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Erst Süstern Bethus dann St. Nikolaus-Kirche
Baugeschichte der St. Nikolaus-Pfarrkirche Freienohl
Dank zahllosen Ur-Freienohlern!
Freienohler wissen das von Kindesbeinen an: Unsere St. Nikolaus-Kirche ist die Mitte unseres Dorfes. Besucher und Wanderer bestätigen das auch bei ihrem Blick vom Küppelturm: Diese Kirche ist der Mittelpunkt von Freienohl.
Bevor wir uns die jetzige St. Nikolaus-Pfarrkirche von innen und außen gründlich anschauen, blicken wir zurück ins 14. Jahrhundert. Von damals bis heute erfahren wir aus wieder entdeckten Quellen, vorhandenen Chroniken und von nach ihren Erinnerungen befragten älteren Gemeindemitgliedern manch Interessantes über die Baugeschichte unseres Kirchengebäudes. Bei der Textfassung hat sich herausgestellt, dass zur Baugeschichte auch die Geschichte der Ausstattung unserer St. Nikolaus-Kirche gehört. Sie wird also immer mit eingebracht.
Dieses ist uns auch noch wichtig: Das Wort auf dem Grabstein von Pfarrer Julius Falter (1884 -1902) auf unserem Alten Friedhof: „Er hat geliebt die Zierde des Hauses Gottes“ möchten wir mit einer dankbaren Verneigung allen unseren Pfarrern sagen. Darum werden wir auch diejenigen nennen, die wir mit unserer Baugeschichte in Verbindung bringen können. Dabei kann es freilich sein, dass die eine oder andere Verneigung etwas kratzbürstig ausfällt, weil wir den Sachverhalt wohl zu sehr aus unserer heutigen Brille sehen. Nichts Kratzbürstiges ist aktenkundig bei diesen Ur-Freienohler „Bauleuten“; genannt werden an dieser Stelle nur die Namen, mehr folgt weiter unten: Johann Femme, Johann Kaiser, Heinrich Frederich (Friederich), Robert Graeß, Hermann von Schwerte, Hermann Trumpetter, Konrad Humpert, Kersteholt, Neisse, Adam Schilling, Gutleben, Stütting, Risken, Kessler, Heinrich Peetz, Ludwig Schwefer, Ludwig Nevelling, Hirnstein; leider und auch zeitüblich sind nicht aktenkundig die Namen der Frauen, Familienmütter, die tagtäglich für die „kostenfreie Beköstigung“ der Baumeister aus den umliegenden Orten.
Bevor das heutige Freienohl zu einer geschlossenen Ortschaft wurde, gab es zwei größere Höfe, den Schultenhof (Femme) und den Langenhof. Um diese Höfe herum siedelten sich allmählich an die Bewohner der Umgebung.
Bedeutung erlangte der Ort, als er 1364 vom letzten Arnsberger Grafen Gottfried IV. zur Freiheit erhoben wurde.
Zum Schultenhof auf dem Schultenhügel (die Straße „Am Hügel“ erinnert daran) gehörte ein eigenes Gotteshaus, das dem Hl. Nikolaus geweiht war, dem „Hauptherrn“ oder dem „Hofesherrn“, wie es in alten Urkunden heißt. Der Priester unterstand dem Pfarrer von Calle, der Urpfarrei.
Aus dem Jahre 1527 erfahren wir, dass von dieser Zeit noch eine zweite Priesterstelle in Freienohl bestand, die unabhängig vom Pfarrer war, die als Frühmess-Vikarie zum „Kloster“ Unserer Lieben Frau gehörte. Auf dem Boden des Langenhofes entstand das Kloster der Liebfrauen-Gemeinde, dessen Kirchlein dem Hofverband des Langenhofes als Gotteshaus diente. Dieses „Kloster“ war ein „oratorium devotarum“, „der andächtigen Süstern Bethuß“, - so die Urkunde. Anmerkungen sind notwendig: „oratorium“ meint nicht nur den Kultraum, „Bethaus“, Kirchlein, sondern – hier – in allergrößter Einfachheit die Einheit von zwei Lebensbereichen, zwei Lebensräumen: den Raum für den liturgischen Gottesdienst und den Wohnraum. „Devotarum“: hier passt sehr gut die mit überlieferte Formulierung „andächtige Süstern“ (aus dem Englischen ist das Wort „sister“ bekannt): fromme nicht verheiratete Frauen und Witwen, nicht Nonnen, Ordensfrauen, Schwestern im heutigen Sinn; gemeint ist eine wohl kleine mehr oder weniger geregelte Lebensgemeinschaft, auch aufgrund der „Evangelischen Räte“ (der Vorschriften im Sinne des Evangeliums): der Armut, Keuschheit und des Gehorsams, eine Art Beginenhof (Beghinenhof), aus Belgien und den Niederlanden bekannt seit dem 12. Jahrhundert. Grund und Entstehungszeit für dieses „Kloster“ sind unbekannt. Es befand sich an der Stelle, wo heute unsere Pfarrkirche steht. Die Nordwand der 1753 gebauten Kirche steht auf den alten Fundamenten.
Pfarrer Caspar Erlmann (1797-1806) schreibt in seiner Pfarrchronik um 1800 von älteren Leuten, die sich noch daran erinnerten, dass es in der 1750 abgerissenen Kirche einen besonderen Bet-Chor gab, zu dem ein besonderer Eingang existierte und zu dem eine Treppe nach oben führte. Die religiös lebenden Frauen kamen meistens aus der näheren, aber auch aus der weiteren Umgebung. Vermutlich gab es diesen Konvent im 15. bis 16. Jahrhundert (W 27, siehe am Schluss: Quellen).
Im 14. Jahrhundert wurde die St. Nikolausgemeinde selbstständige Gemeinde.
Im Jahre 1460 vermachte Johann Femme in seinem Testament vor dem Pfarrer Tilmann, Bürgermeister und Rat, unter dem Siegel der Freiheit, Johann Femme, zum Lobe Gottes, der Gottesmutter und des „Hauptherrn“ St. Nikolaus, neben einigen Wiesengrundstücken 4 Wachsstäbe. Sie sollen brennen an den vier Hoch-Festen und zur Lichtmess, Allerheiligen und Nikolaus, auch zum Troste der Verstorbenen aus den zwei Bauernschaften zu Freienohl. Im Laufe der Zeit gingen verschiedene Besitzungen und Rechte des Klosters und der Klosterkirche an die St. Nikolaus Gemeinde über. Und als in der Zeit zwischen 1527 und 1545 das Kloster aufgelöst wurde und die Schwestern nach Rumbeck übersiedelten, ging die Liebfrauen-Gemeinde in der St. Nikolaus-Gemeinde auf. Durch das Aussterben der Bauernfamilie auf dem Schultenhof (Femme) wurde die „kirchliche Einheit“ endgültig. Das war 1535. Damit ging auch der Wunsch und die Hoffnung des Schultenhofbesitzers Johann Femme in Erfüllung, dass die Bauernschaften sich vereinten. Er schrieb in seinem Testament: „...und off got geue dat die beyde burschop eyne broderschop begrepen in ere sente nicolauß und marien der moder gotz...“.
Streng genommen gehören zur Baugeschichte nicht Informationen zur Ausstattung des Freienohler Kirchleins, doch urkundlich Bekanntes sei hier eingebracht: 1536 stiftete der Vikar Johann Kaiser, der aus Freienohl stammte und Vikar an St. Patrockli in Soest war (Urkunde G mit anhängenden Siegeln des Vikars und des weltlichen Richters Engelbert Lodevicus, und Urkunde M), seiner Heimatkirche ein ewiges Licht: „ein geluchte des H. sacramentss tag und nacht zu brennen“. – Eine andere Memorienstiftung sind nach dem Rentenregister der Kirche von Hynrich Fredrich sind 10 Goldgulden „tho deme kelck gegeuen“, für den Kelch gegeben. – Das besondere Verhältnis zum Hl. Nikolaus und seiner Kirche zeigt diese Stiftung: „Ite 1 currenter gulden iss gegeuen van frommen luden tzo ehmer monstrancen tho sent nicolas hiltum“, „ebenso ist 1 Goldgulden gegeben von frommen Leuten für eine Monstranz für das Heiligtum des Hl. Nikolaus“. – Wieder mit der Baugeschichte in diesen Jahren hat die Memorienstiftung des Robert Graeß nach dem Rentenregister von 1537 zu tun: das Geld wird „verbugget an deme Koere“, der Betrag wird verwendet für Bauen am Chor der Kirche.
1612: In dem Generalvisitationsprotokoll von 1612 (Staatsarchiv Münster Mscr. VII. Nr. 5704 B, S. 192) wird unter Freienohl jener Zeit entsprechend sehr knapp formuliert gerügt, dass ein Gebäude auf dem Kirchhof sehr nahe oder auch zu nahe an der Kirche stehe, „unica Domus in Coemiterio templo nimis vicina“. Damit könnte das Wohnhaus des „oratorium devotarum“ gemeint sein.
