Pfarrer-Chronik: St. Nikolaus-Pfarrei Freienohl von 1884 bis 1954

 

Vorbemerkung: Vollständige Abschrift. Aber nicht fachgerecht; d.h. nach jeder handgeschriebenen Zeile wurde nicht die nächste handgeschriebene Zeile beim Abschreiben neu begonnen; die abgeschriebenen Zeilen stimmen also nicht mit den handgeschriebenen Zeilen überein; der vorliegende Text wurde also fortlaufend weiter geschrieben. So verhält es sich auch mit den Seitenangaben. Die Rechtschreibung wurde der heutigen (2004) angeglichen.

Die Textfassung von Pfarrer Julius Falter wurde von ihm nicht synchron angefertigt; das belegen beim Lesen die Zeitangaben.

 

Parochi recentiores Freienohliae  (Die aufeinander folgenden Pfarrer) 

 

Name: Geburtsort Todestag Alter Krankheit Amtsdauer hier

Sporkmann,

Anton

Westerwiehe

13. Oktober

1850

49

Brustwasser-

Sucht

13 Jahre

Brand ,

Joseph

Paderborn

9.Dezember

1857

72 Leberleiden 7 Jahre

Adams,

Heinrich

Warstein

11- August

1881

66

Gehirnent-

zündung

23 Jahre

Falter,

Julius

Hauptpfarrei

Delbrück

9. März 1902 61 Lungenbrand 16 Jahre

Steimann,

Karl

Bettinghausen

Pfarrei Ostinghausen

Ende Juli 1916 als Propst an die Gau-kirche in Paderborn,

+ in Pdb.

--- --- 14 Jahre

Gerwinn,

Ferdinand

Werl  Ruhestand 1.10.1949,  + Juni 1958 85

Alters-

schwäche

33 Jahre

Dolle,

Theodor

Eversberg Krs. Meschede --- --- --- ---

 ( --- = kein Eintrag)

 

Vidi in vis. can. Freienohl, 7.7. (19)19    (Gesehen bei der vorgeschriebenen Visitation…)

+ H. Hachling (oder: Haeling) v. Langenauer, Ep. Suffr.   (Weihbischof)

 

Chronik der Pfarrei Freienohl

Diese Chronik beginnt Ende September des Jahres 1884, in welchem Zeitpunkte der diese Aufzeichnung machende Pfarrer Julius Falter von Haupt-Pfarrei Delbrück Kreis Paderborn hierher kam. Derselbe war 18 Jahre Kaplan und 8 Jahre Pfarrverweser in Hagen i. W. gewesen und hatte sich zu der Pfarrstelle hier nicht gemeldet, sondern auf den Wunsch des Bischofs Franz Caspar Droste in Paderborn, zu dessen Sprengel die Pfarrei Freienohl gehört, sie angenommen. – Derselbe führte den Titel „Hülfsseelsorger“ – ein unglückseliger Zopf aus dem Kulturkampfe der 70ger Jahre, welcher sich erst im Oktober 1886 verlor, um dem „Pfarrer“ von Gottes und Rechts wegen Platz zu machen.

1885 – 1886

Bei meiner Ankunft hier war alles wüst und leer; das Pfarrhaus vermiethet und derangirt. Der Fußboden in einem Zimmer an der Küche und im Flur war schlecht; ich habe den ersteren erneuern und den Flur – natürlich beides auf meine Kosten – erneuern lassen. Dazu habe ich drei neue Fenster angelegt. – An Stelle des eichenen Belags im Flur habe ich Metacher Platten gewählt.

Doch mehr als das Pfarrhaus war die Kirche vernachlässigt. Über ein Menschenalter hinaus war kein Weißelquast über die Wände gefahren, während in dem Fußboden tiefe Löcher waren und Lampen in allen Richtungen an den Wänden umher hingen, so dass man mehr an den bethlehemitischen Stall als an ein Gotteshaus erinnert wurde und den Gräuel der Verwüstung des Propheten Daniel auf sie anwenden konnte.

Außerdem war sie viel zu klein und  da den Pfarrkindern ein religiöser Sinn nicht abzusprechen ist, beschäftigte der Bau des Gotteshauses alle Gemüter, zumal dem Herrn Nachbarpfarrer Berens  in Rumbeck, welcher in Gemeinschaft mit dem hier ansässigen Herrn Kaplan Bartels, zwei sehr eifrige Priester, die hiesige Pfarrei während der Sedisvakanz pastorierte, diese gerechte Sorge nicht erkalten ließen. – 

Aber es blieb beim pium desiderium (frommen Wunsch), da es gänzlich am Gelde gebrach und die Gemeinde, welche fast nur aus Tagelöhnern bestand, wenig tun konnte.

Endlich kam Fluss in die Geschichte, indem durch hochherzige Entschließung der Königl. Regierung in Arnsberg resp. (bzw.) des Herrn Präsidenten von Rosen eine Hauskollekte in der Provinz Westfalen  bewilligt und seitens des Bischöflichen Generalvikariats eine Kirchenkollekte in Aussicht gestellt wurde. Die Kollekte, welche in Gemeinschaft mit dem Pfarrer und bewährten Kollektanten in Bruchhausen Kreis Brilon abgehalten wurde, ergab 28,000 (Komma!) Mark, wozu die Gemeinde durch Aufnahme bei der Landesbank in Münster 22,000 Mark beisteuerte.

Der Bau wurde dem Unternehmer Caspar Kessler hier übertragen und Anfang März 1886 mit dem Abbruch des Chores begonnen. Es war sehr kalt.

Am 11. April, welcher auf Passions-Sonntag fiel, nach dem Nachmittags-Gottesdienste wurde in feierlicher Weise unter freundlicher Mitwirkung der Liedertafel der Grundstein gelegt, welcher an der Ostseite in der Apsis zu finden und mit den 4 Buchstaben: „P.L.J.F.“ (Parocho Loci Julio Falter) (Durch den Pfarrer des Ortes Julius Falter) gekennzeichnet ist. In denselben ist folgende auf Pergament geschriebene Urkunde niedergelegt: „Im Jahre 1886 den 11 April nach feierlich abgehaltenem Gottesdienste wurde unter der Regierung  Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm I., unter dem Ober-Präsidenten von Hagemeister in Münster, dem Regierungs-Präsidenten  von Rosen und dem Landrat Freusberg in Arnsberg, unter dem Amtmann Enser in Freienohl, sowie unter dem Pontifikat Seiner Heiligkeit des Papstes Leos XIII. und dem Bischof Dr. Droste in Paderborn, unter dem Dechanten Böller in Hellefeld vor der versammelten Gemeinde von dem jetzigen Pfarrer Julius Falter unter Assistenz des Unternehmers Kessler in Freienohl der Grundstein gelegt zum Erweiterungsbau der Kirche. Gott zur Ehr, der Gemeinde zur Wehr, der Freiheit zur Zierde gar sehr.“ Der Bauplan rührt von dem Herrn Diözesan-Architekten Königlichen Baurat Güldenpfennig in Paderborn her und macht ihm alle Ehre.

Eine Urkunde wurde in der alten Kirche nicht gefunden.    

Wasserleitung

Parallel mit dem Kirchenbau lief die Anlage einer Wasserleitung, womit es folgende Bewandtnis hat.

Durch den Bau der Ruhrtalbahn Ende der 60ger Jahre wurde dem hiesigen Ort fast sämtliches Wasser entzogen, da die Bahnverwaltung es für gut befand, unter dem Ort einen Tunnel anzulegen, anstatt den Fluss zu überbrücken, was das Trockenwerden vieler Brunnen zur Folge hatte und der Verwaltung eine Entschädigung von 33,000 Mark an die einzelnen Interessenten kostete. Da ab er in der Zeit immer mehr Quellen versickerten, sah sich die Königliche Regierung auf das Drängen des Landtags hin veranlasst, hier selbst eine Wasserleitung mit Dampfbetrieb anzulegen und der Gemeinde nebst einem Kapital von 20,000 Mark behufs Unterhaltung zu überweisen, eine Wohltat, welche in erster Linie dem Landtags-Abgeordneten Amtsgerichtsrat  von Kleinsorgen in Meschede zu verdanken ist.

Neben der Königlichen Staatsregierung ist die Gemeinde dem ständischen Verwaltungs-Ausschuss der Provinz Westfalen in Münster zu großem Dank verpflichtet, weil sie zu der Aufführung der Futtermauer am alten Kirchhof (Friedhof) um die Kirche eine einmalige Beihilfe von 1000 Mark erhalten hat, wozu der Ausschuss insofern verpflichtet war, als die Provinz im Jahr 1810 bei Anlage einer Chaussee nach Meschede einen Teil des Kirchhofs an sich genommen hatte, ohne denselben durch eine dauerhafte Mauer, wozu sie gehalten war, abzutrennen. Sie hatte nur trockenen Mörtel gewählt. – Ein auf die Unterhaltung der Mauer hinzielender Prozess war zu Ungunsten der Gemeinde ausgefallen. Für das freiwillige Geschenk hat der Pfarrer den Ständen gedankt.

Am 28.Oktober, am Fest der Apostel Simon und Judas wurde unser neues Kirchlein durch den Herrn Pfarrer und Landdechanten Böller in Hellefeld feierlich eingeweiht.  Nach der Benediction (Einweihung) zelebrierte der Ortspfarrer ein Levitenamt, bei welchem der Herr Nachbarpfarrer Berens in Rumbeck und der bei seinem Bruder in Wildshausen in den Ferien  sich aufhaltende Herr Rektor Klagges aus Bockum ministrierten (heute – 2004 – würde man sagen: assistierten).

 

1887

Die Einrichtung der Kirche

In diesem Jahr wurde langsam mit der Aufstellung des neuen Meublements in der Kirche begonnen, des Taufsteins zu 385 Mark, der Kommunionbank zu 325 Mark, der Kanzel zu 525 Mark, zweier Seitenaltäre zu je 500 Mark incl. Figur, der Beichtstühle zu je 200 Mark      und des Hochaltars, welcher 4000 Mark kostet. –

Der Taufstein wurde auf der Kunstausstellung in Paderborn gekauft, auf welcher er in hervorragender Weise die Anerkennung des Bischofs Drobe gefunden hatte, derselbe ist nebst der Kanzel, Kommunionbank und dem Hochaltar von dem Bildhauer Braun in Paderborn. – alles nach Güldenpfennigscher Zeichnung – angefertigt, von welchem auch die Figuren auf den Seitenaltären herrühren, während die Seitenaltäre selbst und die Beichtstühle aus der Kunstschlosserei von Cl. Bücker in Rheda herrühren. Von den Bänken sind 28 aus der alten Kirche mit herüber genommen, die neuen sind von dem Schreiner Johann Stirnberg hier je Bank 45 Mark hergestellt. Dieselben sind nicht durch die Kirchenkasse gegangen, sondern nebst dem Gitter um den Taufstein durch freiwillige Gaben aufgebracht, wovon die Einwohner von Olpe einen hervorragenden Anteil haben. – Die übrige Schmiedearbeit in und um die Kirche rührt von Gebr. Baranowsky in Arnsberg her.

Ein eigentümliches Missgeschick haben wir mit dem Hochaltar gehabt, derselbe war zu 2000 Mark vereinbart und sollte nach Analogie des Hochaltars in Anröchte hergestellt werden, kostete aber infolge Vernachlässigung eines schriftlichen Kontraktes das doppelte, die ad hoc eines ad hoc angestrengten Prozesses nicht mitgerechnet. – Übrigens soll der Altar in seinen Eisenteilen aus 4000 Teilenzusammengesetzt und nach dem in den Prozess-Akten befindlichen Gutachten des Kunstschlossers Feller in Düsseldorf ein Kunstwerk ersten Ranges sein. Er stammt aus den Schmiedewerkstätten des Schlossers Peter Eikel in Paderborn, allwo auch der Bischöfliche Thron in der Domkirche in Paderborn verfertigt ist und wurde dem Album einverleibt, in Form einer hübschen Fotografie, welche dem Hl. Vater Leo XIII. zu seinem Priesterjubiläum auf (nicht lesbar) 1888 überreicht wurde.

Einweihung des Kriegerdenkmals

Am 21. Juli (1887) – also genau an demselben Tage, an welchem vor 17 Jahren der König seine Residenz verließ und zur Armee nach Frankreich reiste, wurde im Beisein  des Regierungspräsidenten von Rosen, des Landrats Freusberg in Arnsberg und des Bezirks-Commandeurs Major von Heineccius in Meschede das Kriegerdenkmal eingeweiht, bei welcher Gelegenheit der gen. Präsident die Festrede hielt. Es wohnten der Feier noch mehrere Offiziere, 8 fremde und der hiesige Kriegerverein, der Ortspfarrer, im Ganzen gegen 2000 Personen bei.

Der Bau des Denkmals hat viel böses Blut gemacht, da es viel Geld kostet, und dasselbe sonst, beispielsweise für die Kirche zu gebrauchen war; jedoch lässt er sich entschuldigen, da das Geld anderweitig zu Vereinszwecken zusammengebracht war.

Am 12. September (1887) trafen die Herren Prälat und Generalvikar Dr. Berhorst und Domkapitular Dr. Schulte aus Paderborn in Begleitung des Herrn Domkapitulars Propst Kroll in Arnsberg zum Besuche des Pfarrers hier ein und fuhren von hier nach Meschede weiter.

1888

Zu Fastnacht dieses Jahres vor dem 1. Fastensonntag während des Ewigen Gebetes am 19. Februar wurde Vigore facultatis Apostolicae (kraft apostolischer Genehmigung) in der hiesigen Pfarrkirche unter erbaulicher Teilnahme der Gemeinde der heilige Kreuzweg errichtet und eingeweiht durch den Ortspfarrer. Die Stationen auf Zinkplatten dargestellt stammten aus der Herder’schen Literarischen Anstalt in Freiburg und kosten 500 Mark. Und dieselben sollen zur Vermeidung des Oxydierens eigens präpariert sein; jedoch bleibt der Erfolg abzuwarten.

Am 9. März (1888) trat in Folge Schmelzens der großen Schneemassen und des ungewöhnlich langen Regnens die Ruhr in einer seit 100 Jahren nicht da gewesenen Ausdehnung von ungefähr 50 m über ihre Ufer und fügte den Wiesen und Äckern durch Zuführung von Kies und Wegspülung von Mutterboden großen Schaden zu. In den von der Ruhr nach Südost gelegenen  Häusern stand das Wasser in den Kellern und äußerlich bis an die Fenster, während die Bewohner des ersten Hauses nach Norden hin und die der A. Linneborn’schen Fabrik auf Brettern über die Ruhr nach dem Hagen flüchten mussten. Überhaupt hat die gen. Fabrik wohl den größten Schaden davon getragen, da die großen Vorräte von Holz weggespült und der Garten am Hause vollständig demoliert wurde.

Größer noch war die Not in Berge, wo die Glocke gezogen wurde, da das Wasser durch die Fenster drang; am größten jedoch in den „vereinigten Staaten“ Glösingen und Dinschede; die Ruhr hatte hier eine Ausdehnung von 150 bis 200 m. Die Dörfer waren von ihren  Pfarrorten durch eine Wasserscheide getrennt und mussten Läufer zwecks der Verständigung über den Hasennacken  befördert werden. – Man will dort eine solche Not seit 1854 nicht gekannt haben.

Vergleiche hierzu die Katharinen-Flut im Jahre 1890.

Am 15. September (1888) wurde an das Pfarrhaus nach der Hofseite hin ein Stück drangesetzt, wodurch zwei Zimmer und eine Vorratskammer gewonnen wurde. Die Kosten beliefen sich auf 1000 Mark, von denen die Hälfte die Gemeinde, die Hälfte der Pfarrer trug.

Auch ließ sich um dieselbe Zeit der erste Arzt Dr. Marten aus Sternberg, Reg. Bez. Frankfurt a/Oder,  Assistenz-Arzt I. Klasse hier nieder.

Desgleichen wurde die Verkopplung der hiesigen Feldflur, welche mit Wald ungefähr 5000 Morgen zählt, seitens der General-Kommission in Münster eingeleitet.

1889

Pfarrkonferenz

Am 2. Juli fand hier die Konferenz der Pfarrer des Dekanats Arnsberg statt, zu welcher die Pfarrer Soreth in Neheim und Strunk in Hüsten wegen des dort stattfindenden Ewigen Gebets nicht erschienen waren.

Der Ort war auf Veranlassung des Pfarrers festlich beflaggt, eine Form der Begrüßung, welche sonst nicht üblich ist, und die Aufnahme eine herzliche.

Nach dem Levitenamt (mit 3 Geistlichen = Leviten: Zelebrant, Diakon, Subdiakon), welches Herr Pfarrer Berens in Rumbeck unter Mitwirkung der Herren aus Hellefeld und Sundern zelebrierte, wurde von dem Herrn Pfarrer in Affeln, Becker, die Katechese und von dem Herrn Pfarrer Brill in Stockum der Vortrag über die Versuche der Einführung des Protestantismus In das Herzogtum Westfalen gehalten.

Von dem Beginn der Konferenz im Pfarrhaus wurde der Herr Domkapitular Propst Kroll in Arnsberg als Nachfolger des Herrn Boeller in Hellefeld der neue Dechant vereidigt und in sein Amt eingeführt, wobei er den Eid mit von Tränen erstickter Stimme leistete, weil er früh morgens die Nachricht erhalten hatte, dass sein langjähriger Freund, der fast 82 jährige Bischof Drobe von einem Schlaganfall befallen sei.

Ende April richtete in Folge Zwistes zwischen dem Pfarrer und einer hiesigen Lehrerin auf Veranlassung des Amtmanns die politische Gemeinde-Vertretung hier an die Königliche Regierung die Bitte um Entfernung des Pfarrers aus dem Schulvorstand, ein Petitum (eine Forderung, schärfer als: Bitte) gewiss einzig in seiner Art, welchem indes nicht entsprochen wurde. Wohl aber wurde die Lehrerin wider ihren und der Gemeinde Willen zum Herbst seitens der Regierung ihrer Stelle enthoben und nach Winterberg versetzt. - Aufgrund der Akten, die im Extra-Kapitel „Netzwerk Schule“ vorgelegt sind, kann eine dieser 2 Lehrerinnen gemeint sein: um 1887 in Freienohl: Frl. Franziska Böhmer oder Frl. Ernst (ihr Vorname ist nicht aktenkundig). Von Frl. Ernst ist aktenkundig, dass sie in 1 Klassenraum 98 Kinder unterrichtet, gleichzeitig und 5 Schuljahrgänge. Und es wird eine „befähigtere und rüstigere“ Lehrerin gesucht.- Später werden von Pfarrer Falter Lehrerinnen „ausgewechselt“, die von jungen Freienohlern sehr geschätzt worden sind.

1890

In diesem Jahr wurde das Chor der Kirche zu 800 Mark und im folgenden der Rest desselben zu 1400 Mark von dem Dekorations-Maler (Kunstmaler) Joseph Topp in Arnsberg, gebürtig von Westönnen, zur allgemeinen Zufriedenheit dekoriert und die Gelder durch milde Beiträge aufgebracht. 

Am 6. Juli nach beendeter Mariä-Heimsuchungs-Prozession wurde die hiesige durch den Unternehmer Kaspar Kessler hier erbaute neue Schützenhalle unter Teilnahme sämtlicher Schützenbrüder durch den Pfarrer feierlich eingeweiht, wobei natürlich eine Benediktion (kirchenamtlich: eine offizielle Segnung) nicht gesprochen wurde.

Der Bau erfolgte auf Aktien, da das vorhandene Vermögen der Gesellschaft dazu nicht ausreichte.

Übrigens hat das Schützenfest, welches seitdem unter den 100-jährigen Eichen gefeiert wurde, durch den Bau an seiner Originalität verloren, welche recht interessant war und manche Fremde, unter denen auf besondere Einladung des Pfarrers im Jahre 1886 den  Herrn Regierungspräsident von Rosen und Herrn Landrat Freusberg aus Arnsberg, beide mit ihren Familien, herbeilockten.  Auch ist die Lage desselben (Baus) für den Ort wenig günstig; sie (die Schützenhalle) ist durch den Umstand veranlasst worden, dass die Gemeinde an dieser Stelle den Platz unentgeltlich vergab. Die Schützenbrüder sind von Haus aus eine kirchliche Bruderschaft. Sie dokumentieren diesen Charakter dadurch, dass sie eine Schützenmesse lesen lassen und zu der großen Prozession die Musik stellen. Dafür wird ihnen seitens des Pfarrers beim Stundengebet eine Betstunde eingeräumt und die Unterbringung ihrer Utensilien in der Kirche gestattet.

Auch pflegt der Pfarrer auf spezielle Einladung hin ihr Fest zu besuchen.

Am 18. August  (1890)  wurde durch den Pfarrer in Gegenwart des Schulvorstandes und der Schulkinder die von dem Unternehmer Kaspar Rocholl hier erbaute neue Schule an der Landstraße nach Oeventrop feierlich eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben.

Einweihung der Kirche  (1890)

Am 12. September nachmittags 5 Uhr traf von Calle kommend der Weihbischof der Diözese Herr Augustinus Gockel in Begleitung der Caller Geistlichkeit, des dortigen Kirchenvorstandes und einiger anderer Notabeln hier ein und wurde von dem Ortspfarrer, in dessen Begleitung sich die Geistlichkeit von Rumbeck und dem Herrn Pfarrer Lappe in Hellefeld befand, sowie von der ganzen  Pfarrgemeinde an der Ruhrbrücke abgeholt. Der Herr Domkapitular Propst Kroll war ihm nebst je zwei Mitgliedern des Kirchenvorstandes und der kirchlichen Gemeinde-Vertretung bis an die Grenze des Dekanats, d.h. bis nach Calle entgegen gefahren. Der Empfang, welcher sich natürlich secundum ordinem gemäß der vorgesehenen Ordnung)  abwckelte und zunächst in einer Begrüßung durch drei Schulkinder und den Pfarrer bestand, war insofern recht imposant, als der hochwürdigste Herr auf der Brücke und weiter hinauf die ganze Gemeinde vor sich hatte und die Brücke mit der nächsten Umgebung prächtig dekoriert war. Auch war es nicht ohne Interesse, dass in der Ansprache seitens des Pfarrers, der gerade vor zwei Jahren auf diesen Tag stattgehabten Besuch der Herrn General-Vikar Prälat Dr. Berhorst und Domkapitular Dr. Franz Xav. Schulte in Paderborn erwählt wurde.

Am 13, September fand die Konsekration  des Hochaltars und der Kirche, um 14 Uhr die Spendung der Hl. Firmung statt.

Die Gemeinde hatte alles getan, um den Oberhirten würdig zu empfangen; die Arbeit wurde eingestellt und der Ort festlich geschmückt. Auf der Hauptstraße allein waren achtzig Ehrenpforten errichtet.

Der Hauptglanz war auf dem Platz um und in der Kirche selbst entfaltet, da die Jungfrauen gegen 500 m Girlanden angebracht hatten. – Außerdem wurde hier am Begrüßungsabend die in der Nacht vorher per Wagen von Werl eingeführte St. Nikolaus-Statue ihrer Bestimmung übergeben. Sie stammt aus der Werkstätte des Bildhauers Kappen und kostet inclusive Aufstellen 170 Mark. Die Aufstellung an der nach ihm benannten Treppe geschah mit großer Feierlichkeit, da der Schützenvorstand, welcher auch die Ehrenwache beim Bischof übernahm und mit den Hellebarden bewaffnet in Amtstracht erschien, den Platz sperrte, zu welchem außer der Geistlichkeit die Schulkinder, die Liedertafel und etwa 100 Fackeln tragende Firmlinge Zutritt hatten. Der Bischof hatte sich wegen der rauhen Abendluft zurückgezogen. Die Einweihung der Statue wurde in seinem Auftrag von dem Ortspfarrer nach einer sich über die Geschichte des Kirchenbaus erstreckenden Ansprache eingeweiht, während die Liedertafel einen Choral vortrug und der Polizeidiener Schwer ein Feuerwerk abbrannte. – Die Abreise erfolgte auf Mariä Geburt nachmittags 3 Uhr in einem Wagen des Fabrikanten Kosack, welcher ihn auch von Calle eingeholt hatte, nach Oeventrop, von wo die Weiterreise nach Neheim in Begleitung der Pfarrer Falter und Berens in einem Coupè erster Klasse erfolgte. In Arnsberg schloss sich bis Neheim ein österreichischer Domherr an. Herr Fabrikant Linneborn ließ den Bischof durch einen Wagen bis Oeventrop begleiten. Als der Bischof in den Wagen stieg, hielt der Bäcker  Trumpetter den Wagenschlag,  während der Wirt Johannes Kerstholt ein Hoch improvisierte

Hochwasser

Auf Katharina  (25. November)  entstand hier eine Flut, welche die vom Jahr 1888 noch bedeutend übertraf und welche selbst die ältesten Leute hier nicht gekannt haben. Einzelne Haushaltungen auf den alten Wiesen waren geflüchtet; desgleichen hatte sich der alte Herr Fabrikant Linneborn mit seiner Frau nach Klauken auf dem Hagen zurück- gezogen.

Die Ruhrbrücke war nach dieser Seite hin gesperrt, da sie durch das Wasser erheblich verletzt war; außerdem stand alles bis zum Eisenbahndamm unter Wasser. Auf der anderen Seite des Orts nach Meschede zu stand das Wasser ebenfalls an den Häusern.

Am 24. November stellte die Eisenbahn den Verkehr auf kurze Zeit ein, da die Eisenbahnbrücke bei Westhofen zerstört und die bei Arnsberg beschädigt war. Auch bei Marsberg herum war der Bahndamm beschädigt. Der Verkehr zwischen  Arnsberg und Meschede wurde durch Extra-Post täglich einmal befördert.  Am 25. November fiel das Wasser und wurde der Verkehr wieder langsam eingeleitet. Den größten Schaden hat die Fabrik in Wildshausen gehabt, da die Ruhrbrücke dort vollständig weggeschwemmt und außerdem von dem Wasser für mehrere tausend Mark aufgespeichertes Holz fortgespült wurde. Nach den meteorologischen Berechnungen soll in drei Tagen und Nächten ebensoviel Wasser als im ganzen Monat Juli gefallen sein.

Da Freienohl 33 m über der Ruhr liegt, so 27 m  über dem Tunnel, dessen Sohle 6 m über dem Wasserspiegel ist, konnte es selbst vom Wasser nicht erreicht werden.

In der Nacht vom 25. zum 26. November trat Kälte ein, welche in ungewohnter Strenge zwischen 13 zu 16 Grad bis zum 10. Januar 1891 anhielt und sowohl das Zufrieren der Anschlüsse der Wasserleitungen in den meisten Häusern, als auch das Süßwerden  sämtlicher Kartoffeln und eine Kinderkrankheit zur Folge hatte, Masern und Lungenentzündung, an welcher in jedem Hause 3 bis 4 Kinder lagen und viele starben.

Von Juli bis Dezember starben 3 Personen mehr als Kinder geboren wurden. In den Schulen fehlte über die Hälfte der Kinder; in 2 Klassen waren von 90 Kindern nur 12 anwesend. Mit der Kälte ließ auch die Erkrankung und Sterblichkeit der Kinder nach.

Auf Unbefleckter Empfängnis (8. Dezember, Marienfest) zirkulierte hier die Liste behufs Aufhebung des Jesuitengesetzes, welche 400 Unterschriften erhielt. Zwei Personen, ein Arbeitgeber, ein Arbeitnehmer haben die Unterschrift verweigert. (Namen sind keine angegeben.)

Die am 1. Dezember vorgenommene Volkszählung ergab 1425 ortsanwesende Personen, 25 mehr als vor 5 Jahren. Gegen 60 Personen sind allein im letzten Jahr fortgezogen.

1891

Am 25. Juni, am Tage der Wahl des Dr. Simar zum Bischof in Paderborn schlug der Blitz, jedoch ohne zu zünden, in den Kirchturm unserer Pfarrkirche. Man roch den Schwefelgeruch im Pfarrhaus.

Am 17. Juli schlug derselbe zum zweiten Mal ein und zwar in das südliche Querschiff, jedoch wiederum ohne zu zünden und erheblichen Schaden anzurichten. Der Schadenersatz seitens der Strom-Feuer-Sozietät betrug 300 Mark, wobei wir noch etwas verdient haben.

Ende des Jahres kam die Anlegung eines Bahnhofs hier in Anregung. Es bildete sich ein Komitee aus den angesehensten und einflussreichsten Personen des Orts und der Umgegend mit dem Pfarrer Falter an der Spitze, welches die Sache in die Hand nahm. Dasselbe hat mit dem Unternehmen Glück gehabt, da dasselbe seitens des Landtags  am 19. Februar 1892 zu 53.000 Mark genehmigt und am 12. September in Angriff genommen wurde. Am 1. Mai 1893 wurde derselbe als „Haltestelle und Güterabfertigungs-Stelle und Wagenladung“ dem Verkehr übergeben und von dem Pfarrer Falter unter Assistenz des Kommitees und Mitwirkung der Schulen feierlicher Weise nach weltlichem Ritus eingeweiht. (Anmerkung: die Textfassung  zum Bahnhof scheint zu belegen, dass der vielleicht ganze Chronik-Text erst im Nachhinein und nicht nach den Regeln einer Chronik-Textfassung vom Pfarrer Falter angefertigt wurde, - meint H.P.)

Durch Verfügung des hochwürdigen Kapitular-Vikariats vom 6. November 1891 Nr. 9930 wurde der vormalige Vorsitzende Herr Postmeister Toenne auf Antrag des Pfarrers wegen grober Pflichtwidrigkeit aus seinem Amt als Kirchenvorsteher dauernd entlassen und ihm die Wahlberechtigung dauernd aberkannt, da er seit Juli 1890 in 10 auf einander folgenden  Sitzungen ohne Entschuldigung gefehlt hat.

Diese Tatsache ist deshalb hier niedergeschrieben, weil der Toenne vom Volksmund als der Störenfried zwischen Pfarr-Amt und Gemeinde seit einer Reihe von Jahren bezeichnet wird und eingestandener Maßen 1889 die vor Unwahrheit strotzende Eingabe der hiesigen Gemeinde-Vertretung auf Entlassung des Pfarrers aus dem Schulvorstand abgefasst hat. Demselben wurde indes keine Folge geleistet.

(Hier folgt mit anderer Handschrift eingefügt und abgezeichnet mit „St.“ = Steimann, der nachfolgende Pfarrer): Peccatur extra muros et intra; audiatur et altera pars. St. (Gesündigt wird außerhalb und innerhalb der Mauern ((der Kirche)); gehört werden soll auch der andere Teil.)

Das Jahr schloss in Folge außergewöhnlicher Nässe mit einer Kartoffeln-Missernte, welche so stark war, dass einige Leute die Einsaat nicht wieder erhielten. 100 Pfund kosteten 5 bis 6 Mark. In den kleinen Haushaltungen  war den ganzen Winter hindurch keine Kartoffel zu finden.

1892

Am 1. April wurde nach Analogie (im Vergleich mit den) der „Vereinigten Staaten“ veranlasst durch die hohen Preise der Winkeliere und zum großen Leidwesen derselben ein Consum-Verein mit 100 Mitgliedern gegründet.

In der Karwoche wurde eine neue Turmuhr aus der Turmuhren-Fabrik von J.T. Weule in Bockenem, Provinz Hannover zu 1250 Mark angeschafft. Die Gelder, zu denen die politische Gemeinde 150 Mark beisteuerte, wurden durch milde Beiträge zusammengebracht.

Auf Christi Himmelfahrt fand in der Schützenhalle eine von etwa 600 Personen besuchte Katholiken-Versammlung statt, auf welcher Herr Abgeordneter des Land- und Reichstags Stötzel aus Essen und Herr Redakteur Saget aus Arnsberg als Redner auftraten. Die Versammlung war durch ein vertrauliches Schreiben der Regierung an die hiesigen Wirte veranlasst, in welchem sie gebeten wurden, den Sozialdemokraten ihre Lokale zur Verfügung nicht zu stellen, da dieselben nunmehr den Kreis Arnsberg bereisen wollen. An geistlichen Herren waren als Vertreter ihrer Herren Pfarrer die Kapläne Schrage aus Rumbeck und Hagemann aus Arnsberg anwesend. Die Stimmung auf der Versammlung war eine gehobene, wozu die Romberg’sche Kapelle aus Arnsberg das Ihrige beitrug, welche des Morgens die Urbanus-Prozession begleitet hatte und des Nachmittags in der Schützenhalle konzertierte.  Das Eintrittsgeld betrug 50 Pfennig. Der Reinertrag von 150 Mark wurde auf Bezahlung der Turmuhr verwendet.

Mit dem 1. Oktober schied der seitherige Erste Lehrer, Küster und Organist Joseph Linkamp zufolge Pensionierung aus, an dessen Stelle der Lehrer Jacob Hatzig in Iseringhausen, Kreis Olpe, von den Hufenbesitzern in Übereinstimmung mit dem Schulvorstand gewählt  und der Königlichen Regierung nebst dem Hochwürdigen General-Vikariat behufs Bestätigung präsentiert wurde. Es hatten sich zu der Stelle, welche von dem Pfarrer zu 1500 Mark incl. Wohnung ausgeschrieben wurde, 14 Bewerber gemeldet. Der Schulvorstand, welcher die Angelegenheit zumeist in die Hände des Pfarrers legte, schlug eine Prüfung der Schule des Lehrers Hatzig an Ort und Stelle durch denselben vor, worauf der Pfarrer durch den Unterricht und eingezogener Erkundigungen vollauf befriedigt die hiesigen Hufenbesitzer, einige 60 Personen ohne seitens des Oberhaupts aus eigenem Antrieb von der Kanzel aus berief und ohne Debatte die Wahl des Hatzig veranlasste. 

Am 24. August (1892)  erhielt unser Ort auf 14 Tage Einquartierung von 94-gern  etwa 330 Mann 130 Offizieren und vom 10. bis 12. September  von 32-gern mit etwas Kavallerie im Ganzen etwas über 400 Mann mit 22 Offizieren. Das Militär war an dem Bergmanöver beteiligt, welches sich bis nach Winterberg hinzog. Die Aufnahme seitens des Publikums war eine außerordentlich liebevolle, da seit 1848 kein Militär hier gewesen war, nachher aber war dasselbe über den Weggang recht froh, da der Aufenthalt doch viel Geld gekostet hat. Die Leute betteten ihre Kinder auf die Erde, um den Soldaten Betten geben zu können und ließen sie an ihren Mahlzeiten teilnehmen, obgleich sie ohne Verpflegung einquartiert waren. Auch dem Küster und Pfarrer wurden mit deren Einverständnis solche überwiesen. Der Pfarrer erhielt das erste Mal den Zahlmeister Lüters aus Eisenach, wo das Militär der 94-ger lag, das letzte Mal den Oberstleutnant von Köhler. Die Offiziere speisten bei Bracht zu 1,25 Mark um 5 Uhr zu Mittag und ließen sich während des Essens von der 12 Mann starken Militär-Kapelle etwas vorspielen. Auch ein Militär-Konzert zu 50 Pfennig Entrée à Person wurde während ihrer Anwesenheit auf einem Sonntag, nämlich auf Schutzengelfest am 4. September in der Schützenhalle veranstaltet. 

Auch über das Militär kann keine Klage geführt werden, da dasselbe sich ordentlich betragen hat und seitens der Vorgesetzten strenge auf Manneszucht geachtet wurde, die Zertrümmerung eines Kruzifixes im freien Feld durch einen   Israeliten von den Eisenachern und eine riesige Keilerei in Oeventrop aufgenommen. Dreißig Zivilisten sollen dort über acht Infanteristen mit Spießeisen, in welche Messer und Nägel geschlagen waren, hergefallen sein. Drei erheblich verletzte Soldaten wurden in das Militärlazarett nach Hofgeismar transportiert. Auch hat ein Elsässer, welcher in 10 Tagen abgehen sollte und bei Nöken einquartiert war, beim Dreschen mit der Maschine die rechte Hand verloren.

1893

Am 30. April, am 4. Sonntag nach Ostern, wurde gleichzeitig mit der ersten hl. Kommunion der Kinder im Anschluss an das Hochamt der  päpstliche Segen erteilt, da der Pfarrer Falter, welcher zum 50-jährigen Bischofsjubiläum des Papstes am 19. Februar cr. (currentis = des laufenden Jahres)  nach Rom gewesen war, dort die Vollmacht zur Erteilung desselben erhalten hatte.  Der Tag wurde seitens der Gemeinde wie ein Festtag ersten Ranges begangen und wird ihr unvergesslich sein. Es gingen aus Anlass desselben 850 Personen zur hl. Beichte und Kommunion und war zur Bewältigung der Arbeit außer dem Pfarrer der Franziskaner-Pater Theodor aus Werl tätig. Auch die Herren aus Rumbeck leisteten an einem Abend AushilfeDer Pfarrer erschien bei dieser Gelegenheit zur Ehre des Tages in neuen prachtvollen Gewändern (Messgewand und Chormantel), welche er zum Andenken an die Pilgerfahrt aus Rom mitgebracht hatte.

Am Dienstag der Karwoche, am 28. März, wurde unser Ort von einem großen Schadenfeuer heimgesucht, welchem 11 Häuser mit 15 Familien und im Ganzen 75 Köpfen zum Opfer fielen. Das Feuer nahm gegen  4  Uhr nachmittags in Peetz’ Hause bei der Kirche seinen Anfang und griff bei lebhaftem Nordwinde derartig um sich, dass um 8 Uhr abends die eben genannten Häuser incl.  zweier Scheunen total niedergebrannt waren. Von dem Peetz’schen Hause ging das Feuer auf das benachbarte Besitztum des Tagelöhners Schwefer gen. Görs über, von da auf das des Maurers Schwarzfärber, des Tagelöhners Heckmann und des Wagener Hermes;  von hier auf das des Fabrikarbeiters Kinkel, Ackerers  Lenze und Hömberg und des Fabrikarbeiters Klauke, desgl. Wiesemann, bis endlich es mit der Einäscherung des Hauses des Tagelöhners Neise Halt machte.

