch.de und deren Adressen. – Beim zahlreichen Fragen und Nennen von möglichen und tatsächlichen Ursachen, Gründen tauchen diese Befunde kaum oder nicht auf, sie sind bekannt in den Jahren etwa ab 1950 bis 1980, 1990: Hier nur stichwortartig aufgelistet (zum Anklicken im Internet): Aus der Entwicklungspsychologie: Geschwisterkonstellation als der Hintergrund für die Geistliche / Spirituelle Berufung: in gut katholischen Familien, eine damals positiv gewichtete Wortwahl, wurde der kleine Bruder Pastor, um auch etwas „zu sagen zu haben“. – Psychologe Erik Homburger Erikson: Phasen psychosozialer Entwicklung (mit PDF Tabelle), von Seiten der Eltern zum Kind: Beiname, Spitzname, Kosename, der sich über viele Jahre, Lebensabschnitte durchhält, der auch verkleidet, kostümiert wird mit Geistlicher / Spiritueller Berufung bis hinein ins Kirchen-Amt zum Pastor. - Und Psychoanalyse, Psychiatrie nehmen das zumeist männliche Körper-Verhalten „Nacken-Packen“ bei Kindern, Mädchen, Frauen nicht nur als Körper-Sprache des Trauer-Mitleids, sondern, ganz anders, als Zeichen, Signal der eigenen männlichen Macht, bewusst oder auch unbewusst versteckt oder kostümiert als, biblisch formuliert, „Geschwister im Glauben“. Erfahrungen belegen bei der Körpersprache „Nacken Packen“ mögliche kribbelige Verhaltens-Wege menschlicher Entwicklung: bei Toxischer (absichtlich großgeschrieben) tückischer, psychisch giftiger Männlichkeit hin zum Stalking , der psychischen Beschädigung und äußeren Nachstellung einer Frau und – erschütternd – diese Verhaltens-Konstellation kann umkippen bei der gestalkten Frau in ihre Toxische, verführerische Weiblichkeit bis hin zu ihrem Stalking zum Leiden des betroffenen, getroffenen Mannes. Aktion, Reaktion. - Eine Ergänzung zur Geschwisterkonstellation: früher, deutlich vor 1950 in katholischen Familien: wenn der Bruder Pastor war, dann wurde seine kleine oder große Schwester in seinem Pastorat seine Haushälterin; damals gut christlich gemeinte, überzeugte Geistliche Begleitung, aus heutiger Sicht: Schutz des Pastors vor sexuellen Missbrauch. Zu dieser Wertung kann Archiv-Forschung spannend sein. – Nun zum Aufatmen: wieder Eintritt in die Kirche; Eintritts-Stellen veröffentlichen Zahlen und „Formular ausfüllen dauert 8 Minuten, dann: alles ok“. Die Dummerhaftigkeit durchschaut und neu gedacht und gehandelt. Bitte auch die Alltags-Printmedien. – Ein Rosenkranz-Beter: „Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat, … der für uns die Kirche gegründet hat…“ und nicht die Jünger, nicht die klerikalen, episkopalen Hierarchien, also nicht die Heiligen Autoritäts- und Herrschafts-Strukturen und Praxis von Priestern und Bischöfen. – Kribbelige Beobachtungen, Be-ob-Achtung, Wahrnehmung, Wahr-Nehmung; ähnlich einer Optischen-Täuschung: einer sieht die alte Frau, ein anderer das junge Mädchen; die eine Zeitung textet die Begebenheit so, die andere anders. - So gibt es auch diese Austritte zum Aufatmen: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen – So sei es! – Mit Jesus Christus durch dies und das mit seiner Christianitas getauft und gefirmt, egal, was passiert! Katholika ohne meine Talers, die gehen mehr zur Caritas.“ – Zur Erinnerung an den Ein-Gott-Glauben des Judentums: Jesus von Nazareth wurde als Kleinkind von seiner Mutter Maria im Tempel in Jerusalem Gott aufgeopfert: einmal aufgeopfert, immer aufgeopfert! Jesus ist Jude. Wo haben in Freienohl jüdische Familien gelebt, gewohnt? -

Beim Vergleich von „Weißbrot mit Weintrauben“ und „kreuz und quer“ nun ein neuer Abschnitt, ein neuer Weg, schon vor Jahren begonnen im Sauerland: ein ganz anderer auch ausdrücklich ökumenischer Freundeskreis (im ND, s.o., nicht pfarrlich eingebunden, zumeist Lehrerinnen und Lehrer, Ärzte, Ingeneure) mit dem Buch vom Autor Rainer Bayreuther: „Der digitale Gott – Glauben unter technologischen Bedingungen“, Claudius Verlag München, 2023, 271 Seiten, € 26,00. – Nach dem privaten Zuhause-Lesen fanden Diskussions-Treffen statt; noch mehr folgen. Viel wichtiger als eine Rezension, Buch-Besprechung ist die Thema-Besprechung: aktuell durch und durch: Was hat Digitalität mit Gott zu tun? Oder. Was hat Gott mit digital zu tun?