1628: Gewichtig ist im Kirchenrentenbuch von 1633 diese Eintragung des Pastor Laurentius Pontanus (Bruggemann, 1630 -1650, er legte die ersten Kirchenbücher an): Es handelt sich um ein „legatum zu behoff dass Thorn bowens an der Kirchen zu Freienohl, so legiert anno 1628“, gemeint ist der Auftrag darüber, dass ein Turm an der Freienohler Kirche gebaut wird. Das ist die wohl einzige sichere Notiz über die alte Kirche, der unmittelbar zu entnehmen ist, dass die Freienohler Kirche vorher keinen Turm, keinen Glockenturm besaß, allenfalls einen Dachreiter. So hatte es ja auch die gewiss nicht böswillig gefälschte Urkunde von 1236 ausgesprochen. Aufgrund allein dieses Legats muss freilich nicht diese Schlussfolgerung gezogen werden.
1634 ließ laut Kirchenbuch der hessische kaiserliche Wachtmeister Mathias in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges in der Kirche in der Nähe des Altars sein verstorbenes Töchterchen begraben. Als im Jahr 1984 die Kirchenheizung erneuert wurde, legte man beim Ausschachten der Gräben für die Heizungsrohre das Skelett jenes Kindes frei. Dieser zufällige Fund lässt den Schluss zu, dass die im Jahr 1750 abgerissene Kirche die Klosterkirche Unserer Lieben Frau an der Stelle der 1753 gebauten Kirche gestanden hat. Die Fundstelle war 1984 auf der hinteren rechten Seite des Hauptschiffs ei-zwei Bänke rechts vor dem Quergang. Die beiden Lehrer Ludwig Schwefer und Heinrich Pasternak und Schreinermeister, Orgelspieler, Bestatter Franz Feldmann motivierten Pfarrer Werner Gerold, das Kind-Skelett zu bestten unter den Josefs-Altar im rechten Seiten-Schiff unserer St. Nikolaus-Kirche. Eine Selbstverständlichkeit. Unser Josefs-Altar ist ja eine exquisite Gedenkstäte aller Freienohler und Freienohlerinnen, die in den Kriegen verstorben sind, gefallen, erschossen, ermordet. Für sie und für alle in Kriegen Verstorbenen haben wir am Josefs-Altar in unserer Eucharistiefeier am fast regelmäßig wöchentlichen Dienstag-Abend gebetet, dank Pfarrer Werner Gerold. Ein Anhängsel: noch ein Dank an Pfarrer Laurentius Pontanus-Brüggeman (1616 – 1650) für die Erlaubnis der Bestattung eines Kindes, eines Mädchens in der Kirche, im rechten Seitenschiff, in der Männerseite (noch üblich bis 1970, 1980), gewiss haben ein paar Taler mitgeholfen; von der Trauer der Mutter im Tross ist nichts aktenkundig; sie war ja eine Frau. Aber sind diese Einfälle zeitgerecht für damals?
1652 wird gründlich an einer Kirchenmauer gearbeitet; aus der Kirchenrechnung: „noch sindt die Murlude hir gekommen und die Mur zu vor accurderen“ – „It. 2 fodere Kalck gekofet“ – It. noch den Murluden geben von Muren und witlen in der Kirche 12 ½ rtl. Und ein vertell beress 6 ß“ – „ It. noch habe ich Herman von Schwerte geben vor die stene zu der Muren anderhalben riches thlr.“ Franz Kessler vermutet dazu, dass damit das o.a. Wohnhaus abgebrochen worden ist.
1688 werden die Gewölbe und Mauern durch eiserne Binder gesichert: „It. dem Kemmer zu rüden wegen dass an Kirchen und gewölb zu binden verbraugtest Eißen geliefert“. Vielleicht wird wegen des vermuteten Abbruchs des Wohnhauses die Verankerung notwendig. In dem ältesten in Pergament gebundenen Kirchenbuch Freienohls steht auf der Deckelinnenseite die Notiz: „anno 1688: Ecclesia minops vicinam est intus ex foris ferreis unicis stabilita“. Wenn man den Ausdruck „minops vicinam“ so versteht, dass benachbarte Gebäude fehlten, die den Gewölbeschub auffangen konnten, so mögen die Arbeiten von 1652 an der Kirchenmauer solche Gebäude entfernt haben, wodurch dann eine Verankerung nach 30 Jahren notwendig wurde. Unter diesen fest an die Kirche gebauten Räumlichkeiten kann man sich leicht ein „Kloster“ vorstellen.
1691: Der Bet-Chor der „andächtigen Süstern“ dürfte eine große Holzbühne gewesen sein, die erst 1691 wohl wegen Platzmangels hergestellt und aufgerichtet wurde; so aus der Kirchenrechnung von 1691: „vom 1. mart. biß 8. Mai zwei Schreinerß der Kirchenbühn verfertigt“.
Mit großer Dankbarkeit und Bewunderung wird ab hier das Allermeiste von zwei Arbeiten von Franz Kessler, Arnsberg, übernommen: Ein Sonderfall weiblicher Vormundschaft im Zeitalter der Reformation und seine Bedeutung im Rahmen der Freienohler Pfarrgeschichte; Heimatborn, Monatsschrift für Heimatkunde für das Sauerland und die Soester Börde, 8. Jg., Nr.1, Januar 1931, 4 Teile.Vom Kirchenbauen in früherer Zeit. Die Baugeschichte der Pfarrkirche in Freienohl; Heimatborn, Monatsschrift für Heimatkunde für das Sauerland und die Soester Börde; 10. Jg., Nr. 5, 1933, S. 22-24.
Über Franz Kessler sollten unbedingt gelesen werden die beiden sehr einfühlsamen Artikel von Dr. Günter Cronau im „Jahrbuch Hochsauerlandkreis 2002, S. 137: Franz Kessler, Nicht nur ein Heimat- und Geschichtsforscher“ und in „Heimatblätter, Heft 21, 2000, Arnsberger Heimatbund e.V., S. 73: Wer war Franz Kessler?“.
Die Bewunderung wuchs während der eigenen Nachforschungen im Staatsarchiv Münster, im Erzbischöflichen Archiv Paderborn, im Pfarrarchiv Freienohl. Wie leicht hatten wir es doch mit unseren Autos, Autobahnen, viel besseren Straßen, mit Telefon, Fax, E-Mail und Internet; unermessliche Zeitvorteile! Wie umständlich, kompliziert, zeitaufwendig – einschließlich der notwendigen Übernachtungen in Hotels – war allein die Vorbereitung, bis zum Studieren der Archivalien! Franz Kessler hatte Ende der 20-ger Jahre des 20. Jahrhunderts tatsächlich alle nur möglichen Quellen ausgekundschaftet, entdeckt und uns ganz gründlich und ganz genau dargestellt und überliefert!
Geringfügig sind Kürzungen und zeitgemäße stilistische Änderungen vorgenommen worden (die werden nicht ausdrücklich gekennzeichnet; wir geben an, wann unsere eigene Textfassung wieder fortgesetzt wird).
Ein Generalvisitationsprotokoll von 1734 im Pfarrarchiv bezeichnet den damaligen Zustand der Kirche übersetzt so: „Die Kirche würde eingestürzt sein, wenn sie nicht durch eiserne Anker zusammengehalten würde. Da aber die Gemeinde nicht viel hat und auf zwanzig und mehr Jahre hinaus eine unmittelbare Einsturzgefahr nicht besteht, so kann die Errichtung eines neuen Gotteshauses nicht verfügt werden.“ Trotz dieser Kenntnis des Generalvikars, dass eine neue Kirche zwar notwendig, wegen Mangels an Geldmitteln aber kaum zu beschaffen sei, wurde mit den Vorarbeiten zum Neubau (Kalkbrennen in Wallen) begonnen. Bei Pastor Pötgen scheint der Bauwille von vornherein lebendig gewesen zu sein, denn seit 1734 steigen die durch Einziehen von Kirchenkapital gemachten Überschüsse der Kirchenrechnung fast stetig, sodass 1749 beim eigentlichen Baubeginn bereits ein Viertel der ganzen Bausumme beisammen war. Einen Teil der Bausumme (619 Reichstaler) hat Pötgen auch von hochherzigen Spendern bekommen, so von den Landständen 166 Reichstaler, die er sich bei dem Landpfennigmeister abholen muss, und von der Freiheit Freienohl 73 Reichstaler, „zu behuef des thurmbawens“. Unter den privaten Spendern ist vor allem Frau von Brabeck zu Letmathe mit einer Stiftung von 118 Reichstalern zu nennen. Pastor Pötgen, der ihr im Februar 1748, auf einer Rückreise von Köln, einen Besuch abstattete, nennt sie eine „digna precibus tam rara benefactrix“, eine für Bitten würdige und seltene Wohltäterin. Die Kirchenbaurechnung ist nach einzelnen Sachgebieten eingeteilt. Da lesen wir von den „Angeschaften gereitschaften“, von der „Kalk und grandt rechnung“, von der „Abbrechung der alten Kirche“, von den „Mauerleuthen“, von der „Gewölb-“, „Thurn-“ und „Tachrechnung“ usw. und finden unter jedem Titel eine Menge größerer und kleinerer Posten an Tagewerken und Materialien verzeichnet, die zusammen die Kosten der Kirche 2215 Reichstaler ausmachen. In der Überschrift der ganz eigenhändig geschriebenen Rechnung betont der Pastor, dass er im Jahr 1748 mit Gottes Hilfe den Bau begonnen habe; im Schlusswort, wo er sich gegen etwaige Beanstandungen seines Kirchenbaus wendet, heißt es, dass ein Irrtum bei einem großen Werk, das von einem einzigen Kopf geleistet werden solle und auch geleistet worden sei, kaum vermieden werden könne. Pötgen scheint also Bauherr und Architekt in einer Person gewesen zu sein.