Das rapide Umsichgreifen des Feuers ist sowohl dem Umstande, dass die Häuser mit Stroh gedeckt waren, als auch der seit Mitte Januar her anhaltenden Dürre und der Fatalität zuzuschreiben, dass bei dem Wagener Hermes für etwa 200 Taler Schinken und Speck zum Räuchern untergebracht waren, welche sich entzündeten , unter Gezisch brennend durch die Luft flogen und mit den brennenden Strohflatschen sich in die Strohdächer einbohrten. Wieweit diese brennenden Körper flogen, ist daraus ersichtlich, dass durch sie nicht nur das trockene Laub in Brand gesteckt wurde, sondern dass auch Teile derselben auf der nach Olpe führenden Chaussee gefunden sind.

Die Männer des Orts waren fast sämtlich in den Fabriken und Wäldern abwesend und trafen einzelne erst wieder ein, als ihre ganze Habe vom Feuer zerstört war. Die Anwesenden waren mit dem Retten der Haushaltungs-Gegenstände und dem Löschen beschäftigt; auch wurden Vorkehrungen gegen das weitere Verbreiten des Feuers dadurch getroffen, dass sich je 2 bis 3 Männer auf die Dachfirsten der übrigen mit Stroh gedeckten Häuser setzten, um die herbei fliegenden Feuerkörperchen im Keim zu ersticken. Unmöglich hätte aber der verheerenden Gewalt des Feuers hierdurch Einhalt geschehen können, wenn nicht gegen 6 Uhr die Wehren von Meschede und Arnsberg nebst den Herren Landrat Freusberg und Bürgermeister Löcke von dort erschienen wären und kräftig mit eingegriffen hätten, da die hiesigen Mannschaften in der Bekämpfung einer solchen elementaren Macht zu wenig routiniert und in der Bedienung der Feuerspritzen nicht genug geschult waren. Eine eigentliche Wehr bestand z. Zt. Des Brandes hier noch nicht. – (Anm. siehe: Festschrift: 75 Jahre Freiwillige Feuerwehr Freienohl, 20.08.1893.) - Da die Leute nichts als das nackte Leben und das Vieh gerettet haben und sowieso nicht wohlhabend waren, da außerdem die Häuser wegen der schlechten Beschaffenheit nur geringwertig versichert waren, so musste eine allgemeine Unterstützung derselben von außen her eintreten, was auch in durchaus nobler Weise geschehen ist. Nachdem der Ort die notwendigsten Kleidungsstücke nebst Nahrungsmitteln und 200 Mark bares Geld beschafft hatte, traten die Bauern und Landwirte der Pfarrei Calle und Hellefeld für die Neubestellung der Äcker und das Vieh ein, während der Kreis-Ausschuss eine einmalige Unterstützung von 800 Mark gewährte. Auch sonst kamen noch verschiedene wertvolle Gaben ein:

vom Hochwürdigsten Herrn Bischof Simar in Paderborn                                     50.00 Mark

vom Hochwürdigsten Herrn Weihbischof Gockel in Paderborn                            20,00 Mark

vom Herrn Justizrat Schneider in Arnsberg                                                          20,00 Mark

vom Herrn Major Kerlen in Arnsberg                                                                    30.00 Mark

vom Herrn Amtsgerichtsrat Zurhorst in Arnsberg                                                 10,00 Mark

vom Herrn Dr. med. Höynck in Arnsberg                                                              10,00 Mark

vom Herrn Pfarrer Schwinkardi in Hagen Kreis Arnsberg                                     10,00 Mark

vom Herrn Pfarrer Berens in Rumbeck                                                                 75,00 Mark

von Westfälische Volkszeitung in Stockum                                                           21,00 Mark

von Gebr. Kerstholt in Holland                                                                              25,00 Mark

vom Herrn Landrat Freusberg in Arnsberg incl.                                                  160,00 Mark

von Kriegerverein in Hüsten                                              100,00 Mark

von Gesellschaft Concordia in Arnsberg                                                             300,00 Mark

von der Geheimen Stadtkasse in Arnsberg                                                        146,00 Mark

von Amtmann Funke in Hohenlimburg                                                                200,00 Mark

von Firma Kosack und Schenk in Arnsberg                                                        100,00 Mark

aus dem Ort Freienohl incl. Geschenk des Pfarrers                                           220,00 Mark

und Pfarrer Nagel in Nord-Amerika (geb. in Grevenstein)                                  100.00 Mark

                                                                                            Summe                  2000,00 Mark

Hiervon haben erhalten: Mark:

Ackerer Heinrich Peetz : 150  /  Tagelöhner Schwefer : 180  /  Tagelöhner Heckmann : 150  /  Wagener Hermes : 240  /  Tagelöhner Klauke : 180  /  Ackerer Johann Lenze : 150  /  dessen Sohn : 100  /  Tagelöhner Neise : 240  /  Tagelöhner Wiesemann : 180  /  Ackerer Hömberg : 180  /  Maurer Schwarzfärber : 150  /  Schuhmacher Becker : 50  /  Tagelöhner Kinkel : 180  /  per. Vorsteher Kückenhoff : 300.

Das laufende Jahr wurde von einer entsetzlichen Dürren heimgesucht, da bis Johanni (24. Juni) kein nennenswerter Regen fiel. Es gedieh für die Menschen kein Gemüse und kein Futter für das Vieh. Die nicht zur vollen Entwicklung gelangenden Gartenfrüchte, also Bohnen, Erbsen und Pflanzen fielen um, die frühen Kartoffeln starben ab, nachdem sie kaum angesetzt hatten. Die Gräser auf den Wiesen waren verdorrt und die Heuernte gleich Null. Dabei wurden für das wenige vorhandene Gras enorme Preise, z.B. für die Kirchenwiese, welche für gewöhnlich 50 Mark einzubringen pflegt, 160 Mark bezahlt, was die Verschleuderung des Viehs zu Spottpreisen seitens der kleinen Leute zur Folge hatte. – In dieser allgemeinen namentlich Futternot nahm die Gemeinde zum Gebete ihre Zuflucht und unternahm neben den vom Bischof vorgeschriebenen Andachten aus eigenem Antrieb neun Tage hinter einander vom dritten Tage des Schützenfestes dem 11 Juli an einen Bittgang zum Marienkapellchen am Küppel des Abends um 8 Uhr, wobei der Rosenkranz und die Litanei von der Muttergottes gebetet wurde. Der Bittgang fand in Form einer Prozession von der Kirche aus statt, wohin sie auch zurück kehrte und war so zahlreich aus allen Familien des Ortes und des Dorfes Olpe besucht, dass sie sich, was die Teilnahme anbetrifft, in Nichts von der hier üblichen theophorischen  (als religiös bezeichneten) unterschied. Am 6. Tage derselben trat endlich in solch reichlicher Menge erquickender Regen ein, dass die Bittgänge wegen der aufweichenden Wege nicht mehr gemacht werden konnten und an ihrer statt Abendandachten in der Kirche abgehalten wurden. – Der Regen war für die Kartoffeln und für den zweiten Grasschnitt von großer Bedeutung: der Roggen war gut,  der Hafer so klein von Stroh, dass er kaum gebunden werden konnte. – Das Heu  kostete verschieden 6m7 und 8 Mark für 100 Pfund;  es wurde vielfach von der Lippe (Lipper Land, Soester Börde?) bezogen, da hier zu wenig gewachsen war.

Vom 16. bis 24. September wurde hier von den Franziskaner-Patres Martinus, Odoricus und Barnabas Mission gehalten, die erste wieder seit 1659. -  Dieselbe wurde in einfacher Weise eröffnet und in feierlicher Weise nach vorgängiger Aufrichtung des Missionskreuzes mit Erneuerung der Taufgelübde und Erteilung des päpstlichen Segens geschlossen. – Täglich waren drei Predigten: um 8, 2 und 7.30 Uhr, welche sehr gut besucht waren. Bei der Abendpredigt war die Kirche zum Erdrücken voll. – Auch viele Auswärtige nahmen teil, vorzüglich aus der Pfarrei Calle; selbst die Herren Pfarrer aus Calle, Rumbeck und Arnsberg haben dieselbe mit ihrem Besuche beehrt. – Die Schulkinder hatten zwei separate Vorträge, in denen sie über das goldene A-B-C: „Folgsam – fleißig – fromm“ belehrt wurden.  – Am dritten Tage begannen die Beichten, welche von den Missionaren allein gehört wurden. Es wurden 1300 zumeist Lebensbeichten abgelegt und eben so viele Kommunionen ausschließlich von der Hand des Ortspfarrers ausgeteilt. Der unverheiratete seit einem viertel Jahr hier ansässige praktische Arzt Dr. Bödefeld hat sich und zwar soweit es sich übersehen lässt, allein ausgeschlossen. – Auch wurde ein Jungfrauenbund mit 140 Mitgliedern gegründet, zum Beitritt des demnächst zu gründenden Jünglings- (Arbeiter) Vereins aufgefordert und die Todesangst-Bruderschaft eingeführt, in welche sich etwas über ein tausend  Erwachsene aufnehmen ließen. – Zu letzter Stunde wurde das Missionskreuz aufgerichtet. Die prozessionsweise Tragung durch den Ort musste unterbleiben, da die polizeiliche Genehmigung versagt wurde. -  Von den Missionaren wohnte der  Superior P. Martin im Pfarrhaus, während Odoricus bei Johann Kerstholt und Barnabas bei Korten – also in unmittelbarer Nähe des Pfarrhauses untergebracht waren. Kost und Verpflegung erhielten dieselben im Pfarrhaus auf Kosten des Pfarrers; jedoch hatten die Jäger Joseph Nöke, Auktionator und Holzhändler Johann Schwefer ein Reh zur Verfügung gestellt; auch wurden von Holzarbeiter Lenze einmal einige Fische geliefert. Für die Reisekosten kam die Gemeinde mit 50 Mark auf, welche während der Mission in der Kirche gesammelt und dem Superior der Franziskaner Pater Provinzial in Düsseldorf zur Verwendung übergeben wurden.

1894

Ende Januar war der Herr Pfarrer Falter nach Berlin, um die Erweiterung des hiesigen Bahnhofs auf Stückgutverkehr und die Anlage einer Filial-Apotheke zu beantragen. Er wurde am 23. Januar von dem Herrn Minister Dr. Bosse im Haus der Abgeordneten und am 24. des gen. Monats von dem Herrn Minister Thielen in beiden Fällen mit großer Liebenswürdigkeit empfangen. Auch sind beide Minister der Erledigung der beiden Anträge sofort näher getreten, da die Unterbehörden bereits Ende Februar zur Berichterstattung rücksichtlich der Apotheke aufgefordert wurden, während der Güterschuppen des Bahnhofs auf speziellen Wunsch des Herrn Eisenbahn-Ministers Thielen am 17. März zu 6.000 Mark  in Submission vergeben wurde. – Den Zuschlag zum Bahnhof erhielt  der Unternehmer Gebr. Rocholl hier. Am 12. April wurde mit dem Bau begonnen und am 15. Juli des laufenden Jahres dem Verkehr übergeben in der Weise, dass die Station auch für den Eil- und Fracht-Stückgut, Gepäck- und Privat-Depeschen-Verkehr sowie für die Abfertigung von lebendigen Tieren eröffnet wurde.  Der Privat-Depeschen-Verkehr ist auf die Zeit von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends beschränkt. 

Bei Gelegenheit der Verkopplung wurde auf Befehl der Königl. Staats-Regierung den hiesigen zwei Lehrerstellen eine Schuldodation von etwa 50 are (1 are, französ. Einheit für Flächenmaß, = 100 qm) an Größe ausgeworfen und  von Seiten des Schulvorstandes in der Sitzung am 14. März so zwischen denselben geteilt, dass dem ersten Lehrer der Acker in der Slade Flur III Nr. 88 mit einem Bonifierungswert (Vergütungswert) von 648 Mark, dem zweiten die Kaiserwiese und der Acker auf der Hohen Fohr mit einem solchen von 674 Mark, in beiden Fällen gegen eine Anrechnung von je 30 Mark überwiesen wurde.

Vom 17. bis 19. April fand Missions-Erneuerung durch den Franziskaner-Pater Isidor statt, bei welcher 126 in den aus Anlass der Mission gegründeten  Jungfrauenbund aufgenommen wurden.

Am 25. Juli ist die Jungfrau Josephine Schroer von hier als Bezirkshebamme von mir vereidigt und dadurch auch kirchlicherseits in ihr neues Amt eingeführt. Dieselbe hat die Hebammen-Anstalt in Paderborn besucht und bei der Prüfung das Prädikat „Sehr gut (I)“ erhalten. (Unterschrift)  Falter, Pfarrer.Am 12. August wurde von dem Herrn Dechanten Domkapitular Propst Kroll in Arnsberg das von dem Herrn Pfarrer Falter neu erbaute Vereinshaus in Gegenwart der ganzen Gemeinde und in Begleitung des Herrn Professors Henze, des Herrn Kaplan Grasse in Arnsberg und des Herrn Pfarrers Berens in Rumbeck feierlich eingeweiht – eine hier noch nicht da gewesene Feier, zu welcher auch der Herr Redakteur Hilsmann von dem Central-Volksblatt in Arnsberg und der Herr Fabrikant Cosack von seiner Sommervilla in Wildshausen erschienen waren. -  Der Bau ist ausgeführt von Gebr. Rocholl und kostet incl. Bauplatz ca. 22.000 Mark. Der Bauplatz kostet 1.800 Mark, die innere Einrichtung gegen 3.500 Mark. 

Am 22. September abends 6 ½ Uhr traf von Grevenstein kommend Seine Bischöfliche Gnaden der Hochwürdigste Bischof Dr. Hubert Simar hier ein, um anderen  Tag welcher ein Sonntag war, das Sakrament der Firmung zu spenden. Derselbe wurde mit 4 Wagen und 2 Vorreitern in Grevenstein abgeholt und von dem Ortsvorsteher Kaspar Kessler dort begrüßt. Im Übrigen wickelte sich die Einholung analog der des Hochw.  Weihbischofs im Jahr 1890 ab (vergleiche Seite 8) (gemeint ist die Seite 8 vom Originaltext; wieder ein Beleg, dass der Originaltext genau genommen keine exakte Chronik ist; H.P.)  und reiste nach derselben am 23. nachmittags 5 Uhr nach Rumbeck weiter.

Unter den Triumphbogen zeichnete sich ein solcher nach Art eines Gradierwerkes von Wacholder zwischen  dem Köther’schen Haus und der Schule aus, welcher seine Entstehung der rastlosen Bemühung des Holzhändlers Johann Schwefer verdankt.

In Begleitung des Bischofs befand sich der Prälat Schneider aus Paderborn, welcher bei dem Ortsvorsteher untergebracht wurde. – An dem Festessen im Pfarrhaus nahm außer dem Propst Kroll aus Arnsberg noch der Fabrikant Joseph Cosack  aus Wildshausen teil, dessen Frau Gemahlin Elisabeth geb. von Rudloff Firmpatin geworden war. – Ein Besuch der Schule fand nicht statt, weil gerade Ferien waren;  dagegen waren die Lehrkräfte mit Ausschluss des Lehrers Bahne, welcher zu einer sechswöchentlichen Übung nach Gotha einberufen war, nach hier zurückgekehrt. – Das Wetter war nach einer langen Regenperiode vorübergehend gut, schlug aber  am Tag nach der Abreise in ein sehr regnerisch kaltes Wetter  wieder um. – Der Bischof war mit allem, was er sah und hörte, sehr zufrieden und sprach sich namentlich über den wohlgelungenen Umbau der Kirche sowie über den Hochaltar recht belobigend aus.

1895

In der Nacht vom 26. zum 27. Juli wurden von ruchloser Hand die Bäume im Pfarrhaus-Garten durch Abtrennung der Rinde zerstört und ein Teil der Früchte aus-,  resp. (bzw.) niedergerissen. Der Täter ist nicht bekannt geworden.

Am Sonntag, dem 22. September, am 16. Sonntag nach Pfingsten, wurde in dem Vereinshaus aus Anlass des Umstandes, dass der Pfarrer Falter vor zwei Jahren zu dem Jubelfest als Pilger in Rom war, im Anschluss an dieselbe eine Depesche an Seine Heiligkeit wegen seiner tiefen Trauer über den Rechtsbruch dem Piemonteser durch Wegnahme des Restes des Kirchenstaates am 20. September 1870 abgelassen. -  Auf dieselbe ist ein Dankestelegramm eingelaufen, welches folgenden Wortlaut hat: „Seine Heiligkeit hat die Huldigung der Pfarrgemeinde Freienohl einschließlich des Vororts Olpe huldvoll entgegen genommen und erteilt dafür bereitwillig den päpstlichen Segen. Cardinal Rampolla.“

Auf Martini (23. Woche nach Pfingsten) wurde mit 33 Schülern im Vereinshaus eine Sonntagsschule eröffnet. Der Unterricht dauert von 5 bis 7 Uhr nachmittags, erstreckt sich auf das praktische Leben und wird von 6 Personen, sc. (scilicet = nämlich) den 2 Lehrern, dem Werkführer Schneck in Wildshausen, Ortsvorsteher Unternehmer Kessler und Auktionator Landwirt Nöke unter der Direktion des Pfarrers Falter erteilt;  derselbe ist freiwillig und unentgeltlich, jedoch müssen die Kinder selbst oder deren Eltern Mitglieder des Hauses sein. – Unter den Schülern befanden sich 4 aus Olpe und 1 aus Berge.

Auf Kirchweihfest i.e. (id est = das ist am) Dom. XXV. p. P. (Dominica XXV. post Pentecostes = 25. Sonntag nach Pfingsten) die 17. Novembris (die = am Tag, dem 17. des Novembers) wurde zum ersten Mal der auf Befehl der Regierung seitens der Gemeinde angeschaffte neue Totenwagen benutzt. Die Ehefrau Storm geb. Kaulmann wurde als die erste in demselben zum Kirchhof gebracht, während der von dem ehemaligen Posthalter Lorenz Düring gefahren wurde. Zur Erstattung der Anschaffungs- und Unterhaltungskosten wurden für denselben von Fall zu Fall 3 Mark entrichtet, welche in die Gemeindekasse fließen, während die Beschaffung der Pferde den Interessenten (!) überlassen bleibt.

Mitte November hat dem Fabrikant A. (Adalbert) Linneborn durch eine gewaltige „Kraftentwicklung“ unsern Ort den Weltstädten einen erheblichen Schritt näher gebracht, indem derselbe für seine Fabrik und Wohnung elektrisches Licht mit im Ganzen 45 Flammen – unter welchen 2 Bogenlampen (waren) – zur  Beleuchtung und zum Betrieb angelegt hat,

Am 29  November wurde der neue Amtmann Hans von Kökritz (nachträglicher Eintrag: „+ 1951“), Leutnant a.D. als Nachfolger des nach Brackel, Landkreis Dortmund versetzten Amtmanns Enser durch den Landrat Freusberg in sein Amt eingeführt, womit ein eigentümliches Versteckenspiel des Ober-Präsident Studt sein Ende fand.  Da nämlich die Erledigung und Wiederbesetzung des Amts in die Zeit fiel, in welchem sowohl das Haus der Abgeordneten als auch der Provinziallandtag und die Presse mit der Paritäts-Frage sich beschäftigte, durfte billiger Weise erwartet werden, dass das nahezu rein katholische Amt einen katholischen Amtmann erhalte, eine Forderung, welche auch der Kreis-Ausschuss bei der in Rede stehenden Wahl energisch Ausdruck verlieh. – Auch schien der Ober-Präsident anfangs  derselben Ansicht zu huldigen, da er den Königl.  Rentmeister Pütter in Lüdinghausen, einen überzeugungstreuen Katholiken, zum com. (communalen) Amtmann ernannte und gleichzeitig auf 4 Monate beurlaubte.  Allmählich jedoch kam er von dieser Meinung zurück, da er das Gerücht ausstreuen ließ, dass es an katholischen Beamten dieser Art mangele; die Ernennung des Pütter, welcher inzwischen zum Steuersekretär in Münster gemacht ist, wurde zurück gezogen, und der von Köckritz, welcher gleichzeitig mit einem jungen Regierungs-Supernumerar zur Wahl gesetzt war, in der Amtsversammlung gewählt und bestätigt. – Derselbe ist überzeugungstreuer Protestant und lebt von seiner Frau getrennt. Gegen seine Person und sonstige sittliche Führung ist nicht das Geringste einzuwenden. 

Auf Anregung des Herrn Pfarrers und Definitors Berens in Rumbeck wurde zum ersten Male  auf Dedicatio (Kirchweih-Fest), das ist Sonntag, den 19. Juli 1896, eine gemeinschaftliche Wallfahrt nach Werl abgelassen (!) unter Führung des gen. Pfarrers, an welcher sich 300 Freienohler und 700 Personen aus der Pfarrei Rumbeck beteiligten. Die Wallfahrer wurden per Extrazug zu dem einfachen Hinpreis ad (zu) 1,30 Mark auch zurück befördert. Auch wurden dieselben zufolge Entgegenkommens der Polizeiverwaltung seitens des Pfarrers in Prozession abgeholt, unter dem Geläute der Glocken zur Kirche geleitet und nach Absingung des Te Deum (Großer Gott, wir loben dich!) und nach Erteilung des sakramentalen Segens (mit der Monstranz)  entlassen.  Nach den gewonnenen Eindrücken wird die Prozession für die Zukunft nicht wieder eingehen, sondern noch an Freunden und Teilnehmern gewinnen.

Am 11. Juli 1896  feierten die Eheleute Schuster Franz Funcke und Marianne Heckmann und Ackerer Johann Lenze mit Elisabeth Heckmann (2 Schwestern) ihre Goldene Hochzeit. Bei Gelegenheit der kirchlichen Feier durch den Pfarrer Falter erhielt das erstere Jubelpaar ein Kaiserliches Gnadengeschenk von 30 Mark, das letztere am 24. September die silberne Ehejubiläumsmedaille mit Urkunde.

1898

Durch Vermächtnis vom 15. Mai 1894 erhielt die hiesige Pfarrgemeinde  von dem im Krankenhaus zu Neheim  gestorbenen Maurermeister Franz Göckeler in Freienohl ein Geldgeschenk von 400 Mark mit der Bestimmung, dass die Verwaltung des Kapitals und die Verteilung der Zinsen durch den Vinzenz-Verein, dessen Mitglied der Erblasser war, geschehen solle und zwar durch Verteilung unter die ortsarmen Kinder zwecks Bereitung einer Weihnachtsfreude.

Am 4. Februar cr. (currentis = des laufenden Jahres)  wurde dem hiesigen Vereinshaus, in welchem seither nur beschränkte Wirtschaft für die Mitglieder war, die komplette Gast- und Schankwirtschaft in der Weise verliehen, dass dieselbe zwar auf den Namen des jeweiligen Kastellans geschrieben, die Benennung derselben aber dem Vorstand überlassen wird.

Der am 10. September des vergangenen Jahres in einem Alter von 84 Jahren gestorbene Franz Göckeler (siehe oben) hat auch noch ein Requiem für hier gestiftet.

Bei der diesjährigen Urbanus-Prozession hat zum ersten Mal der vor einem Jahr gegründete kirchliche Posaunenchor, welcher aus 18 Personen besteht, mitgewirkt und sofort sehr glücklich debütiert. Derselbe ist auf Veranlassung des Pfarrers Falter durch den sehr rührigen Communal-Förster Ganczarsky ins Leben gerufen  und hat keine Mühe und Ausgabe gescheut, weshalb das schöne Resultat erzielt wurde.  Zur Erstattung für die Anschaffung der Instrumente anfänglich ausgegebenen 425 Mark soll bis auf Widerruf bei den Prozessionen und bei den einige Male im Vereinshaus zu gebenden Konzerten für die Mitglieder gesammelt werden.

1899

Das Ende des vergangenen Jahres und der Anfang des neuen brachte uns die veränderte Wasserleitung, d.h. anstatt des seitherigen Ruhrwassers direktes Quellwasser (s.o. 1886). Die neue Anlage kostet 31.000 Mark, von welcher der Erlös für die Maschine pp. Im Pumphäuschen in Abzug kommen. Der Anlage ging ein großer Zeitungskrieg vorher.

Am 5., 6. Juni wurde das 25-jährige Stiftungsfest des hiesigen Kriegervereins gefeiert. Er wurde ähnlich begangen wie das Schützenfest und auch auf zwei Tage ausgedehnt. Des Morgens war Gottesdienst, des Nachmittags auf dem Schützenhofe Konzert resp. (bzw.) Ball. Am ersten Tage fand auch eine Begrüßung der von auswärts mit ihren Fahnen erschienenen 17 Vereine bei dem Kriegerdenkmal durch den Amtmann von Köckritz statt und im Anschluss daran der Parademarsch, welcher von dem Festcommitèe abgenommen (wurde). Auch waren die Herren Oberregierungsrat Michaelis und Landrat Droege als Vertreter des Regierungs-Präsidenten erschienen, von denen der erstere die Krieger im Namen des Königs begrüßte und den Kaisertoast ausbrachte. Auch fand eine Dekorierung (Auszeichnung, Ehrung) der Gründer des Vereins, sofern sie dem Verein 25 Jahre ununterbrochen  stabil angehört hatten – 12 an der Zahl – statt, bei welcher der ebenfalls anwesende Ortspfarrer Falter einige salbungsvolle Worte sprach. – Der Ort war einheitlich geschmückt und zählte 63 Ehrenpforten. Bei dem Festzug durch die Stadt, an welchem die fremden Vereine sich beteiligten, wirkten 3 Musikchöre mit, unter denen die (83-ger) Militärkapelle aus Arolsen.

Die Namen der 12 Gründer sind folgende: Kaspar Altenwerth, Adam Assmann, Anton Bauerdick, Johann Kerstholt, Kaspar Kessler, Johann Kückenhoff, Josef Nöke, Fritz Neise, Heinrich Schwer, Franz Spindeldreher, Kaspar Weber, Theodor Zacharias.

Am 20. August auf Mariä Himmelfahrt traf von Grevenstein kommend 6 Uhr abends Weihbischof Gockel hier ein zwecks Spendung der Firmung am folgenden Tage. Er wurde in dem Linneborn’schen Wagen abgeholt und von dem Vorsteher Kessler begrüßt. Die kirchliche Begrüßung fand am Vereinshaus durch den Pfarrer statt. Während der Anwesenheit desselben traf auch ein Studienfreund des Pfarrers, der Militärpropst Eduard Vattmann  aus Nordamerika hier ein. Der Bischof reiste am 21. nach Rumbeck weiter.

1900

Am 18. März, d. i. den 3. Sonntag in der Faste(nzeit) wurde hier eine Zahlstelle (Filiale) des „Sauerländischen Gewerkvereins“ für hier und Oeventrop mit im ganzen 6 Fabriken gegründet, welchem 150 Mitglieder beitraten. In Ermangelung einer anderen geeigneten Persönlichkeit wurde der hiesige Pfarrer Falter als Ehrenpräses gewählt und das Amt von dem Gewählten unter der Bedingung  angenommen, dass nach dem Programm des Hl. Vaters Leo XIII., welcher die Organisation der Arbeiten gebietet, den Streik aber verbietet, verfahren wurde. – Der Verein wählte darauf einen Vorstand von 7 Personen und 12 Delegierten. Als Versammlungslokal wurde das Vereinshaus gewählt und als Versammlungsabend de praecepto (nach der Satzung) der 2. Sonntag im Monat festgesetzt.

Am 21. Mai (1900) versuchte sich eine lebensmüde Dienstmagd bei der Station Freienohl an der Ruhrbrücke zu ertränken, wurde aber auf ihren Hilferuf von Arbeitern gerettet und bis zu ihrer Genesung im Gasthof Göckeler untergebracht. .Sie stammte aus Ostpreußen, von wo sie vor einem Jahr durch einen Gesinde-Vermieter nach Westfalen geholt war. Sie wohnte zuerst bei einem Gutsbesitzer in Burg bei Hellefeld, wurde aber trotz der herrschenden Leute-Not entlassen und ging nach Solingen, von wo sie zurück- kehrte. Wie hier, so machen auch sonst die Herrschaften mit den Einwanderern aus dem Osten nicht die besten Erfahrungen. Am meisten zufrieden ist man noch mit den Leuten aus Russisch-Polen, da sie geringe Ansprüche an das Leben stellen, sparsam sind, und weil meistens verheiratet, einen gewissen Halt haben. Sie geben deshalb auch in moralischer Hinsicht wenig Grund zu Klagen. Die Selbstmörderin soll ein unlauteres Verhältnis mit einem Kuhschweizer gehabt haben und schließlich von demselben verschmäht sein.

Am  10. Juni (1900)  fand aus Anlass des 20-jährigen Stiftungsfestes der hiesigen „Liedertafel“ auf dem Schützenhof hierselbst ein Gesangwettstreit statt, an welchem sich 13 Vereine von auswärts beteiligten. Von den gestifteten Preisen gelangten 7 nach Neheim, unter denen 3 an die dortige „Cäcilia“.  Als Preisrichter fungierten die Herren Professor Schwarz aus  Köln, Krüsch, Musikdirektor aus Düsseldorf, Steinkühler, Chordirigent aus Hagen. Die Gemeinde nahm die Gäste freundlich auf und hatte sich hinsichtlich der Schmückung der Straßen angestrengt. Im übrigen fand das Fest wegen der Überhandnahmen der Festlichkeiten auf keineswegs allseitige Beteiligung. Hielten sich doch selbst einzelne ältere Mitglieder von dem Fest gänzlich fern und zogen sich von der „Liedertafel“ bis nach den Feiern zurück.

Am 3. August brach in dem Doppelhaus des Joseph Kerstholt und des Läuteküsters Adam Pöttgen auf nicht ermittelte Art und Weise Feuer aus, wodurch beide Wohnungen total zerstört wurden. Joseph Kerstholt hat die meisten Sachen gerettet, während dem Pöttgen mit Ausnahme des Viehs alles verloren gegangen ist.

Am 21. Juni wurde der Pfarrer Falter während des Sacr. (sacer= heiligen) Hochamts nach einer einhalbjährigen Krankheit  (Rippenfellentzündung) von einer schweren Ohnmacht befallen und für tot vom Altar gezogen. Derselbe hat sich langsam von dem Leiden erholt, den Gottesdienst vor wie nach (Wortstellung!) weiter allein versehen und sogar die Bination (zweimalige Messfeier am selben Tag)  an den Sonn- und Feiertagen beibehalten.

Im Oktober trat nach langer Zeit wieder ein Freienohler in das Priesterseminar zu Paderborn (ein), nämlich Joseph Nöke. Derselbe erhielt am 5. Juni 1901 die quatuor minores (die vier niederen Weihegrade: Ostiariat / „Türsteher“ ((nicht jeder durfte während des Gottesdienstes die Kirche betreten, 3.-16. Jahrhundert, später: Küster, „Kirchenschweizer“)), Lektorat / Vorleser der biblischen Lesungen ((noch nicht des Evangeliums)), Exorzistat / mit Beten das Zurückweisen alles Bösen ((das Wort Teufelsaustreibung ist eine unsinnige und bösartige Verdrehung)), Akoluthat / Leuchterträger ((in unmittelbarer Nähe beim Priester, damit der die Gebetstexte leicht lesen konnte)).

 

1901

Am 6. Juni verließ uns nach  6 ½ jähriger Tätigkeit der Amtmann von Köckritz, um das ihm übertragene, die Gemeinden Harpen, Gerthe und Grumme  umfassende neue Amt Harpen mit ca. 30.000 Seelen in dem 190.000 Bewohnern zählenden Kreis Bochum zu übernehmen. Da Herr von Köckritz, ein geborener Brandenburger, früher sowohl auf der Polizeidirektion in Charlottenburg als auch auf dem Landratsamt in Hörde beschäftigt war, und bereits mehrere Ämter selbstständig verwaltet hatte, so wurde es ihm leicht, sich hier in verhältnismäßig kurzer Zeit einzuarbeiten und den zu dem hiesigen Amt gehörigen ärmeren Gemeinden durch die Unterstützung des Staates auf dem Gebiet des Schulhaus- und Wegebaus größeren Wohltaten zuzuwenden. Auf diese Art sind in Oeventrop, Uentrop und Meinkenbracht herliche Schulgebäude entstanden und für Wegebauten in Freienohl allein ca. 50.000 Mark ausgegeben. Besondere Verdienste hat er sich durch die Hilfe  erworben, die an den Renten-Berechtigten bei der Alters- und Invaliditäts-Anstalt in Münster angedeihen ließ; ferner dadurch, dass er, obgleich Protestant, den Katholiken in der Ausübung ihrer Religion, z.B. in der Duldung nicht hergebrachter Prozessionen bereitwillig entgegenkam und dass er die außerordentlich liebevollen Aufbauten bei der Anwesenheit des Hochwürdigsten Herrn Weihbischofs Gockel im vergangenen Jahr an den Tag legte, was von dem hohen Gast selbst dankbar anerkannt wurde. Wenngleich die in Gemeinschaft mit dem Pfarrer Falter hinsichtlich des Bahnbaus Wennemen – Warstein und der Concessionierung (Genehmigung, Beauftragung) einer Apotheke für Freienohl unternommenen Schritte noch nicht mit Erfolg gekrönt sind, so wird doch ein gutes Andenken in dem hiesigen Amt ihm dauernd gesichert sein.

Als Nachfolger wurde der Herr Homann aus Albaxen an der Weser gleichzeitig in das Amt durch den Kreissekretär Koffler unter Assistenz des Amtsdeputierten Schulte zu Uentrop eingeführt.

In Folge lange an haltender Trockenheit versagte am 22. Juli die hiesige Wasserleitung und lieferte nur den tief liegenden Bewohnern des Orts eine geringe Quantität Wasser. Auf den Antrag der politischen Gemeinde vom 19. Juli wurde seitens des Kirchenvorstandes genehmigt, dass in dem zwischen dem Pfarr- und Küsterei-Walde belegenen, dem Pfarrer gehörigen Siepen ein Filtergraben mit Staumauer angelegt und das Siepen zur Filtergallerie hinzugezogen wurde. Während der Dürre musste das Wasser aus der Ruhr geholt werden, wozu die Leute nicht mehr eingerichtet waren. Zum Glück hielt dieselbe nur 3 Tage an, da Regen eintrat.

Am 13. Oktober wurde in hiesiger Gemeinde der Volksverein für das katholische Deutschland von neuem eingeführt. Der Einführung ging eine von dem Pfarrer Falter als Geschäftsführer berufene Volksversammlung im Vereinshaus voraus, auf welcher auch der Herr Land- und Reichstagsabgeordnete Amtsgerichtsrat Schwarze zu Rüthen seinen Wählern sich vorstellte. Derselbe sprach über die fruchtbare parlamentarische Tätigkeit des Centrums (die katholische politische Partei) überhaupt und über die Stellung zum Zolltarif im besonderen. Nach einer Belehrung über den Begriff und die Arten der Zölle zeigte (der) Redner, mit welchem Eifer und mit welcher Raffinesse die Sozialdemokraten (1901!)  den Kampf gegen die Kornzölle zu einer künstlichen Verhetzung der Massen gegen das ihnen so verhasste Centrum benutzten. Wenn das Centrum für eine mäßige Erhöhung der Zölle  auf landwirtschaftliche Erzeugnisse einträte, dann sei es sich vorher darüber klar geworden, dass es damit den Interessen aller Stände diene und werde wieder sorgen, dass die Zollgesetzgebung auch den Arbeiter-Familien nutzbar gemacht werde, da tatsächlich die Landwirtschaft sehr daniederliege und es die Pflicht eines jeden sei, zu ihrer Besserung beizutragen. Herr Pfarrer von Haehling aus Bigge verbreitete sich über die Eigenschaften, welche ein guter Arbeiter haben müsste, während Herr Sekretär Brauns von den Zentralstellen in Mönchen-Gladbach sich in meisterhafter Weise über die Pflichten des Volksvereins in der Gegenwart verbreitete. Herr Amtmann Homan hier, welcher den Vorsitz übernommen hatte, schloss mit einem Hoch auf die Redner die von 300 Personen besuchte imposante Versammlung. Nach derselben ließen sich 230 als Mitglieder in den Volksverein eintragen, von denen je 25 auf Oeventrop und Olpe kamen.

(Ende der Textfassung durch Pfarrer Falter. – Zur Erinnerung: die Daten-Angaben zeigen, dass die Chronik nicht synchron geschrieben ist. )

 

1902

Fortsetzung vom nächsten Pfarrer Karl Steimann

 

Das Jahr 1902 war für die Pfarrgemeinde Freienohl von besonderer Bedeutung. Am 9. März des Jahres, einem Sonntag, starb unerwartet der seitherige Pfarrer Julius Falter, nachdem derselbe noch am Morgen des gedachten Tages bis an die Treppe der Kirche sich geschleppt, die Kirche selbst aber nicht mehr betreten hatte. Am Abend des 9. März ist er leider ohne die hl. Sterbesakramente verschieden. Da er ein tugendhafter Priester war, so hat er, wie wir zu Gott hoffen, ein gnädiges Gericht gefunden. Die vorhergehenden Seiten der von ihm angelegten Chronik bezeugen, dass er für das geistige und leibliche Wohl seiner Pfarrkinder eifrig bemüht gewesen ist. R.I.P (Requiescat in pace : lat.: Er möge ruhen im Frieden!)

