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Pastor Caspar Hülsberg in Freienohl um 1700 und Abraham a Sancta Clara mit seiner Predigt an die Frei*innen und Freien im Ohl
Pastor Caspar Hülsberg war der 22. Pfarrer in der St. Nikolaus-Pfarrei Freienohl; zuerst ab 1692 Pfarrverweser, dann ab 1696 hier Pfarrer, gestorben am 17. Mai 1732. Noch über ihn, über seine kirchenamtlichen mit dem Erzbischof in Köln und mit dem Dekanat in Meschede, über seine Bauarbeiten an und in unserer Alten Kirche und über seine pastorale Tätigkeit steht im Buch „1753 – 2003: 250 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus Freienohl“, Seite 11 – 15; Daten über Pastor Hülsberg stehen im Pfarr-Archiv Freienohl und das befindet sich im EBAP: im Erzbischöflichen Archiv Paderborn. - Daten über Freienohler Zusammenleben in Freienohler.de: Geschichtstexte von H.P.: Heiratsregister 1691 – 1899 und Sterberegister 1688 – 1975; Kirchen-Bilder in Dieter Schwefer und Renate Voß: „Schöne Erinnerungen“.
Abraham a Sancta Clara war Dr. Theol., Wiener Hofprediger, - also vor dem Königlichen Hof der Östereichischen Königlichen Regierung, Pater Provinzial des Augustiner-Ordens, geboren 1644, gestorben 1709 in Wien. Seine Predigten lesen sich auch heutzutage mit Staunen und Schmunzeln. – Noch mehr bietet an Wikipedia.
Wenn Pastor Caspar Hülsberg diesen Hofprediger Abraham a Sancta Clara gekannt hätte und die Möglichkeit, den Einfluß und das Geld gehabt hätte, dann hätte er ihn gewiss zu der folgenden Festpredigt eingeladen. Denn die ist inzwischen in der Literatur archiv-aktenkundig, selbstverständlich bis auf das eine Wort: Freienohler. Dafür steht in der Literatur ein anderes Wort, dort nachlesbar.
Also hier die mit dem EINEN Wort geänderte Festpredigt
für die Frei*innen und Freien im Ohl
„Freienohler sollen sein wie leckeres Weihnachtsgebäck, - und auch wieder nicht wie leckeres Weihnachtsgebäck, sie sollen nicht in aller Leute Mäuler kommen!
Freienohler sollen schön sein wie der Mondschein, - und auch wieder nicht wie der Mondschein, denn der ist mal ein milder Strahl und mal ganz fahl.
Freienohler sollen sein wie geschliffenes Glas, und auch wieder nicht wie geschliffenes Glas, das bald faszinierend schimmert und leicht auch ist zertrümmert.
Freienohler sollen sein wie Quecksilber, - und auch wieder nicht wie Quecksilber, denn mal ist es keck und mit einmal weg!
Freienohler sollen sein wie Spinnengewebe- und auch wieder nicht wie Spinnengewebe, denn mal ist es eine zarte Kunst und mal ist es umsunst!
Freienohler sollen feurig sein wie eine Silvester-Rakete, und wieder nicht so feurig sein wie eine Silvester-Rakete, die feuriger wird, wenn sie steigt, doch da sich schnell dem Ende neigt!
Freienohler sollen schön sein, so liebreich, lobreich, - und auch wieder nicht so schön, denn Schönheit ist ein schlüpfriger Steg und selten ein Himmelsweg!
Freienohler sollen sein wie Sauerteig und Hefe: ihr Tun soll gut aufgehen, - und sie sollen nicht wie Sauerteig und Hefe sein, - denn Sauerteig und Hefe blähen auf Gedanken und Worte!
Freienohler sollen sein so schön wie Blumen, - und auch wieder nicht wie Blumen, denn die verwelken schnell!
Freienohler sollen sein wie der Sonne Strahlen, - und auch wieder nicht wie der Sonne Strahlen, denn sie sollen die Leute nicht immer anstrahlen!