Das beweist auch der Inhalt der sorgfältig geführten Baurechnung. Denn nirgends ist ein Posten für die heutzutage unentbehrliche Bauleitung eingesetzt, und auch ein Bauplan oder Entwurf wird an keiner Stelle erwähnt, wobei ein Plan nach der Reihenfolge der Aufträge vorhanden gewesen sein muss. Inwieweit diese persönliche Leitung und Aufsicht über den Freienohler Kirchenbau durch den Pastor eine den damaligen Verhältnissen angepasste, durchaus normale Gegebenheit ist und inwieweit darin auch etwas von der eigenmächtigen Art Pastor Pötgens zum Ausdruck kommt, das lässt sich nicht sagen. Jedenfalls setzt eine solche Bauführung nicht nur eine außergewöhnliche Sachkenntnis des Pastors, sondern auch eine ganz hervorragende Tüchtigkeit und Erfahrung der Bauleute voraus, in deren Hände ja das eigentliche Gelingen des Kirchenbaus gegeben war. Von diesen sei an erster Stelle Meister Adam Schilling von Suttrop genannt, der sämtliche Maurerarbeiten ausgeführt hat. Die soliden Wände in Bruchsteinmaterial aus der „Vettenhelle“ (kein Schreibfehler!) bei Freienohl, die schönen Gewölbe mit angeputzten sternförmigen Graten im Tuffsteinmaterial aus Warsteiner Brüchen. Am 2. Mai 1749 wurde mit Schilling der Akkord gemacht. Er begann jedoch erst kurz vor Anbruch des Winters (am 13. Oktober) zu fundamentieren, sodass es den Anschein hat, als wenn er inzwischen am Bauplan der Kirche gearbeitet habe. Dem widerspricht jedoch, dass schon am 15. November 1748 an Meister Melchior Schilling aus Rüthen, der mit dem oben genannten Adam Schilling verwandt gewesen sein mag, ein Auftrag für „sandsteiner zu 8 fenstern“ vergeben wird. Der Bauplan scheint also damals schon bestanden zu haben. Am 26. Juli 1749 wird mit Christian Gutleben, „steinhawermeister von Rüthen“, wegen der Fensterrahmungen weiter verhandelt, da Melchior Schilling inzwischen verstorben war. Der Tod dieses Meisters scheint also der Grund für den späten Baubeginn im Herbst des Jahres 1749 gewesen zu sein. Denn erst am 8. Oktober konnten die Sandsteine für beinahe vier Fenster von Rüthen abgeholt werden, nachdem man zuvor (am 14. September) in Ungeduld „einen botten nach Hirtzberg gesandt, um zu vernehmen, ob die sandsteiner fertig“. Aus der Hand des Meisters Christian Gutleben stammen auch die Quadersteine an den äußeren Kanten der Kirche, von denen Anfang Mai 1750 die ersten 28 Stück auf drei Wagen aus Dinschede, Glösingen und Wildshausen herbeigeschafft werden, als man nach Abbruch der alten Kirche (14. (!) April) und nach Beendigung der Fundamentierung jetzt mit dem Aufmauern der Kirchenwände begann (am Tage nach Pfingsten). Ein Einschub aus der Freienohler Chronik von Dr. Manfred Wolf: Am 11. (!) April 1750 hatte Pfarrer Pötgen von Köln die Vollmacht erhalten, die Pfarrkirche mit drei Altären abzubrechen, den Grundstein zu segnen und vorübergehend auf einem Tragaltar an einem geziemenden Ort die Hl. Messe zu feiern (W 104, Anm.255). - Mit demselben Meister Christian werden am 18. Oktober 1750 „laut schriftlichen accord die Capitailer bedungen (8 große stuck, jedes zu 1 ½ Reichstaler; 6 kleine, jedes zu 1 Reichstaler)“. Das schöne Turmportal, die Seitentür und das Oval unter dem Portal hat ein „steinmätzger meister“ namens Martin gearbeitet, mit dem ein besonderer auf 31 Reichstaler lautender Akkord geschlossen wird. Das Kirchendach und ein heute (1933) nicht mehr vorhandenes „Chortürmlein“ haben Meister Christoffel Risken von Hirschberg und dessen Gesellen gezimmert, in der Zeit vom 9. September bis zum 14. Oktober 1750, wobei auch Meister Franz Korte aus Meschede durch Anfertigung des „geziembses“ und der fünf Dachfenster Beschäftigung fand. Risken ist es auch, der später (am 30. Dezember 1753) das Turmdach, „die spitze des Thürns“, in Auftrag bekommt, nachdem Pastor Pötgen zuvor den Meister Henrich Stütting von Körbecke, offenbar einen Spezialisten für Turmdächer, hatte rufen lassen, diesen jedoch für „zu alt“ befunden hatte. Die Dachdeckerarbeiten wurden von den beiden „Leyendeckern“ Gereon und Christian Bamberg aus Meschede geleistet. Knäufe und Schlösser an den Türen stammen aus der Hand Meister Christians zu Eversberg, der zusammen mit dem „Fenstermacher“ Johann Spancke von Meschede auch das Eisenwerk für die Kirchenfenster geliefert hat. Anfangs sollte mit dieser Arbeit offenbar ein Freienohler Schmied, Hermann Trumpetter, betraut werden, da er ausgeschickt wird „Kirchenfenster zu besehen“. Das Eisen für die Fenster stellte der Rumbecker Hammerschmied, dem ein Trinkgeld gegeben wird, „damit Er gut Eysen nehmen möchte“. Das Fensterglas wurde in zwei Kisten „von der glaserhutten in Rumbecker waldung“ geholt. Das Kalkbrennen besorgte „Hüttenfritze“ zu Wallen in 6 Öfen, von denen der letzte im April 1753 gebrannt, aber nur noch zum geringsten Teil verbraucht wurde. Untergeordnete Arbeiten wurden auch von Einheimischen getan. Hier wird man vor allem des Steinbrucharbeiter Konrad Humpert nicht unerwähnt lassen dürfen, der beim Abbruch der alten Kirche „1 stuck von den alten fenstern“ an sich nimmt, „wofür er 1 tag steinbrechen will“, der sich also schon im 18. Jahrhundert, vor aller Heimatbewegung unserer Tage (1933!), für die Erhaltung heimischer Kunstdenkmäler einsetzt und dafür auch Opfer zu bringen versteht. An Freienohlern werden außerdem noch genannt: Kersteholt, der „den unteren Teil der Kirchen beworfen“, Neiße, der für den Turmhelm „den 3. mastbaum beschlagen und 600 pinna gemacht“, der auch „den Thurn zum erstenmal mit strohe gedecket“, Trumpetter, der das „Kruitz auf das Chor“, „Anker ins Gewölb“ und „Spanken an die thür“ gemacht sowie der Küster, welcher Quader- und Fenstersteine angestrichen hat. – Von den ehemaligen, noch während der Bauzeit angeschafften Inventarstücken wurde der Hochaltar durch den Paderborner Bildhauer G. J. Axer in der Zeit vom 24. April bis zum 28. August 1752 fertiggestellt. Der Künstler bekam laut eigenhändiger Quittung (im Pfarrarchiv; 1933) 86 Reichstaler bei freier Beköstigung. Der Altar wurde im September 1753, einige Monate nach Kirchenweihe, durch „zwei Blindflügel und eine große Muschel“ ergänzt und 1766 durch den Maler H. Falcke aus Schmallenberg und dessen Schwester „illuminiert“. Meister Falcke renovierte gleichzeitig die beiden älteren Seitenaltäre und stattete sie mit gemalten Antependien aus. 1767 illuminierte er Kanzel, Taufe (Taufbecken) und Beichtstühle, sowie den „Grabbogen“, alles ältere Stücke aus dem frühen 18. Jahrhundert, von denen sich leider nichts erhalten hat (1933). Falcke war vor seinem Freienohler Aufenthalt in Westönnen beschäftigt gewesen, da man „das mahlersgeschirr, welches man sonst hätte kaufen müssen“, durch einen Boten von dort abholen lässt. Der Meister verdiente täglich 24 Groschen bei freier Beköstigung, seine Schwester 8. Diese scheint also Gesellin ihres Bruders gewesen zu sein. Ein interessanter Fall handwerklicher Frauenarbeit im 18. Jahrhundert. – So viele und verschiedene Kräfte auch bei dem Freienohler Kirchenbau tätig gewesen sind, so lagen doch die wichtigeren Maurer-, Steinmetz- und Zimmermannsarbeiten in Händen einer schon durch örtliche Herkunft (Suttrop, Rüthen, Hirschberg) geschlossenen Gruppe von Bauleuten, die gewiss schon mehrere Kirchen zusammen ausgeführt hatten und somit aufeinander eingespielt waren. Das bestätigt die augenscheinliche Verwandtschaft der Freienohler Kirche mit den barocken Landkirchenbauten des oberen Möhnegebiets, die selber eine einheitliche, schulmäßig gebundene Bautengruppe bilden. Was insbesondere