Nach seinem Tod übernahm der seitherige Kaplaneiverweser Johannes Kellner aus Balve auf Anweisung der bischöflichen Behörde die Verwaltung der Pfarrstelle. Johannes Kellner, geb. zu Dingelstädt, Provinz Sachsen, geb. 12. Februar 1872, zum Priester geweiht am 14. August 1896. Derselbe amtierte bis zum 4. Juni des Jahres.  An diesem Tag trat der am 10. April a. cr. (des laufenden Jahres) zum Pfarrer von Freienohl ernannte seitherige Kaplan Karl Steimann die Stelle als Pfarrer hierselbst an. Er ist geboren zu Bettinghausen, Pfarrei Ostinghausen, Kreis Soest, am 16. Juni 1864, als Sohn des verstorbenen Landwirts Heinrich Steimann und dessen Ehefrau Margaretha Schulte. Am  6. April 1889 zum Priester geweiht, verwaltete er vom 28. April bis 1. September 1889 die Vikarie zu Fretter, Pfarrei Schönholthausen, Kreis Meschede. Vom 1. September (resp. 30. August) (bzw.) 1889 bis zum 4. Juni 1902 war er als Kaplan an der Propsteipfarrkirche zum hl. Johannes  Leostift, der ehemaligen Dominikanerkirche, in Dortmund tätig. Seinem Wunsch, still und ohne weltliche  Feier die Seelsorge hierselbst anzutreten, glaubte man auf Anraten des Dechanten, Pfarrer Berens in Rumbeck, nicht nachgeben zu können, und so wurde derselbe denn am 4. Juni an der Ortsgrenze festlich empfangen und feierlich eingeführt. Gott gebe, dass dem Hosianna nicht das „Kreuzige ihn“ folge.

Im November 1902 fanden unter lebhafter Beteiligung die kirchlichen Wahlen statt. Der Protest des Bauunternehmers Kaspar Rocholl (und Hintermänner) wurde vom Kirchenvorstand für unbegründet erklärt, ebenso von der bischöflichen Behörde und der Regierung. Der Protest des Bauunternehmers und (der)zeitigen Ortsvorstehers Kessler (wegen Formfehlers bei der Publikation) als begründet anerkannt.

Der Sakramentenempfang von Seiten der Männerwelt war mangelhaft; bei den Frauen machte sich eine entschiedene Wendung zum fleißigen Empfang derselben bemerkbar.

1903

Das neue Jahr wurde durch eine Messerstecherei im Vereinshaus eröffnet. Glücklicherweise genas der schwer verwundete Gisbert Pütz verhältnismäßig schnell.

Vom 22. März bis  zum 5. April (IV. Quadr. Bis Palmarum) (4. Fastensonntag bis Palmsonntag)  wurde eine hl. Mission durch den hochw. Jesuitenpater Melchior Neusester abgehalten. Für die Frauen fand die erste Serie vom 22. – 29.3. der Predigten statt, nachmittags  4 ½ Uhr;  für die Männer die zweite (Serie)  abends 8 Uhr vom Passions- bis Palmsonntag. Sämtliche Einwohner mit 4 Ausnahmen empfingen die hl. Sakramente. Von diesen 4 haben 2 aus Gleichgültigkeit dieselben nicht angenommen. Die Wirkung der Predigten war großartig. Am Palmsonntag fand abends die Schlussandacht unter großer Teilnahme statt.

Am 2. Ostertag wurde die Feier des Regierungsjubiläums des Hl. Vaters  festlich begangen. Nachmittags um 5 Uhr Festversammlung im Bracht’schen Saal, bei der Herr Kürmann, Sekretär des Volksbüros in Paderborn über den Volksverein, Herr Oberlehrer Wilderman aus Recklinghausen über die Bedeutung des Papsttums redete. Abends 8 Uhr fand Fackelzug, Illumination des Ortes und Feuerwerk statt. Letzteres wurde an der Kirche abgebrannt. Bei der letzten Nummer des Feuerwerks wurde unter Musikbegleitung mit Glockenklang das Te Deum (Großer Gott, wir loben dich!) gesungen. Damit war Schluss.

1902

Zwei wichtige Ereignisse sind übergangen:  die Primizfeier des Joseph Noeke aus Freienohl am 2. Ostertag 1902. Dieselbe fand vor Einführung des Pfarrers statt.

Am 16. November 1902 hielt der Neupriester Theodor Mester sein erstes Hl. Messopfer. Derselbe hat sich für die Diözese Omaha  (Amerika) weihen lassen.

1903

Am Weißen Sonntag wurden 41 Kinder, 20 Mädchen, 21 Knaben, zur 1. Hl. Kommunion geführt. Im August am Tag auf Mariä Himmelfahrt verließ der Herr Mester die Heimat, um in seiner Diözese zu wirken. Derselbe ist z, Zt. angestellt als Assistant (Kaplan)  in Spencer, Diözese Omaha (Nord-Amerika).

Für die Kirche wurde geschenkt eine Herz-Jesu-Statue von der Jungfrau Elisabeth Düring. Das Altärchen hat der Kunsttischler Günther in Steinheim angefertigt (siehe M. Hammerschmidt ((H.)): Festbuch: 1753-2003: 250 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus Freienohl, Freienohl 2003, S. 27?).  Ebenfalls wurde eine neue Weihnachtskrippe angeschafft. Den Stall hat Caspar Köster nach Angabe des Pfarrers gemacht. Die Figuren wurden von Lammersen in Paderborn für 58 Mark (abgesehen von dem Jesuskind) gekauft (Festbuch, s.o., S. 80).

Im Jahr 1903 wurden getauft:  77 Kinder; getraut: 16 Brautpaare; beerdigt: 40 Leichen. Im Jahr 1903 wurden ca. 7100 Kommunionen ausgeteilt (wahrscheinlich an 100 noch mehr). In der Seelsorge haben die Patres von Oeventrop fleißig ausgeholfen, besonders: Ewiges Gebet (370 Kommunionen). Allerheiligen (457) und Weihnachten (430 an 3 Tagen). - Herz-Jesu-Missionare (MSC) aus Hiltrup.

       

1904

Im Anfang des Jahres 1904  wurde die Lehrerin  Breer, einstweilig hier angestellt, aus dem Dienst entlassen, weil dieselbe durch ihr Verhalten in der Zeit ihrer Bekanntschaft mit dem Sohn des Holzhändlers Johannes Schwefer Anstoß erregte.  Entlassung erfolgte am 4. Februar 1904. An ihre Stelle wurde die Lehramtskandidatin Gertrud Köster aus Blankenrode, Pfarrei Meerhof, Kreis Büren, geschickt. Dieselbe kam aus dem Königlichen Lehrerinnen-Seminar in Paderborn.

Am 15. Mai trat der Lehrer Franz Hanebrink, bis dahin Lehrer in Gellinghausen, Pfarrei Bödefeld als zweiter Lehrer ein. 

Lehrer Eikelmann rückte infolge seiner „hervorragenden Leistungen in der Schule“  an die dritte Stelle.

Die neu errichtete dritte Lehrerinnenstelle wird von der Schulamtskandidatin Elisabeth Dame aus Neheim verwaltet.

Am  23. Juni spendete der Hochwürdigste Herr Bischof Dr. Wilhelm Schneider das Hl. Sakrament der Firmung an (Lücke) Firmlinge. Unter diesen waren die  42 Neu-Kommunikanten, welche am Weißen Sonntag die 1. Hl. Kommunion empfangen hatten.

Am 4. Oktober wurde der III. Orden des Hl. Franziskus kanonisch  (kirchenrechtlich korrekt) errichtet. Die Mitglieder hatten seither die Versammlungen in Meschede besucht. Auf ihr dringendes Bitten hat der Pfarrer geglaubt, die entsprechenden Schritte zur Errichtung hier tun zu müssen. Es wurden 20 Personen neu aufgenommen.

Für die Kirche wurden angeschafft: 1. ein schwarzer Chormantel für Beerdigungen (Festbuch, s.o., S. 104). 2.  2 weiße Fähnchen,  3. geschenkt wurde von einem ungenannten Wohltäter die Statue der Unbefleckten Empfängnis zur Erinnerung an das 50-jährige Jubiläum der Verkündigung des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis Mariens (Festbuch, s.o., S. 27 u. 28).

Es wurden 3 Felder des Turms (nach Westen) von dem Schieferdeckermeister  Kohle neu gedeckt.

Getauft wurden im Jahr 1904: 74 Kinder. Getraut sind im Jahr 12 Paare. Gestorben sind 31; 17 Erwachsene, 14 Kinder. Die Empfang der Hl. Sakramente war gut: 7453  Kommunionen.

1905

 

Ich (= Pfarrer Steimann) füge hier ein einige Notizen über frühere Pfarrer in Freienohl, ausgezogen aus dem Taufbuch 1743 – 1778/9.

(Die Übersetzung des lateinischen Textes folgt im Anschluss. Die vorgegebene Schreibweise / Rechtschreibung wurde beibehalten; ausgenommen offensichtliche Schreibfehler im Lateinischen.)

In Protocollo collegii pastoralis Meschedensis de sancto spiritu sunt annotati pastores municipii huius sequentes:

D.  (Dominus = Herr, hier auch Vor-Titel für einen Geistlichen)  Johan von dem Fryenohle – plus nihil -.

D. Johann Trener von dem Fryenohle.

D. Johann Severde pastor to Fryenohle.

D. Tilman Pastor zu Fryenohl.

D. Johan up der Becke (?) Pastor to Fryenohle  1522.

D. Jürgen Schmidt Pastor to Fryenohl

Ao 1615 ist inscribiert worden  Dom. Godefridus Kenter, Pastor in Fryenohl. 

Circa annum 1619 fuit hic pastor Johannes Sutorius de quo nulla alia exstat memoris, quam literae pro civibus huiatibus scriptae..

Circa  annos 1620, 1630 et alterius fuit pastor Laurentius Pontanus de quo multa in archivio.

Circa annum 1650 fuit pastor Nicolaus Friderici, qui incepit annotare baptizatos et hanc  parochiam mutavit cum Herschbergensi. 

D. Johan Adolph Pastor to Fryenohle.

D. Johan Mollendick Pastor to Fryenohl ist 1655 mit Todt abgegangen.

D. Jodocus Ludovicus Hencken vice Pastor in Fryenohl.

D. Lubertus Krafft Pastor to Fryenohl ist a. 1685 gestorben d. 9 ten Jan.

D. Franciscus Trost, Pastor zu Fryenohl, denom. 23. Juni 1684; 1690 gestorben.

Dom. Caspar Hülsberg ((aus Werl gebürtig. St. (St. = Steimann))) Pastor in Fryenohl starb 1732 d. 17. Mai, inskribiert 1692 (se. confr. de  s. spiritu in Meschede).

1732 Pastor designatus B. (Bartholdus) Pötgen Meschedensis, congregationi s. spiritus inscriptus, obiit 13 t. Decembris 1775 circa horam 8 vam promeridianam.

Anno 1776 pastor designatus Joannes Fabry, supra dictae congregationi similiter inscriptus. Pastor Fabry obiit 7. Novembris 1787; praedicta confraternitas iam extincta est.

Hunc pastorem R.D. (hier: Referendum Dominum = hochwürdigen Herrn) Fabry secutus est R.D. Jürgens ex Remblinghausen, qui tantum  per medium annum hic fuit, qui nempe  a capitulo Meschedensi in parochum remblinghausensem eligebatur.

Anno 1788 vel 89 hanc parochiam obtinuit R.D. Theod. Cordes, qui post  quinquennium ad parochiam in Bödefeld promovebatur.

Postea fuit pastor Fryenohlensis R.D. Hessmann, etiam per quinquennium tantum postea ad Biggensem promotus.

Post hunc ego  Casp. Erlmann Grevensteinensis ad hanc parochiam ao 1797; 7 ma Decembr. a reverendissimo et serenissimo Archiepiscopo et electore Coloniensi Max. Francisco denominatus sum; installatus 1798  15. Mai curam aggressus  sum 7. Sept. mortuus est 19. April 1806.

Post hunc ego Antonius Speckmann, Freckenhorstensis, doecesis Monasteriensis ad hanc parochiam ao 1806, 8. Oct. ex parte serenissimi magniducis Hassiae, Ducis Westphaliae, denominatus sum installatus eodem anno 28. Oct. curam  aggressus sum.

Post hunc ego Godefridus Honoris Kost ex guardiano conventus Franciscanorum Attendorniae ex parte regis Borussiae Friderici Wilhelmi III. ad hanc parochiam 1822, 18. Junii sum denominatus, installatus autem eodem anno 16. Julii a pl. rev. Dom.(a pleno reverendo Domino= vom sehr hochwürdigen Herrn) Sauer, pastore Arnsbergensi et curam aggressus sum.

Pastor Kost (es folgt ein kurzer Teil auf Deutsch) ist gestorben am 28 ten August 1833 an der Wassersucht und am 30. August begraben. Die letzte Taufe von ihm ist eingetragen am 15. April 1833. Am 20. April zeichnet als Pfarradministrator Fr. Loholz. Letzte durch genannten Herrn eingetragene Taufe am 9 ten Juli 1833.

Am 26 ten Juli tauft Hense, am 26. Februar Pfarrer Sporkmann, welcher mit Pfarrer Hense, der nach Camen ging, die Pfarrei wechselte (Festbuch, s.o. S. 133).

Namen und Amtsdauer der folgenden Pfarrer stehen auf der ersten Seite dieser Chronik verzeichnet (siehe Tabelle am Anfang dieser Abschrift).

Notizen, welche die Kirche betreffen.

Pfarrer Pötgen, der von 1732 bis 1775 hier tätig war, hat sich um das Wohl der Gemeinde sehr verdient gemacht. Unter ihm ist die Kirche neu gebaut worden. Im Taufbuch steht unter den Jahren 1751 und 1752: In diesen zwei Jahren ist unsere Kirche in- und auswandig fertig worden mit dem Mauerwerk des Turms. Ist auch das („Altar“ damals Neutrum)  hohe Altar (Hochaltar) in Bildhauer- und Schreiner-Arbeit gemacht worden. Im Copulationsbuch ist eingetragen: Anno 1753, d. 24. Junii desponsatus est R.D. pastor pro tempore per actum solemnem cum nova ecclesia inter triennium elapsum aedificata per consecrationem et primam Deo dedicationem. Consecratio facta est per Illustrissimum et Reverendissimum Dominum Franciscum Casparum de Francken-Sierstorff, Episcopum et Suffraganum Coloniensem Patronus primarius ecclesiae et summi altaris designatus s. (sancti = des heiligen) antistes (Bischof) Nicolaus; secundarii s. Joannes Evangelista et s. Franciscus Xaverius. Altare secundarium ad latus evangelii dedicatum ss. (sanctissimae = allerheiligsten) Virgini Mariae in coelum assumptae primario, secondario sts (sanctis = der heiligen) Agathae et Luciae. Alterum s. Josepho primario, secondario s. Antonio  (Pad.) (Padule = von Padua) et ss. Fabiano et Sebastiano. Reliquiae tribus altaribus inclusae sunt de societate stae Ursulae (sanctae = der heiligen). Affuerunt saeculares  et ecclesiastici numero et dignitate spectabiles. Pro die anniversaria a me electa est et concessa Dom. (Dominica = Sonntag), quae in ordinae  Breviarii nostri censetur prima Augusti, quae aliis octavis non impeditae estque dotata 40 dierum indulgentiis. 

1765. Hoc anno in templo nova sedilia sunt perfecta et prout quis plus vel minus laboravit, non sine murmure distributa; constiterunt 120  Imperiales, quaevis sedes taxata est ad unum Imperialem. 

1766. Hoc anno altare summum suis coloribus decoratum est.   

1767. Hoc anno baptisterium, confessionale; cathedra suis coloribus ornata sunt et tabulae sepuleri Domini.

1771. In diesem Jahr sind die 2 größeren Glocken angeschafft (im Original auf Deutsch).

1777. Hoc tempore (wohl im Oct.) campana maior rupta est et per Rev. et Amplissimum praepositum D. Engelbertum Kunst in Rumbeck postquam neofusam, benedicta et consecrata est (Festbuch, s.o., S 36).

Die Kirche hat jetzt auf dem Hauptturm 4 Glocken:

1. Die „Feuerglocke“. Fondue. Par. J. B. Du. Bois. En. 1843.

2. Die  „Messglocke“  gegossen von J. B. Du. Bois. Im Jahre 1843.

3. Die „Angelusglocke“ J. B. Du. Bois. Fecit Anno 1843.

4. Die „Schulglocke“  „Die Lebenden rufe ich; die Gewitter breche ich; die Toten beweine ich.“ 1778. (Steimann, par.) (Festbuch, s.o. vergl. S. 36 und 44!)

 

(Damit endet der von Pfarrer Steimann eingefügte lateinisch abgefasste Text. Jetzt folgt die deutsche Übersetzung. Dabei wird die damals übliche Schreibweise von Freienohl beibehalten. )

 

Im Protokoll des Mescheder Pastoral-Kollegiums vom Hl. Geist (weiter unten auch Konfraternität, Bruderschaft genannt; über die Personal-Funktionen ist z. Zt. nichts bekannt ) sind die folgenden Pastöre  dieses Ortes aufgeführt:

Herr (hier Titel für einen Geistlichen) Johann von dem Fryenohle.

Herr Johann Trener von dem Fryenohle (im Festbuch, s.o.: Trever).

Herr Johann Severde Pastor zu Fryenohle (im Festbuch, s.o.: Syverde).

Herr Tilman Pastor zu Fryenohl (im Festbuch, s.o.: Tillmann).

Herr Johann auf der Becke, Pastor zu Fryenohle 1522.

Herr Jürgen Schmidt, Pastor zu Fryenohl.

Im Jahr 1615 ist eingetragen worden Herr Godefridus Kenter, Pastor in Fryenohl.

Etwa im Jahr 1619 war hier Pastor Johannes Sutorius, über den nichts anderes in Erinnerung vorhanden ist, außer die für (lat.:pro, also wohl nicht gemeint: an) die hiesigen Bürger geschriebenen Briefe (noch nicht aufgefunden, 2004).

Um die Jahre 1620 und anders um 1630 war hier Laurentius Pontanus, über den vielerlei im Archiv (steht).

Etwa um das Jahr 1650 gab es hier Pastor Nicolaus Friederici; er begann die Getauften aufzuschreiben und wechselte diese Pfarrei mit Eversberg.

Herr Johann Adolph, Pastor zu Fryenohle.

Herr Johann Mollendick. Pastor zu Fryenohl, er ist 1655 mit (dem) Tod abgegangen.

Herr Jodocus Ludovicus Hencken Vice-Pastor in Fryenohl (Festbuch, s.o.: Pfarrverweser).

Herr Lubertus Krafft, Pastor zu Fryenohl, ist im Jahr 1685 am 9. Januar gestorben.

Herr Franziskus Trost, Pastor zu Fryenohl, ernannt am 23. Juni 1684; 1690 gestorben.

Herr Caspar Hülsberg (aus Werl gebürtig. St.) (St. : Pfarrer Steimann), Pastor in Fryenohl, starb 1732 am 17. Mai, eingetragen 1692 (in der Bruderschaft vom Hl. Geist in Meschede).

1732 ernannter Pastor B. Pötgen aus Meschede, eingetragen in der Kongregation vom Hl. Geist, starb am 13. Dezember 1775 etwa um 8 Uhr vormittags.

Im Jahr 1776 wurde Johannes Fabry als Pastor eingesetzt; oben Angegebenes über die Kongregation ist entsprechend eingetragen (inhaltlich unbekannt). Pastor Fabry starb am 7. November 1787; die erwähnte Kongregation hatte schon aufgehört (zu bestehen?).

Diesem Pastor Fabry folgte der hochwürdige Herr Jürgens aus Remblinghausen, der nur bis zur Jahresmitte hier war, der natürlich vom Mescheder Kapitel zum Pfarrer von Remblinghausen gewählt wurde (eine Praxis der Ämter-Besetzung, über die nichts bekannt ist, die seit langem nicht mehr praktiziert wird).

Im Jahr 1788 oder 1789 besetzte diese Pfarrei (Freienohl)  der hochwürdige Herr Theodor Cordes, der nach 5 Jahren zur Pfarrei Bödefeld versetzt wurde.

Später war Freienohler Pastor der hochwürdige Herr Hessmann, auch nach nur 5 Jahren später wurde er nach Bigge versetzt.

Nach diesem wurde ich, Caspar Erlmann aus Grevenstein, am 7. Dezember 1797, für diese Pfarrei (Freienohl) ernannt von hochwürdigsten und allerwürdigsten (zeitübliche kirchliche „Amtssprache“) Erzbischof und Kurfürsten von Köln Maximilian Franziskus; installiert (Fachsprache) am 15. Mai 1798; die Seelsorge begann ich am 7. September; er (Caspar Erlmann, ein anderer Schreiber!) starb am 19. April 1806.

Nach diesem wurde ich, Antonius Speckmann aus Freckenhorst, Diözese Münster, am 8. Oktober 1806, für diese Pfarrei (Freienohl) vom Großfürsten von Hessen, Fürst von Westfalen ernannt, installiert; ich begann die Seelsorge am 28. Oktober im selben Jahr (1806).

Nach diesem wurde ich, Gottfried Honorius Kost, vom Guardian (Konvents-Vorsteher) des Franziskaner-Konvents Attendorn, einem Amtsbereich des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm III. für diese Pfarrei (Freienohl) am 18. Juni 1822 ernannt, installiert auch im selben Jahr (1822) am 16. Juli vom sehr hochwürdigen Herrn Sauer, Pastor von Arnsberg; und ich begann die Seelsorge.

(Im lateinischen Text folgt ein kurzer Teil auf Deutsch:)  Pastor Kost ist gestorben am 28. August 1833 an der Wassersucht und er wurde am 30. August begraben. Die letzte Taufe von ihm ist eingetragen am 15. April 1833. Am 20. April zeichnet als Pfarradministrator Fr. Loholz. Letzte durch genannten Herrn eingetragene Taufe am 9. Juli 1833. 

Am 26. Juli tauft Hense, am 26. Februar Pfarrer Sporkmann, welcher mit Pfarrer Hense, der nach Camen ging, die Pfarrei wechselte (Festbuch, s.o. S. 133).

Namen und Amtsdauer der folgenden Pfarrer stehen auf der ersten Seite dieser Chronik verzeichnet (siehe Tabelle am Anfang dieser Abschrift).

Notizen, welche die Kirche betreffen.

Pfarrer Pötgen, der von 1732 bis 1775 hier tätig war, hat sich um das Wohl der Gemeinde sehr verdient gemacht. Unter ihm ist die Kirche neu gebaut worden. Im Taufbuch steht unter den Jahren 1751 und 1752: In diesen zwei Jahren ist unsere Kirche in- und auswandig fertig geworden mit dem Mauerwerk des Turms. Ist auch das (s.o.) hohe Altar (Hochaltar) in Bildhauer- und Schreiner-Arbeit gemacht worden. Im Copulationsbuch Trauungs-Register) ist eingetragen (es folgt wieder die Übersetzung aus dem Lateinischen):

Am 24. Juni 1753 wurde der hochwürdige Herr Pastor (Pöttgen)  der Zeit entsprechend mit einem feierlichen Akt mit der neuen Kirche verehelicht, nachdem sie in weniger als 3 Jahren erbaut worden war, die mit ihrer Weihe in erster Linie Gott übergeben worden war. Die Weihe wurde vollzogen  vom hochwürdigsten Herrn (Titel verkürzt wiedergegeben) Franziskus Caspar von Francken-Sierstorff, Weihbischof von Köln; zum ersten Patron der Kirche und des Hochaltars wurde erwählt der hl. Bischof Nikolaus, an zweiter Stelle der Evangelist Johannes und der hl. Franziskus Xaverius. Der zweite Altar, der auf der Evangelienseite (in Blickrichtung auf den Hochaltar: auf der linken Seite), wurde geweiht an erster Stelle der in den Himmel aufgenommenen allerheiligsten Jungfrau Maria, an zweiter Stelle der hl. Agatha und Lucia. Der zweite Altar (auf der rechten Seite) war an erster Stelle dem Hl. Joseph geweiht, an zweiter Stelle dem hl. Antonius von Padua und den Heiligen Fabian und Sebastian. Die Reliquien sind für die drei Altäre zusammen von der Gesellschaft der Hl. Ursula. Sie leisten weltlich und kirchlich an Zahl und Würde Beachtliches. Für den jährlichen Gedenktag wurde von mir ausgewählt und bestimmt der Sonntag, der nach der Ordnung unseres Breviers als erster im August bestimmt ist, der von anderen Oktavtagen nicht verdrängt ist und der ausgestattet ist mit einem 40-tägigen Ablass (damals eine zeitübliche Frömmigkeitspraxis).

1765. In diesem Jahr sind für die Kirche die neuen Bänke (Sitzplätze?) fertig geworden, und sie wurden, je nachdem, wer mehr oder weniger gearbeitet hat (Sinn?); nicht ohne Murren verteilt; sie kosteten 120 „Imperiales“ (kaiserlicher Geldwert); jeder Sitzplatz wurde auf 1 „Imperial“ festgesetzt.

1766. In diesem Jahr wurde der Hochaltar mit seinen Farben bemalt.

1767. In diesem Jahr wurden der Taufbrunnen und der Beichtstuhl fertig; Der Priestersitz wurde mit seinen Farben bemalt und die Wände für das Grab Christi wurden fertig (am Karfreitag; damals und noch bis etwa 1955 gottesdienstlicher Brauch). 

1771. In diesem Jahr sind die 2 größeren Glocken angeschafft (Original auf Deutsch).

1777. In dieser Zeit, wohl im Oktober (Zeitangabe auf Deutsch), ist die größere Glocke zerbrochen, und nach neuem Guss wurde sie vom hochwürdigen und durchlauchtigsten (zeitübliche kirchliche Amtsprache) Herrn Propst Engelbert Kunst aus Rumbeck gesegnet und geweiht (Festbuch, s.o. S.36).

 

(Einschub Übersetzung beendet; Fortsetzung s.o.: Die Kirche hat jetzt…)

1905

Ereignisse, die für das kirchliche Leben von Bedeutung wären, haben sich nicht zugetragen. Am 30 ten April empfingen 42 Kinder die erste hl. Kommunion, 26 Knaben, 16 Mädchen. Es fanden statt: Taufen 74. Trauungen 10. Beerdigungen 18. Heilige Kommunionen wurden empfangen 7590.

1906

Am 4 ten April wurde die Lehrerin Franziska Kenter in ihr Amt eingeführt. Mit dem 1. April war die seitherige Lehrerin Anna Brockmeyer aus dem Amt geschieden, da sie, wie zahlreiche ihrer Vorgängerinnen in den lang ersehnten Hafen der Ehe einlief. Sie heiratete den Sohn Emil des Bauunternehmers Kaspar Kessler hierselbst.  Die Lehrerin Köster wurde nach Bruchhausen b. Hüsten versetzt. An deren Stelle trat Franziska Kenter II, Nichte der oben genannten.

Getauft wurden im Jahr 1906 70 Kinder, getraut wurden  (die Mengenangabe fehlt) Paare. Es starben 62 Personen, meist Kinder infolge einer Masernepidemie. Zur ersten hl. Kommunion gingen  (es fehlt die Gesamt-Mengenangabe), 20 Knaben, (es fehlt die Mengenangabe für die Mädchen)  Mädchen. Hl. Kommunionen wurden ausgeteilt 7620.

1907

In diesem Jahr wurde ein Arbeiterverein gegründet. In der Seelsorge und im kirchlichen Leben sind keine besonders wichtigen Ereignisse zu verzeichnen. In diesem Jahr wurden getauft 79 Kinder, getraut 14 Paare; es starben 36 Personen, zur ersten Hl. Kommunion gingen 50 Kinder, 24 Knaben, 26 Mädchen; Hl. Kommunionen wurden ausgeteilt 8100.

Lehrer Eikelmann starb am 16.  August nach Empfang der hl. Sterbesakramente. Die Stellvertretung für ihn hatte die Lehrerin Helene  Ziegenbalg aus Arnsberg, welche bis zum 1. Dec. blieb.  An deren Stelle trat als Nachfolger Eikelmanns der Lehrer Heins, von Oelinghausen b. Hüsten kommend.

1908

In diesem Jahr wurden 74 Kinder zur ersten hl. Kommunion geführt, 42 Mädchen, 32 Knaben.  Die Lehrerin Gertrud Köster wurde im Herbst nach Freienohl zurückversetzt zur Freude der Einwohner und des Pfarrers. Es starben 35 Personen; getraut wurden 16 Paare, geboren sind 74 Kinder. Hl. Kommunionen  wurden ausgeteilt 8640 (3100 Männer).

1909

Für die Kirche wurden beschafft: 6 neue, vergoldete Altarleuchter. Preis 200 Mark; ein gotisches weißes Messgewand: 120 Mark. - Geschenkt wurde von dem Schützenverein aus Anlass des (angeblich) 200-jährigen Bestehens des Vereins ein Silber vergoldeter Kelch, der Goldschmied Josef Fuchs in Paderborn hat ihn verfertigt. Er kostet 450 Mark. (Siehe dazu: „300 Jahre St. Nikolaus-Schützenbruderschaft Freienohl 1702, S. 138)  -  Am 1. Juli fand  die hl. Firmung durch S. Bischöfl. Gnaden Dr. Schneider statt. Schon 2 Monate nachher wurde derselbe durch den Tod seiner Diöcese  entrissen am 30. August. – Im Herbst wurde ein goldbrokatenes Messgewand für die Hochfeste gekauft zum Preis von 380 Mark. Die Firma Gotzes in Crefeld lieferte dasselbe. – Freienohl zählte am 1. November:  1935 Einwohner, davon 5 Protestanten, 10 Juden. Es wurden geboren 72 Kinder, starben 22, getraut wurden 13 Paare. Gefirmt sind am 1. Juli: 231; Erstkommunikanten 37. Zahl der hl. Kommunionen 8830. - Die Zahl 6 für die Altar-Leuchter bedeutet in ihrer religiösen Symbolik, Zeichen-Sprache die 6 Wochen-Tage mit dem 7. Tag, dem Sonntag ihrer Mitte.

1910

Das Jahr 1910 war wichtig für die Gemeinde, weil in der Woche nach Ostern die Missions-Erneuerung stattfand. Dieselbe wurde von zwei Priestern der Gesellschaft Jesu (Societas Jesu : Jesuiten; SJ = im Volksmund Schlaue Jungs) gehalten. Täglich fanden 2 Predigten statt, morgens ¼ nach 8 für die Frauen und Jungfrauen, abends ¼ nach 8 für die Männer und Jünglinge.  Es nahmen mit einer Ausnahme (Assmann Drahtzieherei und Nagelschmiede) alle Männer und Frauen statt.

Am 2. Ostertag gingen in diesem Jahr mit Rücksicht auf die Missionserneuerung zur ersten hl. Kommunion.

Am 15. Juni trafen von der Generaloberin geführt die ersten Schwestern aus dem Mutterhaus der Schwestern vom Hst. Herzen Jesu zu Hiltrup hier ein (Hst.: Heiligsten). Dieselben sind herbeigerufen zur Übernahme der ambulanten Krankenpflege, Näh- und Kinderbewahr-Schule. Gleich am 1. Tag konnten die Schwestern in Tätigkeit treten für die Krankenpflege.

Es wurde das Haus der Eheleute Cossmann an der Straße nach Oeventrop mit Garten für 7125 Mark gekauft. Witwer Ludwig Geisler schenkte den 22 ar großen Garten für die Schwestern.

Zur I. hl. Kommunion gingen 52 Kinder. Die Zahl der hl. Kommunionen belief sich auf 14930. 74 Taufen. 40 Beerdigungen. 12 Trauungen.

1911

Im Jahr 1911 wurde das Haus für die Schwestern eingerichtet. An demselben wurde ein Anbau aufgeführt, der zu  ebener Erde die Bewahrschule und Nähschule enthält. Im Dachgeschoss sind nach der Straße hin 2 Zimmer für Schwestern, nach der Nordseite ist die Kapelle eingerichtet. Dieselbe  wurde am 13. Mai durch den Ortspfarrer im Auftrag des Generalvikariats benediziert (eingeweiht). Das hl. Sakrament wird in derselben aufbewahrt. Wöchentlich einmal ist Hl. Messe.

Der aufgeführte Neubau kostete fertig (ein Betrag ist nicht eingetragen, s.u.).

Von der Kirchengemeinde, der das Grundstück und Gebäude gehört, wurden 5000 Mark bei der hiesigen Sparkasse geliehen. Durch den vaterländischen Frauenverein wurden 1200 Mark  geschenkt. Ferner wurden durch zinslose Anteilscheine 2400 Mark aufgebracht. Der genaue Kostenpreis  kann erst nach vollständiger Einrichtung und Bezahlung angegeben werden.

Im Jahr 1911 zum 1. April wurde die 7-te Lehrkraft angestellt, sodass die Schule jetzt 4 Lehrer und 3 Lehrerinnen zählt.

Für die Kirche wurden 6 neue Altarleuchter zum Preis von 200 Mark gekauft. Das Geld wurde durch freiwillige Beiträge aufgebracht.

Im Herbst des Jahres wurde die Kirchenheizung angelegt. Mahr und Söhne in Aachen lieferten dieselbe. Sie kostet fertig in allem 3400 Mark.

62 Taufen. 45 Beerdigungen, 20 Trauungen. Hl. Kommunionen 21036. Erstkommunionen 134. In diesem Jahr gingen zum ersten Mal Kinder von 10 Jahren mit. - Früher mit 14 Jahren.

1912

Für die Kirche wurde ein neues großes, ungefähr 800 Hostien fassendes Ziborium für 230 Mark gekauft. Das Geld wurde durch freiwillige Beiträge in kurzer Zeit gesammelt. An kirchlichen Handlungen wurden vorgenommen 82 Taufen, 18 Trauungen, 39 Beerdigungen. Zur ersten hl. Kommunion gingen 62 Kinder. Hl. Kommunionen wurden ausgeteilt 24736, davon 6600 Männer, 18136 Frauen. Hierin sind enthalten 60 Kommunionen kranker Männer und 176 kranker Frauen. Ereignisse von besonderer Bedeutung haben sich nicht ereignet; vielleicht ist erwähnenswert, dass 2 Männer und 1 Frau zu Ostern die Hl. Sakramente nicht empfangen haben.

1913

Im Laufe des Jahres sind Ereignisse von besonderer Bedeutung nicht vorgekommen. Zum Schluss des Konstantinischen Jubiläums ist ein Triduum gehalten von P. Gensert S.J. Der Herr hielt 6 Predigten, die sehr gut besucht waren. Bei dieser Gelegenheit wurde das Männer-Apostolat  eingeführt, zu dem sich 135 Männer und 70 Jünglinge über 18 Jahren meldeten und dadurch den Vorsatz bekundeten, monatlich die hl. Sakramente zu empfangen. Da alle 4 Lehrer, der Amtmann, der Apotheker und einige andere Männer von Einfluss mittaten, steht zu hoffen, dass es segensreiche Früchte bringt.  An der hl. Kommunion nahmen abgesehen von vielleicht 20 – 30 Personen alle teil.

Kirchliche Handlungen wurden folgende vorgenommen: Taufen 72. Beerdigungen 25. Trauungen 23. Hl. Kommunionen wurden ausgeteilt 28510.  Erstkommunion 73 (32 – 41). Krankenkommunionen fanden 195 statt. Der Pfarrer richtete  eine Eingabe an die Bischöfliche Behörde um Anstellung eines  Hülsgeistlichen, auf die eine Antwort nicht eintraf, wohl weil dem Gesuch wegen Priestermangels nicht entsprochen werden konnte. In diesem Jahr wurde von Seiner  Bischöflichen Gnaden am 25. Juni, nachmittags, das hl. Sakrament der Firmung an 384 Firmlinge gespendet.

(Gruß):

Et pastori et gregi omnia salutaria in Domino.

Freienohl, d. 25. m. Junii a. 1914.

+  Carolus Josephus, Ep. Pad.      

(Dem Hirten und der Herde alle Segenswünsche im Herrn. Freienohl, am 25. Juni 1914,

+ ((= Zeichen für einen Bischof)) Carl Joseph, Bischof von Paderborn)

 

1914

Der letzte Satz, die hl. Firmung betreffend, gilt nicht für 1913, sondern 1914. Gewöhnlich sind die Ereignisse des Jahres am Schluss kurz eingetragen. In diesem Jahr jedoch muss mitten im Jahr mit der Eintragung der wichtigsten Begebenheiten der Gemeinde begonnen werden. Der eben ausgebrochene Krieg zieht das ganze Land oder jede kleine Gemeinde in Mitleidenschaft und in eine nicht geringe, deshalb soll, so gut es geht, das Wichtigste notiert werden. Über den Krieg, seine Gründe, seine Vorgeschichte, seinen Verlauf wird die Geschichte ein genaues Bild liefern, hier sollen nur Stimmungsbilder aus unserer Gemeinde kurz skizziert werden. Der Krieg, der die Welt so schrecklich mitnimmt, war schon seit Jahren ein Gegenstand banger Sorge und Erwartung des Königs und des Volkes. Deshalb war man gerüstet und sozusagen seit Jahren bis an die Zähne bewaffnet. Der erste Schuss dieses Krieges ist in Bosnien gefallen, wo in Sarajewo am 28. Juni der Erzherzog = Thronfolger von Österreich mit seiner Gemahlin durch die Hand von Meuchelmördern getötet wurde. Bis ins Kleinste Dorf geriet die Menschheit in Aufregung über das fluchwürdige Verbrechen. Jedermann sagte sich: jetzt ist der Funke ans Pulverfass gefallen und es wird zu einer entsetzlichen Katastrophe kommen. Österreich fordert Untersuchung über die aus Serbien stammenden Verbrecher. Der Volksmund beschuldigt allgemein den Königshof oder doch die Minister oder Offiziere Serbiens als Mitwisser an der Untat.  Als die von Österreich geforderte Genugtuung nicht geleistet wird, erfolgt die Kriegserklärung. Petersburg hält seine Hand über die Fürstenmörder; ob es auch mitweiß um die Absichten? Russland rüstet gegen Österreich und Deutschland; Frankreich und Russland erklären: wir wollen keinen Krieg. Beide suchen den Kaiser zu täuschen, endlich reißt ihm, der stets den Frieden zu erhalten bestrebt war, die Geduld. Auf eine energische Anfrage erfolgt  denn die gleiche verlogene Antwort sowohl von Russland als Frankreich. Am 1. August wird die allgemeine Mobilmachung angeordnet und damit ist der Beginn des Krieges. Mit schwerem Herzen vernahmen unsere Leute die Kunde. Sie wussten wohl aus den Erzählungen der Alten, die 1871 den Feldzug mitgemacht hatten, Kessler, Caspar, Bauunternehmer, - Johann Kückenhoff – Frohnen, - Adam Beckmann – Alter Weg -, Johann Kerstholt, Sparkassen-Rendant, Heinrich Helnerus, Bahnhofstraße u.a., wie es im Krieg hergeht, aber jetzt heißt es selbst sich rüsten. – Für die kriegerische Ausrüstung sorgt der Staat, aber auch die Seelen müssen bereit sein. Als am Sonntagmorgen in der Frühmesse in der Predigt die schrecklichen Ereignisse berührt wurden, gab es ein allgemeines Schluchzen. Zahlreich waren die Männer an diesem Tag schon zu den hl. Sakramenten gegangen. Montag, Dienstag, Mittwoch dasselbe Schauspiel. Die größte Zahl der zur Fahne berufenen ging jeden Tag bis zur Abberufung, alle aber haben vorher die Sakramente empfangen. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich, wie tief gläubig unsere Männerwelt im Sauerland ist. Es sind ja gewiss keine Engel und sie nehmen es auch als ihr gutes Recht in Anspruch, ihren Seelsorger einmal bei Gelegenheit zu ärgern und über ihn zu schimpfen, aber jetzt kommt nicht die Oberfläche, sondern der Grund der Seele zum Vorschein. Rührend waren die Zeichen der Anhänglichkeit an den Heiland, seine Religion, die Kirche und die Priester, an Fürst und Vaterland.