Zur Einfühlung ist zitiert aus der Einführung, Seite 9: „Reich(weite) Gottes – Gott im Vorgang … Im Lauf der zweitausend Jahre ist uns das Christentum so nahegerückt, dass man von einem Kommen nicht mehr reden kann. Aus dem Wanderprediger Jesus von Nazareth wurde der Weltenherrscher Christus. Aus der Handvoll Jünger am See Genezareth wurde die Una sancta catholica et apostolica. Aus den von wenigen Ohren auf Aramäisch vernommenen Worten ist die in alle Sprachen übersetzte Heilige Schrift geworden, und alle Sprachen wiederum sind in Unicode repräsentier- und damit auch digital umfassend verarbeitbar. Alle Menschen, wann und wo sie auch leben, sind allzumal Sünder und ein für alle Mal durch einen Sühnetod gerettet. Der Befehl, die Christus-Botschaft in alle Welt zu missionieren, wörtlich also zu schicken, zu senden, zu melden, durchzuleiten, ist erfüllt, in jedem Winkel unseres Planeten ist sie heute verfügbar…“ - Weiterlesen bis Seite 271: „Der digitale Gott“.

Ein Einschiebsel aus der Diskussion sei vorgeschlagen und angetippt im Internet: katholisch.de : Podcast : Bistum Trier: himmelwärts und erdverbunden: „Dreifaltigkeit“, darin: Jesus und der Pharisäer Nikodemus Johannes-Evangelium 3. Kapitel) und: „Exodus“.

Ein exquisiter Schatz für hoch qualifizierte Verbal-Kommunikation ist in dem Freundeskreis dieses Buch für die ziemlich Alten, für die Großeltern, für ihre großen, erwachsenen Kinder und für die jungen Erwachsenen, jugendlichen Enkelkinder: denn diese erklären ihren Eltern und in aller Ruhe ihren Großeltern das ganze Drum und Dran des digitalen technologischen Vokabulars. Und dann konnten ihnen manche der ganz Alten weitersagen die nun möglichen Zusammenhänge mit dem christlichen Gott-Glauben und mit Frömmigkeit und mit Kirche und…

Konkret und praktisch fühlt und weiß eine junge Erwachsene, warum sie studiert zur Musik-Lehrerin in der Grundschule. Dank ihrer Musiklehrerin, ihrem Musiklehrer und der Musik! Dazu sei umfassender zitiert im Buch: Kapitel 3: Digitalisierung der religiösen Praktiken, 3.4: „Die digitalen Charismen des Hoffens: Segnen, Beten, Singen“ (S. 230 ff.); einige Zitate: „… Beiläufig wird in den neutestamentlichen Schriften das Singen von Psalmen erwähnt, das die judenchristlichen Gemeinden aus der Tradition übernehmen. Wenn es bei Paulus und seinen Schülern um das Singen geht, dann um bestimmte Haltungen und Formationen des Singens. Der Verfasser des Epheserbriefs (um +60) mahnt zum Singen in der Gruppe (Eph 5,19), der des Kolosserbriefs (um +60) erwähnt das Singen von Psalmen im Rahmen einer ermahnenden und belehrenden Kommunikation, die die Gemeindeglieder untereinander pflegen sollen. Psalmen und Lobgesänge sollen „im Herzen“ gesungen werden (Kol 3,16). … Ignatius von Antiochien (um +117) ermahnt auch zum Ab- und Einstimmen untereinander beim Singen, nun aber mit der Begründung: Gott stimme den Ton an und Christus sei das Lied. … Der Bezug auf Christus, wie er ab dem 2. Jahrhundert in den theologischen Argumentationen zum Musikmachen auftaucht, ist höchst bemerkenswert. … Christus habe die wunderbaren Wirkungen der Musik vor Erschaffung der Welt ein für alle Mal vollbracht. … Christus installiert das Medium der Musik. Er schreibt ein für alle Mal den musikalischen Code an. Die Christen haben ihn nur noch auszuführen…“ –

Ein Einschiebsel ins Internet-Web: Das Elfte Gebot: Die 10. Podcastfolge: Christ und Musik: Jonny von Dahl; Pfarrbrief service.de. -

Dann erläutert – ohne Glocken – ein altes Freundeskreis-Mitglied: er hat sein dreistöckiges Treppenhaus geschmückt mit in der Kirche nicht mehr verwendbaren drei 4m, 5m,6m großen und sieben 50 bis 70 cm kleinen Orgelpfeifen und die ruhen auf alten hölzernen Gebetspult-Teilen aus der Kirche. Ein geheimnisvoll stilles Klingen.