die charakteristischen Freienohler Gewölbe mit angeputzten sternförmigen Graten betrifft, so finden wir sie auch in der einschiffig dreijochigen Kirche zu Kallenhardt von 1722 und in der kleinen Kapelle zu Drewer bei Altenrüthen von 1737, die wegen ihrer zentralisierenden Tendenzen (östliche und westliche Apsiden) besonderes Interesse erweckt. Im oberen Sauerland ist es die einschiffige, vierjochige Kirche zu Schönholthausen (erbaut von 1732 bis 1736), die der um Rüthen gelegenen Bautengruppe angehört. Von ihr wissen wir (durch Ludorffs „Bau- und Kunstdenkmäler“), dass Meister Johann Jost Schilling aus Suttrop, gewiss der Vater unseres Adam Schilling, sie gebaut hat. – Und so erblicken wir hinter Meisternamen der Freienohler Kirchenbaurechnung, wie Schilling, Gutleben, Stütting und Risken eine ganz aufeinander eingestellte Generation von Bauleuten der oberen Möhnegegend, deren technische und künstlerische Fähigkeiten gewiss nicht eben erst erworben, sondern vielleicht schon vom Vater auf den Sohn vererbt worden waren. So verstehen wir auch, warum die Freienohler Kirche ohne eigentliche Bauleitung unter alleiniger Aufsicht Pastor Pötgens so gut gelingen konnte. – Wie bei jedem Kirchenbau so waren auch in Freienohl die Bauarbeiten von einem Kranz kleiner Feste mit überlieferten Gebräuchen umgeben. Eine feierliche Grundsteinlegung, wie sie heute (1933) üblich ist, kannte man damals noch nicht. Wohl bekommen Meister und Gesellen beim Legen des ersten Fundamentsteins ein „Tranckgeld“. Das ist jedoch auch beim Brennen des ersten Kalkofens der Fall, sowie beim Beginn der Zimmererarbeiten („für den ersten pinn zu schlagen“) und bei „auflegung des ersten schiwersteins“. Die einzige religiös-kirchliche Feier im Sinne eines glücklichen Gelingens dürfte jene Hl. Messe gewesen sein, die Pastor Pötgen am 15. Juli 1748 „ad intentionem / uti moris / des angefangenen kalckofens“, also vor Beginn der gesamten Bauarbeit in Wallen gefeiert hat. Ein Richtfest wurde zweimal begangen; zuerst bei Aufrichtung des Kirchendachs und des Chortürmleins (im Oktober 1750), dann bei Aufrichtung der Turmspitze (im Mai 1754); dabei feierte man die glückliche Beendigung der Bauarbeiten überhaupt. Bei dem ersten Richtfest wurde ein „Krantz am platz des Kreutzes, welches noch nicht fertig gewesen“ aufgesetzt, wobei Meister und Gesellen ein Trinkgeld bekommen, der Meistergeselle „einen newen schnupftuch“ erhält. Bei Aufrichtung des Turmdachs heißt es in der Kirchenbaurechnung: „Da das Kreutz auf gesetzet, 2 mahl gespeiset, item (ebenso) 1 schnupftuch ans kreuz et florenum (eine Münze) ins trinckglaß gethan“. Die „Aufsetzung des Hanen“ wurde in beiden Fällen von den Schieferdeckern vorgenommen und mit „schnupftuch, tranckgeld, Essen und trincken“ bedacht. – Die feierliche Einweihung der Kirche durch den Weihbischof von Köln Caspar Franz von Francken-Sierstorff fand am 24. Juni 1753 statt, kurz nach Beednigung der letzten Maurerarbeit, als der Turm noch ohne Helmspitze dastand. Die würdige Ausschmückung des Pfarrhauses und der Kirche, wofür Pastor Pötgen zweimal nach Meschede und zweimal nach Arnsberg gewesen war, sowie die Beköstigung der zahlreich erschienenen geistlichen und weltlichen Würdenträger kostete insgesamt 50 Reichstaler, von denen der Pastor 10 Reichstaler auf eigene Rechnung übernahm. Für das Festessen hatte man Köche und Aufwärter (!) bestellt, für die Tafel waren „Confituren von Soist“, „dreyerley brodt mit dem bier“, Fische, Butter, Gewürz und Fleisch, vor allem aber Weiß- und Rotwein besorgt. – Über die kirchliche Einweihungsfeierlichkeit berichtet Pastor Pötgen in dem 1743 begonnenen Taufbuch der Kirche. Die Notiz steht mitten unter den: „Nomina Conjugatorum“, in dem Namensverzeichnis der Verheirateten, für die es damals noch kein eigenes Register gab. Die Feier beginnt so: „Anno 1753, 24. Juni Desponsatus est R. D. Pastor pro tempore per actum solemnem cum nova ecclesia… Im Jahr 1753, am 24. Juni, wurde der damalige Hochwürdige Herr Pastor in einem feierlichen Akt mit der neuen Kirche verlobt…” Eine eigenartige, heute (1933!?) nicht mehr geläufige Vorstellung, dass die Pfarrkirche die Braut des jeweiligen Pfarrers ist.
Soweit die Textfassung von Franz Kessler.
Der 1. Sonntag im August wurde als Gedenktag für diese Kirchweihe festgesetzt.
Die Reliquien der Kirche stammen aus der Gesellschaft der Hl. Ursula.
Die neue Kirche bestand aus einem Kirchenschiff und drei Jochen. So bestand sie bis 1886. Die Kosten insgesamt beliefen sich auf 3000 Reichstaler. Darüber äußerte sich Pfarrer Pötgen sehr stolz, denn das Geld war „ohne besondere Verletzung des Kirchenvermögens teils durch Kollektieren, teils durch andere kluge Weise in jenen noch goldenen Zeiten zusammengebracht“ worden. Die Kirche wurde ja fertig kurz vor Beginn des Siebenjährigen Krieges.
Von 1771 bis 1777 erhielt der Propst von Rumbeck die Vollmacht, in Freienohl insgesamt fünf Glocken für die Pfarrkirche und zwei kleine für die Kapellen zu weihen (W 104, Anm.255)1775 kaufte Pfarrer Pötgen die erste Orgel. Sie war 1633 gebaut und stammte ursprünglich aus dem Kloster Grafschaft. 1740 wurde sie an das Kloster Odacker bei Hirschberg verkauft. Von dort kaufte sie Pfarrer Pötgen für 395 Reichstaler. Diese gebrauchte Orgel war in schlechtem Zustand und musste schon 1779 in 30-tägiger Arbeit repariert werden.
Im Laufe der nächsten 20 Jahre wurde die neue Kirche mit neuem Inventar ausgestattet. Drei neue Altäre, neue Bänke, Kanzel, Taufbecken und Beichtstuhl. Pfarrer war Franz Anton Sporkmann, von 1837 bis 1850. Die Anschaffung neuer Glocken war notwendig geworden: von den seit 1778 benutzten Glocken waren zwei geborsten. Zwar machte der Glockengießer Grewe in Meschede ein preiswerteres Angebot, doch der Kontrakt wurde 1843 mit J.B. Dubois in Münster bzw. in Düren bzw. in Brilon abgeschlossen und zwar über die Umgießung von drei Glocken. Die alten Glocken wurden zurück genommen und vergütet. – Im Juni 1917 mussten die drei im Jahre 1843 gegossenen Glocken und eine noch aus dem Jahr 1692 stammende Glocke für Waffenproduktion abgeliefert werden. Sie wurden Opfer des Ersten Weltkriegs. Als Notbehelf wurde das Glöcklein aus der Küppelkapelle im Kirchturm angebracht. Im Jahr 1921 ließ Pfarrer Ferdinand Gerwinn (1916 – 1949) in der Glockengießerei Humpert in Brilon (als Nachfolger von Dubois) vier neue Glocke herstellen. Dabei wurde eine kleine Glocke von den Schulkindern gestiftet. Sie war dem Hl. Nikolaus geweiht. Diese neuen Glocken erklangen am Vorabend des Weihnachtsfestes 1921 zum ersten Mal. Auch dieser Glocken konnte sich die Gemeinde nicht lange erfreuen. Ihr Geläut war während des Zweiten Weltkriegs auf Befehl der staatlichen Behörde bereits wesentlich eingeschränkt worden, um angeblich die Sirenen bei einem Luftalarm nicht zu übertönen. Und sie mussten im März 1942 abgeliefert werden. Aus ihnen sollten Geschütze hergestellt werden. Nur die kleinste Glocke verblieb im Kirchturm. Somit hingen in unserem Kirchturm vier Glocken, durch Julius Pöttgen im Jahr 2002 noch bestätigt: „Mit vier Glocken lässt sich am besten beiern!“ Bereits am 26. März 1946, ein knappes Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg konnten für 11073 RM (Rentenmark, statt Reichsmark!) drei neue Glocken bei der Firma Junker (Nachfolger von Humpert) in Brilon gegossen werden. Sie waren abgestimmt auf die Töne d f g. Ihr Geläut erklang zum ersten Mal am Tag des Goldenen Priesterjubiläums von Pfarrer Gerwinn am 5. Mai 1946. (W 174 f.)