Gleich am 2. August war abends Andacht und Erflehung des Sieges und glückliche Heimkehr. Sie soll durch die ganze Zeit bis zum Frieden fortgesetzt werden. Abend 9 Uhr wird eine Weile mit der größten Glocke geläutet, damit alle in ihren Häusern für ihre fernen Krieger beten. Am Montag zogen die ersten in den Krieg. Es waren nur erst einzelne. Manche ältere Leute waren schon am Samstag, den 1. August, abends 6 Uhr zur Bewachung der Eisenbahnen und der Brücken abkommandiert. Feindliche Spione haben vielfach in Deutschland diese zu zerstören versucht. Dank der Vorsorge der Behörden konnten sie ergriffen und der verdienten Strafe überantwortet werden. Am Dienstag, 4. August, Mittag zog die erste größere Anzahl meist jüngerer Leute zu den Waffen. Es sind an die 30 gewesen. Morgens hatten fast alle die hl. Kommunion empfangen; nach der hl. Messe richtete der Pfarrer eine Ansprache ermahnenden, tröstenden und aufmunternden Inhalts an die Gemeinde und besonders die Krieger. Um ½  1 Uhr zogen sie vom Kriegerdenkmal aus, wo ein Kaiserhoch ausgebracht wurde, ab unter klingendem Spiel und unter vielem Weinen der Angehörigen. Da der Pfarrer vorher hiervon nichts wusste, hatte er von diesem eigentlichen Fortgange der Burschen, abgesehen von der kirchlichen Feier, keine Notiz genommen zu seinem lebhaften Bedauern. – Am Mittwoch, dem 5. August, war von Seiten des Bischofs Bitthochamt und Aussetzung des Allerheiligsten von 6 bis 10 Uhr vormittags angeordnet. Empfang der hl. Sakramente, Besuch des Gottesdienstes und der Betstunden war außerordentlich gut. Es sind (heute ist I. Freitag, 7.8.)  in der Zeit vom 1. – 7. August 2175 hl. Kommunionen ausgeteilt.

Um ½ 1 Uhr versammelten sich die Männer, die zur Fahne mussten. Dass es hier besonders bittere Abschiedsszenen gegeben hat, lässt sich begreifen. Vernünftiger Weise waren die Frauen und Kinder fast alle zu Hause geblieben. Das Herz war uns allen schwer genug; es waren Tage der Tränen. Fast die ganzen Tage flossen sie. Wenn die Leute, Männer wie Frauen, nach der Bahn schauten und die in Abständen von 10 – 15 Minuten nach der Westgrenze hinwollenden Züge mit Menschen und Geschützen, Tod speienden Schnellfeuerkanonen usw. sahen, wenn sie hörten, wie die Maschinen mit ihrer Last vorankeuchten und die Schienen gleichsam ihr „das ist der Tod, das ist der Tod, das ist der Tod“ dazu sangen oder vielmehr ratterten, dann ist es verständlich, wenn alte Männer, denen die Tränen nicht gerade lose folgen, tief aufseufzend weinten. Aber es waren auch Tage der Erhebung und des Trostes. Mit ruhigem Gewissen sahen die Männer ihrem schweren Gang entgegen. Eine heilige Entschlossenheit lag auf allen Gesichtern; sie waren sich bewusst, es handelt sich um eine heilige und gerechte Sache, wir kämpfen für unser Land, die Heimat, für Weib und Kind, für alle, die uns lieb und teuer sind. Die meisten der Einberufenen waren persönlich zum Abschied bei mir. Ich habe mich an ihrer Ruhe erbaut. Um ½ 1 ging ich zum Kriegerdenkmal, um ihnen dort ein Wort des Abschieds zu sagen. Ungefähr 70 Männer standen dort in Reih’ und Glied.

Vater, ich rufe dich, so blickt das deutsche Volk heute zum Himmel empor. Brüllend umwölkt uns noch nicht der Dampf der Geschütze, aber es umtobt uns der Hass unserer Feinde. Aber mit der Gefahr wächst unser Mut. Viel Feind’, viel Ehr’. Ihr zieht hinaus, meine Brüder! Wohl an, mit Gott für König und Vaterland. Unbesiegter Gottesheld, St. Michael! Komm uns zu Hilf, zieh mit zu Feld! Vor der Schlacht betet ihr! Ihr zieht zur Schlacht. Wir rufen: Vater unser,  der du bist etc. (usw.) Hier segne ich Euch zum Abschied. Der Segen des allmächtigen Gottes sei mit Euch. Hier rufe ich Euch noch einmal zu: Mit Gott für König und Vaterland, deutscher Kaiser,  deutsches Volk, lebe hoch. Die Musik fällt ein, Heil dir im Siegerkranz etc. Die Glocken läuten und mit klingendem Spiel ziehen auch diese zur Bahn. Damit ist der letzte größere Trupp gegangen. Es sollen Namen und  Alter noch angegeben werden.

Am 7. August.            

Nachdem der erste Abschiedsschmerz überwunden ist, tritt auch allmählich, bei den Frauen besonders, Ruhe wieder ein. Während ich schreibe, singen im Bracht’schen Garten Kinder das Lied, in dem eine Stelle vorkommt: Frankreich, Frankreich, wie wird es dir ergehen, wenn du die deutschen Soldaten wirst sehen. Es sind Kinder auch mit 7 Jahren alt. Hoffentlich gelingt es den tapferen Soldaten unter Gottes Beistand in dem schrecklichen Krieg siegreich zu bleiben. Was allenthalben sich zeigt, sieht man auch hier. Allenthalben Spione, d.h. in der Phantasie der Leute! Die tollsten Gerüchte werden geglaubt. Glücklicherweise gelingt es meist, die Schauergeschichten als Unsinn und dummes Zeug zu verweisen. Nachrichten über bestandene siegreiche Gefechte erhöhen die Stimmung. Aber, was soll es geben, wenn die Nachrichten von den furchtbaren Schlachten mit ihren entsetzlichen Verlusten eintreffen. Herr, erbarme dich unser!

Der 9.August. Am Samstag ist eine Reihe von Freiwilligen in die Heimat vorläufig zurückgekehrt. Alle berichten über eine wunderbare Begeisterung, die im Volk herrscht. Zwei Söhne des Hauptlehrers Heinemann, Otto, Lehrerseminarist, und Joseph, Student der Theologie, erzählen von ihrer Fahrt nach Mainz und den ungeheuren Truppenmassen, die dort zusammengezogen sind.  Der dritte Bruder, Hubert, der Maschinentechniker werden will, hat sich in Kiel zur Marine freiwillig gemeldet. Heute war der Zudrang zu den hl. Sakramenten (samstags zur Beichte, sonntags zur Kommunion) wieder sehr groß. 250 Männer und 456 Frauen. Man hört in der Kirche am Beten, dass es vom Herzen kommt. Den ganzen Tag war die Kirche stark besucht auch von Vätern, die für ihre zu den Waffen gerufenen Söhne beteten. Da die von hier stammenden Soldaten noch in Meschede waren, gingen die Verwandten zahlreich hin, ihnen noch einen Besuch zu machen. 22 Freienohler mit einer Reihe Öventropern bilden eine Korporalschaft unter dem Lehrer Heins, Lehrer in Neheim, Schwiegersohn des Unternehmers Caspar Kessler und Neffe des Lehrers H. Heins. Wie die Verwandten sagen, haben alle heute noch einmal gebeichtet, gehen morgen früh noch einmal zur hl. Kommunion in Meschede und ziehen dann gegen den Feind.

Ich habe die Leute heute aufgefordert, die Namen der beim Militär stehenden und aller jetzt zur Fahne einberufenen aufzuschreiben. Ich lasse dieselben hier folgen:

1. Nikolaus Dehen, Arzt, verheiratet seit November 1913, mulier gravida (Ehefrau schwanger).

2. Wilhelm Schulte, Student der Medizin, Sohn des Ehrenamtmanns, geb. zu Uentrop den (Datum fehlt),unverheiratet.

3. Otto Heinemann, geb. (Datum fehlt), Sohn des Hauptlehrers.

4. Josef Heinemann, geb. (Datum fehlt), Weihnachten erst gezogen.

5 Hubert Heinemann, geb. (Datum fehlt), nicht genommen, Weihnachten erst gezogen.

6. Ludwig Pöttgen, geb. 18. Mai 1884, verheiratet seit Mai d. J.

7. Heinrich Pöttgen, geb. 25. Dezember 1886, ledig.

8. Bernard Weber, geb. 15. Februar 1890, ledig.

9. Philipp Trompetter,  geb. 15. Februar  1892, ledig, aktiver Husar.

10. Kaspar Trompetter,  geb. 30. August 1877, verheiratet, Frau und vier Kinder.

11. Hermann Pütz, geb. 1. Sept. 1887, verheir. seit Frühjahr 1914. (Nachtrag:) Gefallen.

12. Georg Neise, 28 Jahre.

13. Fritz Neise, 21 Jahre, Bruder von Georg Neise.

14. Albert Flinkerbusch, geb. 31. Dez. 1880, verh., ohne Kinder.

15. Adam Heckmann, geb. 3. April 1882, verh., 4 Kinder.

16. Eberhard Heckmann, geb. 3. März 1886, verh., 2 Kinder, Bruder von Adam Heckm.

17. Adolf Stirnberg, geb. 9. Juli 1889, ledig.

18.Caspar Becker, geb. 16. Nov. 1886, verh., 1 Kind.

19. Hugo Becker, geb.7. Sept. 1888, ledig, Bruder von Caspar Becker.

20. Franz Korte, geb. 9. Juni 1892, ledig, Artillerie Münster.

21. Johann Kemper, geb. 8. Febr. 1888, ledig.

22. Franz Weber, geb. 16. Mai 1892, ledig, Infanterie.

23. Adalbert Trumpetter, 18. Aug. 1888, ledig.

24. Karl Rocholl, geb. 30. Nov 1892, ledig, Pionier.

25. Paul Helnerus, geb. 29. Nov. 1888, ledig.

26. Hubert Helnerus, geb. 29. Apr. 1890, ledig, Bruder von Paul Helnerus.

27. Josef Vieth, geb. 23. Apr. 1887, ledig.

28. Hubert Ante, geb. 4. Okt. 1880, verh. 2 Kinder (Giesmecke).

      Fritz Ante, geb. 6. März 1888, ledig. In Laer bei Meschede.

29. Rudolf Köster, geb. 22. Jun. 1876, ledig, Zum Bahnschutz einberufen.

30. Franz Köster, geb. 17. Juli 1888, ledig, Bruder von Rudolf Köster.

31. Franz Höhmann, geb. 28. Okt. 1883, ledig.

32. Wilhelm Höhmann, geb. 30. Juli 1889, ledig, Bruder von Franz Höhmann.

33. Josef Zacharias, geb. 16. März 1882, verh., 4 Kinder, vorläufig Bahnschutz.

34. Wilhelm Zacharias, geb. 3. Sept. 1886, ledig.

35. Theodor Zacharias, geb. 5. März 1892, ledig, Infanterie.

36. Fritz Trumpetter, geb. (Datum fehlt), verh., ohne Kinder.

37. Heinrich Lichte, geb. (Datum fehlt), verh., mulier gravida (Ehefrau schwanger).

38. Johann Schirp, geb. 31. März 1889.

39. Theodor Zacharias, geb. (Datum fehlt), verh., 4 Kinder, Bahnschutz.

40. Friedrich Nolte, geb. 6. Aug. 1888, verh. 2 Kinder.

41. Theodor Köster, geb. (Datum fehlt), verh., 2 Kinder, (Alter Weg).

42. Hermann Storm, geb. 18. Nov. 1890, ledig, Infanterie.

43. Anton Pieper,  geb. (Datum fehlt), ledig.

44. Egon Schwefer, geb. 5. Febr. 1877, verh., 5 Kinder, vorläufig Bahnschutz.

45. Bernard Folle, geb. (Datum fehlt), verh., 5 Kinder.

46. Josef Flinkerbusch, geb. 12. Okt. 1891, ledig Infanterie.

47. Josef Pieper, geb. (Datum fehlt), verh., 2 Kinder.

48. Wilhelm Pütz, geb. 7. Febr. 1885, verh., 1 Kind, Bruder von Herm  (Nr.11) u.Heinr.

49. Heinrich Pütz, geb. 18. Okt. 1892, ledig,  Bruder von Wilhelm und Hermann Pütz.

50 Johann Mester, geb. 25. Sept. 1877, verh., 3 Kinder.

51. Ludwig Siepe, geb. 29. Jan. 1878,  verh., 3 Kinder.

52. Franz Göckeler, geb. 15. Aug. 1887, ledig.

53. Wilhelm Göckeler, geb. 2. Okt. 1893, ledig, Infanterie.

54. Josef Pöttgen, geb. 14. Mai 1887, ledig, Infanterie.

55. Friedrich Wiesemann, geb. 24. Apr. 1885, ledig.

56. Wilhelm Köster (Angaben fehlen).

57. Josef Höhmann, geb. 8. Nov. 1885, verh., 1 Kind.

58. Josef Kaulmann, geb.  8. Okt. 1892, ledig, Artillerie.

59. Aloys Zacharias, geb. 16. Dez. 1892, ledig, Artillerie.

60. Albert Altenwerth, geb. 12. Apr. 1881, verh., 3 Kinder.

61. Josef Weber, geb. 12. März 1887, verh. 1 Kind.

62. Fritz Beckmann, geb. 17. Juli 1892, ledig (Soldat).

63. Anton Bauerdick, geb. 13. Febr. 1884, ledig.

64. Albert Figge,  geb. 22. Apr. 1876, verh., 4 Kinder.

65. Josef Beckmann, geb. 22. Aug. 1884, verh., kein Kind.

66. Heinrich Bürger, geb. 20. Sept. 1879, verh., 4 Kinder.

67. Hugo Düring, geb. 14. Apr. 1885, ledig.

68. Aloys Düring, geb, 5. Apr. 1891, ledig, Bruder von Hugo Düring.

69. Anton Lörwald, 35 Jahre alt, verh., kein Kind. 

70. Franz Lörwald, 26 Jahre alt, verh. 24.6.1914, kein Kind.

71. Adolf Düring, geb. 5. Okt. 1892, ledig, aktiver Soldat.

72. Philipp Bürger, geb. 5. Aug. 1884, ledig (verlobt).

73. Wilhelm Korte, geb. 13. Jan. 1876, verh., 4 Kinder.

74. Paul Schwefer, geb. 24. Okt. 1888, ledig.

75. Josef Klauke, geb. 30. Nov. 1885, verh. 1 Kind.

76. Karl Klauke, geb. 7. Mai 1888, ledig.

77. Emil Klauke, geb. 16. Aug. 1893, ledig, Bruder von Karl und Josef Klauke.

78. Bernard Kintrup, geb. 20. Juni 1877, verh., 4 Kinder, Bahnschutz.

79. Heinrich Klauke, geb. 20. Sept. 1885, verh., 3 Kinder.

79. (Schreibfehler) Josef Molitor, geb. 27. Okt. 1892, ledig, aktiver Soldat.

80. Ernst Rocholl, geb. 3. Apr. 1892, ledig, aktiver Soldat.

81. Friedrich Lenze, geb. 24. Juni 1892, ledig.

82. Franz Molitor, geb. 6. Dez. 1877, verh., 5 Kinder, Bruder von Nr. 79, Josef M.

83. Heinrich Siepe, geb. 17. Jul. 1884, verh., kein Kind. 

84. Ludwig Lörwald, 22 Jahre, aktiver Soldat.

85. Hugo Wrede, geb. 13. März 1890, aktiver Soldat, Posen.

86. August Wrede, geb. 13. Febr. 1893, aktiver Soldat, Mörchingen; Bruder von Hugo W.

       Josef Spindeldreher, geb. 21. Juli 1883, verh., Hirschberg.

87.  Wilhelm Spindeldreher, geb. 9. Juli 1886, ledig.

88. Hugo Spindeldreher, geb. 12. März 1890, ledig.

89. Franz Spindeldreher, geb. 23. Nov. 1892, ledig; Josef + Wilhelm + Hugo + Franz = Br.

90. Lorenz Siepe, geb. 23. Juli 1883, verh., 2 Kinder.

91. Heinrich Kordel, geb. 22. Juli 1889, ledig

92. Julius Helnerus, geb. 13. Apr. 1877, verh., 3 Kinder

93. Josef Volmer, geb. 27. Mai 1880, verh. 6 Kinder.

94. Josef Schwefer, geb. 13. Jan. 1883, verh., 5 Kinder.

95. Anton Heckmann, geb. 15. Febr. 1892, aktiver Soldat.

96. Josef Kerstholt, geb. 24. Jan. 1891, aktiver Soldat.

97. Hubert Köster, geb. 20. Nov. 1885, verh., 2 Kinder.

98. Franz Latzer, geb. 28. Juli 1880, verh. 6 Kinder.

99. Reinhard Bräutigam, geb. 17. Jan. 1879, verh. 5 Kinder.

100. Johann Lemmer, geb. 22. Febr. 1892, ledig, Soldat.

101. Anton Lemmer, geb. 13. Jan. 1889, ledig, Bruder von Johann Lemmer-

102. August Rüth, geb. 24. Dez. 1880, verh., 4 Kinder.

103. Fritz Gördes, geb. 30. Okt. 1880, ledig.

104. Josef Gördes, geb. 24. Mai 1882, ledig.

105. Franz Gördes, geb. 20. Dez. 1886, ledig; Fritz + Josef + Franz G. = Brüder.

106. Emil Schmitte, geb. 16. Dez. 1885, verh.,  2 Kinder.

107. Gottfried Beier, geb.  11. Sept. 1887, verh., 1 Kind.

108. Egbert Pütz, (Daten fehlen) verh.

109. Josef Trumpetter, (Daten fehlen) verh., 2 Kinder.

110. Josef Nathan, geb. 8. Apr. 1883, verh., 1 Kind, (Jude).

111. Heinrich Althaus, geb. 3. Mai 1888, ledig.

10. August

Heute Vormittag besuchte ich eine Reihe von Familien (9). In allen herrscht Trauer, aber auch christliche Fassung und Ergebenheit. Eben tritt das, allerdings unverbürgte, Gerücht auf, es sei der unter Nr. 80 aufgeführte Ernst Rocholl gefallen. Es sind noch weiter als Einberufene zu verzeichnen:

112. Johann Kaiser, geb. (Tag, Monat fehlen) 1883, verh., 3 Kinder.

113. Paul Zander, geb,  31. März  1885,  (Protestant, mit einer Jüdin verheiratet, stammt aus Zerbst.

114. Fritz Karneil, geb. 25. Jan. 1891, ledig.

115. Karl Montag, geb. geb. 15. Okt. 1886, ledig.

116. Anton Vonrüden, geb, 11. März 1884, verh., 1 Kind.

117. Peter Lübke, geb. 25. Jan. 1880, verh., 3 Kinder. 

118. Johann Bruchhage, geb. 3. Jan. 1887, ledig.

119. Josef Helnerus, geb. 29. Okt. 1892, ledig.

120. Josef Feldmann, (Daten fehlen) verh. 1 Kind.

121. Theodor Hellmann, (Daten fehlen) verh., 1 Kind.

122. Heinrich Feldmann,  (Daten fehlen) ledig; Josef + Heinrich = Brüder, Theodor = Schwager.

123. Johann Pöttgen, geb. (Tag fehlt) Sept. 1877, verh., 4 Kinder.

124. Richard Pöttgen, geb. (Tag fehlt) Aug. 1883, verh., 2 Kinder; Bruder = Johann P.

125. Wilhelm Kordel,  geb. 2. Febr. 1881, verh., 2 Kinder.

126. Norbert Lichte, (Daten fehlen), ledig, ist am 2.9.1914 noch in Arnsberg freiwillig eingetreten.

127. Fritz Kossmann, (Daten fehlen), ledig.

128. August Klasmeier, geb. 16. März 1882, verh., 1 Kind.

 129. Karl Birkenfeld, (Daten fehlen) ledig, Lehrer, freiwillig.

130. August Geisler, (Daten fehlen) ledig.

11. August

Heute Morgen hatte ich eine Besprechung mit dem Amtmann und dem Ortsvorsteher Schwefer wegen Einleitung einer Hilfe für die Frauen und Kinder der eingezogenen Männer. Am Donnerstag, den 13., wird ein Ausschuss gebildet und endgültig festgestellt, was geschehen soll.

Die Leute sind vom Willen zu siegen durchdrungen. Dieser Wille eilt stets den Tatsachen voraus. So geht seit gestern schon das Gerücht, dass Belfort und Nancy von den Deutschen erobert seien, was kaum anzunehmen ist, da am Sonntag die Zeitungen erst von einem Zurückgehen der französischen ins Elsass eingedrungenen Truppen melden. Der Wunsch ist der Vater des Gedankens, und jeder Freienohler ist geeignet, im großen Generalstab zu sitzen, da alle genau wissen, was geschehen muss.

Die Gerüchte entflohen. Gestern Nachmittag war ich auf dem Wege nach Oeventrop. Unterwegs traf ich den Arbeiter Kaspar Kaulmann mit seiner Frau, die vom Felde kamen. Ich stand ein Weilchen bei den Leuten und fragte nach dem Sohn Josef, der beim Militär bei Saarburg steht. Am Abend war folgendes zusammen fantasiert: Kaulmann’s Kaspar sein Sau is fallen; de Pasteuer hätt en Telegramm krieggen; hai is nom Felln gohen und hiätt et diän Luien fagt; ick hammen seihen, dat fai iämman dat Telegramm gaffte. Der Vater gab mir einen Brief von seinem Sohn zu lesen, den ich ihm wieder gab. So wird’s gemacht! Hoffentlich ist’s mit Rocholl und Kaulmann gleich bestellt, nämlich sind beide noch am Leben.

Unfug und Aberglaube! Neben dem vertrauensvollen Beten der Leute zeigt sich auch  vereinzelt ein hässlicher Aberglaube. Abergläubische Zettel mit gleichen Gebeten, sog. Himmels- oder Schutzbriefe, haben vereinzelt Frauen ihren Söhnen geschickt. Wer sie bei sich trägt, kann selbstverständlich nicht fallen. Mich hat die Sache zunächst sehr in Harnisch gebracht. Schließlich habe ich den Leuten abends vor der Andacht ruhig und ernst das Lächerliche eines derartigen sündhaften Aberglaubens vorgehalten.

Heute Nachmittag habe ich wieder eine Reihe von Familien besucht,  deren Angehörige ins Feld gezogen sind (14). Ich fand allenthalben ruhige Ergebenheit, wenn auch vereinzelt und für kurze Zeit Tränen flossen. Frau Karneil bedauert, nicht zehn Söhne zu haben, die dem Vaterlande dienen können. Sie hat nur zwei, von denen der älteste im Krieg ist.

12. August

Gestern berichteten die Zeitungen, dass mit der Überführung  von 3 – 4000 Gefangenen (Einnahme von Lüttich) begonnen werde. Abends nach der Andacht behaupteten die Leute vor der Kirche, es sei bereits ein Zug durch gekommen und Wilhelm Borbeck sagte, einer habe ihm die Zunge rausgestreckt; er habe nahe an der Bahn gestanden. Er wusste aber nicht bestimmt, ob es eine deutsche oder französische gewesen sei. Nach den Berichten der Blätter haben die Bewohner Belgiens sich sowohl gegen die Truppen, besonders die Verwundeten, als auch gegen die zum Auswandern aus Belgien  gezwungenen Deutschen sehr grausam bewiesen. Das Gleiche haben gegen die Deutschen in Frankreich sich die Franzosen zu Schulden kommen lassen. Man hat auf das Rote Kreuz, auf Verwundete aus Häusern, Gebüschen, auch auf den Straßen geschossen, auch Frauen hätten das getan. Eine scharfe Bekanntmachung des Korpskommandeurs hat die Bewohner auf das Gefährliche dieser Banditenhandlungen aufmerksam gemacht. Die Transporte der belgischen Gefangenen sind tatsächlich in 4 Extrazügen erfolgt und Borbeck kann auf die Begrüßung stolz sein. Die amtliche Depesche über die Eroberung einer französischen Fahne, 4 Maschinengewehren, 2 Batterien, 700 Gefangenen, 1 General gefallen, rief große Freude hervor. Von unseren Freienohler Soldaten sind bis jetzt Tote oder Verwundete  nicht gemeldet.

13. August

Heute fand eine Versammlung des vaterländischen Frauenvereins und der verschiedenen Vereine betreffs Besprechung einer Hilfe für Verwundete und für die zurück bleibenden Familien der Krieger statt. Endgültige Beschlüsse wurden nicht gefasst, jedoch dafür gesorgt, dass ein Notstand in den Familien nicht eintreten wird. Die Frauen erhalten bis zum  1. November 9 und von da 12 Mark; für jedes Kind unter 14 Jahren 6 Mark für den Monat. Zu dieser Unterstützung durch den Staat kommt dann noch die von der Gemeinde  bewilligte Hilfe.

14. August

Heute traf ich doch manche weinende Frauen, da die Angehörigen Nachricht erhalten haben, dass die Truppen an der Grenze stehen bereit zum Losschlagen. Jedenfalls sind in den nächsten Tagen schwere Zusammenstöße zu erwarten. Es wird mit großer Inbrunst gebetet,

24. August

Am 16. des Monats wurden die Angehörigen des Landsturmes aufgeboten. Dieselben zogen gegen 40 Mann stark nach Meschede, kehrten aber abends zum größten Teil in ziemlich animierter Stimmung wieder zu den Ihrigen zurück. Die Eingestellten haben meist am Ort Bahn- und Tunnelschutzdienst zu leisten.

1. Heinrich Weber, geb. 21. Nov. 1875, 5 Kinder.

2. Arnold Altenwerth, geb. 2.9.1883, 1 Kind.

3. Anton Peters (Daten nicht eingetragen), 3 Kinder, ist frei geworden.

4. Otto Lehmenkühler, geb. 24.6.1872, 6 Kinder.

5. Christof Leimbach, geb. 8.6.1873, 5 Kinder.

6. Kaspar Trumpetter (Daten nicht eingetragen), 4 Kinder.

7. Ferdinand Pöttgen (Daten nicht eingetragen), 5 Kinder. 

8. Josef Figge, (Daten nicht eingetragen),  6 Kinder.

Die Nachrichten von Siegen bei Lagarde, Metz am 15.-17. August von der Ostgrenze bei Gumbinnen, die Einnahme Brüssels usw. erregten große Freude. Bis heute ist noch keine Nachricht hierher gelangt, dass einer gefallen ist. Gott gebe, dass es auch weiter so bleibt.

Von den Freiwilligen ist eine Reihe wegen Überfüllung zurückgeschickt: drei Brüder Heinemann, Fritz Kossmann, Lehrer Birkenfeld. Gestern sah ich in der Kirche Fritz Schwefer, der einen Hitzschlag auf dem Marsch erlitten und vorläufig heimgeschickt ist. Ludwig Siepe (Nr. 51) ist endgültig entlassen.

Von verschiedenen Soldaten erhielt ich Karten, die meisten sind wohlauf, sagen, dass sie die Gelegenheit zum Empfang der Sakramente benutzen und bitten um Gebet.

2. September

Die Truppen Deutschlands haben inzwischen große Schlachten geschlagen und große Siege errungen. Belgien ist mit Ausnahme von Antwerpen unter deutscher Herrschaft, an der ganzen Westgrenze ist der Feind im Rückzuge, so dass in nicht zu ferner Zeit die Deutschen vor Paris stehen werden, vor der Hauptstadt, die bisher von der infamen Freimaurer Regierung Frankreichs durch erlogene  Siegesnachrichten beruhigt ist. Aber auch da sind Nachrichten über die für die Franzosen schreckliche Wirklichkeit durchgesickert und man steht dort wie 1870 vor einer Revolution.

Auch im Osten, wo die Russen weit in Ostpreußen eingedrungen waren, hat man eine große Schlacht geliefert. Gestern traf die Nachricht von dem Sieg ein, der 60.000 

Gefangene brachte. Heute ergibt sich die Tatsache, dass es 70.000 sind, darunter 3 kommandierende Generale und viele Offiziere. Die Siege sind mit Glockengeläut bekannt gemacht und gefeiert.

Mit Spannung sieht das Volk trotz des Krieges der Papstwahl entgegen, die heute noch oder morgen beendet sein dürfte. Das Welt bewegende Ereignis vom Tod des so hoch verehrten Pius X.  am 20. August ist wegen der kriegerischen Ereignisse  etwas zurück getreten.

Von unseren heimischen Soldaten ist bis heute eine Nachricht, dass einer gefallen sei, nicht eingetroffen. Verwundet sind drei. Hugo Düring bei Mecheln, Franz Mester und Friedrich Nolte. Den Aufenthaltsort geben die Soldaten nicht an; es ist überhaupt sehr strenges Stillschweigen über das ganze Vorgehen des Heeres beobachtet so dass der Feind oder die Feinde von der Stellung nichts erfahren. In Belgien sind große Grausamkeiten von Seiten der Bevölkerung gegen die deutschen Soldaten vorgekommen. Löwen, das sich besonders hervorgetan hat, ist zusammengeschossen. Die Zeitungen bringen eingehende Berichte über die schreckliche und beklagenswerte Verwüstung der Stadt und den Untergang so vieler Menschen und Werken der Kunst und wissenschaftlichen Bibliothek von 220.000 B(än)den Kath. Universität.

Gleichzeitig setzt in den nichtkatholischen Zeitungen wieder eine infame konfessionelle Hetze ein. In Löwen hätten Klosterbrüder 50 deutsche Soldaten ermordet und im Keller verborgen. An der französischen Grenze sind in nicht katholischen Zeitungen zahlreiche katholische Geistliche der Spionage für Frankreich beschuldigt, selbst der Bischof von Glatz. Das sind die Folgen der in Deutschland seit langem getriebenen konfessionellen Hetze.  Sie scheinen heute schon bange zu sein, die Jesuiten kämen wieder! Dieselben sind aus der Verbannung zahlreich auf die Schlachtfelder geeilt, um zu helfen. 1870 bekamen sie mit dem eisernen Kreuz das Verbannungsdekret!

7. September

Die Papstwahl ist am Donnerstag, dem 3. September, vormittags beendet. Kardinal della Chiesa besteigt als Benedikt XV.  den päpstlichen Stuhl. Mit Glockengeläut wurde der Gemeinde das Friedensereignis mitten im Kriegslärm verkündet.

Inzwischen haben schwere Kämpfe stattgefunden. Auch unsere Gemeinde ist leider stark mitgenommen. Heute war das Seelenamt für den am 22. August gefallenen Franz Mester (Hamfranz  Fränzken). Adam Heckmann, Kaspar Becker und Hermann Pütz werden vermisst. Ob sie gefangen genommen sind oder sonst umgekommen, ist nicht bekannt. Die Familien  sind ganz kraftlos.  Alle sind verheiratet. Heute traf auch die Nachricht ein, dass Adolf Düring (Schmitten) vermisst sei. Franz Latzer ist verwundet und liegt in Vallendar im Lazarett. Er schrieb mir von dort aus.

12. September

Zu den Trauerbotschaften, die hierher gelangt sind, kamen gestern neue. Der Wehrmann Anton Lörwald, der leicht verwundet ist und in Arnsberg Lazarettpflege hat, war auf einem halben Tag in Urlaub. Er sagte mir, es seien gefallen: Hermann Pütz, Heinrich Althaus und Bernard Folle. Wir  stehen noch nicht am Ende des Krieges. Gott schütze unsere armen Leute! Die Gefallenen haben alle am 22. August bei Petit-Noir (nach der Verlustliste) den Heldentod erlitten R.I.P. (Requiescat in pace : Er möge ruhen im Frieden!)

15. Oktober

In der Zeit vom heutigen Tage bis rückwärts, den 12. September, habe ich keine Eintragungen gemacht. Es sind allerdings eine Reihe unserer Leute verwundet worden, die ich heute aufzeichne. Vorerst aber will ich die Nachricht vom Tode des August Wrede (Spannier) niederschreiben. Derselbe ist schwer verwundet und in St. Quentin am 10. Oktober seinen Verletzungen erlegen. R.I.P.    

Nach der Verlustliste soll auch Adam Heckmann gefallen sein. Ich habe an das Regiment geschrieben, aber noch keine Nachricht.

Die Mutter von Anton Folle kam am 30. September freudestrahlend und sagte, ihr Sohn sei nicht gefallen, sondern verwundet.  Hellmann von hier, Feldgendarm habe ihn in einem Lazarett gefunden.  Seine Frau habe es ihr vorgelesen. Ich schrieb infolgedessen einige Zeilen an die Zeitungen mit dieser Nachricht. Es stellt sich aber jetzt heraus, dass H. ihn persönlich nicht gefunden, sondern nur davon gehört hat. Das Übrige haben die Leute in ihrer Freude sich zusammengedacht. Da bis heute keine Nachricht eingegangen ist, so wird es wohl leider bei der Todesnachricht bleiben.

(Randnotiz vom 25. Oktober): Folle ist sicher tot, ich habe heute, den 25. Oktober, mit Latzer gesprochen, der ihn am Tage nach der Schlacht tot auf dem Schlachtfeld gefunden und seine Taschen untersucht hat. 25. Oktober.

Verwundet sind bis jetzt außer den bereit(s) früher genannten:

Wilhelm Göckeler, Schulter- und Rippenschuss.

Fritz Nolte, Schulter und Wade.

Josef Kerstholt, Fuß.

Ernst Feldmann.

Theodor Zacharias.

Julius Heckmann, Kopf und Rücken.

Egon Düring.

Diese werden wohl mit dem Leben davon kommen. Sie waren teilweise hier. 

Düring, Kerstholt, Nolte sind schon fast vollständig wieder hergestellt.

Reinhardt Bräutigam hat Lungenentzündung bekommen und ist entlassen.

Von den Ersatzreservisten sind Hugo Becker, Josef Kaiser entlassen. Norbert Lichte, Nr. 126,  ist nicht eingezogen, weil er von der Eisenbahnwerkstätte reklamiert ist.

Die Soldaten haben oft geschrieben, meist Karten, auch verschiedene Briefe. Alle bitten stets um Gebet und berichten Gutes von der religiösen Haltung der Soldaten im Allgemeinen. Bei dem Res.Reg.81  lagen 22 von hier zusammen. Lörwald und auch Nolte sagten mir, dass sie meistens, wenn sie abends zusammen gewesen seien, auch gemeinsam gebetet hätten. Sie haben ferner, wenn sie Gelegenheit hatten, auch die hl. Sakramente empfangen. Das nahm ich auch von den anderen, wenigstens von dem weitaus größten Teil, an.

Nachtragen will ich hier ferner, dass von der Gemeinde eine Suppenküche seit dem halben August eingerichtet ist. Diese an sich gute Sache ist aber viel zu früh eingeführt. Die Frauen haben zu viel  freie Zeit zum Schwätzen und Lügen (ganz toll), zudem lassen sie die Gemüse  jetzt vielfach in den Gärten zu Grunde gehen und sie hatten, wie mir alle gesagt haben bis Ende Oktober gut zu leben. Der zeitige Vorsteher Schwefer, ein guter Kerl, der sich aber gern etwas aufspielt, hatte keine Ruhe bis die Sache im Gange war.  Heute wird über die Kosten mächtig geschimpft. Die Suppe wird aber sehr gelobt. An 140 Portionen werden geholt, auch von solchen, die es nicht nötig haben. Die Leute sind hier oft sehr von sich eingenommen,  aber es scheint das rechte Ehrgefühl fehlt doch teilweise  sehr stark. An kirchlichen Aufwendungen sind bisher für die Malteser gemacht 325 Mark, teils durch kirchliche, teils durch Haussammlung aufgebracht. 34 Mark dazu für  hiesige Arme. Durch den vaterländischen Frauenverein sind Strümpfe, Leibbinden, Knie- und Ohrenwärmer in großer Zahl gemacht. Außerdem werden noch Familien mit monatlichen Unterstützungen von 3 – 6 Mark bedacht. Kriegsrente bekommen die Frauen 12 Mark und für jedes Kind 6 Mark den Monat. Ein eigentlicher Wohlstand liegt also in keiner Familie vor. Der Kriegerverein gibt den Familien seiner im Felde stehenden Mitglieder wöchentlich ein großes Brot. Von den durch die Sammlungen einkommenden Gaben habe ich einen Teil für verschämte Arme, besonders einzelne Frauen nebenbei unterstützt.