Freienohler sollen sein wie wunderschöne Schmetterlinge, so leicht und lebendig, - und auch wieder nicht wie Schmetterlinge, sie sollen sich nicht überall niederlassen!
Freienohler sollen sein wie eine Violin-Saite, die lieblich klingt, - und auch wieder nicht wie eine Violin-Saite, da sie leicht springt!
Freienohler sollen sein wie ein Blasebalg voll Orgel-Luft, - und auch wieder nicht wie ein Blasebalg, denn der ist gleich wieder Luftikus!
Freienohler sollen sein wie eine Uhr, - und auch wieder nicht wie eine Uhr, wo der Zeiger bald steht auf Eins und bald auf keins!
Freienohler sollen alle Sinne beisammen haben, - und sie sollen auch wieder nicht alle Sinne beisammen haben, denn die Augen wollen alles sehen, die Ohren alles hören, die Nasen alles riechen, die Zunge alles kosten, die Hände alles betasten!
Freienohler sollen glänzen wie ein silberner Fisch, - und auch wieder nicht glänzen wie ein silberner Fisch, denn mancher Fisch in der Hand ist außer Rand und Band!
Freienohler sollen sein wie ein Vogel voller Freiheit in der Luft, - und auch wieder nicht wie ein Vogel voller Freiheit in der Luft, denn da lauert mancher Jäger aufs Abschießen!
Freienohler sollen sein wie warme Frühlingswinde, - und auch wieder nicht wie warme Frühlingswinde, denn dann der Himmel mal blitzt und donnert, und der Erde geht’s nicht besonders.
Freienohler sollen sein wie die Kirchen, so schön und erhaben, - und auch wieder nicht wie die Kirchen, denn sie sollen nicht mit allen Glocken zur Anbetung einladen!
Freienohler sollen sein wie ein Sommergarten, - und auch wieder nicht wie ein Sommergarten, denn da gibt es manches Unkraut!
Freienohler sollen sein wie ein gern gelesenes Buch, - und auch wieder nicht wie ein gern gelesenes Buch, denn ein solches hat manche Eselsohren!
Freienohler sollen sein wie eine wehrhafte Burg, - und auch wieder nicht wie eine wehrhafte Burg, denn die wird gern von Kriegs-Mannen belagert.
Freienohler sollen sein wie ein schnelles Segelschiff, - und auch wieder nicht wie ein schnelles Segelschiff, denn ein solches lässt sich schnell abtakeln!
Freienohler sollen sein wie ein weit offenes Herz, - und auch wieder nicht wie ein weit offenes Herz, denn es gibt manch windige Herzensbrecher!
Freienohler sollen schön sein wie ein Pfauenvogel, über dessen vielfältiger Pracht sich sogar der Regenbogen verwundert, - und auch wieder nicht so schön wie ein Pfauenvogel, denn es gibt nichts Stolzeres, Eitleres, Arroganteres.
Freienohler sollen singen wie die Nachtigall, - und auch wieder nicht wie die Nachtigall, - denn solcher Gesang betört auch leicht lockere Vögel!
Freienohler sollen sein wie ein Spiegel, - und auch wieder nicht wie ein Spiegel, denn wenn man diesem zu nahekommt und ihn anhaucht, dann macht er ein finsteres Gesicht!
Freienohler sollen sein wie Trompeten, denn die brauchen einen langen Atem!
Freienohler sollen sein wie Pfeil und Bogen, denn der darf nicht allzu gespannt sein!
Freienohler sollen sein wie ein anmutiges Kälbchen, denn das muss man zeitweilig springen lassen!
Freienohler sollen sein wie die Glocken am Karfreitag, denn die lassen sich nicht hören!
Freienohler sollen sein wie eine Orgel, denn sobald sie angetastet, tönet sie los!
Freienohler sollen sein wie eine Nachteule, denn die kommt nichts ans Tageslicht der Gaffer!
Freienohler sollen sein wie gute Tänzerinnen, denn sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit ihnen anzufangen. – Amen – So sei es!“
Danke, Pater Abraham! Man tau, Frei*innen, Freie im Ohl! Woll!
Heinrich Pasternak, 2023