1789: aus einer Liste: der Pfarrer erhält von der politischen Gemeinde jährlich ein „Turmschwein“. Dafür musste er auf bauliche Sicherheit des Kirchturms achten und die möglicherweise entdeckten Fehler oder Schäden dem Bürgermeister mitteilen. Das Kirchengeläut hatte damals nicht nur kirchliche Funktion, es war auch das Signal für Feuer und Feuerwehr.
1799 fand eine Visitation statt; Pfarrer Caspar Erlmann (1797 – 1806) hat die Pfarrsituation ungewöhnlich ausführlich dargestellt: Die Kirche war in der Brandassekurationsgesellschaft mit 2200 Reichstalern angeschrieben. Das Kirchengebäude befand sich im guten Zustand. Einige wenige Reparaturen waren nötig.
Der Wasserstein (Abflussbecken) in der Sakristei war zu verlegen, weil der das Wasser unter den Hochaltar leitete, der dadurch sehr feucht wurde. Die Paramente, die Gewänder für die Gottesdienste, waren außer einigen alten in Ordnung, die Altäre in sehr gutem Zustand, die Gefäße für die Gottesdienste waren ziemlich ordentlich. Die Kirchensitze besaßen die Pfarrangehörigen als Eigentum. Es gab sie für mehr als alle Gemeindemitglieder, denn auf jeder Seite waren noch drei Bänke frei.
1801 ließ Pfarrer Caspar Erlmann durch den Orgelbauer Georg Fromme in Soest eine neue Orgel bauen. Sie kostete 450 Reichstaler.
1810 musste vom Kirchhof ein Teil weggebrochen, bzw. weggenommen werden, um die Straße durch Freienohl zu erweitern. Dabei stellte man fest, dass der alte Friedhof um die Kirche herum mit Leichen überhäuft war. Obwohl die örtlichen Behörden meinten, sich genügend vorgesehen zu haben, mussten sie doch berichten, dass bei der Umbettung durch „Frevler“ nachts die ausgegrabenen Särge geöffnet worden waren und dass man mit ihnen Unfug getrieben hatte. Beim Straßenbau wurden auch die Mauer am Kirchhof und die Treppe zur Kirche abgebrochen. Eine neue Mauer wurde zwar gezogen, aber keine Treppe angelegt. Es bedurfte vieler Eingaben, bis der Pastor wieder einen direkten Zugang zur Kirche erhielt. Pfarrer war von 1806 bis 1821 Amandus Speckmann. (W 114, Anm. 312)
1850, hundert Jahre nach dem Kirchenneubau war die Gemeinde gewachsen, die Kirche zu klein, zudem stark vernachlässigt. Man sprach von Erweiterung und machte nur noch kleine Ausbesserungen. Durch freiwillige Spenden wurden 1883 für die Fenster 1500 Mark zusammengebracht.1883 sollte der Orgelbauer Adam Fischer von Hirschberg die Orgel stimmen. Doch er gab über den Zustand ein vernichtendes Urteil ab: „Die Orgel ist total verstaubt, die Kunstladen (Schleifladen) so schlecht, dass eine Stimmung nicht möglich ist. Das Pfeifenmaterial, außer der Trompete, ist gut.“ Er unterbreitete ein Angebot über eine mögliche Restaurierung und Erweiterung. Aber er starb plötzlich, ohne die Arbeit noch ausführen zu können.
Sicher hat der Kulturkampf (1853-1880) auch im Bezug auf den Erhalt der Kirchen seinen unrühmlichen Einfluss gehabt. Nach Beendigung des Kulturkampfes bekam die Gemeinde Julius Falter (1884-1902) zunächst als Pfarrverweser (diese
Bezeichnung war noch ein alter Zopf aus dem Kulturkampf), der dann am 17. Dezember 1886 als Pfarrer angestellt wurde.
1885 gleichzeitig mit der Planung, die St. Nikolaus-Kirche zu erweitern, ließ Pfarrer Falter vom Orgelbaumeister R.A. Randebrock in Paderborn eine neue Orgel planen und einen Kostenvoranschlag erstellen. Die Einwohnerzahl in Freienohl war stark angestiegen. 1884 : 1337 Einwohner, davon 37 Nichtkatholiken. Über den Zustand der Kirche in dieser Zeit berichtet der Bauinspektor Hartmann: Die Kirche ist etwa 120 Jahre alt. Die Wände sind gut, von Kalkbruchsteinen errichtet. Die Decken bestehen aus vortrefflich erhaltenen Sterngewölben von rohen Tuffsteinen, das Dach aus gut konstruiertem und ausgeführtem Eichen-Zimmerwerk. Die mit Sandsteinquadern eingefassten Hauptwände des Schiffs sind im Äußern mit Rapputz, im Innern mit Glattputz versehen. Die Fußböden sind mit Sandsteinplatten in der Gänze belegt. Die Fensterverglasung und die Bestuhlung sind mittelmäßig, die Altäre gut erhalten. Das Gebäude ist stark konstruiert und kann eine Baudauer von 300 Jahren haben. Allerdings haben dann die aus einem Abbruch übrig gebliebenen Baumaterialien keinen oder nur geringen Wert mehr. Die Höhe der Gewölbe beträgt 10 m, die der Mauern 9,30. Die bebaute Grundfläche umfasst ohne Chor 19,40 m x 11,80 m = 228,92 m². Der Plan für den Erweiterungsbau stammte von dem Diözesanarchitekten Baurat Güldenpfennig in Paderborn. Er sah eine Verlängerung der Kirche unter Entfernung eines Chorjochs nach Osten und die Herstellung zweier Kreuzflügel vor. Im März 1886 begann der Maurermeister Kessler mit dem Teilabbruch. Am 11. April 1886 wurde der Grundstein für den Erweiterungsbau gelegt. An der Ostseite der Apsis wurde unter den vier Buchstaben PLJF (Parocho loci Julio Falter) eine Urkunde deponiert, die u.a. das Motto enthielt: „Gott zur Ehr, der Gemeinde zur Wehr, der Freiheit zur Zierde gar sehr“. Der neue Hochaltar wurde 1888 nach dem Muster des Hochaltars von Anröchte angefertigt. Er soll aus 4000 Eisenteilen zusammengestellt sein. Er stammt aus der Werkstatt des Schlossers Peter Eikel in Paderborn, der auch den (damaligen) Bischofsthron im Paderborner Dom schuf. Eine Fotografie des Altars wurde in einem Album Papst Leo XIII. zu seinem Priesterjubiläum Weihnachten 1888 überreicht. Den Erweiterungsbau benedizierte Landdechant Böller aus Hellefeld am 28. Oktober 1886. Am 13. September 1890 konsekrierte Weihbischof Augustin Gockel feierlich den Altar.
Zu dem vollständig neuen Inventar kommen außerdem noch hinzu: 2 Altäre, 2 Beichtstühle, Taufstein, Kanzel, Kommunionbank und Fenster; 1888 ein neuer Kreuzweg.
1887 wurde vom Orgelbaumeister R.A. Randebrock, die neue Orgel mit 14 Registern geliefert und aufgestellt. Das Gehäuse der bisherigen Orgel blieb erhalten und wurde verbreitert. Der Preis betrug 3.612 Reichsmark. Diese Orgel hielt bis 1949. Die Kosten für Umbau und Inventar beliefen sich auf insgesamt 54 000 Mark.
Die Kreuzwegbilder waren im Hochformat etwa 50 cm breit und 90 cm hoch, waren auf Zinkplatten aufgezogene Lithographien, aus der lithographischen Anstalt Freiburg und sie kosteten 500 Mark.
Alle Kirchenfenster hatten figürliche Darstellungen mit umlaufendem Rand aus Butzenscheiben in Blei gefasst, hinter dem Altar in der Mitte Christus, links und rechts Hl. Petrus und Hl. Paulus; im Hauptschiff rechts Hl. Antonius und Hl. Nikolaus, links Hl. Elisabeth mit dem Rosenwunder; im Seitenschiff rechts Hl. Aloisius und Hl. Andreas, links Hl. Theresia vom Kinde Jesu. An den Pfeilern stand je eine Statue: links Hl. Anna, rechts Hl. Josef.