16. Oktober

Heute trifft die Nachricht vom Tode des Erf. Res. Bernard Weber (Frohnhoffs) ein. Derselbe ist durch einen Bauchschuss schwer verwundet am 29. September und am 3. Oktober im Kriegslazarett zu Colligis an den Wunden gestorben. Er ist versehen (mit dem Sakrament der Krankensalbung) und ruht auf dem Kirchhof daselbst. R.I.P.

25. Oktober

Heute vor dem Hochamt kam Friedrich Düring sen. (Schmitten), und teilte mir den Tod seines Sohnes Rudolf mit. Derselbe sei am 25. August gefallen. Zwar ist die Nachricht  nur von privater Seite gekommen, aber nicht zu bezweifeln. Wo er gefallen ist, weiß der Vater nicht. Er war ein sehr braver Junge. R.I.P.

Nachtragen will ich hier die für die Soldaten veranstalteten Sammlungen. Leider haben wir erst seit dem 1. Sonntag des Oktober in der Gemeinde gesammelt und zwar in erster Linie für die Malteser-Genossenschaft. Außerdem ist für die Hinterbliebenen der ins Feld gezogenen Männer mancherlei geschehen. Der vaterländische Frauenverein hat für die Soldaten gestrickt, für die Verwundeten Wäsche etc. dem Roten Kreuz zur Verfügung gestellt. Der Kriegerverein gab den Familien seiner verheirateten Mitglieder wöchentlich 1 oder 2 Brote, je nach der Zahl der Kinder.

Die Sammlungen sind von Mitgliedern der Jungfrauenkongregation vorgenommen. Besonders fleißig waren: Maria Albers, Maria Schwefer, Theresia Trumpetter (Arzes), Helene Helnerus. Außerdem haben gesammelt  Antonia Feldmann, Rümckerweg, Mathilde Feldmann (Adolfes), Wilhelmina Kaulmann (Polizeis), Maria Schwefer I, Franziska Klute, Maria Flinkerbusch Mittelflraße. Verzeichnen will ich auch das Ergebnis der beiden Kirchenkollekten, die auf Anordnung des hochwürdigsten Herrn Bischofs gehalten wurden.

Die Ergebnisse sind folgende.

  1. bischöfliche Anordnung: 100 Mark 00 Pfennig.
  2. bischöfliche Anordnung: 75 Mark 00 Pfennig.
  3. Für die Malteser 117 Mark 50 Pfennig.
  4. Für die Malteser  64, 60 Mark.
  5. Für die Malteser  51,00 Mark.
  6. Für die Malteser: 40,10 Mark

Insgesamt: 448, 20 Mark.

Davon sind abgeschickt an den hochwürdigsten Herrn: 175,00 Mark.

An die Malteser: 200,00 Mark. Außer diesen Gaben konnte ich noch 35,30 Mark und 37,90 Mark für bedürftige Familien verwenden, sodass bis heute, den 26. Oktober, im Ganzen 521 Mark gesammelt sind. Für unsere aus Arbeitern bestehende Gemeinde ein recht befriedigendes Resultat.

 Eben bringt mir Johanna Feldmann das ihrem Bruder Ernst übersandte  Eiserne Kreuz zur Ansicht mit einem Brief seines Hauptmanns. Ernst Feldmann ist zur Zeit im Lazarett zu Arnsberg.

15. Januar 1915

seit dem 26. Oktober 1914 habe ich keine Eintragungen gemacht, teils weil besonders wichtige Ereignisse nicht eingetreten sind, teils weil ich durch intensives Arbeiten in der Seelsorge, sowie durch sehr lebhaften Briefwechsel mit den im Felde stehenden Pfarrkindern in Anspruch genommen wurde. Es sollen hier nachgetragen werden die nachträglich eingelaufenen Meldungen über den Tod des Reservemanns AdamHeckmann, der als vermisst angegeben war, tatsächlich aber am 22. August mit den andern Freienohlern gefallen ist.

Die amtliche Nachricht erhielt die Familie am 27. Dezember (1914).

Ebenso traf am 5 Januar die Nachricht ein, dass  Kaspar Becker, der ebenfalls am 22. August bei Neufchateau (Petit-Noir)  im Gefecht und als vermisst angegeben war, tot ist. Er ist am 23. August (1914) seinen Wunden, wahrscheinlich im Feldlazarett in Bertrix, welches in der Gegend des Schlachtfeldes liegt, erlegen. Er soll einen Schuss durch den Oberschenkel erhalten haben und ist wahrscheinlich infolge Erblutung gestorben.

Von dem hiesigen Landsturm sind noch eine Reihe von Leuten in Russland.

1. Wilhelm Gebhardt.

2. Bernhard Kintrop, hier zugezogen.

3. Franz Vernholz.

4. Rudolf Köster.

5. Theodor Kordel und Kaspar Düring-Feldschütter.

Im Dezember (1914) sind noch eingezogen die Ersatzreservisten:

1. Paul Schröer.

2. Heinrich Neise (Bergstraße, Butterbelken).

3. Fritz Kossmann.

4. Josef Düring (Schmitten).

5. Heinrich Becker (nachträgliche Notiz) gefallen am 24. März 1915.

6. Julius Pöttgen.

7. Heinrich Neise.

8. Lorenz Karneil.

9. Ferdinand Becker.

10. Josef Kossman (Peets Wies)

11. Wilhelm Krick.

12. Fritz Geisler, Bäcker.

13. Heinrich Bruder.

14. Fritz Lense.

15. Theodor Mester.

Am 14. Januar sind eingetreten die Ersatzleute:

16. Josef Funke, ist vorläufig zurück.

17. Josef Assmann.

18. Franz Molitor

so dass bis heute 162  Mann aus der hiesigen Gemeinde (einschließlich der aktiven Soldaten in den Waffen stehen. (Mit den Gefallenen).

Gestern erhielt Franz Heckmann-Hahne die Nachricht, dass sein Sohn Johannes, der in Tsingtau bei der Marine diente, sich in japanischer Kriegsgefangenschaft in Fukuoka (Insel Kinsiu) sich befinde. Man glaubte ihn allgemein tot, da seit Juni 1914 keine Nachricht von ihm vorlag.

Im November sah sich der Pfarrer veranlasst, eine Eingabe wegen der frühzeitigen Schließung der Wirtschaften an das General-Kommando des 18. Armeekorps in Frankfurt einzureichen. Die Wirtschaften waren bis 12 Uhr nachts und länger geöffnet. Vorstellungen beim Amte halfen nichts; es sei nichts zu machen. Da kam eine scharfe Verfügung, die Wirtschaften um 10 Uhr zu schließen. Wenn man bedenkt, dass fast halb Freienohl sich das Essen aus der Volksküche holen lässt, muss man sich wundern, dass für langes Wirtshaussitzen noch Geld da ist. Es hat sich seit Dezember entschieden gebessert. Im Übrigen war das Leben ernster;  das religiöse Leben war gut. Der Zugang zu den hl. Sakramenten lobenswert. Es wurden im Jahr 1914:  41466 hl. Kommunionen ausgeteilt, davon 9867 an Männer bei 700 kommunionpflichtigen männlichen  Personen eine erfreuliche Zahl. Es gehen vielleicht 25 Männer im Jahr 2 – 3-mal, einer gar nicht, die übrigen meist monatlich, andere alle 2 Monate. Gegen 1902, wo im ganzen 3500 hl. Kommunionen ausgeteilt wurden, ein erheblicher Fortschritt. Ich schreibe diesen erfreulichen Aufschwung, abgesehen von der Kriegszeit, der fleißigen Übung der Herz-Jesu-Andacht und dem damit verbundenen Männerapostolat  zu.

Die Weihe an das heiligste Herz Jesu am 10. Januar mit den vorbereitenden Tagen waren wie überall so auch hier wahre Gnadentage. Es  wurden vom 6. – 11. Januar 2690 hl. Kommunionen ausgeteilt; auch die Männerwelt war fast vollzählig vertreten, obwohl die größte Zahl derselben, an Weihnachten für die Soldaten die hl. Kommunion aufzuopfern, schon gefolgt war. 

Sehr erfreulich ist die rege Verbindung, die die im Felde stehenden Pfarrkinder mit dem Pfarrer unterhalten.  Die weitaus größte Zahl derselben schreibt wiederholt, so dass fast kein Tag vorüber geht, an dem nicht Briefe oder Karten eintreffen. Alle bitten um das Gedenken im Gebet und freuen sich, stets berichten zu können, dass sie die Hl. Messe gehört oder die hl. Sakramente empfangen haben. Alle gingen auch in der Heimat fleißig zu den hl. Sakramenten. Soweit eben möglich wurden Briefe und Karten auch beantwortet.

25. Januar

Inzwischen  sind zum Militär eingetreten:

Anton Winterhoff.

Caspar Trumpetter.

 Josef Spieler.

Josef Geisler-Küchenhoff.

Ludwig Storm.

Karl Winterhoff.

Von Landsturmleuten sind eingezogen Josef Feldmann, damit ist bis heute die Zahl, abgesehen von den Bahnschutzleuten auf 169 gestiegen.

28. Januar

Wilhelm Rocholl-Hasse angetreten.

19. März

Heute traf die Nachricht ein, dass der Musketier Franz Weber, Postbote, am 16. Februar in Russland gefallen ist, so dass wir bis heute 10 Tote im Krieg zu beklagen haben.

Von den Landsturmleuten sind inzwischen seit dem 25. Januar eingezogen:

Anton Korte, Vohshane.

Josef Korte, Zimmermeister.

Paul Schindler, Schreiner.

Hugo Altenwerth, Schreiner (ist zurückgekommen).

Wilhelm Siepe, Wirt.

Josef Trumpetter-Peters, Maurer.

Anton Krick, Fabrikarbeiter.

Ewald Kossmann, Fabrikarbeiter.

Ersatzmannschaften:

Paul Düring-Adämer.

Ludwig Trumpetter-Zimmermann.

Josef Storm.

Hubert Raulf.

Kuno Humpert.

Emil Zacharias.

Anton Schirp.

Josef Schirp.

Adalbert Lessmann.

August Mündelein.

Adolf Assmann.

Karl Heckmann.

28. April

Im Ganzen stehen etwa 205 Personen unter Waffen. Nicht alle sind im Felde, einzelne tun Dienst im Gefangenenlage zu Meschede, z.B. Josef Geisler, Josef Cordel, Lemenkühler usw. Viele sind verwundet, teilweise schon zum zweiten Mal. Die Zahl der Gefallenen beträgt jetzt 12. Über den Briefträger Franz Weber ist bis heute nähere Nachricht noch nicht eingetroffen. Gestorben im Lazarett zu Voceziers  ist am 25. März 1915 Josef Müller aus Brumlingsen, der am 19. März im Gefecht bei Le Mesnil schwer verwundet wurde. Heute traf die Nachricht vom Tod auf dem Schlachtfeld des Pioniers  Friedrich Beckmann ein. Derselbe stand anfangs in Frankreich, hat vom 22. August 1914 ab  12 Gefechte dort mitgemacht und fiel am 18. April in den Karpathen bei dem Sturmangriff auf den  Sclowatka.

Als vermisst sind gemeldet der Kriegsfreiwillige Johannes Rocholl, der zuerst in Frankreich am Iserkanal kämpfte, dann nach Russland kam und anscheinend dort in der Gegend von Suwalki in russische Gefangenschaft geraten ist.

Als verwundet wurde Heinrich Becker, Ersatz, gemeldet. Da die Angehörigen seit 9 Wochen nichts von ihm gehört haben, so ist anzunehmen, dass er auch den Wunden erlegen ist.

Im Übrigen ist eine gewisse Ruhe in der Bevölkerung eingetreten. Die nervöse Unruhe ist  einer, hier und da unangemessen berührenden, Gleichgültigkeit gewichen. Man ist den Krieg schon gewöhnt geworden, zumal von Not nichts zu spüren ist. Es ist allerdings alles teurer geworden, allein die Arbeiter haben guten Verdienst. Die verminderte Brotration zwingt die Frauen zu regelmäßigem Kochen zu Mittag. Infolge dessen können sie nicht so viel zusammen stehen und klatschen.  Früher wurde vielfach mittags Butterbrot gegessen und nur abends, wenn der Mann heimkam, warm gegessen. Das ist glücklicherweise anders geworden. Freilich bleibt abzuwarten, ob das nach dem Kriege anhält, besonders, wenn wieder genug Brot vorhanden ist.

Mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet sind bis jetzt folgende: Dr. Dehen,  Ernst Feldmann, Josef Spindeldreher, Wilhelm Hömberg.

7. Mai

Heute traf die Nachricht ein, dass der Musketier, Heinrich Becker, geb. am 17. Mai 1894 in einem Sturmangriff in den Karpathen bei  (Textlücke)  am 19. März verwundet (Schulterschuss) und am 24. März im k. k. Feldspital (österreichisch) zu Oporzec (Galizien) seinen Wunden erlegen ist. Er ist am 26. März durch den Lazarett-Geistlichen daselbst begraben.

Zum Militär sind eingetreten seit dem 1. Mai:

Karl Hachmann, Franz Storm (Pottschulte), Heinrich Höhmann (Winkelmann, Nachbar von der Pastorat), Johann Hömberg. (Pastorat = weibl.!)

Inzwischen sind eingetreten:

Franz Höhmann (Landsturm) zur Ausbildung nach Wiesbaden. Josef Albers ebenfalls nach Wiesbaden. Zu stellen hatte sich ebenfalls Fritz Heckmann. Höhmann und Heckmann, Nachbarn von der  Pastorat.

Am 11. Mai wurde durch eine Schleudermine im Schützengraben schwer verwundet der Unteroffizier Josef Göckeler (Trinen im alten Wege) vom Reserve Regt. 81. 2 Comp. (derselbe hat in der Zeit seines Dienstes fleißig geschrieben). Er war zunächst im Lazarett in Charlerange, wurde dann am 16. Mai nach Mannheim gebracht. Dort ist er am Mittwoche, dem 26. Mai, abends 11 Uhr, versehen mit den hl. Sakramenten in Gegenwart seiner Frau und seines Bruders gestorben. Er hinterlässt Frau und 2 Kinder. Die Beerdigung fand auf dem hiesigen Kirchhof statt unter sehr großer Beteiligung der Gemeinde.

Gestern, am 3. Juni erhielt Frau Witwe  Franz Kossmann (Peetz Wies), Alter Weg, die Nachricht, dass ihr Sohn Josef durch einen Kopfschuss schwer verwundet in das Lazarett II. der 8. Ersatz-Division eingeliefert sei. Seine Verwundung sei schwer. 

Heute sind es 13 Jahre geworden, dass ich als Pastor nach Freienohl gekommen bin.

27. August

Seit dem 4. Juni habe ich keine weiteren Eintragungen gemacht, da ich durch Seelsorgsarbeiten sehr in Anspruch genommen war und infolgedessen vielfach keine Zeit und auch keine Lust hatte. Die Zahl unserer Gefallenen hat sich in dieser Zeit von 14 auf 16 erhöht. Am 13. Juli fiel in Frankreich der Musketier Karl Klauke (von Hahn), der mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet war und am 16. Juli Franz Molitor auf Wache durch einen Kopfschuss getötet bei Fresnes. Er liegt begraben auf dem Kirchhof von Villerval. Viele sind inzwischen verwundet worden, teilweise schon das zweite und dritte Mal, gelegentlich will ich eine vollständige Liste derselben eintragen.

Inzwischen ist schon über ein Jahr verflossen, seit der schreckliche Krieg begann. Der Jahrestag wurde durch Predigt im Hochamt den Gläubigen ins Gedächtnis gerufen. Der Aufforderung am Portiunkula-Tag durch den Empfang der hl. Sakramente auch besonders den gefallenen Kriegern zu helfen, kam fast die ganze Gemeinde nach. 1035 hl. Kommunionen wurden an diesem Tage ausgeteilt; es fehlten nur jene, die sonst mit einer zweimaligen hl. Kommunion im Jahr sich begnügen, etwa 30 – 40.

Der 22. August war 1914 für die Gemeinde ein Trauertag.  Die 6 ersten Opfer des Krieges aus unserer Gemeinde fielen. Dieser Tag soll der Nachwelt als ernster Tag überliefert werden. An demselben soll ein Seelenamt stattfinden (wenn die Rubriken (die in rot, - lat.: rubor = rot -,  geschriebenen Bestimmungen der Gebete der hl. Messe) es gestatten), und die Namen aller Gefallenen sollen bei demselben verlesen werden.  Außerdem soll eine Erinnerungstafel mit den Namen der Gefallenen in der Kirche angebracht werden. Die Sammlung, die der Pfarrer, auf dessen Anregung die Angelegenheit beschlossen wurde, ergab in einer Woche 750 Mark. Küster Kaulmann hat dieselbe abgehalten. Das ist für unsere Arbeitergemeinde ein erfreuliches Ergebnis.

28. August

Mit dem Eisernen Kreuz wurden seither folgende Krieger ausgezeichnet:

1. Dr. med. Dehen.

2. Ernst Feldmann.

3. Josef Spindeldreher.

4. Hubert Köster.

5. Wilhelm Hömberg.

6. Karl Klauke (gefallen).

7. Hubert Helnerus.

8. Heinrich Kaulmann, zur Zeit (Dez. 1915) in Kriegsgefangenschaft in Moskau.

9. Josef Kossmann (Peetz Wies).

10. Johann Lemmer, am 27. Juni 1915 bei Kalvaria (Luwalki), wo er dreimal im vollen  Feuer Meldungen zur Kompanie brachte.

11. Josef Pieper.

12. Josef Helnerus.

13. Theodor Mester.

14. Theodor Zacharias.

15. Josef Humpert.

16. Fritz Lenze, bei Smorgon  Überbringung von Befehlen durch die Feuerlinie (8. Nov. 1915)

17. Hermann Storm, zum Unteroffizier befördert.

November

Am 11. oder 12. November 1915 fiel, durch Granatsplitter am Hals tödlich getroffen, Ferdinand Borbeck geb. am 5.4.1893; begraben ist er in Vane-les-Mourons in den Ardennen.

25. Dezember

Am 25. starb im Lazarett zu Olizy der Musketier Josef Hohmann. Derselbe ist kein geborener Freienohler (filius illegit. (nicht ehelicher) der Witwe Gaudens Trumpetter).  Er hat sich als Junge hier schlecht aufgeführt. Einmal hat er an der Pastorat Fenster eingeworfen. Später wurde er wegen Körperverletzung mit Todeserfolg (in Hohenlimburg, wenn ich mich recht entsinne) zu 2 ½ Jahren Zuchthaus verurteilt. Dort hat er sich gründlich gebessert. Beim Militär hat er sich gut aufgeführt auch in religiöser Hinsicht. Am 15. Dezember ist ihm der linke Fuß abgeschossen. Nach einem Brief des Feldgeistlichen Otto Müller, einem früheren Schüler von mir aus Dortmund, ist er eines sehr erbaulichen Todes gestorben. Der Herr gebe ihm den Himmel!

1916, 

4. Januar: Heute morgen kam wieder eine Todesnachricht. In der Nacht vom 1. zum 2 Januar fiel der Kanonier Josef Pöttgen (Ranten). Er ist bei der heftigen Kanonarde in der Nacht in den Keller eines Hauses geflüchtet. Ein Volltreffer hat ein geschlagen und ihm den Kopf abgerissen. Ein Knecht von Röther hat die Nachricht geschickt, die schon am 4. Januar früh hier war.

Heute, 13. Februar

 Erhielt die Familie Caspar Kaulmann Nachricht, dass der jüngste Sohn Bernard, ausgerückt ins Feld im August 1915, am 6. Februar auf Wargaßen durch einen Kopfschuss gefallen ist. Der älteste Sohn ist seit September vorigen Jahres in russischer Gefangenschaft, wohin er, an beiden Füßen verwundet, geriet. Er war anfangs im Lazarett in Moskau. Ein Gefangener aus Rostock, der au(s)getauscht war, schrieb an die Eltern, dass seine Wunden geheilt seien. Die Behandlung sei anständig gewesen. Er ist dann nach Saratow gebracht, von wo er heute seinen Eltern geschrieben hat. Lazarett 99.

Nachtragen muss ich hier noch, dass am  (fehlendes Datum) Ferdinand Borbeck von der Alten Wiese hier in Frankreich gefallen ist.

Mit Bernard Kaulmann sind jetzt 22 Soldaten von hier gefallen.

In Kriegsgefangenschaft befinden sich heute:

1. Heinrich Kaulmann in Saratow – Russland.

2. Johannes Heckmann, anfangs in Fukuoka,  jetzt in Yokohama in Japan.

3.(Ohne Vorname)  Winterhof, anfangs in Orleans, jetzt in (Lücke) in Südfrankreich.

4. Wilhelm Köster vom Bahnhof, in Marokko.

Von Johannes Rocholl, der nach der zweiten großen Masurenschlacht (Februar 1915)  in russische Hände fiel, ist bis heute keine Nachricht gekommen. Nach unverbürgten Gerüchten soll er in Sibirien seinen Wunden erlegen sein. Er war ein sehr braver und frommer, sittenreiner Junge, der unschuldig wie ein Kind war. Gott gebe ihm den Himmel! Nach menschlichem Urteil ist er hineingekommen.

12. März: Am 10. März traf die Nachricht ein, dass in den Kämpfen bei Verdun der Infanterist Franz Gördes, geb. am 14. August 1886, ausgerückt am 5. August 1914, am 27. Februar gefallen und in Louvermont begraben ist. In diesen Kämpfen sind verwundet: Lorenz Siepe, zur Zeit im Lazarett in Rastatt; Josef Trumpetter, Hinter den Höfen, noch im Feldlazarett, und die Brüder Wilhelm und Hugo Klasmeyer.  Viele von unseren Soldaten sind wiederholt verwundet. Ich hatte vor, bei allen nachzufragen, bin aber infolge vieler Arbeit nicht dazu gekommen.

Zum Militär eingezogen sind vorige Woche am 9. März Josef Blessenohl, Ernst Stirnberg (Gepeln)Herbert Assmann, Lehrer.

Heute, Sonntag, den 12. März, fand eine Haussammlung  für die „Kriegsspende deutscher Frauendank“ durch Mitglieder der Jungfrauenkongregation statt. Es sammelten Frieda Schwefer und Antonia Weber, Gertrud Borbeck und Amalie Bruder, Frieda Storm und Maria Gerasch, Theresia Kossmann und Anna Heckmann, Helene Korte, Gertrud Dolle.

Die Kollekte ergab den Betrag von 136 Mark, der an die Zentralstelle der Jungfrauenkongregation in Bochum eingesandt wurde.

Eine neue Trauerbotschaft traf am 14. März ein. Der Pionier (Wehrmann) Arnold Altenwerth, dessen älterer Bruder Caspar am 24. Februar hier starb, starb am 14. März an den Folgen der sehr langen Ruhrkrankheit in Kovono, Russland. Dort liegt er auf dem Ehrenfriedhof begraben. Arnold war ein braver Mann, seine alte Mutter, seine Frau und Kinder, sowie die Geschwister betrauern ihn.

28. März: Am 28. März bekam ich ein Telegramm aus dem Theaterlazarett in Montmedy, dass der Ersatz-Reservist Josef Trompetter, Hinter den Höfen, nach einer sehr schweren Verwundung am Morgen des Tages gestorben sei. Trompetter war das Becken rechtsseitig vollständig zerschmettert. Nach einer Karte der pflegenden Ordensfrau ist er äußerst geduldig gewesen. Er sei der geduldigste Kranke gewesen, den sie seit Kriegsbeginn gepflegt habe. Trompetter war ein sehr religiöser Mann. Ich will hier eine Äußerung von ihm hersetzen, die seine tiefe religiöse Auffassung zeigt. Sein zweites Kind wurde an einem Wochentag getauft. Die Männer gehen meist zur Arbeit. Trompetter erklärte: der Tag, an dem mir ein Kind getauft wird, ist mir zum Arbeiten zu heilig.  Er liegt auf dem Soldatenfriedhof in Montmedy im Massengrab II. in der Mitte begraben.

(Anfangs März erhielt Schreiber dieser Zeilen seine Anstellung als Pfarrer an der Gaukirche in Paderborn.)

12. April

Heute hörte ich bei Krankenbesuchen von dem Gerücht, dass Josef Zacharias, Sohn des Josef Caspar Zacharias, auf der Krummen Straße, gefallen sei. Bei einem sofortigen Besuche der Familie bestätigte diese die Nachricht. Ein Leutnant hatte geschrieben, dass er am 6. April zusammen mit mehreren Kameraden durch einen Granatschuss getötet sei. Wo er begraben liegt, konnte ich bis jetzt nicht erfahren.

12. Mai

Am Sonntag kam die Nachricht, dass der hier geborene, aber nicht von hier, sondern von Müschede ausgerückte Ewald Nolte vor Verdun gefallen ei,  ebenso Johann Geisler, der seit 1914, Mai, in Hagen, Kreis Arnsberg verheiratet war. Beide waren brave Menschen und aufrichtig religiös. R.I.P.

Am Donnerstag, dem 4. Mai, abends 9 Uhr, ist auf Posten stehend  der Landsturmmann Anton Mündelein durch einen Schuss durch den Hals gefallen. Die Nachricht erhielt ich am Dienstag, dem 9. Mai, mit der Aufgabe, es seiner Frau und den Kindern mitzuteilen. Mündelein ist 1873  geboren. Er liegt auf dem Soldatenfriedhof bei Vaux-les-Mourons, wo auch der am 12. November 1915 gefallene Ferdinand Borbeck beerdigt ist, begraben. An seinem Grab stand der Divisionspfarrer Müller aus Olpe.

Zum Pfarrer in Freienohl ist ernannt der Herr Pfarrer Ferdinand Gerwinn aus Bitterfeld, geb. zu Werl. Von dort stammte auch Pfarrer Hülsberg, der vor ca. 150 Jahren hier wirkte.

23. Mai

In den ersten Tagen des April wurden als Vermisste gemeldet Karl Kordel, Sohn des  Josef Kordel (Hinter den Höfen) und Josef Winterhoff, Sohn der verstorbenen Eheleute Anton Winterhoff. Beide starben vor Verdun.

In Kriegsgefangenschaft sind:  

Johannes Heckmann (von der Alten Wiese) in Japan (Kurome).   

Karl Winterhoff (Sohn von verstorbenen Eheleuten Carl Winterhoff) in Südfrankreich.

Heinrich Kaulmann in Astrachan am Kaspischen Meer.

Wilhelm Köster vom Bahnhof (gehört eigentlich zur Gemeinde Wennemen) in Marokko.

In Kriegsgefangenschaft soll gestorben sein Johannes Rocholl, vermisst seit der 2. Masurenschlacht Februar 1915.

1. Juni (Asc. Domini)  (Ascensio = Himmelfahrt des Herrn)

Anfangs Mai wurden in der Schlacht vor Verdun die beiden Musketiere Karl Kordel und Josef Winterhoff als vermisst gemeldet. In den letzten Tagen haben beide aus der französischen Kriegsgefangenschaft geschrieben, von wo aus sie hoffentlich in die Heimat zurückkehren werden.

Heute, der 21. Juli,

teilt mir Frau Schuhmachermeister Franz Molitor sen. mit, dass ihr Sohn erster Ehe, Edmund Weber, von hier wohnend in Arnsberg, am Sonntag, dem 16. Juli, in Frankreich gefallen ist.

Ernst Bracht von hier ist seit mehr als 4 Wochen vermisst und wahrscheinlich gefallen.

Am Samstag, dem 29. Juli, verlasse ich Freienohl nach einem Aufenthalt von 14 Jahren und 2 Monaten, 4. Juni 1902 – 1. August 1916.  Ich bin stets gern hier gewesen und habe mehr Freude als Verdruss  und Ärger gehabt. Möge Gott, der Herr, meinem lieben Nachfolger eine lange und gesegnete Wirksamkeit geben. Gott segne ihn und seine Herde!

Freienohl, den 28. Juli 1916, Steimann, Pfarrer,

ernannter Propst an der Gaukirche in Paderborn.

Am 3. August 1916: Pfarrer Ferdinand Gerwinn

 

Cum Deo!                  (lat.: Mit Gott!)

Am Donnerstag, dem 3. August 1916 fand die Einführung des neu ernannten Pfarrers Ferdinand Gerwinn in der vorgeschriebenen Form durch den Herrn Dechant Dr. Meckel in Hüsten statt. Derselbe ist geboren zu Werl am 17. Juli 1872 und war von seiner Priesterweihe am19. März 1896 ununterbrochen 20 Jahre lang als Seelsorger in der sächsischen Diaspora tätig und zwar von Ostern 1886 bis Ostern 1898 als Kaplan in Oschersleben; sodann  2 Jahre als Missionsvikar in Annaberg, Pfarrei Torgau, an der äußersten Ostgrenze der Diözese Paderborn und von August 1900 bis Ende Juli 1916 zuerst als Pfarrvikar und die letzten 8 Jahre als Pfarrer der neu errichteten Pfarrei Bitterfeld. Auf seine Bitte hatte ihm der Hochwürdigste Herr Bischof Karl Joseph (Schulte) am 20. April 1916 die Pfarrei Freienohl übertragen. Dem Ernste der Kriegszeit entsprechend beschränkte sich die Einführung auf das kirchliche Zeremoniell. Am Morgen des Einführungstages traf ich in Begleitung des Herrn Dechanten und des Herrn Pfarrers Wix von Rumbeck am hiesigen Bahnhof ein, woselbst ich vom Herrn Gemeindevorsteher Schwefer und vom stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes Herrn Albers begrüßt wurde. Eine zweite Begrüßung fand statt am Kreuz bei Flinkerbusch, an der Hauptstraße, woselbst ein Schulkind ein sinniges Gedicht vortrug und Herr Pater Bone aus dem Kloster in Oeventrop mir in herzlichen Worten den Willkommensgruß und Segenswunsch der Gemeinde entbot. Von dort wurde ich in feierlicher Prozession zur Kirche geleitet. Bei dem von mir zelebrierten Levitenhochamt hielt Herr Dechant Dr. Meckel die Festpredigt. Nach der Einführung in das Pfarrhaus fand die Vorstellung des Lehrerkollegiums sowie des Kirchenvorstandes statt.

Herr Hauptlehrer Heinemann trat am 1. Oktober 1916 in den voll verdienten Ruhestand, auf dem er schon mehrere Monate vorher wegen seines Herzleidens beurlaubt gewesen war. Der Schulvorstand schenke ihm als Zeichen dankbarer Anerkennung treu geleisteter Dienste einen Ledersessel. Bald darauf zog Herr Heinemann nach Paderborn, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. An seiner Stelle übernahm die Knabenoberklasse Herr Lehrer Hanebrink, der seinerseits wieder vom 1. August 1916 bis Ende Dezember 1916 durch Fräulein Spieker vertreten wurde. Am 1. Januar 1917 wurde der Schulamtsbewerber Heinrich Walter aus Großenbreden, Pfarrei Marienmünster, Kreis Höxter, an die hiesige Schule berufen.

Am 29. Oktober (1916) fand die erste Versammlung des neu gegründeten Müttervereins statt. Die Vereinszeitschrift „Die Mutter“, herausgegeben vom Volksvereinsverlag in Mönchen-Gladbach wird  330 Frauen und Müttern zugestellt. Die monatliche Versammlung wird durchschnittlich von 100 – 150 Mitgliedern besucht.

Im Monat Dezember wurde in den einzelnen Klassen unserer Schule das „Werk der Hl. Kindheit (Jesu)“ eingeführt und mit großer Freude und heller Begeisterung von den Schulkindern aufgenommen. Fast sämtliche Kinder traten dem edlen Liebeswerke bei.

Im Jahr 1916 wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde 34 Kinder: 15 Knaben, 19 Mädchen, geboren und getauft. Gestorben sind 27 Personen, - 9 Kinder, 18 Erwachsene -. Den Heldentod für das Vaterland erlitten  im Jahr 1916  14 Krieger. Da ich mit den persönlichen Verhältnissen noch zu wenig vertraut bin, begnüge ich mich damit, die Namen derselben hier folgen zu lassen:

Joseph Pöttgen, gefallen am 1.1.1916.

Bernhard Kaulmann, gefallen am 6.2.1916.

Franz Gördes, gefallen am 27.2.1916

Arnold Altenwerth, gefallen am 14.3.1916.

Joseph Trompetter, gefallen am 28.3.1916.

Joseph Zacharias, gefallen am 6.4.1916

Anton Mündelein, gefallen am 4.5.1916.

Ernst Bracht, gefallen am 1.7.1916.

Anton Becker, gefallen am 9.8.1916.

Franz Göckeler, gefallen am 1.8.1916.

Paul Schindler, gefallen am 17.9.1916.

Heinrich Feische, gefallen am 20.9.1916.

Heinrich Helnerus, gefallen am 8.10.1916.

Joseph Klute, gefallen am 16.10.1916.  

Nähere Notizen sind im Sterberegister enthalten.

Die Zahl der hl. Kommunionen betrug im Jahr 1916: 39046, daran beteiligt waren die Männer mit 8314, die Frauen mit 31610, die Kranken mit 122.  Zur Ersten hl. Kommunion waren gegangen am 24. April 49 Kinder: 24 Knaben und 25 Mädchen. Getraut sind 10 Paare.

1917

Am 15. April 1917 wurden 54 Kinder: 24 Knaben und 30 Mädchen zum ersten Mal zum Tisch des Herrn geführt.

Am 11. Mai  feierten die Eheleute Maurer Kaspar Schwefer und Theresia geb. Stork im Breiten Weg das seltene Fest der Goldenen Hochzeit. Sie erhielten vom Kaiser ein Gnadengeschenk in Höhe von 50 Mark. Der Ehemann starb schon bald darauf am 13. Juli 1917.

Der grausame Krieg, der schon so manches schmerzliche Opfer gefordert, verlangte nunmehr auch von der ganzen Gemeinde ein überaus schweres Opfer: unsere Glocken. Mit aufrichtiger Betrübnis vernahmen die Gemeindemitglieder die Nachricht, dass die Glocken, die mit ihrem Geläut die frohen und traurigen Ereignisse in ihrem Leben begleitet hatten, nunmehr abgeliefert werden mussten. Am Sonntag, dem 24. Juni nachmittags von 6 – 7 Uhr erklangen sie noch einmal im festlichen Geläut und haben sicherlich manchem Auge Tränen der Wehmut entlockt. Am folgenden Tage wurde mit dem Ausbau begonnen, den Zimmermeister Schröder vornahm. Es wurden insgesamt 4 Glocken abgeliefert. 3 aus dem Turm und 1 aus dem Dachreiter über dem Chor. Die erste Glocke, circa 450 kg schwer mit einem unteren Durchmesser von 0,90 m, trug die Inschrift: Fondue par J. B. Dubois 1843. Die zweite Glocke hatte ein Gewicht von circa 310 kg, einen unteren Durchmesser von 0,80 m und die Inschrift: Gegossen von J. B. Dubois im Jahre 1843. Die dritte Glocke mit einem Gewicht von circa 210 kg und einem unteren Durchmesser von 0,70 m, war gezeichnet:: J. B. Dubois me fecit Anno  1843. (…hat mich hergestellt im Jahr…)  Die Glocke aus dem Dachreiter war nach der Inschrift, welche lautete:  Soli Deo Gloria Anno 1696, die älteste in unserer Kirche (Allein Gott die Ehre…). Die uns verbliebene Glocke hat ein Gewicht von circa 150 kg und die Inschrift: Die Lebendigen  rufe ich, die Gewitter brech ich, die Tote beweine ich 1778.  Als Notbehelf haben wir in den Dachreiter über dem Chor das Glöcklein aus der Küppelkapelle gehängt. Persönlich bedauere ich die Abgabe der Glocken nicht sehr, da ich die Begeisterung der Leute, nach deren Meinung Freienohl das schönste Geläut im ganzen Sauerlande besaß, nicht teilen konnte; meines Erachtens waren die Glocken mit alleiniger Ausnahme der schwersten zu spitz und dünn und zu hell tönend. Hoffentlich bekommen wir ein besseres voll tönendes Geläut zurück.

Am Sonntag, dem 2. September schlug der Blitz in das Klauke´sche Haus Auf dem Hahn und brannte  dasselbe bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Mobiliar wurde zum größten Teil gerettet. Die Leute fanden ein Unterkommen in dem leer stehenden Hause auf dem Linneborn’schen Fabrikgrundstück.

Am Samstag, dem 27. Oktober, wurde die Leiche der seit dem 15. Oktober vermissten Frau Kaufmann Auguste Röther im Zuleitungsgraben des Elektrizitätswerkes aufgefunden. Die auf so traurige Weise ums Leben gekommene war schon längere Zeit schwermütig. Vor einigen Jahren war die Tochter Elisabeth im blühenden Alter an der Schwindsucht gestorben. Als nun der Sohn Paul, der Ostern 1917 am Gymnasium zu Arnsberg das Abiturientenexamen bestanden hatte, im Frühjahr mehrmals einen Blutsturz erlitt und immer mehr hinsiechte, setzte sich bei der Mutter der Gedanke fest, dass alle ihre Kinder den Keim der Schwindsucht in sich trügen und vor ihr hinsterben würden. Frau Röther war von Natur zurückhaltender und verschlossen und darum für Trostgründe wenig zugänglich. Dabei war sie tief religiös und ging fleißig zu den hl. Sakramenten. Am Samstagnachmittag hatte sie noch gebeichtet und Sonntagmorgen die hl. Kommunion empfangen. Am Montagmorgen hat sie sich heimlich von Hause entfernt. Indes die Angehörigen sich in dem Glauben befanden, sie sei zur Kirche gegangen, hat sie sich in der Nähe der Ruhrbrücke im Zuge der Chaussee nach Olpe ins Wasser gestürzt. Nach zwölftägigem  angestrengtem Suchen vermeintlich in den Wäldern, woran die Gemeinde in inniger Teilnahme mit der sehr schwer betroffenen Familie sich eifrig beteiligte, wurde endlich zufällig die Leiche im Zuleitungsgraben des Elektrizitätswerkes, in welchen sie und der durch Regengüsse stark angeschwollenen Ruhr gelangt war, von Arbeitern des Werkes aufgefunden  und am 30. Oktober auf dem hiesigen Friedhof beigesetzt. R.i.p.