Und gar nicht still, sondern das ganze Wohnhaus zum Leben hier aller Lebenden, Gäste, Besucher mitklingen, mitschwingen lassend: Ein Freundeskreis-Musiklehrer hat in seinem Wohnhaus das dreistöckige Treppenhaus so wunderbar, Wunder tragend, groß bauen lassen für eine richtige, echte Orgel! Alles klingt mit, alle schwingen mit bei den digitalen Charismen des Hoffens. Auch schon vor dem Buch entsprechendes Denken und Handeln.

Einen anderen Irrlauf, Irrläufer vermeiden Pfarrgemeinde-Mitglieder, indem sie meiden die häufig nur 23 Minuten dauernde Alltags-Messe ihres Pastors. Zum Glück: Gott-sei-Dank wird das Charisma des Betens, des Singens menschenwürdig gelebt von den Mönchen der nahen Benediktiner-Abtei Königsmünster, zum Beispiel das feierliche Konvents-Hochamt mit Weihrauch und dem einstimmigen (auch schon symbolisch!) Gregorianischen Choral. Auch mehrstimmig singen und klingen die Mönche sehr symbolisch und wunderbar… Nach einem Hochamt nicken sich zwei Eltern zu: „Die Mönche könnten ja mal Ministranten gründen, unsere Großen, die Firmlinge!“ – „Genau. Evangelisierung konkret.“

Bei einem ND-Café, einmal monatlich für gut zwei Stunden nachmittags, wurde neu-gedacht zu den Erfahrungen und Wünschen zu den Stich-Wörtern, extra so geschrieben: Kirche, Zugehörigkeit, Mitgliedschaft, Familie, Taufe, Firmung / Konfirmation, Austritt.. Da half weiter das zitierte Buch. Zur Erinnerung: der Buchautor ist evangelischer Theologe, Seite 145: „Digitale Kirchen gibt es nur noch im Plural. Als Ausgangspunkt konstatieren wir die intrinsische Nähe der Funktionalität von Kirche zur Operativität von informationstechnischen Anordnungen. Die ist zu entfalten, und auf sie hin werden wir nun einige zentrale Funktionalitäten der christlichen Kirche analysieren: Kirchenmitgliedschaft, Gottesdienst und Bekenntnis. Beginnen wir mit der Kirchenmitgliedschaft. Sie wird besonders in den protestantischen Kirchen gar nicht funktional aufgefasst, und das ist Teil des Problems. Der Heilsuniversalismus, den sie zugrunde legen, stellt die Zugehörigkeit des Menschen zum Leib Christi als eine universale Gegebenheit dar. Von Gott her ist die Mitgliedschaft schon immer und überall in Kraft, der Mensch muss sie durch lokale Akte wie Taufe, Abendmahl und Konfirmation, Kausalien und Engagement in der Kirchengemeinde lediglich konfirmieren. Die operative Mitgliedschaft, die konkrete und eigentliche also, wird durch die universalistische Mitgliedschaft uneigentlich, die uneigentliche universalistische Mitgliedschaft wird zur eigentlichen erklärt. Wie wir schon erörterten, verlieren dadurch mitgliedschaftlich relevante Ereignisse wie der Eintritt per Taufe oder der Austritt aus der Kirchensteuer ihre Eindeutigkeit: Auch ohne Kirchensteuer zu zahlen, kann man gelegentlich operatives Mitglied sein, und auch wenn man sie zahlt, kann man vollständig inoperativ bleiben. In diese paradoxe Lage haben sich die Kirchen seit rund hundert Jahren hineinmanövriert…“ –

Also weiterdenken, neu-denken, neu handeln. Nach gesteigerter Emotionalität und Empathie nun zur normalen Intelligenz mit dem gerade erschienenen Buch: „Der digitale Gott, - Glauben unter technologischen Bedingungen“.

Gern erinnere ich mich an meinen Prof. Dr. Gundolf Gieraths OP in Walberberg um 1960 im Fach Kirchengeschichte: „Sie müssen den ganzen Mist in der Kirche kennenlernen, dann bleiben Sie drinnen!“

Heinrich Pasternak, Dipl. Theol., Dipl. Psychol., ND-Mitglied; Textfassung Juli 2023.

 

Hinweis: Der Inhalt des Beitrags entspricht der persönlichen Meinung / Ansicht des Autors Heinrich Pasternak und nicht notwendigerweise der Meinung / der Ansicht des Freienohler.de Teams.