Am selben Abend der Konsekration weihte auch Pfarrer Julius Falter die neue Nikolaus-Statue am Aufgang der Außentreppe ein. Sie stammt aus der Werkstatt des Bildhauers Kappen in Werl und kostete 170 Mark. In der Karwoche des Jahres 1892 wurde für 1250 Mark durch die Firma Weule Bockenem aus Hannover unsere Turmuhr geliefert.
Die Grabinschrift von Pfarrer Falter wurde in der Einleitung schon ehrenvoll hervorgehoben. Das gilt einerseits. Andererseits zeigte er hier und dort auch wenig Verständnis für das in der Vergangenheit Geschaffene. So hat der bisherige Hochaltar als Brennholz in der Kirche Verwendung gefunden. Und die wohl nach dem Dreißigjährigen Krieg entstandene Pieta, die zu den wertvollsten Plastiken des Sauerlands gerechnet wird, wurde für 50 Pfennig verschleudert. Heinrich Peetz erwarb sie; in seiner Familie wurde sie sorgfältig aufbewahrt; und sie wurde Pfarrer Dolle unentgeltlich für die Kirche wieder zur Verfügung gestellt. (Andere gewiss peinliche Beispiele sind in der Literatur, z.B. bei Ludwig Schwefer nachzulesen.) (W 179, Anm. 452) 1929 baute die Orgelbaufirma Stockmann aus Werl am 14. Oktober einen elektrischen Winderzeuger ein. Nun erübrigte sich das Balgtreten durch den Kalkanten.
1931 wurde die Kirche durch den Kirchenmaler Heinrich Repke aus Wiedenbrück neu ausgemalt. Von ihm kamen 1931 – 1932 nach und nach die Kreuzwegstationen dazu. Kirchengeschichtlich hoch interessant so kurz vor dem offiziellen Beginn des Nationalsozialistischen Regimes unter Adolf Hitler. Heinrich Repke wird das etwas durchschaut haben, auch Pfarrer Ferdinand Gerwinn. Die Enzyklika von Papst Pius XI.: „Mit brennender Sorge“ erschien erst 1937. Auch heutzutage ist sinnvoll das Anschauen, Durchschauen der Sechsten Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch. Im Gemälde ein NS-Zeit auch christlich-politisch bedacht mit deutlichem, absichtlich jüdischem Kennzeichen, den Juden-Stern als Schmuck, und den am Ohr, offen zum Hören des Wortes Gottes: ein deutsches, germanisches Mädchen: blondes Haar, zwei Zöpfe. Meisterhaftes Kunst-Werk: echt die „Wiedenbrücker Schule“! – 1959 wurde dieser geschichtsträchtige Kreuzweg ausgelagert auf den Dachboden der Sakristei. Pfarrer war Theodor Dolle, geb. 1896, Priesterweihe 1924, Pfarrer in Freienohl 1949 – 1960. Gründe der Auslagerung sind nicht aktenkundig, leider. Nach rder Auslagerung kamen die nach der Restauration durch den Sohn Willy und dessen Enkel Willi Repke im Jahr 2002 wieder an ihre alte Stelle.
1934 wurden von Heinrich Repke die großen Bilder über den Seitenaltären gemalt.
Zur Ausstattung gehörten: vor den Pfeilern links ein Altärchen mit der Muttergottes-Figur „Herz Marien“, und rechts mit der Christus-Figur „Herz Jesu“.
Auf der linken Seite am Pfeiler zum Chorraum die Pieta, die Schmerzhafte Muttergottes; die Christus-Darstellung mit den vier Evangelisten an der Kanzel rechts war ebenfalls von Heinrich Repke gemalt.
In der Kirchenerweiterung im dritten Joch prangte ein elektrisch illuminierter Metall-Kronleuchter. 1936 trug man sich wieder mit Orgelbaugedanken. Die Firma Anton Feith, Paderborn, wurde aufgefordert einen Entwurf und einen Kostenvoranschlag zu erstellen. Die Firma Feith gab nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges den 1939 erteiltenAuftrag zurück. Material war nicht zu beschaffen und alle Mitarbeiter waren zum Militärdienst eingezogen.
Erst nach dem Krieg wurde 1947 mit der Orgelbaufirma Feith wieder Verbindung aufgenommen. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten, die Werkstätten waren zertrümmert, wurde die Orgel aus dem zu jener Zeit zur Verfügung stehenden Material gebaut und geliefert. Es war eine neue Kegelladen-Orgel mit elektrisch-pneumatischer Traktur. Die Orgel war zweimanualig mit freiem Pedal und hatte 24 Register. Sie wurde am 19. Februar 1949 eingeweiht. Gleichzeitig musste die Orgelbühne vergrößert werden. Materialbeschaffer, Organisator, Organist und vor allem der „Betreiber“ war Ludwig Neveling. Pfarrer war Ferdinand Gerwinn (1916 – 1949).
Wie schon im 1. Weltkrieg, Juni 1917, wurden unsere Glocken aus dem Jahr 1921 wieder einmal Opfer des Krieges. Im März 1942 wurden sie vom Turm geholt.
Von der Firma Junker, vormals Humpert, in Brilon wurden am 26. März 1946 drei neue Glocken für unsere Pfarrkirche gegossen. Sie läuteten zum ersten Mal am 5. Mai 1946 zum Goldenen Priesterjubiläum unseres damaligen Pfarrers Ferdinand Gerwinn.
Mit dem neuen Pfarrer Theodor Dolle (1949-1960) begann 1949 das große Ausräumen aus der Kirche. Zunächst verschwanden die Pieta, die Hl. Anna und der Hl. Josef; die Figuren „Herz Mariä“ und „Herz Jesu“ standen zunächst vor den verhängten Engeln rechts und links vom Altar.
1951 wurde durch den Dachdeckermeister Hirnstein der Wetterhahn von 1877 wieder gängig gemacht. 13 Jahre hatte er, fest gerostet, ins Regenloch geschaut.
Als 1953 die alte Heizung ihren Dienst versagte und zu vermehrtem Husten reizte, musste eine neue Heizanlage her. Voraussetzung dafür war ein neuer Heizungskeller, verbunden mit der Vergrößerung und Erneuerung der Sakristei.
1954: Bei der Kirchenrenovierung unter Pfarrer Dolle wurden Bekrönung der Orgel und die Schleierbretter des Prospekt- Pfeifen entfernt. Die Orgel war nun nackt und silbrig glänzend, dem Zeitgeist entsprechend.
Umfangreiche Umbaumaßnahmen 1959 veränderten die Innenansicht der Kirche. Der Chorraum wurde um 3 Stufen höher gelegt und die Apsis um weitere 2 Stufen. Ein neuer Altar aus Erwitter Sandstein und 2 neue Seitenaltäre wurden angeschafft, die Nischen hierfür verkleinert. Der Tabernakel wurde ohne jegliche Umkleidung auf dem Altar befestigt. Das Kreuz, das zuvor hinter dem Taufstein hinten in der Kirche an der Wand gehangen hatte, wurde am Tabernakel angeschraubt.
Die Gänge und Podeste bekamen wie der Fußboden im Altarraum neuen Plattenbelag. Unter den Bänken wurden Holzpodeste verlegt. Nach und nach wurden neue Bänkeangeschafft.
Die neu gebauten Windfänge an den Seitentüren wurden abgerissen, neue Außentüren und Windfangtüren eingebaut. Die Fensterverglasungen wurden erneuert. Bunte, intensiv leuchtende Bilder mit Verkündigungen aus dem Alten und Neuen Testament wurden von der Firma Rengshausen aus Lünen angefertigt und eingesetzt. Schließlich bekam die Kirche einen neuen grau in grau getönten Innenanstrich. Eine niedrigere neue Kanzel mit Eisengeländer.
Vier große mit je 6 Neonröhren bestückte Leuchten, dazu an den Pfeilern montierte Neonleuchten erhellten die Kirche wie eine Fabrikhalle. Die glücklicherweise im Besitz der Familie Peetz befindliche Pieta wurde unentgeltlich der St. Nikolaus-Gemeinde zurück gegeben. Sie wurde behördlich unter Denkmalsschutz gestellt. Die Kreuzweg-Bilder von Heinrich Repke aus den Jahren 1931, 1932 verschwanden 1961 auf den Sakristeiboden. Sie wurden durch einen Kreuzweg aus Flachreliefs ersetzt. Die hatte Pfarrer Dolle noch 1959 in Auftrag gegeben. Der neue Pfarrer Bernhard Hagemeyer (1960-1983) musste den neuen Kreuzweg aufhängen.