Am 22. Dezember verunglückte der Rottenarbeiter Karl Stirnberg, indem er auf der Strecke bei Arnsberg im dichten Nebel von einer Maschine erfasst und überfahren wurde. Er starb bald nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus zu Arnsberg. Er war ein braver junger Mann, der seit einem Jahr in glücklicher Ehe lebte. Ursprünglich war er Maler gewesen, hatte aber im Kriege dieses Geschäft aufgeben müssen.

Im Jahre 1917 wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde 33 Kinder, - 19 Knaben, 14 Mädchen -, geboren und getauft. Gestorben sind 27 Personen: 18 Erwachsene, 2 Schulkinder, 7 Kinder unter 6 Jahren. Den Heldentod für das Vaterland starben  8 Krieger:

Lorenz Karneil, gefallen am 14.2.1917.

Franz Storm, gefallen am 1.4.1917.

Theodor Zacharias, gefallen am 30.4.1917.

August Geißler, gefallen am 22.7.1917.

Joseph Humpert, gestorben am 27.8.1917.

Heinrich Neise, gestorben am 30.8.1917.

Joseph He(c)kmann, gefallen am 3.9.1917.

Heinrich Neise, Bergstraße, gefallen am 1.10.1917.

Außerdem  traf bei den Eltern von zwei schon früher gefallenen Kriegern eine sichere Todesnachricht ein und zwar von:

Johannes Rocholl, gefallen am 1.3.1915.

Heinrich Pöttgen, gefallen am 24.10.1916.

Die Zahl der hl. Kommunionen betrug insgesamt 35566, darin waren beteiligt die Männer mit 6545, die Frauen mit 28873, die Kranken mit 148.  Getraut sind 11 Paare, darunter 1 gemischtes Paar (wohl kath.+evgl.)

 

1918

Am 7. April gingen 80 Kinder, - 38 Knaben, 42 Mädchen -, zur Ersten hl. Kommunion.

Vom 19.-26.Mai – 1. Pfingstfeiertag bis Dreifaltigkeitssonntag einschließlich fanden hl. Exerzitien für Frauen und Jungfrauen statt, die von P. Heines aus dem Kloster in Hiltrup gehalten wurden. Die 1. Predigt für die Frauen war morgens nach der hl. Messe, nachmittags 2 Uhr war eine gemeinsame Predigt für Frauen und Jungfrauen; abends 8 Uhr  war Standespredigt für die Jungfrauen.  Die Teilnahme war eine sehr eifrige; gebe Gott, dass die Wirkung eine nachhaltige sei.

Am Nachmittag, dem 22. Mai,wurde am Ausgang des Tunnels der Rottenführer der dort auf Strecke arbeitenden Kolonne von einer Maschine überfahren. Derselbe hatte nach einem von der Richtung Oeventrop kommenden Zuge Ausschau gehalten und dabei nicht auf die aus dem Tunnel heraus fahrende Maschine geachtet. Ich konnte dem schwer Verletzten, dem ein Bein abgefahren war, noch die hl. Ölung spenden, er starb auf dem Transport zum Krankenhaus nach Meschede. Der Mann war von Wennemen, er hinterlässt eine Witwe und 6 Kinder, er soll ein guter katholischer Christ gewesen sein. R.i.p.

Am 7. Mai wurde hierselbst ein französischer Kriegsgefangener Emil Laidet begraben. Derselbe stand bei dem Landwirt Noele im Dienst, war von einem Pferde, das er misshandelte hatte, vor dem Bauch getreten worden und starb an d en erhaltenen inneren Verletzungen. In den letzten Zügen konnte ich ihm noch die hl. Ölung erteilen. Ein fleißiger Kirchengänger war er ebenso wenig gewesen, wie die übrigen hier untergebrachten Kriegsgefangenen.

Am 21. Juni fand man die Frau Mathilde Leimbach früh morgens mit durchschnittenem Halse tot im Bett vor. Das Rasiermesser, mit dem sie die unselige Tat vollbracht hatte, wurde im Betttuch gefunden. Not und Sorge um die Beschaffung der kurz vor der neuen Ernte so knappen Lebensmittel für ihre Familie, sowie eine heftig auftretende Grippe, die sich in furchtbaren Kopfschmerzen äußerte, scheinen bei der braven, aufrichtig frommen und früher immer so lebensfrohen Frau eine augenblickliche Geistesumnachtung herbeigeführt und sie in diesen grausigen Tod getrieben zu haben. R.i.p.

Am 7. August verunglückte der Jüngling Adalbert Stirnberg. Derselbe wollte mit zwei aneinander gekoppelten Wagen des Fabrikbesitzers Linneborn die Twiete herunterfahren. Die Pferde scheuten und gingen im rasenden Laufe durch. Bei dem Versuch, die Pferde an zuhalten, stolperte Stirnberg bei der Wegbiegung der Twiete über einen im Weg liegenden Stein, kam zu Fall und wurde vom Wagen überfahren. Herr Pastor Süreth konnte dem Verunglückten noch eben die Hl. Ölung spenden, dann verschied er, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben.

Im Jahre 1918 wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde 53 Kinder, - 19 Knaben, 34 Mädchen -, geboren und getauft. Gestorben und kirchliche beerdigt sind 30 Personen: 19 Erwachsene, 1 Schulkind, 10 Kinder unter 6 Jahren. Den Heldentod für das Vaterland starben folgende 20 Krieger:

Joseph Assmann, gefallen am 21.3.1918.

Gisbert Raulf, gefallen am 12. 4. 1918.

Heinrich Siepe, gefallen am 13.4.1918.

Fritz Rocholl, gefallen am 30.4.1918.

Johannes Dirkes, gefallen am 22.5.1918.

Hugo Klauke, gefallen am 4.6.1918

Julius Assmann, gefallen am 15.6.1918.

Franz Vernholz, gefallen am 22.7.1918.

Fritz Storm, gefallen am 11.8.1918.

Hermann Rocholl, gefallen am 25.8.1918.

Heinrich Siepe, Krumme Straße, gefallen am 8.9.1918.

Kaspar Storm, gefallen am  14.9.1918.

Wilhelm Braukmann, gestorben am 20.9.1918.

Heinrich Becker, gefallen am  3.10.1918.

Adolf Haus, gefallen am  (Datum fehlt).

Joseph Blessenohl, gefallen am 20.10.1918.

Hugo Klassmeier, gefallen am 17.10.1918.

Johannes Lemmer,  gefallen am 11.11.1918.

Fritz Heckmann starb auf dem Rückzuge am 12.12.1918 an Lungenentzündung im Lazarett  zu Bochum und wurde auf dem hiesigen Friedhof am 15.12.1918 zur letzten Ruhe gebettet. - Die Angehörigen  des bereits am 18. Mai 1915 in Galicien gefallenen Kriegers Joseph Assmann vom Bahnhof erhielten in diesem Jahr  die Todesnachricht. Die Gesamtzahl der aus unserer Gemeinde gefallenen Krieger beträgt 65, 3 Krieger gelten noch als vermisst. Die Familie Rocholl von der Hauptstraße hat 3 Söhne, die Familien Storm, Mittelstraße, Assmann, Siepe, Krumme Straße, und Becker, Hauptstraße, haben je 2 Söhne verloren. Auf dem hiesigen Friedhof haben ihre letzte Ruhestätte gefunden die Krieger Joseph Göckeler, Joseph Humpert, Heinrich Neise und Fritz Heckmann.  Viele unserer Krieger haben das Eiserne Kreuz II. Klasse erhalten. Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse wurden ausgezeichnet: Dr. med.  Dehen, Landwehrmann Schmitte, Gefreiter Anton Lemmer und der älteste Sohn der Familie Spindeldreher in Brumlingsen. Nach Abschluss des Waffenstillstandes, der die Beendigung dieses furchtbarsten aller Kriege, von denen die Weltgeschichte zu berichten weiß, einleitete, kehrten allmählich auch unsere Krieger in die Heimat zurück. Während des Rückzuges unserer Truppen hatten wir hier wiederholt starke Einquartierung. Trotz all der unerhörten  in dem mehr als vierjährigen heldenmütigen Ringen gebrachten Opfer ist unser Vaterland der feindlichen Übermacht unterlegen. Zu dem Unglück des verlorenen Krieges kommt nun noch der Schrecken der Revolution. Gott schütze unser armes Vaterland!

Kirchlich getraut wurden im Jahr 1918 10 Paare. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 41719, davon waren 7273 Männer-Kommunionen, 34250 Frauen-Kommunionen und 196 Kranken-Kommunionen.

Am 10. Oktober schied Lehrer Franz Hanebrink aus dem hiesigen Schuldienst, um die ihm übertragene Stelle an der katholischen Volksschule in Stentrup, Pfarrei Bausenhagen, zu übernehmen. An seine Stelle trat mit Beginn des neuen Jahres Lehrer Wilhelm Lachenicht.

Das Jahr 1919 hatte einen bewegten Anfang wegen der im Monat Januar getätigten Wahlen zur Nationalen und preußischen Landesversammlung. Die Wogen des politischen Kampfes gingen außerordentlich hoch. Von den auswärtigen Arbeitsstätten, besonders von der Maschinenwerkstätte in Arnsberg wurde das sozialistische Gift hier reingeschleppt.  Manche politisch wenig geschulten Männer und Jünglinge, auch vereinzelte Frauen zeigten sich leider den sozialdemokratischen Ideen zugänglich und ließen sich durch sozialdemokratische Schlagwörter betören und durch sozialdemokratische Versprechungen einfangen. Es fanden mehrere sowohl von Seiten der Zentrumspartei als auch von Seiten der Sozialdemokraten einberufenen Versammlungen statt, die infolge der Prügeleien der Sozialdemokraten, bei denen sich besonders ein junger Bursche Namens Peetz hervortat, einen stürmischen Verlauf nahmen.

Bei der am 19. Januar  getätigten Wahl zur Nationalversammlung  wurden 631 Zentrums- und 289 Sozialdemokratische Stimmen abgegeben. Bei der am folgenden Sonntag, dem 26. Januar, stattgehabten Wahl zur preußischen Landesversammlung war das Ergebnis: 585 Zentrumsstimmen und 261 sozialdemokratische Stimmen. 20 Stimmen waren zersplittert. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 1078.

Am 18. April, Karfreitag, starb im Krankenhaus in Meschede der Lehrer Wilhelm Lachenicht an einer durch die Grippe hervorgerufenen heftigen Gehirnentzündung. In der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit hatte er sich die Achtung der Gemeindemitglieder und die Liebe seiner Schüler erworben. Er hatte im Kriege das rechte Bein verloren und einen Lungenschuss erhalten; er trug aber sein Leiden mit musterhafter Geduld, fand Kraft und Trost im Gebet und erfüllte seine Pflichten trotz seines leidenden Zustandes mit gewissenhafter Treue. Ehre seinem Andenken!

Am 10. März starb der Jüngling Wilhelm Köster im Walde bei der Arbeit an Krämpfen. Memento mori   (lat.: Denk daran, dass du sterben wirst!)

Am 27 April wurden 65 Kinder: 34 Knaben und 31 Mädchen, zur ersten hl. Kommunion geführt.

Am 8. Juli war ein hoher Gnadentag für unsere Gemeinde, besonders für unsere Kinder. Am Abend vorher traf um 7.07 Uhr  der Hochwürdigste Herr Weihbischof Dr. Heinrich Hähling von Lanzenauer hier ein und wurde am Bahnhof vom Herrn Amtmann Horn und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes Herrn Albers bewillkommet. Die kirchliche Begrüßung fand auf der Hauptstraße am Kreuz bei Flinkerbusch statt, von wo der hochwürdigste Herr in feierlicher Prozession zur Kirche geleitet wurde, woselbst er eine Ansprache an die versammelte Gemeinde hielt. Am folgenden Morgen spendete Hochderselbe 292 Firmlingen, - 137 Knaben, 155 Mädchen -, aus unserer Gemeinde das hl. Sakrament der Firmung und fuhr am Nachmittag von hier mit dem Wagen nach Grevenstein und  von da am Abend über Freienohl nach Arnsberg.

Am 1. August schied Fräulein Lehrerin Elisabeth Pötting, die während der Kriegszeit eine Lehrerstelle vertretungsweise verwaltet hatte, aus dem hiesigen Schuldienst. An ihre Stelle trat der Schulamtsbewerber Franz Kroh aus Arnsberg.

Am 1. Oktober starb in ihrer Heimat Westönnen, wo sie während der Ferien Erholung von angestrengter Berufstätigkeit eine Kräftigung zu neuer Arbeit suchte, Fräulein Lehrerin Franziska Kenter im fast vollendeten 61. Lebensjahr infolge von Herzschwäche. Von den 42 Jahren, die sie im Schuldienst tätig war, hat sie 13 ½ Jahre in der hiesigen Volksschule mit unendlichem Eifer und vorbildlicher Pflichttreue gewirkt. Von der Schule konnte sie sich nicht trennen, obwohl sie schon öfter der Erholung und Kräftigung durch Beurlaubung bedurfte.  Niemals hat sie in den 42 Jahren ihrer Berufstätigkeit Vertretung gehabt; bis zur letzten Stunde hat sie treu ihre Pflicht getan. Fräulein Kenter war eine hochbegabte, tüchtige Lehrerin, die Hervorragendes in der Schule leistete. Vor allem suchte sie erzieherisch auf die ihr anvertrauten Kinder einzuwirken und dieselben zum sittlichen Ernst, zur Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit, zum Opfersinn und  Selbstüberwindung anzuleiten und sie so für Gott im Himmel zu erziehen.  Ihre Lehren und Mahnungen unterstützte sie durch die lebendige Macht ihrer Beispiele und befruchtete sie durch frommes inniges Gebet. Ihren früheren Schülerinnen blieb sie eine teilnehmende mütterliche Freundin und suchte sie namentlich in Leidenstagen und auf dem Krankenbett zu trösten und aufzurichten. Reicher Segen lohnte dann auch ihre Wirksamkeit. Die Liebe, Verehrung und Dankbarkeit, in der die Herzen ihrer Schülerinnen ihr entgegen schlugen, bekundete sich in rührender Weise bei ihrer Beerdigung. Außer von Lehrpersonen und mir waren zahlreiche Kinder der Mädchenoberklasse und auch mehrere Jungfrauen nach Westönnen geeilt und standen mit umflorten Fahnen an dem offenen Grabe der geliebten Lehrerin. Mögen an ihr die Worte des Propheten Daniel sich erfüllen: „Die viele in der Gerechtigkeit unterweisen, werden leuchten wie die Sterne für immer und ewig.“ Have  pia anima! (lat., wohl: ave pia anima = sei gegrüßt, fromme Seele!)

Am 5. November legte Hauptlehrer Hermann Schwienz vor der Prüfungskommission in Münster die Rektorprüfung  ab nachdem er schon im vorigen Jahr in Breslau die Mittelschulprüfung bestanden hatte. Herr Schwienz stammt aus Oppeln in Oberschlesien und hatte sich auf meine Veranlassung um die hiesige Hauptlehrerstelle beworben, die ihm am 15. Mai 1919 von der Regierung übertragen worden war. Ich hatte ihn in Bitterfeld, woselbst er im ersten Jahr seiner amtlichen Tätigkeit vertretungsweise angestellt war, als tüchtigen, charaktervollen und  tief religiösen Lehrer kennen und schätzen gelernt.

Im Jahr 1919  wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde 54 Kinder: 23 Knaben, 31 Mädchen, geboren und getauft. Gestorben und kirchlich begraben wurden 37 Personen, - 27 Erwachsene, darunter 6 Jünglinge im Alter von 14 – 30 Jahren, 10 noch nicht schulpflichtige Kinder. Getraut sind 29 Paare. Die Zahl der Kommunionen betrug 35549, Männer 7559, Frauen 27744, Kranke 246.

1920

Herr Lehrer Heins, der 12 Jahre lang in der hiesigen Gemeinde segensreich gewirkt hat, ist auf seinen Antrag zum 1. April 1920 in den Ruhestand versetzt worden. Da derselbe bereits am 1. Januar in Urlaub geht, fand am 22. Dezember 1919 im Bracht’schen  Saale eine stimmungsvolle  Schulfeier zu Ehren des aus dem Amt  Scheidenden statt, an der sich die Eltern und früheren Schüler und Schülerinnen zahlreich beteiligten. Da Lehrer Heins hier seinen Wohnsitz behält, wird er auch fernerhin durch sein vorbildliches Leben und sein frommes Gebet segensreich wirken. An seine Stelle trat der Schulamtsbewerber Franz Demmel, aus Arnsberg berufen.

Am 1. März 1920 wurde dem Lehrer Joseph Kleinfeller aus Rüthen die neu errichtete 8. Lehrerstelle an der hiesigen Schule übertragen.  An Stelle der verstorbenen Lehrerin Franziska Kenter wurde die mit der Vertretung beauftragte Fräulein Lehrerin Else Zimmermann gewählt.

Am Weißen Sonntag, dem 11. April wurden 53 Kinder, - 29 Knaben und 24 Mädchen -, zur ersten hl. Kommunion geführt.

Am 1. Juni starb zu Nauheim, wo er Linderung seines Herzleidens suchen wollte, nach seiner Ankunft dortselbst der hochwürdige Pfarrer a.D. Theodor Süreth, der seit 2 ½ Jahren hier als Pensionär gelebt hatte. Die Leiche wurde nach hier überführt und am 8. Juni unter Teilnahme von 10 Geistlichen aus der Nachbarschaft, der kirchlichen und weltlichen Körperschaften, der Vereine, sowie unter starker Beteiligung der Gemeindemitglieder in würdiger Weise auf dem hiesigen Friedhof beigesetzt. Die Grabgesänge führte der Gesangsverein „Liedertafel“ aus.

Bei der am 6. Juni getätigten Wahl zum neuen deutschen Reichstag haben von 1119 eingetragenen Wählern gestimmt für die Zentrumspartei  553, für die Mehrheitssozialdemokraten 173; für die unabhängige soz. Partei 117; für die dem. Partei 6, für die Volkspartei 8, für die deutschnationale Partei 3. Ungültig waren 13 Stimmen. 246 Wähler sind leider den Wahlurnen fern geblieben.   

Am 29. und 30. Juni  fand in Arnsberg der erste Sauerländische Katholikentag statt, an dem zahlreiche Gemeindemitglieder teilnahmen. An dem Festzug beteiligten sich unter dem Vorantritt unserer Musikkapelle der Männerverein, die Schützenbruderschaft, die beiden Gesangsvereine „Cäcilia“ und „Liedertafel“, der Turnverein und der Jünglingsverein.

Am 12. Juli,  am zweiten Tage des Schützenfestes brannte nachmittags gegen 2 Uhr das Wohnhaus des Arbeiters Hecking in der Twiete bis auf die Grundmauern nieder und von dem angrenzenden Wohnhaus des Arbeiters Schröder der Dachstuhl nieder. Das Feuer soll in dem  am Schröder’schen Haus angebauten Holzschuppen der Familie Hecking durch die mit Feuer spielenden Hecking’schen Kinder entstanden sein. Eine andere Version geht dahin, dass im Schröder’schen Haus anwesende vom Frühschoppen angetrunkene Burschen ihre Zigarettenstummel achtlos umher geworfen hätten.  Wahrscheinlich wäre das Brandunglück vermieden worden, wenn kein Schützenfest gewesen wäre; auch wäre der Brand eher eingedämmt worden, wenn 1. die Wasserleitung funktioniert hätte und 2, die Leute, die alle im Feiertagsstaate waren, beim Rettungswerke kräftiger zugegriffen hätten.

Vom 19. Dezember 1920 bis 2. Januar 1921 fand eine hl. Mission statt durch die hochwürdigen Herren Jesuitenpatres Schilgen und Ludwig. In der ersten Woche für die Frauen wurden die Predigten gehalten morgens ½ 9 Uhr und abends 8 Uhr. Am 1. Weihnachtstag begann nach dem Hochamt die Mission für die Männer. An den Werktagen fanden die Predigten statt abends ½ 6 und 8 Uhr. Die Beteiligung war recht erfreulich. Gebe Gott, dass die Wirkung eine nachhaltige sei.

Im Jahr 1920  wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde 59 Kinder, - 34 Knaben, 25 Mädchen -, geboren und getauft. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 27 Personen; 15 Erwachsene, 5 Schulkinder und 7 Kinder unter 6 Jahren. Getraut sind 30 Paare; 1 Paar in gemischter Ehe.  Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 30506: Männer 7487, Frauen 22807, Kranke 212. Mit Beginn der hl. Mission trat Herr Schreinermeister Beule sein Amt als Kirchenschweizer an.

Am 25. Januar 1921 machte der von hier gebürtige Kaufmann Wilhelm Zacharias  in Hörde seinem Leben ein Ende, indem er sich von der Sperrmauer der Möhnetalsperre hinabstürzte. Derselbe hatte sich im Kriege eine chronische Lähmung  der Stimmbänder zugezogen und dadurch seine Stimme verloren. Diese Krankheit hatte ihn nervös, überreizt und trübsinnig gemacht. Die Angst vor einer Operation, der er sich auf militärische Anordnung  unterziehen sollte, trieb ihn dann zu der unseligen Tat. Aus diesen Gründen wurde ihm die kirchliche Beerdigung gewährt, die hierselbst am Fastnachtssonntag, dem 6. Februar stattfand.

Bei den am 20. Februar getätigten Wahlen  zur preußischen Landesversammlung wurden für die Zentrumspartei 550 Stimmen abgegeben. Die Stimmen für die unabhängigen Sozialdemokraten waren zurückgegangen auf 48, wogegen die Mehrheitssozialdemokratie eine Zunahme zu verzeichnen hatte gegenüber der letzten Wahl.

Am Weißen Sonntag, dem 3. April, wurden 45 Kinder, - 21 Knaben und 24 Mädchen -, zur Ersten hl. Kommunion geführt.

Am Vorabend vor Weihnachten erklangen zum ersten Mal die neuen Glocken und reifen durch ihre feierlichen und weihevollen Klänge die rechte Festesstimmung in den Herzen wach. Die aus Bronze gegossenen Glocken mit den Tönen g -1, b -1, c² und g² legen mit ihrem edlen, kräftigen harmonisch zusammen klingenden und langsam verhallenden Ton rühmliches Zeugnis ab sowohl für die Leistungsfähigkeit der Glockengießerei Humpert in Brilon als auch für die Opferwilligkeit der Gemeinde. Die circa 64000 Mark betragenden Kosten sind abgesehen von 4 größeren Spenden – 10000 Mark von Herrn Kerstholt Utrecht, 3000 Mark Fabrik Wildshausen, 2000 Mark Fabrik Oeventrop, 1000 Mark Geschenk von Düsseldorf – hauptsächlich durch zwei vom Pfarrer und Bahnhofsvorsteher a. D. Kessler abgehaltenen Hauskollekten aufgebracht wurden..

Im Jahr 1921  wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde geboren und getauft 66 Kinder, - 41 Knaben und 25 Mädchen -.  Gestorben und kirchliche beerdigt sind 34 Personen: 5 Kinder unter 6 Jahren, 1 Schulkind,  3 Jünglinge, 4 Jungfrauen, 21 Erwachsene. Kirchlich getraut sind 28 Paare. Zahl der hl. Kommunionen 32871: Männer 8190, Frauen 24380, Kranke 301.

Zu den neuen Glocken sei noch folgendes nachgetragen: Die größte Glocke mit dem Ton g – 1 wiegt circa 850 kg und hat die Inschrift: Regi saeculorum, Deo immortali et invisibili, sit honor et gloria, Christusglocke. (lat.: Dem König der Ewigkeiten, dem unstrerblichen und unsichtbaren Gott sei Ehre und Preis!)  Die zweite Glocke circa 520 kg schwer, b – 1, hat die Inschrift: Ave maris stella, Dei mater alma!  Marienglocke.  (lat.: Sei gegrüßt, Meeres-Stern, Gottes Mutter hohe!)  Die dritte Glocke circa 350 kg schwer, c², hat die Inschrift: Te Joseph celebrent agmina hominum. Josephsglocke.  (lat.: Dich, Joseph, feiern die Scharen der Menschen!)  Das Dachreiterglöcklein mit dem Ton g² wiegt 78 kg und hat die Inschrift: St. Nicolae esto nobis protector! Von der Volksschule Freienohl. Nikolausglocke.  (lat.: Heiliger Nikolaus, sei du uns Beschützer!)  Dasselbe ist ein Geschenk der Lehrpersonen und der Kinder unserer Schule.

Am Weißen Sonntag, dem 23. April 1922, wurden 63 Kinder, - 31 Knaben und 32 Mädchen -, zur Ersten hl. Kommunion geführt.

Am 26. Juli 1922 wurde morgens im Tunnel unter dem Ort etwa 100 Meter vom Eingang entfernt die Leiche des Jünglings Franz Weber aufgefunden, der vom Zuge überfahren und unter der Brust durchschnitten war. Ob Selbstmord oder ein Unglücksfall vorliegt, wird wohl niemals festgestellt werden können.  Franz Weber von der Alten Wiese war trotz seines jugendlichen Alters von 18 Jahren die Kasse des christlichen Gewerkvereins (so geschrieben!)  anvertraut worden. Um ein Inflationszeit-Defizit von etwa 600 Mark in der Kasse zu decken – ob er das Geld für sich verbrauchte, oder bei den großen Summen den Überblick verloren und sich verrechnet hat, mag dahingestellt sein – hat er in den verschiedenen Häusern Geld zu leihen versucht. Überall abgewiesen, ist er am Sonntag, dem 23. Juli nach dem Hochamt nicht nach Hause zurückgekehrt; Am Montag ist er auf dem Schützenfest in Berge gesehen worden und hat dann am Mittwochmorgen gegen 5 Uhr ein so trauriges Ende gefunden. Die allgemeine Meinung neigt zu der Annahme, dass er durch den Tunnel hat heimlich nach Hause zurückkehren wollen und dabei vom Zug erfasst worden ist. Am Sonntag, dem 16. Juli, hat er noch an der gemeinschaftlichen  hl. Kommunion der Jünglinge teilgenommen, an der er sich regelmäßig beteiligte. Die kirchliche Beerdigung ist ihm gewährt worden. R.i.p.

Im Jahr 1922 wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde geboren und getauft 64 Kinder, - 35 Knaben und 29 Mädchen  -. Gestorben und kirchliche Beerdigt sind 37 Personen: 8 Kinder unter 6 Jahren, 3 Schulkinder, 3 Jünglinge, 3 Jungfrauen und 20 Erwachsene. Kirchliche getraut sind 21 Paare.  Gesamtzahl der hl. Kommunionen 29277, davon Männer 7093, Frauen 21966, Kranke 218.

1923

Am Weißen Sonntag, dem 8. April 1923, gingen 66 Kinder, - 39 Knaben und 27 Mädchen -, zum ersten Mal zum Tisch des Herrn.

Parocho et parochiae omne bonum in Domino!  (lat.; Dem Pfarrer und der Pfarrei alles Gute im Herrn!)  Freienohl, 4.7.1924.  + Casparus, ep. Paderb. (Jahreszahl = 1924 = Schreibfehler?  + = Zeichen für Bischof; ep. = Kürzel für Episcopus = Bischof; Paderb. = Paderborn)

Am 30. September 1923 ertrank in der Ruhr in Glösingen der Schulknabe Heinrich Klauke.

Derselbe war mit mehreren anderen Knaben auf einem Streifzug durch die Umgegend in einen Garten eingedrungen, um sich Äpfel vom Baum zu werfen.  Die Besitzerin des Grundstücks hetzte den Hund hinter die Knaben.  Während die übrigen Knaben ins Feld flüchteten, wollte Heinrich Klauke, verfolgt von dem Hund, die Ruhr durchwaten, geriet dabei in eine Untiefe und ertrank. R.i.p.

Am Allerheiligennachmittag (1. November)  fand die Einweihung des zum Krieger-Gedächtnis-Altar umgestalteten Josephsaltars statt. Derselbe ist auf den Vorschlag des Professors der Kunstgeschichte an der Akademie zu Paderborn Dr. Alois Fuchs und der Werkstatt des Bildhauers Drolshagen in Paderborn hervorgegangen und stellt den Hl. Joseph als Patron der Krieger dar. Zur Linken des mächtigen Schutzpatrons kniet ein jugendlicher, feldmarschmäßig ausgerüsteter Krieger und empfiehlt sich vertrauensvoll seinem Schutz, während zur Rechten ein gefangener Krieger mit abgezehrten Zügen die gefesselten Hände zu ihm emporhebt. Auf zwei von den Seitenwänden  der Altarnische aufgehängten Tafeln sind die Namen von 70 gefallenen Kriegern der hiesigen Gemeinde eingegraben. Die Feier, bei der der Pfarrer die Weiherede hielt und an der sämtliche Vereine mit ihren Fahnen teilnahmen, wurde verschönert durch Gesangsvorträge der beiden hiesigen Gesangsvereine.

Im Jahr 1923 wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde geboren und getauft 63 Kinder, - 34 Knaben und 29 Mädchen -. Gestorben und kirchliche beerdigt sind 20 Personen: 7 Kinder unter 6 Jahren, 1 Schulkind, 1 Jüngling, 1 Jungfrau, 10 Erwachsene. Getraut sind 22 Paare.  Gesamtzahl der hl. Kommunionen 30231, davon Männer 7403, Frauen 22699, Kranke 129.

1924

Am Sonntag, dem 27. April 1924, Weißer Sonntag, gingen 63 Kinder, - 27 Knaben und 36 Mädchen -, zur Ersten hl. Kommunion.

Bei der am 2. Mai 1924 getätigten Reichstagswahl wurden abgegeben für die Zentrumspartei 560 Stimmen, für die vereinigte soziald(emokratische). Partei 215, für die Kommunisten 111, für die deutschnationale Partei 17, für die deutsche Volkspartei 13, für die demokratische Partei 11 Stimmen.  Wahlberechtigt waren 1250 Personen, nicht gewählt haben  238.

Bei der infolge Auflösung des Reichstags notwendig gewordenen und am 7. Dezember 1924 getätigten Reichstagswahl sowie bei der gleichzeitig stattgehabten Landtagswahl entfiel auf die einzelnen Parteien folgende Stimmenzahl:

Zentrumspartei 516 bzw. 512;

Sozialdem. Partei 307 bzw. 304;

Kommunisten 32 bzw. 29;

Deutschnation. Volkspartei 11 bzw. 11;

Deutsche Volkspartei 13 bzw. 13;

Demokrat. Partei 11 bzw.11;

Nationalsozialisten 14 bzw. 14;

Nicht gewählt haben circa 325 Wähler.

Am 4. Juli spendete der  Hochwürdigste Herr Bischof Dr. Kaspar Klein 272 Firmlingen, - 132 Knaben und 140 Mädchen -, das hl. Sakrament der Firmung. Hochderselbe traf des Morgens um 8 Uhr von seinem Standquartier Hüsten mit Auto hier ein und fuhr am Nachmittag über Wennigloh nach Hüsten zurück.

Im Jahr 1924 wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde geboren und getauft 62 Kinder: 37 Knaben, 25 Mädchen. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 20 Personen: 7 Kinder unter 6 Jahren, 1 Schulkind, 1 Jungfrau, 11 Erwachsene. Kirchlich getraut sind 18 Paare. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 30191,  davon entfielen auf das männliche Geschlecht 7440, auf das weibliche Geschlecht 22647 und auf Kranke 104 Kommunionen.

1925

Bei der ersten Wahl des Reichspräsidenten am 29. Mai 1925 erhielten Stimmen: Braun (sozialdemokratisch) 289,  Dr. Jarres (rechts stehende Parteien) 36, Marx (Zentrum) 364. Bei der endgültigen Wahl am 26. Aprilerhielt Hindenburg 81, Marx 968 und Thälmann (Kommunist) 29 Stimmen.

Bei der am 29. November 1925 stattgehabten Wahl zum Reichstag und Provinziallandtag erhielten Stimmen:

Zentrum Reichstag (R.): 247, Provinziallandtag (P.): 259.

Soz.dem. R.: 200, P.: 193.

Kommun. R.: 15,  P.: 15.

Wirtschaftsl. R.: 47, P.: 24.

Deutsch Nation. R.: 14, P.: 10.

Im Jahr 1925 wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde geboren und getauft 55 Kinder: 30 Knaben und 25 Mädchen. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 27 Personen: 13 Kinder unter 6 Jahren, 1 Schulkind, 13 Erwachsene. Kirchlich getraut sind 18 Paare. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 28808, davon entfielen auf das männliche Geschlecht 7855,  auf das weibliche Geschlecht 20840 und auf Kranke 113 Kommunionen.

Die schon Weihnachten 1924 zum Teil beschaffte neue Weihnachtskrippe wurde Weihnachten 1925 vervollständigt. Dieselbe stammte aus der kirchlichen Kunstanstalt von Gerhard Winning in Düsseldorf und kostete mit allem Zubehör circa 800 Mark (siehe „Festbuch“: 1753-2003: 250 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus Freienohl: S. 86 und 97).

 

1926

In der 1. und 2. Fastenwoche 1926 wurde durch P. Rennebrink aus dem Missionshaus in Hamm hierselbst Exerzitien für Jünglinge und Jungfrauen gehalten, die eine sehr gute Beteiligung seitens der gesamten Stunde aufwiesen.

Am Weißen Sonntag, dem 11. April, gingen 34 Kinder, 18 Knaben und 16 Mädchen, zur Ersten hl. Kommunion

Bei dem am 20. Juni 1926 stattgehabten Volksentscheid über die Fürstenabfindung haben hier trotz der Mahnung der Bischöfe von 1299 Wahlberechtigten 746  für die Enteignung der Fürsten gestimmt.

Im Juni verschwand eines Tages auf unerklärliche Weise der Jüngling Gustav Beckmann von der Bettenhelle. Im Novemberstellte sich durch eine Mitteilung des Roten Kreuzes heraus, dass derselbe durch einen Werber in die französische Fremdenlegion verschleppt worden ist.

Am 4. April 1926, dem 1. Ostertag, feierte ein Sohn unserer Gemeinde, der hochwürdige Herr Neopresbyter (Neupriester) Georg Korte sein erstes hl. Messopfer. Die Feier wurde verherrlicht durch Vortrag einer vierstimmigen Messe seitens des neu gegründeten Kirchenchores. Die Festpredigt hielt  Herr Propst Steimann aus Paderborn, der frühere Pfarrer der Gemeinde.

Im Jahr 1926 wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde geboren und getauft 65 Kinder (davon 2 in Paderborn) und zwar 32 Knaben, 33 Mädchen. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 22 Personen: 8 Kinder unter 6 Jahren, 14 Erwachsene. Kirchliche getraut sind 11 Paare. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 28993; davon entfielen auf das männliche Geschlecht 7735, auf das weibliche Geschlecht21137, auf Kranke 121.

1927

In der 1. und 2. Fastenwoche, vom 6. – 20. März, fanden Exerzitien für Männer und Frauen statt; in der 1. Woche für die Frauen wurden die Vorträge gehalten nachmittags um 4 Uhr und abends um 8 Uhr. Für die Männer fand der Vortrag abends ½ 9 Uhr statt und wurde am folgenden Morgen für die Nachtschichtler im Anschluss an die hl. Messe wiederholt. Exerzitienleiter war P. Sanermann aus dem Missionshaus Hamm. Von den Männern haben 30 – 40 nicht teilgenommen.

Am Weißen Sonntag, dem 24. April, wurden 34 Kinder, 15 Knaben und 19 Mädchen, zur 1. hl. Kommunion geführt.

Am Fest Christi Himmelfahrt, dem 26. Mai, verunglückte in Balve, wo sie als Lehrmädchen im Geschäft war, Anna Pöttgen. Beim Aufspringen auf den fahrenden Zug wurden ihr beide Füße abgefahren. Anna Pöttgen erbaute durch ihre christliche Geduld die Insassen des Krankenhauses in Balve.

Im Jahr 1927  wurden in hiesiger Pfarrgemeinde geboren und getauft 58 Kinder (davon 1 in Paderborn) und zwar 36 Knaben und 22 Mädchen. Gestorben und kirchlich begraben sind 25 Personen: 4 Kinder unter 6 Jahren, 21 Erwachsene. Kirchliche getraut sind 15 Paare. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 27977; davon entfielen auf das männliche Geschlecht 6897, auf das weibliche 20928, auf Kranke 152.

1928

Am Weißen Sonntag, dem 15. April, wurden 32 Kinder, 10 Knaben und 21 Mädchen zur 1. hl. Kommunion geführt.

Am 25. Oktober starb nach kurzem schwerem Leiden im Krankenhaus zu Arnsberg Lehrer Heinrich Heins. Als Lehrer hatte er segensreich gewirkt in Kohlhagen, Mülheim a.M., Oelinghausen und zuletzt in Freienohl. Hierselbst hat er seine letzten Lebensjahre im Ruhestand verlebt. Der liebe Verstorbene war Junggeselle und hat durch seine tiefgläubige Gesinnung, seine kindliche Frömmigkeit, seinen unermüdlichen Gebetseifer und sein liebevolles leutseliges Wesen sich die Liebe und Anhänglichkeit der ganzen Gemeinde erworben. Nach allgemeinem Urteil hat Freienohl ein solches Leichenbegräbnis noch nicht gesehen, wie es Lehrer Heins zuteil geworden ist. Wohl jede Familie hat einen oder mehrere Vertreter entsandt; auch nahmen sämtliche Vereine teil.

Im Jahr 1928wurden 47 Kinder geboren und getauft (davon 2 in Paderborn) und zwar 23 Knaben und 24 Mädchen. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 30 Personen: 4 Kinder unter 6 Jahren und 26 Erwachsene. Kirchlich getraut sind 15 Paare. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 25230; davon entfielen auf das männliche Geschlecht 6046, auf das weibliche Geschlecht 19052, auf Kranke 132.

1929

Am Weißen Sonntag, dem 7. April, gingen 42 Kinder, 19 Knaben und 23 Mädchen zur 1. hl. Kommunion.

Sub umbra alarum suarum protegat Deus gregem et pastorem!

Die confirmationis 22. Jul. 1929.  + Joannes Hillebrand Ep. Aux.

(lat.; Im Schatten seiner Flügel beschütze Gott die Herde und den Hirten! – Tag der Firmung, 22. Juli 1929; Joannes Hillebrand Episcopus Auxiliarii : wörtl.: Hilfsbischof, üblicher Titel: Weihbischof)

 

1928

Bei der am 21. Mai 1928 getätigten Reichstagswahl erhielten Stimmen: Zentrum 387, Sozialdemokraten 351, Volkspartei 12, Kommunisten 13, Demokraten 11, Wirtschaftspartei 48, National-Sozialisten 12.

Im Jahr 1929  wurden 58 Kinder: 27 Knaben, 31 Mädchen geboren und getauft. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 20 Personen: 6 Kinder und 14 Erwachsene. Kirchlich getraut sind 15 Paare. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 23171, davon entfielen auf das männliche Geschlecht 5301, auf das weibliche Geschlecht 17719, auf Kranke 151.

1930

Am Weißen Sonntag, dem 27. April 1930 gingen 61 Kinder: 30 Knaben und 31 Mädchen zur 1. hl. Kommunion.

1929

Am 22. Juli 1929 spendete der Hochwürdigste Herr Weihbischof Dr. Joh. Hillebrand (s.o.) 204 Firmlingen, 100 Knaben und 104 Mädchen, das hl. Sakrament der Firmung. Hochderselbe traf morgens 8 Uhr von seinem Standquartier Neheim hier ein und fuhr am Nachmittag dorthin zurück.

Bei der am 21. Mai 1928 (1928!) getätigten Reichtagswahl und Landtagswahl erhielten Stimmen:

Zentrum: Reichstag (=R) : 387, Landtag (=L): 378.

Sozialdemokr. R: 351; L: 343.

Wirtschaftspartei R: 48; L: 44.

Deutschnationale  R: 10; L: 11.

Deutsche Volkspartei  R: 12; L: 13.

Kommunisten  R: 13; L: 13.

Nationalsozialisten  R: 12;  L: 10.

Christl. Soziale  R: 30; L: 31.

1930

Am 11. November 1930 wurden im Tannenwald auf dem Plastenberg Knochenteile und Kleidungsstücke des seit dem 6. Juli 1926 vermissten Gustav Beckmann aufgefunden. Derselbe soll schon längere Zeit vor seinem Verschwinden an Schwermut gelitten haben. Die frühere Mitteilung (s.o.) dass er in die französische Fremdenlegion verschleppt worden sei, beruhte auf einer Verwechslung mit einem anderen Gustav Beckmann.

Bei der am 14. September 1930 getätigten infolge Auflösung des Reichstags notwendig gewordenen Wahl betrug die Zahl der Wahlberechtigten 1390; die Zahl der abgegebenen Stimmen 1128; mithin Nichtwähler 262. Es erhielten Stimmen:

Zentrum 392;

Sozialdemokr. 388;

Kommunisten  36;

Staatspartei   10;

Wirtschaftspartei  149;

Nat. Soz. 117.

Mitte Oktober 1930 wurde mit der Neuausmalung der Kirche begonnen. Sie trug noch das Kleid, das sie vor 40 Jahren nach dem Erweiterungsbau erhalten hatte. Dem Geschmack der damaligen Zeit entsprechend war die frühere Ausmalung schablonenhaft und in tristen Farben gehalten. Im Laufe der Jahre  hatte sich dicker Staub auf den Wänden abgesetzt, sodass die Kirche einen düsteren und schmutzigen Eindruck machte. Die Neuausmalung ist  besorgt von dem Kirchenmaler Heinrich Repke in Wiedenbrück. Dieselbe ist in lichten und frohen Farben ausgeführt und hat die Kirche jetzt ein feierliches und farbenfreudiges Aussehen.  Am Patronatsfeste (St. Nikolaus) war die Ausmalung des Chores beendigt, nach einer siebenwöchigen Pause wurde dann am 1. Februar 1931 die Arbeit wieder aufgenommen und anfangs Mai glücklich zu Ende geführt, nachdem auch das gesamte Inventar der Ausmalung der Kirche angepasst war. Die Gesamtkosten betragen ausschließlich des Gerüstes 7850 Mark; dieselben wurden durch freiwillige Gaben der Gemeindemitglieder und des Pfarrers sowie durch monatliche Kirchenkollekten gedeckt. Die Gerüststangen sind im Kirchenwald gehauen worden; die Unkosten für das Gerüst, einschließlich Auf- und Abbau betrugen circa 480 Mark. Die Kirche findet in ihrem  neuen Gewande auch bei den Kurgästen, deren Zahl von Jahr zu Jahr steigt, großen Beifall.

Im Jahr 1930 wurden 41 Kinder, 26 Knaben und 15 Mädchen geboren und getauft. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 10 Personen, 2 Kinder und 8 Erwachsene, darunter 1 Schulkind. Kirchliche getraut sind 20 Paare. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 24100,  davon entfielen auf das männliche Geschlecht 5580, auf das weibliche Geschlecht 18378, auf Kranke 142.

1931

Am Weißen Sonntag 1931, dem 12. April, gingen 49 Kinder: 29 Knaben und 20 Mädchen, zur 1. hl. Kommunion.

1930

Am Ostermontag, dem 21. April 1930,  feierte ein Sohn unserer Gemeinde, der hochwürdige Herr Neopresbyter (Neupriester) Alois Becker seine Primiz. Der ad hoc (für diesen Termin) gebildete Kirchenchor sang unter der Leitung des Hauptlehrers i.R. Hatzig eine vierstimmige Messe. Die Festpredigt hielt Propst Steimann, Paderborn.

1931

Vom 10. – 25. Mai 1931 wurde eine hl. Mission durch die hochw. Herrn Franziskaner-Paters Floribert und Valentin abgehalten. Die Predigten für die Frauen fanden statt nachmittags um 4 und 8 ¼ Uhr; die Predigten für die Männer nachmittags um 5 und 8 Uhr. Die Beteiligung an der hl. Mission war, wenn auch einzelne sich ausgeschlossen hatten, im allgemeinen eine recht erfreuliche. Am Schluss der hl. Mission Pfingstmontag, den 25. Mai, wurde der neue Kreuzweg eingeweiht.

Bereits im Jahr 1929 war mit der Anschaffung eines neuen Kreuzwegs begonnen worden, die Fertigstellung desselben zog sich bis Mai 1931 hin. Die Kreuzwegbilder sind auf Leinwand von dem Kunstmaler Heinrich Repke in Wiedenbrück gemalt, der auch die Ausmalung der Kirche besorgt hat und machen einen ergreifenden zur Andacht stimmenden Eindruck. Jedes Bild kostete fertig im Rahmen 300 Mark. Die Gesamtkosten im Betrage von 4200 Mark sind in folgender Weise aufgebracht: Die 1. und 14. Station sind durch Kirchenkollekten bezahlt, die 2. Station ist von größeren Gaben einzelner Gemeindemitglieder bezahlt; die 3. Station ist geschenkt von Frl. Jos. Schröer, Hebamme; die 4. Station ist geschenkt von (den)Schwestern; die 5. Station ist geschenkt von Herrn Joh. Kessler, Rümpke; die 6. Station ist geschenkt von der Jungfrauenkongregation; die 7. Station ist geschenkt vom Pfarrer; die 8. Station ist geschenkt vom Frauenbund; die 9. Station ist geschenkt von Herrn Joh. Korte, Hinter den Höfen; die 10. Station ist geschenkt von Familie Kaulmann, Mittelstraße; die 11. Station ist geschenkt vom Pfarrer; die 12. Station ist geschenkt  von der Familie Albert Flinkerbusch; die 13. Station ist geschenkt von Herrn Kaspar Pöttgen, Wildshausen.

Der Kreuzweg wird von den Gemeindemitgliedern recht eifrig gebetet, wozu auch die Einführung des immerwährenden Kreuzwegs, der über 300 Mitglieder zählt, beigetragen hat.

Im Jahr 1931 wurden 43 Kinder, 24 Knaben und 19 Mädchen geboren und getauft. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 26 Personen: 8 Kinder und 18 Erwachsene, darunter 3 Schulkinder. Kirchlich getraut sind 18 Paare. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 27240, davon entfielen auf das männliche Geschlecht 6651, auf das weibliche Geschlecht 20403, auf Kranke 186.

1932

Zufolge der Anordnung des hochw. Herrn Erzbischofs, dass die Kinder am Schluss des 3. Schuljahrs zur 1. hl. Kommunion  geführt werden sollen, fand die Feier der 1. hl. Kommunion in diesem Jahr zweimal statt. Am 3. April 1932 gingen 46 Kinder, 23 Knaben und 23 Mädchen, und am 26. Juni 1932  5 Kinder, 23 Knaben und 22 Mädchen, zur 1. hl. Kommunion.

Im Jahr 1932 fanden 5 politische Wahlen statt: 2 Reichspräsidentenwahlen, Landtagswahl  und 2 Reichstagswahlen zufolge der zweimaligen Reichstagsauflösung durch Reichskanzler von Papen. Es erhielten Stimmen: Duesterberg: 1o, --; Hindenburg: 824, 857;  Hitler146, 175; Thälmann: 211, 144.  Die Wahlen fanden statt am 13. März und 10. April.  Bei der Landtagswahl und den 2 Reichtagswahlen: Centrum: 492, 526, 396; Sozialdemokraten: 253, 454, 372; Kommunisten: 153, 165, 220; Nationalsozialisten (Hitlerpartei): 188, 226, 192; Wirtschaftspartei: 33,16, 6;  Deutschnationale: 5, 15, 24; Deutsche Volkspartei: -, 6, -; Staatspartei: 8, 3, 0.  Die Landtagswahl fand statt am 24. April, die beiden Reichstagswahlen fanden statt am 31. Juli und 26. November.

Durch die Urkunde der Regierung in Arnsberg, Abteilung für Kirchen- und Schulwesen, vom 14. Mai 1932 wurde die organische Verbindung zwischen dem Kirchen- und Schulamt mit Wirkung vom 1. Juni 1932 abgelöst.

Das Organistenamt übernahm Lehrer Kleinfeller, dem das Küsterhaus als Dienstwohnung überwiesen wurde.  Als Rektor wurde anstelle des am 1. April 1931  an die Lehrerakademie in Beuthen berufenen Rektors Schwierz Rektor Breitenbach aus Altenbüren zum 1. Juni angestellt.

Im Jahr 1932 wurden 56 Kinder: 27 Knaben und 29 Mädchen geboren und getauft. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 24 Personen. 5 Kinder unter 6 Jahren und 19 Erwachsene. Kirchlich getraut sind 14 Paare. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 26991; davon entfielen auf das männliche Geschlecht 6768, auf das weibliche Geschlecht 20041, auf Kranke 182.

 

1933

Bei der am 5. März 1933 durch Reichstagsauflösung veranlassten Reichstagswahl erhielten Stimmen: Zentrum: 462; Sozialdemokraten: 405; Nationalsozialisten: 302; Kommunisten: 138; Deutschnationale: 22: Volkspartei: 2; Staatspartei: 4.

Am 26. Juni 1933 wurde die Fahne des Gesellenvereins (Kolpingsfahne) auf Anordnung der Leitung der hiesigen N.S.D.A.P. (Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei) durch die S.A.  (Sturmabteilung der NSDAP) Männer Richard Pöttgen und Thomas Montag trotz des erhobenen Einspruchs des Pfarrers gewaltsam aus der Kirche geholt.

Bei dem auf den 12. November 1933  anberaumten Volksentscheid stimmten von 1605 Stimmberechtigten für die Außenpolitik  der nationalsozialistischen Regierung 1276,  gegen dieselben 198; ungültig waren 42 Stimmen. Bei der gleichzeitig stattfindenden Reichstagswahl wurden für die NSDAP 1216 Stimmen abgegeben, ungültig waren 300 Stimmen wegen Abgabe des ungültigen Stimmzettels.

Durch Entscheidung des Regierungspräsidenten in Arnsberg vom 16. Dezember 1932  ist noch einmal die bedingungslose Verpflichtung der politischen Gemeinde zur dauernden Instandhaltung des Pastorats und der Küsterei festgestellt worden. Der von der politischen Gemeinde erhobene Einspruch gegen die Entscheidung des Regierungspräsidenten ist späterhin wegen Aussichtslosigkeit zurückgezogen worden. Damit dürfte dieser Streitpunkt endgültig erledigt sein.

Am 23. April 1933 wurden 48 Kinder: 26 Knaben und 22 Mädchen, zur Ersten hl. Kommunion geführt.

Im Jahr 1933 wurden 40 Kinder: 24 Knaben und 16 Mädchen, geboren und getauft. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 20 Personen, darunter 6 Kinder unter 6 Jahren und 1 Schulkind. Kirchlich getraut sind 33 Brautpaare, davon 23 in unserer Pfarrkirche, 10 auswärts. Hl. Kommunionen wurden gespendet 26238; davon an das männliche Geschlecht 6831, an das weibliche Geschlecht 19213, an Kranke 194.

1934

Am 8. April 1934  gingen 49 Kinder, 26 Knaben und 23 Mädchen zur 1. hl. Kommunion. -

R’os clementiae benignitatisque Domini descendat uberrime super parochum et parochiam ad Sanctum Nicolaum!

21.7.1934

(Doppelkreuz = Zeichen für Erzbischof) Casparus, Archiep. Paderb. (Kaspar Klein, Archiepiscopus = Erzbischof, Paderborn)  

Am 21. Juli 1934 spendete der Hochwürdigste Herr Erzbischof Dr. Kaspar Klein 280 Firmlingen: 175 Knaben und 105 Mädchen, das hl. Sakrament der Firmung

Im Jahr 1934 wurden 43 Kinder: 22 Knaben und 21 Mädchen geboren und getauft. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 15 Person en, darunter 1 Kind unter 6 Jahren und 2 Schulkinder. Kirchlich getraut sind 33 Paare, davon 23 in unserer Pfarrei, 10 auswärts. Hl. Kommunionen wurden gespendet27073, davon an das männliche Geschlecht7137, an das weibliche Geschlecht 19751, an Kranke 185.

1935

(Vom 27. Januar bis Sonntag, den 3. Februar wurde vom hochwürdigen Herrn P. Niesen eine eucharistische Familienwoche gehalten. Die Beteiligung an derselben war eine recht erfreuliche. Es wurden in dieser Woche circa 5000 hl. Kommunionen gespendet.) - Dieser Abschnitt steht in Klammern!

Am 28. April 1935  gingen 52 Kinder: 28 Knaben und 24 Mädchen, aus unserer Gemeinde zur 1. Hl. Kommunion. Mit diesen gingen auch 7 Kinder: 3 Knaben und 4 Mädchen, aus der Pfarrei Dessau in der thüringischen Diaspora, die im Winter hier vorbereitet waren, zur Ersten Hl. Kommunion. 

Im Jahr 1935 wurden 52 Kinder: 29 Knaben und 23 Mädchen, geboren und getauft. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 23 Personen, darunter 4 Kinder unter 6 Jahren. Kirchlich getraut sind 27 Paare, davon 23  in unserer Pfarrei, 4 auswärts. Hl. Kommunionen wurden gespendet 27809,  davon an das männliche Geschlecht 7742, an das weibliche Geschlecht 19884, an Kranke 183.

1936

Hier wird ohne Klammern der Text von oben unter „1935: vom 27. Januar…gespendet“ wiederholt.

Am 19. April 1936  gingen 53 Kinder: 35 Knaben und 18 Mädchen, zur 1. Hl. Kommunion.

Im Jahr 1936  wurden 64 Kinder geboren und getauft; und zwar 32 Knaben und 32 Mädchen. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 18 Personen, darunter 2 Kinder unter 6 Jahren. Kirchliche getraut sind 27 Paare, davon 24 in unserer Pfarrkirche, 3 auswärts. Hl. Kommunionen wurden gespendet 33011, davon an das männliche Geschlecht 9486, an das weibliche Geschlecht 23361, an Kranke 164.

1937

Am 4. April 1937 gingen 54 Kinder, 30 Knaben und 24 Mädchen, zur 1. hl. Kommunion.

Am 28. Dezember 1936 (36 !) wurde dem Pfarrer die Erteilung des kirchlichen Religionsunterrichts in den Schulen der Gemeinde Freienohl verboten, da er nicht die Gewähr dafür biete, dass er sich in dem Unterricht rückhaltlos für den nationalsozialistischen Staat einsetze.

Im Jahr 1937 wurden 61 Kinder geboren und getauft, und zwar 27 Knaben und 34 Mädchen. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 19 Personen, darunter 2 Kinder unter 6 Jahren. Kirchlich getraut sind 22 Paare, davon 15 in unserer Pfarrkirche, 7 auswärts. Hl. Kommunionen wurden gespendet 27753, davon an das männliche Geschlecht 7465, an das weibliche Geschlecht 20109, an Kranke 179.

Vidi in visitatione (Ich habe gesehen in der Visitation, - bei der amtlichen Einsichtnahme der Amtsführung.) 9.2.38.  Bömer, Propstdechant

1938

Am 24. April 1938 gingen 46 Kinder, 21 Knaben und 25 Mädchen zur 1. hl. Kommunion.

Vom 8. – 22. Mai fand eine religiöse Woche für die weibliche und männliche Jugend statt, die vom H. P. van der Zanden M.S.C. (Missionarius Sanctissimi Cordis – Missionar vom heiligsten Herzen Jesu, Hiltruper Patres)  aus Hamm gehalten wurde. Der Hauptvortrag fand abends um 8.15 Uhr statt, für die Mädchen war morgens in der hl. Messe  um 6 Uhr noch ein kurzer liturgischer Vortrag. Die Teilnahme war eine zufrieden stellende, ca. 90 % der Jugendlichen.

Im Jahr 1938  wurden 49 Kinder, 27 Knaben und 22 Mädchen geboren und getauft. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 26 Personen, darunter 2 Kinder unter 6 Jahren. Kirchlich getraut sind 31 Paare, davon 23 in unserer Pfarrkirche, 8 auswärts. Hl. Kommunionen wurden gespendet 25977, davon an das männliche Geschlecht 6949, an das weibliche Geschlecht 18858, an Kranke 170.

Vidi in visitatione. 20.3.39. Bömer, Propstdechant  (s.o.)

 

Nachtrag aus dem Jahr 1936.

Bei der am 2. Weihnachtstage 1936  stattgehabten kirchlichen Abstimmung über die Konfessions- oder Gemeinschaftsschule, an der nur die Eltern von schulpflichtigen und vorschulpflichtigen Kindern teilnehmen konnten, wurden insgesamt 452 Stimmen für die konfessionelle Schule abgegeben. Die Zahl der erziehungsberechtigten Eltern betrug etwa 600 (300 Väter und 300 Mütter).

1939

Am 16. April 1939  gingen 48 Kinder, 26 Knaben und 22 Mädchen, zur 1. hl. Kommunion.

Am Sonntag, dem 21 Mai,  fand die vom Hochwürdigsten Herrn Erzbischof angeordnete Weihe der Pfarrgemeinde an die allerseligste  Jungfrau und Gottesmutter Maria statt. Die vorbereitende Predigt für die Männer war von H. P. Rose, die für die Frauen vom H. P.  Rademacher gehalten worden. Die Beteiligung an der Generalkommunion und an der Weihefeier war eine recht erfreuliche.

Testis (enim) est mihi Deus, quomodo cupiam omnes vos in visceribus Jesu Christi. Phil. 1,8. -  F. 5.7.39.  -  + Aug. Baumann, Ep. Aux. Pad.

(Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen sehne mit der herzlichen Liebe, die Jesus Christus zu euch hat. F. = Firmung  … Episcopus Auxiliarius – Weihbischof von Paderborn)

Am 5. Juli spendete der Hochw. Herr Weihbischof Augustinus Baumann 238 Kindern, 124 Knaben und 114 Mädchen das hl. Sakrament der Firmung.

Mit dem Ausbruch des Krieges – Anfang September -  war die bisherige Aushilfe vom Kloster in Oeventrop, die darin bestand, dass an jedem Sonn- und Feiertag ein sacerdos simplex (ein einfacher Priester)  eine der 3 hl. Messen hielt und jedes Mal am Herz-Jesu-Sonntag Pater Superior  Dohrmann im Beichtstuhl aushalf, eine der Hl. Messen und Predigt übernahm, nicht mehr möglich, weil das Kloster in ein Reservelazarett umgewandelt wurde und die Studierenden mit ihren Professoren nach Cleve übersiedelten. In der Übergangszeit wohnte P. Stegerhütte 4 Wochen lang im hiesigen Pfarrhaus und half in der Seelsorge aus; anfangs Oktober trat P. Steinriede an seine Stelle. Derselbe wohnt im Schwesternhaus und bezieht das Gehalt eines Kooperators in Höhe von  monatlich 60 Mark. Die Schwestern erhielten für die Verpflegung monatlich 75 Mark.

Im Jahr 1939wurden geboren und getauft 56 Kinder, 32 Knaben und 24 Mädchen. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 26 Personen, darunter 2 Kinder unter 6 Jahren und 3 Schulkinder. Kirchlich getraut sind 24 Paare, davon 17 in unserer Pfarrkirche. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 26109; davon 6560 Männer, 19310 Frauen und 239 

Krankenkommunionen.

1940

Am Weißen Sonntag, am 31. März 1940, gingen 35 Kinder, 23 Knaben und 12 Mädchen, zur 1. hl. Kommunion.

Im Jahr 1940  wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde 50 Kinder geboren und 47 Kinder getauft; 3 Kinder sind auswärts geboren und getauft. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 33 Personen, darunter 4 Kinder unter 6 Jahren und 2 Jugendliche im Alter von 14 Jahren. 2 Krieger sind gefallen und haben auswärts ihre letzte Ruhestätte gefunden. 2 Krieger sind mit dem Motorrad tödlich verunglückt und hier beerdigt worden. Kirchlich getraut sind 20 Paare, davon 17 in unserer Pfarrkirche. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 24287, davon waren 5638 Männerkommunionen, 18356 Frauenkommunionen und 293 Krankenkommunionen.

Vidi in visitatione. 10.2.1941.  Bömer, Propstdechant  (s.o.)

 

1941

Mit Beginn des neuen Jahres wurde zum großen Leidwesen der Lehrpersonen der Religionsunterricht vom Lehrplan der Volksschule gestrichen und in 2 Wochenstunden für jede Klasse von den Geistlichen übernommen. Als Grund wurde Zeitmangel angegeben. Für 4 Turnstunden war noch Platz im Stundenplan, aber nicht mehr für eine Religionsstunde.

Am Weißen Sonntag, dem 20. April 1941 gingen 43 Kinder, 26 Knaben und 17 Mädchen zur 1. hl. Kommunion.

Am 15. Mai 1941  wurde die ganze Gemeinde in furchtbare Aufregung versetzt durch die grauenvolle Mordtat, die der noch nicht 18-jährige Hubert Koßmann an dem Autovermieter Willi Hütter verübte. Näheres im beifolgenden Zeitungsbericht

Am 5. Juni 1941 ist Hubert Koßmann in Köln hingerichtet worden. Er ist, wie der Gefängnisseelsorger an seine Eltern geschrieben hat, reumütig aus dem Leben geschieden nach würdigem Empfang der hl. Kommunion.

Im Jahr 1941 wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde 34 Kinder geboren und getauft. Davon 1 Kind auswärts. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 29 Personen, darunter 3 Kinder unter 6 Jahren und 1 tödlich verunglückter Jüngling von 18 Jahren. Dazu kommen n och  6 Krieger und 4 Geistesgestörte, die sämtlich in den Monaten August und September und zwar 2 am selben Tage in Heilanstalten gestorben sind. Zu den Toten zählt auch die älteste Frau von Freienohl, Witwe Elisabeth Klasmeier, die das Gott gesegnete Alter von 92 Jahren erreicht hat. Kirchlich getraut sind 21 Paare, davon 19 in unserer Pfarrkirche.  Die Zahl der Kommunionen betrug 24139; daran waren beteiligt die Männer mit 5358, die Frauen mit 18457 und die Kranken mit 224 Kommunionen.

 

1942

Am 4. März 1942 forderte der unbarmherzige Krieg wiederum das Opfer unserer Glocken. Nachdem noch einmal in der Frühe des Montagmorgens ihr festliches Geläute erklungen war, wurden dieselben von der Firma Kessler – Oeventrop ausgebaut. Nur das Dachreiterglöcklein ist uns geblieben.

Am Weißen Sonntag, dem 12. April 1942 wurden 50 Kinder: 27 Knaben und 23 Mädchen zur 1. hl. Kommunion geführt.

Am 17. Mai 1942  wurde der 15-jährige Hitlerjunge Johannes Flechtner von dem 15-jährigen Hitlerjungen Egon Höhmann bei Schießübungen auf dem Scheibenstand, bei denen jegliche Aufsicht fehlte, erschossen. Die Schuld an dem bedauernswerten Todesfall, der die verwitwete Mutter um so härter trifft, weil sie erst vor 2 Jahren einen Sohn im Alter von 14 Jahren verloren hat, soll der Verunglückte tragen, der den Einschlag seines Schusses an der Scheibe feststellen wollte.

Vidi in visitatione.  3.11.42.  Knoke, Dec(hant)

 

(Zeitungsausschnitt “Blutschänder zum Tode verurteilt” beiliegend)

Das Todesurteil ist auf ein eingereichtes Gnadengesuch hin vom Justizministerium in eine Zuchthausstrafe von 6 Jahren umgewandelt worden. Molitor hat schon in Arnsberg reumütig die hl. Kommunion empfangen. 

1943

Im Jahre 1942  wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde 43 Kinder geboren und getauft (davon 3 auswärts). (Es fehlt die sonst übliche Aufteilung in Knaben und Mädchen.) Gestorben und kirchlich beerdigt sind 18 Personen, darunter 2 Kinder unter 6 Jahren und der Jüngling Johannes Flechtner. Dazu kommen noch 12 gefallene Krieger, von den en 2 bereits im Jahr 1941 gefallen waren, deren Tod aber erst im Jahr 1942 gemeldet worden ist.  Zu den Toten zählt auch die am 25. Oktober 1942 verstorbene langjährige Hebamme Josefine Schröer, die durch Wort und Beispiel sehr segensreich in unserer Gemeinde gewirkt hat. U. a. (Unter anderem) verdankt die Bruderschaft vom hl. Blute derselben ihre Entstehung.  Kirchliche getraut sind 26 Paare, davon 24 in unserer Pfarrkirche, zwei auswärts. Von den 26 Trauungen waren 18 Kriegstrauungen. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 25866, daran waren beteiligt die Männer mit 5499, die Frauen mit 20014 und die Kranken mit 353 Kommunionen. Dazu kommen noch circa 1200 hl. Kommunionen im Schwesternhaus.

Im Februar 1943  wurden für die Metallspende der Kirchen folgende Gegenstände abgeliefert: 6 Messingleuchter, 2 Altarschellen, 1 Weihwasserkessel, 1 Vortragskreuz aus Nickel. Letzteres wurde wieder zurückgegeben.

Vidi in visitatione. 9.11.43   Knoke, Dec.

Am Weißen Sonntag, dem 2. Mai 1943, wurden 30 Kinder, 9 Knaben und 21 Mädchen zur Ersten hl. Kommunion geführt.

1944

Im Jahr des Heils 1943 wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde durch das hl. Sakrament der Taufe zum übernatürlichen Leben wiedergeboren 55 Kinder und 5 Kinder auswärts, insgesamt 60 Kinder. Gestorben und kirchlich begraben sind 22 Personen. Im Krieg gefallen oder ihren Krankheiten und Verwundungen erlegen sind 22 Soldaten. Von den gefallenen Soldaten waren 2 erst 19 Jahre alt;  13 standen im Alter von 20 – 30 Jahren, 4 waren über 30 Jahre alt. Der älteste, Ewald Rocholl war 39 Jahre alt. Kirchlich getraut sind 25 Paare, davon 22 in unserer Pfarrkirche,  3 auswärts. Von den 25 Trauungen waren 18 Kriegstrauungen. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 28290, daran waren beteiligt die Männer mit 5455, die Frauen mit 22605 und die Kranken mit 230 hl. Kommunionen. Dazu kommen noch circa 1200 hl. Kommunionen im Schwesternhaus.

Am Weißen Sonntag, dem 16. April 1944, gingen 61 Kinder: 32 Knaben und 29 Mädchen, darunter 7 Gastkinder zur Ersten hl. Kommunion.

Ste Nicolae, protege gregem et pastorem!  (Hl. Nikolaus, beschütze die Herde und den Hirten!)   Freienohl, die 23. m. Junii 1944  (die = am Tag, … m. = mensis = des Monats, Junii = im Juni)   + Laurentius  (+ = Zeichen für einen Bischof; Lorenz Jäger, Bischof von 1941 – 1973)

Am 10. Oktober 1943 kam beim Bombenangriff auf Münster  die Schwester Reineris, geborene Johanna Weber aus Freienohl, Alte Wiese, welche der Genossenschaft der Clemensschwestern angehörte, ums Leben. - Siehe Extra-Kapitel: Töchter Freienohls / Frau, Frauen Freienohlerinnen.

Seit August 1943, seit dem Beginn der Bombenangriffe auf das Industriegebiet, haben  sich manche aus den bedrohten Gebieten nach hier geflüchtet, namentlich sind viele Kinder hier untergebracht worden. Unsere Schule wird zur Zeit von 140 Kindern besucht. In den Monaten Oktober und November 1944 kamen noch eine Anzahl Evakuierter hinzu, unter ihnen auch der Pastor Palm aus Klinkum, Diözese Aachen. (E. = die aus Städten durch Bombenangriffe bedrohte  „aufs Land“ „abgeschobene“ Bevölkerung: die Mütter mit ihren Kindern.)

Im Jahre des Heils 1944 wurden in der hiesigen Pfarrgemeinde geboren und getauft 51 Kinder, dazu kamen noch 2 auswärts getaufte Kinder, insgesamt 53 Kinder: 27 Knaben und 26 Mädchen; 10 Kinder aus evakuierten Familien. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 18 Personen. Im Kriege gefallen oder ihren Krankheiten und Wunden erlegen sind 27 Krieger, also insgesamt 45 Personen. 17 Verstorbene gehörten unserer Gemeinde an, 1 Mann war evakuiert. Unter den Kriegern waren 10 Familienväter. Kirchlich getraut sind 20 Paare, 18 in unserer Pfarrkirche, 2 auswärts, 13 Kriegstrauungen. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 32364, darunter 6384 Männer, 25759 Frauen, 221 Kranke. Zur 1. hl. Kommunion gingen am Weißen Sonntag 61 Kinder: 32 Knaben und 29 Mädchen.

Anfangs Januar 1945  fand sich auch Pastor Viethen von Groß-St. Martin in Köln hier ein, dessen Mutter von hier stammte, und nahm mit seinem Vater Wohnung bei der Familie Dolle. Immer häufiger kamen jetzt Flieger und bei Tag und Nacht zogen Bombengeschwader im gleichmäßigen Takt über unseren Ort dahin. Oeventrop wurde einmal von mehreren Bomben getroffen. Arnsberg wiederholt heimgesucht und Meschede im dreimaligen Angriff fast ganz zerstört. Hier wurde nur bei einem Angriff auf einem Zug das Eisenwarengeschäft Rocholl teilweise beschädigt. An beiden Ostertagen, 1. und 2. April 1945, wurde der Gottesdienst mit Rücksicht auf die Bombenangriffe früher abgehalten.

Vidi in visitatione. 11.12.45  Knoke, Dec.

Am  Weißen Sonntag, dem 8. April 1945, gingen  77 Kinder: 42 Knaben und 35 Mädchen, darunter 22 evakuierte Kinder zur 1. hl. Kommunion. Die Kommunionfeier fand morgens 7 Uhr früh statt und verlief ungestört. Der Auszug der Kinder aus der Kirche über die Straße zur Schule wurde von den amerikanischen Soldaten, die auf dem Küppel  Aufstellung genommen hatten, mit Fernrohren beobachtet. Montag, den 9. April, abends gegen ½ 11 Uhr wurden von den deutschen Soldaten, die hier ihr Standquartier hatten, sämtliche Brücken gesprengt. Sofort setzte als Antwort das Artilleriefeuer der amerikanischen Soldaten ein und dauerte mit Unterbrechungen bis Mittwochmorgen. Die beiden Nächte von Montag auf Dienstag und Dienstag auf Mittwoch haben wir mit der Familie des Gewerbeoberlehrers Göbel, die seit August 1943 im Pfarrhaus wohnte, im Keller zugebracht. In der Montag-Dienstagnacht wurde ich gegen 1 Uhr durch Josef Peetz zum Kump gerufen, wo selbst der Ehemann Joseph Düring, der auf einen vermeintlichen Hilferuf aus seinem Haus gebeten und sich auf die Straße begeben hatte, von einem Granatsplitter tödlich getroffen  war. Ich spendete ihm noch die hl. Ölung und verbrachte wegen des heftigen Artilleriefeuers etwa noch eine Stunde im Keller der Familie Düring im Gebet für den Verstorbenen. Dann wagte ich mich in Begleitung von Josef Peetz zum Pfarrhaus zurück. Unterwegs bemerkten wir schon, dass das Raulf´sche Haus im Alten Weg zerstört war. Auch das Hoffmann´sche Haus in der Bergstraße wurde in diesen Tagen vernichtet, mehrere andere Häuser wurden stark beschädigt, so das Altenwerth´sche Haus in der Bergstraße. Die Polizeistation am Hügel und der Gasthof zur Post an der Hauptstraße. 

Am Mittwochmorgen hatte ich allein in der Kirche die hl. Messe gelesen, wobei der Küster ministrierte und Heinrich Becker die hl. Kommunion empfing und dieselbe für die Gemeinde aufgeopfert (hat). Als ich die Kirche verließ, bemerkte ich einen Volksauflauf vor dem Gasthof Hötte, woselbst das Militär-Kommando lag. Mit Bitten und Drohungen versuchten die Leute, die Soldaten zu bewegen abzuziehen, damit die Übergabe stattfinden könne. Das Ansinnen wurde schroff abgelehnt.  Darauf hin begab ich mich zu dem Kommandanten, einem SS-Mann, und sagte zu ihm: „Ich bin der Seelsorger dieses Ortes. Ich bitte Sie, leisten Sie keinen Widerstand. Sie stürzen uns alle sonst ins Unglück!“ Er erwiderte kurz: „Wir werden abziehen.“  Bei dem Rückzug wurde dann noch die Brücke in der Rümmecke gesprengt. Sofort wurde am Turm die weiße Fahne gehisst und eine Deputation, bestehend aus Pastor Viethen, der als Dolmetscher fungierte, H. Wilhelm Gebhardt, einem Evakuierten und meiner Person zog hinaus zur Giesmecke, wo auf der Höhe vor der Mühle die amerikanischen Geschütze aufgefahren waren, um die Übergabe des Ortes zu erklären. Die Kapitulation wurde angenommen und in der Mittagsstunde zogen die amerikanischen Soldaten in Freienohl ein. Sofort begann die Durchsuchung der Häuser nach Waffen etc. In den Nachmittagsstunden wurde der Schuhmachermeister Josef Kissler von einem amerikanischen Soldaten bei der Hausdurchsuchung aus Unvorsichtigkeit angeschossen und sofort in ein unbekanntes Lazarett überführt. Bis heute am 18. Januar 1946 hat seine Schwester Gertrud Kissler niemals wieder etwas von ihm gehört.

(Notiz am Seitenrand:) 1954 blieb Kissler noch vermisst. Dolle, Pfr.

Einige Häuser in der Mitte des Ortes mussten vollständig geräumt werden, darunter auch die (die!) Pastorat: wir durften jedoch Küche und Keller weiter benutzen. Ich habe die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bei den Schwestern geschlafen. Am Donnerstagmorgen wurde das Pfarrhaus wieder frei gegeben. Am Donnerstagnachmittag verbreitete sich die Nachricht, dass Richard Pöttgen, ein fanatischer Anhänger Hitlers, seinem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht habe. Da er aus der Kirche ausgetreten war, musste ihm die kirchliche Beerdigung verweigert werden. Er wurde auf einem Düngerhaufen (über „haufen“, das eingeklammert ist, steht mit der Schrift von Pfr. Dolle: „wagen“)  zum Friedhof gefahren und von den Gemeindearbeitern in die Gruft gesenkt. Eine hl. Messe wurde nach der Meinung der Familie Pöttgen gelesen.

Wir stehen unter der englischen Militärregierung, die recht human ist. Die einzige Freiheitsbeschränkung besteht darin, dass niemand von ½ 11 Uhr abends bis morgens ¼ 5 Uhr die Straße betreten darf.

Mitte Mai wurden der Ortsgruppenleiter Bauer Kückenhoff, der nach der Kapitulation einige Tage umhergeirrt, dann aber nach hier zurückgekehrt war, sowie der Propagandaleiter, Lehrer und Organist Kleinfeller gefangen genommen und weggeführt. Bis heute, den 19. Januar 1946, ist keiner von beiden zurückgekehrt. Den Organistendienst versehen vertretungsweise Herr Nebeling und Fräulein Lehrerin Köster.

Der Schulbetrieb hat den ganzen Sommer geruht. Am 1. September 1946 wurde die Schule mit einem feierlichen Akt unter Leitung des stellvertretenden Schulleiters Walter wieder eröffnet. An der Feier nahmen teil der englische Major und sein Adjutant, der Landrat, der Schulrat, Bürgermeister, Gemeindevertretung, Geistlichkeit und Schwestern. Es wurden aus dem Schuldienst entlassen Rektor Breitenbach und Lehrer Kleinfeller. Lehrer Demmel wurde von der Regierung nach Arnsberg versetzt, da er nach Ansicht der Gemeindevertretung als Volkssturmführer für die Gemeinde Freienohl nicht tragbar war. Es blieben im Dienst Lehrer Walter, Lehrer Kroh und Fräulein Lehrerin Köster. Neu eingestellt wurden Rektor Broderik, Lehrer Feihsner und Fräulein Lehrerin Hennebeil und Fräulein Lehrerin Hesse.