Zwei neue Beichtstühle wurden zur Hälfte in die Außenwände eingebaut. Das Turmkreuz mit seiner altersschwachen Befestigung wurde 1969 durch ein Kreuz aus nicht rostendem Stahl erneuert. Die nackten Stahlarme trugen nur den Wetterhahn.
1975 war eine neue Innenausmalung notwendig. - Aus der Messdiener-Sakristei links schuf man nach damaligem Verständnis eine Taufkapelle mit einem offenen Durchgang zum linken Seitenschiff. Der Seitenaltar wurde entfernt und im Außenkeller gelagert; heute steht er neben der Küppel-Kapelle. – Der gesamte Innenanstrich, Dispersionsfarbe von 1954, Binderfarbe von 1931 und z.T. Anilinfarbe von 1903, wurde abgebeizt und mit Hochdruck abgespritzt. – Der Anstrich erfolgte mit Keimscher Mineral-Farbe in Braun- und Beigetönung. – Die Neonbeleuchtung wurde ausgebaut und durch neue zylindrische, matt verchromte Metallleuchten ersetzt.
1975 musste nach der Kirchenrenovierung die Orgel repariert werden und sie bekam ein neues Register. In den vergangenen Jahren ist immer wieder versucht worden, die Orgel dem Zeitempfinden anzupassen (leider). Um die Orgel spielbar zu halten, bedurfte es in den letzten Jahren (bis zur neuen Fleiter-Orgel 1996) immer größerer Anstrengungen.
1976 wurde als Pendant zur Muttergottes am linken Pfeiler für den rechten Pfeiler eine im Kunststil ähnliche Statue des Hl. Nikolaus erworben; bis dahin besaß unsere Kirche keine bildliche Darstellung unseres Schutzpatrons.
Im Sommer 1978 musste die Stützmauer zur Hauptstraße wegen Baufälligkeit erneuert werden. Frost und Kälte hatten ihr in Jahrzehnten arg zugesetzt. Die Mauer wurde abgestuft, in Beton gegossen und mit den vorhandenen Bruchsteinen wieder verblendet. Gleichzeitig wurde die Treppe im Antritt schmaler, vom Podest aus abgewinkelt. Die steinerne Nikolaus-Statue bekam einen neuen Platz. Neuer Pfarrer war Werner Gerold (1983-2000). 1984 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten an der Kirche durchgeführt. Außer dem Turm wurden alle Dächer mit Fredeburger Schiefer neu eingedeckt, die Dachrinnen erneuert und Schnee-Fangbalken angebracht. Der kleine Turm wurde in Blei eingedeckt. Die Blitzschutzanlage wurde erneuert. Das Turmkreuz bekam einen Zierring. Die Kirche wurde rundum gestrichen und das Sandsteinportal und alle Sandsteinfassungen saniert.
In der Kirche wurde eine neue Heizanlage (Mahrealor) installiert, Warmwasserheizung mit 4 Wärmetauschern und eingebauten Luftfiltern.
1987 wurde nach Fertigstellung der Außenarbeiten an der Kirche der Kirchplatz neu gepflastert.
Die viel zu groß erscheinende Altarplatte des Hauptaltars wurde verkleinert, die beiden Altarstützen zu einem Block zusammen geklebt. Die Platte des Seitenaltars wurde ebenfalls verkleinert. Ein Gedenkkreuz für die verstorbenen Pfarrer der Gemeinde wurde neben der Kirche errichtet mit davor liegenden beschrifteten Steinen für die Pfarrer Falter, Steimann, Gerwinn, Dolle, Hagemeyer und im Jahr 2001 für Pfarrer Gerold. Diese Gedenkstätte wurde im Stil der irischen Wegkreuze vom Bildhauer Gördes aus Hellefeld ausgeführt.
Im Februar 1988 wurde in der Kirchenmitte das Leuchterkreuz in behutsamer Nachahmung an das weltbekannte Leuchterkreuz im Markus-Dom in Venedig installiert.
Die Taufkapelle wurde im April 1992 zu einem notwendig gewordenen, leicht erreichbaren Abstellraum, auch Rumpelkammer genannt. Eine Tür und ein großer Schrank für Messgewänder, Kerzen usw. wurde eingebaut.
1992 kam durch das Gutachten vom 18. Dezember von Prof. Dr. Karl J. Schmitz, Paderborn, das „Aus“ für die Feith-Orgel. In der Kirchenvorstandsitzung vom 9. Februar 1993 wurde der Beschluss für den Orgel-Neubau gefasst. In der Besprechung am 8. März 1993 bei Prof. Dr. Schmitz in Paderborn wurden der vorgelegte Ausschreibungstext und die Disposition erläutert und von ihm genehmigt. Nach erfolgter Ausschreibung unter leistungsfähigen und gut renommierten Orgelbaufirmen wurde der Auftrag für „den Orgel-Neubau unter Verwendung alter Teile“ an den Orgelbaumeister Friedrich Fleiter, Münster-Nienberge, erteilt. Am 21. Dezember 1993 erteilte das Erzbischöfliche Generalvikariat Paderborn die endgültige schriftliche Genehmigung für den Orgelneubau und es wurde der Vertrag mit dem Orgelbaumeister Friedrich Fleiter abgeschlossen.
1995 wurde nach eingehender Besichtigung und Prüfung durch das Baubüro des Erzbischöflichen Generalvikariats Paderborn, der unteren Denkmalschutzbehörde und des Denkmalschutzamtes Münster die Erneuerung des Innenanstrichs der Kirche genehmigt und durchgeführt.
Die Beleuchtung wurde erneuert, ebenso die Lautsprecheranlage und im vorderen Teil die Holzpodeste unter den Bänken. Der Steinfußboden in den Gängen und im Eingangstürenbereich wurde ausgebessert. Am 1. Adventssonntag konnte in der erneuerten Kirche wieder die Hl. Messe gefeiert werden; vorübergehend war die Gottesdienst-Gemeinde im Pfarrheim. Die Kreuzigungs-Gruppe, eine Stiftung der Familie Dr. Rudolf Vorderwülbecke, konnte im Dezember 1995 in der Nische des Seitenaltars angebracht werden.
Das Auferstehungsbild im Stil einer großen Ikone, 1987 vom Freienohler Manfred Mansfeld gemalt, wurde im Chorraum gegenüber der Sakristei angebracht.
1996, am 31. März, fand das Einweihungsspiel der neuen Fleiter-Orgel statt durch Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider, Dozent an der Theologischen Fakultät der Erzdiözese Köln und an der Staatlichen Hochschule für Musik in Düsseldorf statt. (Ein Extraheft informiert ausführlich über diese Orgel und ihre Vorgängerinnen.) Die Bruchsteinverblendung an der Nordseite musste 1997 z.T.neu gesetzt werden.
1999 – 2000 wurden 4 Schutzverglasungen außen vor die hinteren Kirchenfenster angebracht. Zum Gedenken der gerade verstorbenen und noch nicht beerdigten Gemeindemitglieder wurde auf dem Kirchplatz zur Hauptstraße hin und von unten her einsehbar eine Totenleuchte aufgestellt; hergestellt von Helmut Gördes aus Hellefeld. Das rotleuchtende Licht, zuerst eine Kerze, dann elektrisch, wurde bedient von Elsa Feldman, der Ehefrau von Franz Feldmann, Schreinermeister, Organist, Bestatter. Um 12 Uhr mittags läutete Elsa Feldman 5 Minuten lang die Toten-Glocke im Kirchturm, mit Elektro-Schalterr. Eines Tages dreimal hintereinander. Auf der Straße fragte jemand: „Ist der Papst gestorben?“ – „Nein, drei Freienohler.“ Am 20. Januar 2017 wurde Elsa Feldmann ausgezeichnet mit der Silber-Ehrenmedaille der Kreis- und Hochschulstadt Meschede vom Bürgermeister, dem Freienohler Christoph Weber. Noch mehr Ehrenvolles steht im Kapitel 26 im Text „Frau, Frauen in Freienohl“; siehe Home freienohler.de, Geschichtstexte von HP.
Im Mai 2000 wurde das Geländer am Kirchplatz entrostet und neu gestrichen.
Das Kunstwerk,die Gruppe der Hl. Drei Könige war 2002 das Abschieds-geschenk von Pfarrer Gerold, geschnitzt von Helmut Gördes aus Hellefeld. Am Fest der Hl. Drei Könige wurde dieses Kunstwerk gemeinsam von Pfarrer Gerold und vom neuen Pfarrer Michael Hammerschmidt (ab 2000) eingeweiht.
Zu Ehren der Kardinals-Erhebung unseres Erzbischofs Dr. Johannes Joachim Degenhardt, Paderborn, wurde 2002 der Kirchturm nach 30 Jahren wieder beflaggt.
Nach eingehender Besichtigung und Beratung des Kirchen-vorstandes und Begutachtung des Diözesan-Museums-Leiters und Leiters der Erzbischöflichen Kommission für kirchliche Kunst, Prof. Dr. Christoph Stiegemann, werden die aus den Jahren 1931 bis 1932 stammenden vom Kirchenmaler Heinrich Repke, Wiedenbrück, gemalten 14 Kreuzweg-Bilder, restauriert von seinem Sohn Willy und seinem Enkel Willi Repke, Wiedenbrück, auch dank der Motivation von Pfarrer Michael Hammerschmidt. Aus Sicherheitsgründen wurden in zwei Schichten jeweils 7 Gemälde nach Wiedenbrück mit dem Auto hin und wieder zurück gefahren. Pfingsten 2002 haben diese Schätze wieder in unserer Kirche ihren Platz erhalten zum Gebet allein und mit Gemeinde-Gruppen. Pfarrer M. Hammerschmidt ließ auch zahlreiche zwei Falt-Texte, Flyer erscheinen: einen zur geschichtlichen Information, einen zweiten zum Beten; beide getextet von Heinrich Pasternak.
Dann kam die Rumpelkammer ganz in den Kellerraum mit dem Außeneingang und die allererste Sakristei wurde zur Seiten-Kapelle mit einem bescheidenen Altar hergerichtet. Leider konnten die Mitfeiernden der Eucharistie-Feier, selbstverständlich am Wochentag, zum heiligen Geschehen auf dem „Tisch des Herrn“ nicht hinsehen wie am Hochaltar oder am Josefs-Altar, der exquisiten Freienohler Gedenk- und Gebetsstelle. Zu sehen war nur der Zelebrant oder wo der Hirte hinsah.
Im Jahr 2013 wurde vor dem Kirchengebäude notwendig und sinnvoll „aus Alters- und Zerbrechlichkeits-Gründen“ abgerissen unsere Alte Scule und unsere Domschänke; Fotos siehe Home Freienohler.de. Inder Alten Schule , in der sogenannten Knabenschule befand sich nach dem Friseur-Salon von Friseurmeister Friedel Neise der Friseursalon von Frau Friseurmeisterin Brigitte Bornemann und ihrer Mitarbeiterin Frau Walter. Die Domschänke gehörte Julius Helnerus. Dem neuen Platz wurde von den zuständigen Ortspolitikern der Name auferlegt: Pausenhof. Vielleicht wegen der Pause in der Domschänke. In der Alten Schule gab es für die Schulkinder keine Pause, nur draußen auf dem Kirchhof. Drinnen war die Pause nur für die Lehrerinnen und Lehrer.
Ganz neu gebaut wurden die Stufen vor dem Kirchen-Portal. Sehr symbolstark, wohl dank des Heiligen Geistes. Von unten, von der St. Nikolaus-Straße nach oben in die St. Nikolaus-Kirche: 3 – 3 – 3 – 5 Stufen. Rechtsseitig selbstverständlich der barrierefreie Weg. – Nun zu der Zahlen-Symbolik, den Erinnerungs-Zahlen: Drei theologische, spirituelle Tugenden (früher auch Göttliche Tugenden genannt). Glaube – Hoffnung – Liebe. Tugend meint eine besondere Tauglichkeit, Vorzüglichkeit. Der Glaube, das Glauben ist anders als religiöses, theologisches Denken, Wissen. Hoffnung zielt auf die Verwirklichung durch Gott. Liebe definiert Thomas von Aquin (1225 – 1274) – hier auf Deutsch – so: „Ich will das für dich Gute und ich tue das für dich Gute!“ – Eine Dreier-Stufe erinnert auch an den christlichen Gott-Glauben: an die Drei-Einigkeit, an die Drei-Faltigkeit des Einen Gottes: Gott Vater und Gott Sohn Jesus Christus und Gott Heiliger Geist. -
Nun zu den 5 Stufen: die erinnern an unsere 5 Sinne im Innern unserer Kirche zum Beispiel bei unserer Eucharistiefeier: unser Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken. – Noch eine Fünf-Stufen-Erinnerung für das Sehen und Fühlen beim gekreuzigten Jesus in der Kirche: seine 5 Wunden unter seiner Dornenkrone, an seinen Händen, Füßen und am Herzen. - Eine echt freienohlerische Erinnerung kann gefühlt werden beim Kirchen-Eingang beim Fühlen und Sehen des Türgriffs: aus edlem Metall ein Fisch. In einem Stück und Griff ein Doppel-Zeichen: der Äsche-Ruhrfisch; Äsche sind Fische, die sich mögen. Das zeigt ja auch unser Freienohler Wappen mit seinen beiden Äschen. Nun zum zweiten Symbol-Zeichen: Der Fisch war für die Christen der ersten 3 Jahrhunderte ihr Geheim-Kennzeichen, vor allem in den Städten um Rom und in Griechenland, Griechisch war bekannte Fremdsprache, gerade wo die Christen verfolgt, beschimpft, geärgert wurden. Das griechische Wort für „Fisch“ mit deutschen Großbuchstaben: I CH TH Y S. Die griechischen Buchstaben sind Abkürzungen zum Geheimzeichen: I = J = Jesus, CH = Christus, TH = Theos = Gott, Y = Hyos = Sohn, S = Soter = Retter. Also: Jesus Christus, Sohn Gottes, Retter. Ein kurzes Glaubensbekenntnis mit dem Geheimzeichen Fisch, Äsche.
Ein wohl sinnvoller Abbruch zur Baugeschichte unseres Süstern-Bethus und unserer St. Nikolaus-Kirche.
Quellen
Der Einblick in die wohl wichtigsten Urkunden, die in der Literatur öfters genannt werden, zeigt die bestimmt völlig ausgeschöpfte und äußerst gründlich referierte Bearbeitung der Archivalien vor allem durch die Autoren Franz Kessler, Ludwig Schwefer und Dr. Manfred Wolf.
1. Archive:
Staatsarchiv Münster: hier vor allem diese Archivalien: Msc. VII 5704 B = Seibertz: Westfälisches Urkundenbuch, u.a. Visitationsprotokolle; auch: Herzogtum Westfalen, Landesarchiv; Regierung Arnsberg I 832, Scotti, Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche vormals in dem Churfürstentum Cöln... ergangen sind, 1830, Nr.358; Genaueres bei Wolf: Freiheit Freienohl (abgekürzt: W).
Erzbischöfliches Diözesanarchiv Paderborn für die Kirchenbücher und anderen Archivalien, die auch bei Wolf zitiert sind. Das gilt auch für das
Pfarrarchiv St. Nikolaus-Pfarrei in Freienohl.
Amtsarchiv Freienohl.
2. Literatur, geordnet nach dem Jahr ihrer Veröffentlichung:
Julius Falter, Pfarrer: Chronik der Pfarrei Freienohl, Beginn 1884, vor allem bis nach der Einweihung des Umbaus der Kirche 1887.
A. Ludorf: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Arnsberg, V. Severin, Hüsten 1906.
F.A. Höynck: Geschichte der Pfarreien des Dekanats Arnsberg, hier: Freienohl, 1909.
Franz Kessler: Ein Sonderfall weiblicher Vormundschaft im Zeitalter der Reformation und seine Bedeutung im Rahmen der Freienohler Pfarrgeschichte, Heimatborn, Monatsschrift für Heimatkunde für das Sauerland und die Soester Börde, 8. Jg., Nr. 1, Januar 1931, 4 Teile.
Ders.: Vom Kirchenbauen in früherer Zeit. Die Baugeschichte der Pfarrkirche in Freienohl, Heimatborn, 10. Jg., Nr. 5, 1933.
Franz Kroh: Chronik der Freiheit Freienohl; Kopie der handschriftlichen Fassung von Franz Kroh (Amtsarchiv Freienohl) aus dem Jahr 1937, ergänzt mit zahlreichen Anmerkungen und Zeitungsausschnitten von Franz Feldmann, im Privatbesitz.
Ludwig Schwefer: Kirchen, Kapellen, christliche Zeichen in der St. Nikolaus-Gemeinde Freienohl, 1978.
Dr. Manfred Wolf: Freiheit Freienohl, 1272 – 1975, Franz Drees, Meschede, 1985.
Franz Feldmann: Die neue Orgel der St. Nikolaus-Pfarrkirche zu Meschede-Freienohl 1996, (H.) Kath. Pfarramt St. Nikolaus-Freienohl, 1996.
Ingrid Reißland / Friedhelm Ackermann: Kunstlandschaft Hochsauerland, Führer zu kunst- und kulturhistorisch interessanten Stätten, Podzun V., Brilon, 2000. (Leider sind die für die St. Nikolaus-Kirche Freienohl angegebenen bauhistorischen und ausstattungshistorischen Daten fehlerhaft.)
Damit diese Textfassung vor allem von Nicht-Fachleuten und insbesondere von allen Freienohlern leicht gelesen werden kann, wurde innerhalb des Textes auf übliches Zitieren der Quellen verzichtet. Mit Hilfe des Quellen-Verzeichnisses lassen sich alle Daten oder beim Lesen auftauchende Fragen in den Quellen nachlesen. Insofern bemüht sich diese Textfassung um sehr gründliche Korrektheit.
Heinrich Pasternak, 2017, 2023.