Im Jahr des Heils 1945 wurden in unserer Pfarrgemeinde geboren und getauft 40 Kinder, darunter 6 uneheliche, 24 Knaben und 16 Mädchen;  10 Kinder evakuierter Eltern. Gestorben und kirchlich beerdigt sind 42 Personen, darunter 8 evakuierte. Fräulein Franziska, die wegen der Zerstörung Meschedes aus dem dortigen Altersheim nach Ramsbeck abtransportiert war, starb dortselbst und konnte wegen der Kriegsereignisse nicht nach hier überführt werden. Gefallen sind 7 Krieger, darunter 1 Familienvater. Insgesamt sind also 50 Personen gestorben. Kirchlich getraut sind 15 Paare, davon 14 in unserer Pfarrkirche, 1 Paar auswärts. Die Zahl der hl. Kommunionen betrug 39933; davon Männer 7743, Frauen 31922, Kranke 268.

1946

Bei der von der Militärregierung angeordneten Abstimmung über den Charakter der Volksschule haben sich 278 Familien = 97,21% für die Bekenntnisschule und 8 Familien = 2,79% für die Gemeinschaftsschule erklärt. Die Abstimmung fand statt im Laufe des Monats April.

Am Weißen Sonntag, den 28. April 1946, wurden 69 Kinder: 33 Knaben und 36 Mädchen, darunter 12 evakuierte Kinder zur 1. hl. Kommunion geführt.

Am 5. Mai 1946 war es mir durch Gottes Gnade vergönnt, unter freudiger Anteilnahme der ganzen Pfarrgemeinde mein Goldenes Priesterjubiläum zu feiern. Dasselbe wurde vorbereitet durch eine vom hochw. H. P. Wesseling MSC (Hiltruper Missionare)  gehaltene religiöse Woche. Die Zahl der hl. Kommunionen am Festtage betrug 1000. Das Festhochamt wurde verschönert durch den Vortrag einer polyphonen Messe seitens des Gesangvereins Cäcilia und des gemischten Chores. Die Festpredigt hielt mein Neffe Pfarrer Franz Joseph Gerwinn aus Merseburg.

Am 1. Oktober 1946 wurde P. Franz Steinriede, der 7 Jahre die hiesige Vikariestelle verwaltet hatte, von den Oberen seiner Genossenschaft abberufen; und dem aus Schlesien vertriebenen Dechanten und Geistlichen Rat Pastuczyk die provisorische Verwaltung der Vikariestelle vom Generalvikariat in Paderborn bis auf weiteres übertragen.                 

Bei meinem Goldenem Jubiläum, am Sonntag des guten Hirten, am 5. Mai 1946, läuteten zum ersten Mal die beiden großen neuen Glocken mit den Tönen d und f; die 3. Glocke mit dem Ton g kam nach einigen Wochen dazu. Die Kosten insgesamt 11073 Mark und sind bar bezahlt. Die 1. Glocke trägt die Inschrift: Regi saeculorum, Deo immortali sit honor et gloria 1945 (Dem König der Ewigkeiten, dem unsterblichen Gott, sei Ehre und Lobpreis! 1945). Die 2. Glocke: Ave maris stella, Dei mater alma. 1945 /Sei gegrüßt, Meeres-Stern, Gottes Mutter hohe! 1945). Die 3. Glocke: Te, Joseph, celebrent agmina hominum. (Dich, Joseph, feiern die Scharen der Menschen!) Die größte Glocke ist von Herrn Clemens Kaulmann gestiftet. Die drei Glocken bilden einen herrlichen harmonischen Dreiklang und die Gemeinde ist von dem Geläute sehr erfreut. Zur Unterbringung derselben im Turm musste ein neuer eiserner Glockenstuhl eingebaut werden (Festbuch: 1753 – 2003: 250 Jahre… S. 106).

Vidi in visitatione. 17.12.46.  Knoke, Dec.

1947

Am 24. Februar 1947  stürzte Herr Pastor Gerwinn auf dem Bürgersteig vor dem Hause Trumpetter und zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. Viele Wochen lag er im Streckverband im Krankenhaus zu Arnsberg. Während dieser Zeit war Geistlicher Rat Pastuczyk vicarius substitutus (Pfarrverweser, offizieller Stellvertreter) Geheilt kehrte Herr Pastor Gerwinn aus dem Krankenhaus zurück und übernahm wieder die  Pfarrgeschäfte. -

Am 30.12.1947 erkrankte plötzlich der provisorische Vikar Gl. R. Pastuczyk an Gallenblasenentzündung. Er wurde ins Krankenhaus Arnsberg eingeliefert. Nach 15 Wochen Krankenlager musste er operiert werden. Die Gallenblase, ein großer Gallenstein und ein Stück Gallengang wurden herausgenommen. Am 19. Mai 1948 kehrte er aus dem Krankenhaus zurück. Er wurde später pensioniert, 1. Oktober 1948. Trotzdessen übernahm („er“ fehlt) für jeden Sonn- und Feiertag eine hl. Messe und Predigt in der Pfarrkirche.

Es kam die Währungsreform. Stichtag war der 20. Juni 1948. Alles Geld musste abgegeben werden.  Es wurde auf 10 vom Hundert  herabgesetzt. Jeder erhielt ein Kopfgeld von 60 deutsche Mark (DM). In Wirklichkeit wurden aber nur 6,5 vom Hundert zurückgegeben. 5 vom Hundert wurden bald ausgezahlt. Durch diese Währungsreform haben auch die Kirchgemeinden ihre Kapitalien verloren.

Vor längerer Zeit war durch Herrn Pastor Gerwinn eine neue Orgel bestellt worden. Durch die Währungsreform verzögerte sich ihre Lieferung.  Am 20. Februar 1949 wurde sie in einem feierlichen Nachmittagsgottesdienst, bei dem die Herren G. R. Pastuczyk und Vikar Willi Reckhenrich, der zum Nachfolger des pensionierten G. R. Pastuczyk ernannt worden war, assistierten, eingeweiht (Festbuch … S. 113). Z. Zt. ist sie noch nicht vollständig bezahlt. Herr Vikar Reckhenrich war bis Oktober 1949 Vikar in Sandermünde.

Am Weißen Sonntag, 24. April 1949, gingen (Lücke) Knaben und (Lücke) Mädchen zur 1. hl. Kommunion.

Ein Unglückstag war der 3. Juni / Mai (?) 1949. Nach der hl. Messe gegen ½ 9 Uhr erlitt Herr Pastor Gerwinn einen Schlaganfall vor der Tür seines Hauses. Er konnte nicht mehr sprechen. Langsam stellte sich eine Besserung ein.

Das Erzbischöfliche Generalvikariat hat Herrn G. R. Pastuczyk in Freienohl zum Pfarradministrator bis auf weiteres ernannt.

Pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiat corda vestra et intelligentias vestras in Christo Jesu!  Freienohl 12.6.49.  + Augustinus Baumann, Ep. Aux. Pad.

(Der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, bewahre eure Herzen und euren Verstand in Christus Jesus!)

Vidi. 30.10.50, Lödige,  Dech.

1949              In nomine Domini!        (Im Namen des Herrn!)

Am 20. Februar 1949  fand die Einführung des Pfarrers Theodor Dolle mit anschließendem feierlichem Levitenamt durch den Hochw. Herrn Dechant Anton Knoke aus Arnsberg, im Auftrag der Erzbischöfl. Behörde, bzw. unseres Hochw. H. Erzbischofs Dr. Lorenz Jäger statt.

Am 1. Oktober 1949  war Pfr. Ferdinand Gerwinn, gebürtig aus Werl, in den Ruhestand getreten und bewohnt seitdem die 1. Etage in der Pastorat.

Pfr. Dolle ist geboren am 8. Juni 1896 in Eversberg, Kreis Meschede, als jüngster (7.) Sohn der Eheleute Ludwig Dolle (Landwirt) und Sofia geb. Bierbaum. Er besuchte die Volksschule in Wehrstapel, die Rektoratsschule in Meschede, das Gymnasium in Brilon, wurde am 3. Juni 1916 Soldat beim 21. Garde-Fuß Artl. Rgt. In Jüterberg bei Berlin, wurde 1918 Vice-Feldwebel, nachdem er  Dezember 1916 zum Fuß-Artl. Regiment 3 in Mainz versetzt worden war, als Einjähriger; erlebte den Weltkrieg nur im Westen und in Nordfrankreich von der Marne bis nach Ostende, und kam am 23. November 1918, nach schwerer Erkrankung genesen, in die Heimat zurück. 

Nach Ostern begann er in Paderborn das Theologiestudium (und Freiburg i.Br.) und wurde am 13. Januar 1924 zum Priester geweiht. Am 20. Januar 1924 feierte er bei Eis und Schnee und Regen in der Pfarrkirche zu Eversberg seine Primiz.

Seine 1. Stelle erhielt er in Wenden, Kreis Olpe, bei dem Pfarrer Anton Hollenbeck. Am 24. April 1928 erhielt er die Versetzung nach Langscheid, Pfarrei Enkhausen, Kreis Arnsberg (Sorpetalsperre), die am 30.4.1928 zurückgenommen, am 12. Mai 1928 erneuert wurde, durch H.H. Generalvikar Bosenberg (aus Olpe gebürtig).

In Langscheid erbaute er 1931 / 32 die neue Kirche und wurde am 9. Mai 1937 als 2. Vicar an die St. Aloysius-Kirche in Iserlohn versetzt (Dechant Gerdes).

Am 10. August 1938 wurde er 1. Vicar unter Pfr. Ditz. Am 4. Juli 1940 wurde er zum Pfarrvikar an der neu erbauten Hl. Geist-Kirche an der Hagenerstraße ernannt und baute die Pfarrvikariegemeinde Hl. Geist mit 2000 Seelen auf und errichtete 1947 in Iserlohnerheide in einem Wirtshaussaal Binckenbrauck eine Notkapelle – als Filiale um.

Am 7.9.1949 wurde er aufgefordert – vom Generalvikar Dr. Friedrich Rintelen – sich für die Pfarrstelle Freienohl zu melden, das geschah.  Der Hochw. H. Erzbischof Dr. Lorenz Jäger richtete unter dem 18. September 1949 ein Handschreiben an den Chronisten: „Sehr geehrter hochwürdiger Herr Pfarrvikar! Unter dem heutigen Tage habe ich Sie auf Ihre Bewerbung hin zum Pfarrer von Freienohl ernannt. Ich gratuliere Ihnen zu der großen und schweren Reichgottesarbeit, die Sie damit übernehmen, in der Sie auf der Gnade Gottes sich voll auswirken und bewähren können. Es ist in Freienohl viel auf und aus zu bauen. Gott segne Ihr Bemühen.  – Die Ernennungsurkunde wird Ihnen in einigen  Tagen durch mein Generalvikariat zugehen. – Mit besten Segenswünschen für Sie und Ihre 

Pfarrgemeinde bin ich   

gez.: Ihr Erzbischof ++ Lorenz.“

Installation fand am 1. Oktober 1949 statt.

Am 20.11.1949  die Einführung in Freienohl. Bis dahin war Pfr.i.R. Geistl. Rat Karl Pastuczyk vic.substitutus. Von dem „Wie und Was“ meines Wegganges von Iserlohn berichtet die dortige Chronik.

(Beiliegend Kopie Zeitungsausschnitt)

Das gesamte Lehrerkollegium der „Wustschule“ auf der Bleichstraße Iserlohn richtete an den scheidenden einen Brief unter dem 16.11.1949: „Am kommenden Dienstag verlassen Sie Iserlohn, um Ihr Wirken als Pfarrer in Freienohl zu beginnen. Wir bedauern Ihren Weggang als Pfarrvikar der Hl. Geist-Gemeinde; wir hätten es begrüßt, wenn Sie nach Ihrer segensreichen 12-jährigen Tätigkeit in Iserlohn der erste Pfarrer der Hl. Geist-Gemeinde geworden wären. – In dieser Zeit haben wir Sie als Priester und Seelsorger ohne Makel kennen und schätzen gelernt. Durch Ihre Geradheit und Aufgeschlossenheit haben Sie unser uneingeschränktes Vertrauen erworben. Unser Zusammenarbeiten, stets getragen von der Liebe und Sorge um die uns anvertrauten Kinder war immer harmonisch und für beide Teile beglückend. Wir haben besonders Ihr unbestechliches Gerechtigkeitsgefühl, Ihre Treue zu Ihrem einmal gegebenen Wort, Ihre stete Bereitschaft, gegen alles Unrecht Front zu machen und hier tatkräftig helfend einzugreifen, schätzen gelernt. Sie dürfen gewiss sein, dass wir Sie in treuester, bester Erinnerung behalten werden. Wir wünschen Ihnen in Ihrem neuen Amt Gottes Segen und Ihrem Wirken reichsten Erfolg. – Das Lehrerkollegium der katholischen Volksschule Bleichstraße. 

gez. 17 Unterschriften, gez. Siebert, als Rektor.“

 Eine Eingabe des Lehrerkoll. wurde vom H.H. Erzbischof beantwortet unter dem 22. November 1949: „Für Ihr Schreiben vom 19.11.1949 sage ich Ihnen besten Dank. Ich freue mich, dass Sie H. Pfr. Dolle ein so gutes Andenken bewahrt haben. In Freienohl wird sich ihm ein weites Arbeitsfeld eröffnen und seine ganze Kraft in Anspruch nehmen. Ich bin gewiss, dass er die ihm dort gestellte, nicht leichte Aufgabe meistern und eine starke, glaubensfeste Gemeinde aufbauen wird. Ich bitte Sie, auch seinem Nachfolger in Ihrer Gemeinde, die gleiche treue Mitarbeit zu schenken, mit der Sie den scheidenden Pfarrer unterstützt haben. Mit den besten Segenswünschen für Ihre Arbeit, verbleibe ich Ihr 

gez. Erzbischof Lorenz.“ 

Mit meinem Vorgänger Falter muss ich sagen,  hier war ein großes Tohuwabohu, in mancherlei Dingen, auch seelsorglich. Z.T. hatten „Frauen“ das „Regiment“. Pfarrhaus – Kirche – Küsterhaus – Pfarrscheune waren in bedauernswertem Zustande. Eine Kirche und Pfarrhaus wie hier habe ich im ganzen  Sauerland nicht angetroffen. Im November wurde Parterre zu einer Wohnung für den neuen Pfarrer umgebaut zu einer 5-Zimmer-Wohnung; für den Dienst tuenden  Pfarrer viel zu klein. Hier hieß es, sich bescheiden angesichts der noch herrschenden Wohnungsnot.  -  Mit Gottes Hilfe und dem Argwohn gewisser Menschen im Hause wurde die Arbeit begonnen. Beim Empfang nach der Einführung bat ich die Vertreter der politischen - Schul- und Kirchengemeinde zur Mitarbeit auf der Grundlage der „Wahrheit – Ehrlichkeit und Gerechtigkeit“,  Vor dem Portal der Kirche trug bei der Einführung Gisela Rebbe, Bettenhelle, ein Willkommensgedicht vor. Gisela Rebbe will Lehrerin werden.  

Beigeklebt: die Pressenotiz, das Bild des neuen Pfarrers und beim Abholen zur Kirche. 

Mit Wehmut, aber mit Gottvertrauen begann der neue Pfarrer seine Arbeit in dieser, dem Materialismus und dem Sozialismus stark verfallenen Gemeinde mit 3100 Katholiken und ca. 325 Protestanten. Alle 14 Tage halten die Protestanten in unserer Pfarrkirche ihren Gottesdienst, in dem im Durchschnitt 40 – 50 teilnehmen, gehalten von ihrem Prediger Pastor Graf aus Oeventrop.  Seelsorglich war die Situation durch die Nazizeit sicherlich sehr erschwert, verständlich bei diesem sehr fleißigen aber Feste hungrigen Volke, das Pfr. Falter einst genannt haben soll: „Ihr seid ein aufgeblasenes Gebirgsvolk.“

Das neue „Sursum corda“ wurde eingeführt, dem die Leute etwas ablehnend gegenüber stehen. Die hl. Kommunion wurde besonders sonntags vor und nach den hl. Messen ausgeteilt; die Kindermesse war im Anfang 1949 eingeführt worden. 4 Gottesdienste wurden eingeführt. Ein in der Mitte der Kirche schmiedeeiserner Kronleuchter – gestiftet von einer verstorbenen Frau Cossak, Wildshausen – wurde auf allgemeinen Wunsch entfernt, weil er den Hochaltar zum Teil verdeckte. 

In der Borromäusbücherei waren etwa 600 Bände. 

Vereine waren da: 1.) Kolpingsfamilie, 2.) Jungfrauenbund, 3.) Frauenbund, der angeblich auch den Mütterverein vertrat. Der Mütterverein war 1916/17 begründet, der Frauenbund 1926, der hier das Feld beherrschte.

Das Kirchengestühl war aus drei Sorten Bänken zusammengesetzt. Ein großer Haufen kaum zu gebrauchender und zu enger und niedriger Kinderbänke. Das vordere Drittel der Kirche und Chor war mit diesen schadhaften Kinderbänken angefüllt, auch die Seitenschiffe. Ein Holzfußboden war nicht da, Nur im unteren Kirchenschiff wurde im November ein Holzfußboden angelegt. In den Seitenschiffen gab es vier große lange Bänke für die Erwachsenen. Dazwischen standen die Beichtstühle unter dem großen Fenster, mit der Front in die Kirche. Vorn in der Mitte und in dem Mittelschiff waren alte, 200 Jahre alte, sehr schadhafte Eichenholz-Bänke.

Der Opfergeist war sehr mäßig. Ca. 30 – 35 DM kamen auf den Teller des Sonntags. Die Rede manches Freienohlers hieß: „Für die Kirche keinen Pfennig, weil die Kirche so reich ist.“ Hier zeigt sich der Materialismus und der Geist der SPD.

Ein schweres Beginnen, hier Ordnung zu schaffen. Paramente und deren Aufbewahrung waren sehr primitiv und muffig. Alles andere als eine Freude. Dazu die Schwierigkeit, dass der pensionierte Pfarrer noch im Hause wohnt; das war der Pfarrer – Reckhenrich: der Vikar – und ich war der „Herr Dolle“ für manche. Man wusste mit dem neuen Pastor, so sehr er auch erwartet war, nicht so rechtes anzufangen.

Statistik des Jahres 1949

Seelenzahl: 3053 Katholiken; 419 Protestanten. Taufen:62  Kinder, davon 4 aus Mischehen. Trauungen:  26 Paare; standesamtlich getraut 43; von den 43 waren 4 Mischehen. 14 Paare aufgeboten Zeitüblich: öffentlich, d.h. am Schwarzen Brett der Kirche bekannt gegeben) und auswärts getraut. - Sterbefälle: 17 Personen, 15 Erwachsene und 2 Kinder. - Erstkommunionkinder:  49; Knaben 23, Mädchen 26.

Osterkommunion konnte nicht ermittelt werden. - Gesamtzahl der Kommunionen: 33738.

384 (zumeist evangelische) Ostvertriebene. - Kirchenbesucher: Frühjahr und Herbst nicht ermittelt.

 

1950

Das Dreikönigssingen war ein wildes Sammeln von Kindern aus dem 1. und weiteren Schuljahren und artete aus in ein legalisiertes Betteln für die eigene Familie oder eigene Tasche.

Die Ausleihe der Borromäusbücherei besorgten Jungmänner, die die Leihgebühr zum Teil in die eigene Tasche gehen  ließen; und als das beseitigt wurde, unterließen diese natürlich ihre Mithilfe.

Pfarr -  männliche und weibliche - Jugend war in einem gemischten Singekreis konzentriert, der zumeist nur aus Pärchen bestand.

Die Kolpingsfamilie war die  einzig tätige unter Leitung ihres Präses Vikar Reckhenrich.

Zu Beginn des Jahres 1950 im Januar wurde die Männerzeitung „Mann in der Zeit“ eingeführt, erst mit 10, dann mit 20 etc.

Die weibliche Jugend erschien anfangs zu den Heimabenden, blieb dann bald aus, als man zum Arbeiten aufforderte.

Der Frauenbund veranstaltete zweimal ein Kaffeetrinken, mit kleinen Theaterstücken von den Kommunion- und Schulkindern vorgetragen.

Die Ausleihe der Borromäusbücherei betreute Lehrer Franz Kroh, ehrenhalber. Auf Antrag stellte der Kreis 200,-- DM und die Gemeinde Freienohl 500,-- DM für die Borromäusbücherei zur Verfügung. Die Bibliothek wurde neu geordnet.

An den drei Tagen vor Aschermittwoch findet noch das 40-stündige Gebet statt. Der Fastnachts-Rummel ist hier ziemlich stark. Genuss und Alkohol findet bei Männern und Frauen und bei der Jugend guten Zuspruch. „Bloß“ 23 Wirtschaften warten auf die lockeren Pfennige der Freienohler. 

Als Luftkurort sind hier das ganze Jahr hindurch Erholungssuchende von Industriewerken aus Bielefeld und (dem) Industriegebiet;  das ist für die hiesige Gemeinde in sittlicher Beziehung nichtimmer von Vorteil, aber eine gute Einnahmequelle.

Freienohl erhielt vom Caritas-Verband Paderborn die Patenstädte: Großammersleben und Wollnirstedt bei Magdeburg zugewiesen, in der russisch besetzten Ostzone. Die Gebefreudigkeit ist für diesen Zweck gut.

Für Fremde hat man hier immer mehr übrig, wie für die eigene Kirche. Wir hoffen, dass das noch besser wird.

Die Auferstehungsfeier am 1. Ostermorgen 6 Uhr war einfach katastrophal! Es waren in der Kirche ca. 15 Personen; und die Auferstehungsprozession machten mit: 5 Messdiener, der Kirchenschweizer Beule und Pastor und Vikar, aus der Kirche heraus und wieder in die Kirche hinein. Das Osterfeuer auf dem Knäppchen verregnete.

Am 1. Mai kam das Licht der Madonna von Altenberg in einer Lichtstaffette auch in unsere Pfarrkirche mit anschließender Andacht. (Der Altenberger Dom im Bergischen Land war damals das religiöse Zentrum der deutschen katholischen Jugend, die Lichtstaffette eine nach dem Weltkrieg groß angelegte Aktion.)

Die Dummen werden nicht alle, das zeigen die blöden Kettenbriefe und das Stellen von Horoskopen.

Am 1. Mai, staatlicher Feiertag, wird in der Kapelle auf dem Plastenberg ein Hochamt gelesen morgens um 9 Uhr mit Predigt. Die Kapelle wurde von der Kolpingsfamilie  renoviert und wird von ihr unterhalten. Die Beteiligung an dieser Messe war gut. Die Kollekte dort dient der Kapelle.

Vom 11. zum12. Mai findet in der Kapelle des Kindergartens die Ewige Anbetung statt von 20 Uhr bis 6 Uhr morgens.

Der „Ewige Kreuzweg“ ist hier stark vertreten. In der Fastenzeit, besonders des Sonntags, wird der Kreuzweg gern gebetet, von den Frauen, weniger oder kaum von den Männern.

1950 wurde als das „Hl. Jahr“ von P. Pius XII. vor Weihnachten eröffnet. Pfr. Dolle nahm teil an der Diözesanpilgerfahrt nach Rom vom 21. – 30. Mai; unter der Leitung des H.H. Erzbischofs Dr. Lorenz Jäger; an dieser Pilgerfahrt nahm auch eine Marita Toenne, Kolonialwarenhandlung, teil.

Die Urbanusprozession am 1. Pfingsttag verregnete. Die Fronleichnamsprozession fand in althergebrachter Weise statt.

Die Sonntagsarbeit auch in Wiesen und Gärten, war hier ziemlich eingerissen.  Die Sorge um Leib und Tier ist größer als um die Seele.

Seit dem 18. Juni 1910 sind die Schwestern von Hl. Herzen Jesu, Mutterhaus Hiltrup bei Münster, Provinzialat in Oeventrop, 40 Jahre im Dienst unserer Gemeinde tätig.  Sie haben im Kindergarten, Nähschule und ambulanter Krankenpflege segensreich gewirkt. Eine besondere Feier fand nicht statt.

Am Sonntag, dem 2. Juli, fand die Küppelprozession statt.

Am 25. Juli findet hier die ewige Anbetung statt von 7 – 20 Uhr. Tagsüber ist Beichtgelegenheit.

Ein altes Gräberfeld auf dem Friedhof an der Nordostecke wird eingeebnet.

Am 20. August fand mit Oeventrop zusammen die Gemeindewallfahrt nach Werl statt. Die Beteiligung war schlecht.

Die Kräuterweihe Mariä Himmelfahrt ist immer noch in Brauch. Im Mai und Oktober finden jeden Abend Andachten statt.

Erntedankfest wird mäßig besucht.

Fast jeden Sonntag ist hier Tanz Der Besuch der Sonntagsmesse unterbleibt wohl von 2 – 300 Menschen.

Die Verpachtung der Kirchenländer und Wiesen wird neu geordnet am 8. Oktober und am 15. Oktober.

Der Schmuck auf dem Friedhof – Allerheiligen – ist sehr gut und die Beteiligung an der Prozession zum Friedhof ist auch sehr gut. Der Friedhof ist nur zu klein. Hoffentlich wird die geplante Umlegung (Separation) auch die drängende Lösung der Friedhofsfrage lösen.

Am 10.10.1950, dienstags, fand die Beerdigung der verstorbenen Schwester des pensionierten H.H.Pfr. Ferdinand Gerwinn : Elisabeth Gerwinn in Werl statt. Sie war hier im Pfarrhaus gestorben.

Am 30.12.1949 wurden 2 Erbbaurechte unterhalb des Pfarrhofes, Twiete, unter Lehrer Kleinfeller, Hermann Herdmann Amtssekretär, Hubert Pöttgen Waldarbeiter, verlost. Das Los zogen H. Herdmann und Hubert Pöttgen. Kleinfeller zog die Niete. Das 3. Erbbaurecht war schon an Kaspar Korte, Schneidermeister, vergeben. 27.2.1949.

Die Bauten wurden 1950 begonnen.

Die Bereinigung der Grenzverhältnisse Kirche – Gasthof Hötte (Spindeldreher) und des Küsterhauses und Pöttgen, Krummestraße, wurde im Kataster-Grundbuch geordnet.

Der sich nicht mehr drehende Kirchturm-Hahn wurde vom Autoschlosser-Schmied Schmidt wieder flott gemacht durch Einbau eines Kugellagers.

Seit 1. Oktober 1949 wurde für den abgedankten Küster im Nebenamt Heinrich Voss der Schumachermeister Heinrich Severin bestellt; da dessen Forderungen zu hoch waren, und seine Arbeit als Küster nicht ganz zufrieden stellend waren, wurde im Sommer der Schreinermeister Franz Hardebusch, Düringstraße als Küster im Nebenamt eingestellt, der zur vollen Zufriedenheit aller  sein Amt sehr treu, eifrig und gewissenhaft versieht, ab 1.8.1950.

Die Umbaukosten im Pfarrhaus vor Einzug des neuen Pfarrers betrugen 7386.- DM. Der Anteil der politischen Gemeinde betrug 2628,- DM und Kirchengemeinde 4757,- DM.

März 1950 sind die Kosten der neuen, 1949 Anfang des Jahres, von Anton Feith Paderborn gelieferten Orgel bis auf 1166,- DM abgetragen.

Die Auseinandersetzung zwischen dem Friedhofsgärtner Georg Mauermann, Mittelstraße (jetzt: St.Nikolaus-Straße) begann wegen der Erweiterung des gepachteten Gartens ohne Vertrag in dem Pfarrhof. Der Versuch, diesbezüglich einen Pachtvertrag abzuschließen, schlug fehl. 

Die Turmuhr, die bislang vom Küster aufgezogen wurde, wurde dem Uhrmacher Johannes Feldmann in pflegliche Behandlung gegeben. Die Kosten übernimmt die politische Gemeinde durch Gemeindebeschluss vom 23. Mai 1950, pro Jahr 90,- DM wegen vorliegendem Allgemeininteresse.

Vikar Wilhelm Reckhenrich, der bislang auf einem Zimmerchen bei Schlossermeister Alfons Pöttgen, dem Amtshaus gegenüber, Steubenstraße (jetzt: Hauptstraße), armselig behelfend bewohnte, erhält bei Kaspar Holzgrewe, Am Hügel, eine 2-Zimmer-Wohnung. Sein Essen erhielt er im Schwesternhaus. Sein Vorgänger, P. Steinriede, Hiltruper, wohnte ganz bei den Schwestern. Danach wohnte dort der H.H.Geistl. Rat Karl Pastuczyk im Schwesternhaus mit seiner Schwester.

25.10.1950: Verhandlungen mit Mauermann führen zu keinem  Ergebnis.

Amtsbürgermeister Alfred Becker, Schreibwarenhandlung. Amtsdirektor ist Hahne, aus Arnsberg, geboren in Breitenbruch.  Gemeindebürgermeister war Klemens Köster, Alte Wiese, Gewerkschaftssekretär, SPD,  am 1.12.49 gewählt mit 8 gegen 6 Stimmen. Vordem war Heinrich Höhmann, Maurer, Bettenhelle, Bürgermeister.

Beigeklebt die letzte Lebensmittelkarte für Januar und Februar 1950. Das „Hungern“ hat aufgehört.

Die Einweihe der neuen „Schützenhalle“, der man den Namen „Volkshalle“ (SPD) gab. 12.-13. und 14. Juli 1952.

(Stichwörter am Rand:)  Schützenbruderschaft und Schützenhallen-Einweihung. Von 1950 bis 1952 zusammengefasst.

Zur Nationalistischen Zeit, die mit dem verlorenen 2. Weltkrieg zu Ende ging, hatte die Nazi-Partei – und man war in Freienohl stark infiziert – die alte Schützenhalle verkauft. In gemeinsamen Planen und Opfern begann man die Vorbereitungen. Am 12.12.1948 fasste die St. Nikolaus-Schützenbruderschaft den einstimmigen Beschluss dazu = unter Leitung des Schützenhauptmanns Wilhelm Pütz, Breiterweg, die neue „Volkshalle“ zu erbauen. Der Bauplatz „Auf der Hohen For“ war z. Zt.  von Bauer Flinkerbusch an die Gemeinde als Schulplatz (Schulneubau) verkauft worden. Die SPD-Partei erreichte es, dass statt der neuen Schule, die so dringend notwendig war, hier, zusammen mit allen anderen Parteien, die „Volkshalle“ erbaut wurde. Am 2.3.1949 vollzog der Gemeindebürgermeister Klemens Köster, SPD, mit dem Amtsbürgermeister Hahne und der Schützenbruderschaft den 1. Spatenstich. Diesen Leuten wurde vom Chronisten später gesagt: „Man hätte erst an die Kinder (d.h. an die neue Schule) denken müssen, die Schützenhalle hätte auch einen anderen Platz finden können.“ Was geschehen, ist nicht rückgängig zu machen.

Am 19. Juni 1949 war die feierliche Grundsteinlegung durch Pfr. Gerwinn kirchlich vollzogen. Am 30.4.1950, dann – fertig gestellt – durch Pfr. Dolle, als Präses der Schützenbruderschaft, kirchlich eingeweiht. 1952. Über die Einweihung berichtet, wie auch über die kirchliche und politische Gemeinde, die Festschrift zur Jubelfeier am 12., 13., und 14. Juli 1952, Herausgeber die St. Nikolaus-Schützenbruderschaft, Freienohl, Sauerland; gedruckt in der Druckerei Schönert, Oeventrop. In diesen Tagen bestand die Schützenbruderschaft nachweislich 250 Jahre – urkundlich nachweisbar – sicherlich ist sie noch älter. 1702 – 1952.

Z. Zt. war 1. Schützenmeister (Schützenhauptmann): Franz Höhmann jr. Mittelstraße (jetzt: St. Nikolaus-Straße). Präses Pfr. Dolle. Beiträge in der Festschrift stammen von Pfr. Dolle, Lehrer Franz Kroh, Franz Höhmann und Hubert Schwefer. Festfolge ist dort auch beigedruckt. Der Generalpräses der Schützenbruderschaften Dr. Louis aus Leverkusen nahm an der Feier teil am 13.7., sonntags nachmittags, und hielt eine begeisternde Ansprache. Abends zuvor hielt Pfarrer Dolle als Präses die Festrede. Am Sonntag fand nachmittags ein großer historischer Festtag statt. 1000-de  von Menschen (ca. 5000 hiesige und Freunde) waren Zuschauer. Vorwegzunehmen: Es wurde an diesem Festtage „nur“ 164 hl Bier getrunken, ohne sonstigen Alkohol. Das Fest verlief ohne Zwischenfall harmonisch.

(Beiliegend: Zeitungsausschnitte; unter dem Zeitungsfoto „Feierliche Schlüsselübergabe in Freienohl“): 1.) Dechant Wilhelm Schmidt, Pfarrer in Calle; 2.) Pfr.i.R. Ferdinand Gerwinn; 3.) Wilhelm Pütz, Schützenhauptmann; 4.) Pfr.u.Präses Theodor Dolle (im Hintergrund); 5.) Geistl. Rat u.Pfr.i.R. Karl Pastuczyk.

Das Wesentliche ist in den beigeklebten Zeitungsausschnitten gesagt. Die Festrede des Präses ist in den Akten  in der Registratur eingeheftet; ebenso das Glückwunschschreiben unseres H.H.Erzbischofs Dr. Lorenz Jäger: hier folgt der Wortlaut:

„Paderborn, 11. Juli 1952 

An die St. Nikolaus-Schützenbruderschaft, Freienohl, Sauerland.

Am 13. Juli 1952  kann die St. Nicolaus-Schützenbruderschaft Freienohl das 250-jährige  Jubiläum ihres Bestehens feiern. Von ganzem Herzen gratuliere ich der St. Nicolaus-Schützenbruderschaft zu diesem Freudentag. Die lange, ruhmreiche Tradition der Bruderschaft verpflichtet. Die große Aufgabe:  Schutz der Heimat, dem Glauben und der Sitte der Väter, ist im Prinzip immer die gleiche gewesen und wird die gleiche auch in Zukunft bleiben. Und doch stellt sich diese Aufgabe jeder Zeit anders. Sie ist in unseren Tagen besonders schwer. Es ist nicht ein äußerer Feind, der die Heimat bedroht; Glaube und Sitte sind nicht gegen tätliche Zugriffe zu schützen; es gilt dem schleichenden Siechtum zu wehren, das heute dem Glauben seine Lebendigkeit nimmt; es gilt dem Zeitgeist entgegen zu treten, der der Totengräber der guten Sitte ist, es gilt die Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit zu bekämpfen, die aller menschlichen Gemeinschaft das Mark aussaugen. Es ist ein Kampf, der ungleich schwer zu führen ist, als in den früheren Jahren der Kampf mit der Waffe um den Schutz der Heimat. Der Kampf ist so schwer, weil er von jedem einzelnen  Schützenbruder Lauterkeit der Gesinnung, Ehrlichkeit und Sauberkeit in Handel und Wandel, selbstlos dienenden Einsatz für das Wohl des Ganzen, kurz eine wahrhaft fromme, christlich-katholische, männliche Haltung erfordert. Möge es der St. Nicolaus-Schützenbruderschaft, die auf eine so ruhmreiche Tradition zurückblicken kann, gelingen, auch in der heutigen Zeit jene Männer und der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen, die die heutige Zeit braucht. Die Tätigkeit einer Schützenbruderschaft darf sich ja nicht nur erschöpfen in der Veranstaltung schöner und gottgewollter Feste und Feiern für die Gemeinschaft Die große Menge sieht die Schützenbruderschaft nur am Schützenfest, sie weiß nicht von der ernsten Arbeit, die das Jahr hindurch innerhalb der Bruderschaft sich vollzieht, sie muss aber diese überaus segensvolle und notwendige Arbeit im Alltag des Lebens immer wieder spüren in der charaktervollen Haltung der Schützenbrüder und ihrem selbstlosen Einsatz in allen Fragen des öffentlichen Lebens.

Meine besten Wünsche begleiten die St. Nicolaus-Schützenbruderschaft Freienohl in die zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts ihres Bestehens. Möchte Gottes Schutz und Segen auch weiterhin mit der St. Nicolaus-Schützenbruderschaft sein, auf dass ihre Wirksamkeit sich in der Zukunft ebenso segensvoll entfalte wie in der Vergangenheit. In diesem Sinne segne ich die St. Nicolaus-Schützenbruderschaft und alle ihre Mitglieder und die gesamte Gemeinde Freienohl an diesem Jubiläumstag.

gez. ++ Lorenz, Erzbischof von Paderborn“

(Eingeklebte Zeitungsausschnitte)

Fortsetzung 1950

Feste = weltliche.

Am 13. und 14. Mai feiert die „Liedertafel“ mit entfaltet auch von Pfarrer Falter, ihr 80-jähriges  Bestehen. Weiteres besagen die beigelegten Zeitungsausschnitte.

Während der Reise des Pfarrers nach Rom fand an den Pfingsttagen das 50-jährige Jubelfest des „Posaunenchors“ Freienohl statt, 1897 von Pfarrer Julius Falter mit

begründet. Weiteres siehe beigeklebte Abschnitte.

Am 24.5.1950 versuchte man einen neuen Kulturring zu bilden, zur Aufführung eines kulturhistorischen Stückes „Sauerländische Heimat“. Der Verfasser war Klemens Melnik.

Das Stück hat eine Uraufführung nicht erlebt, und der Kulturring kam nie zustande. Melnik war der Verfasser einiger Fastnachtsschlager, deren Niveau Fastnacht entsprach. Schlager sind eingeheftet in Akten: Schützenbruderschaft, Registratur.

Landtagswahlen: 18.6.1950. Beigelegte Zeitungsausschnitte. (Handschriftlich:)

Landtagswahl: Freienohl wählte: 

         Wahlbezirke: Humpert          Bracht           Summe

FDP                         44                     106                150

Zentrum                   33                       39                  72

KPD                         13                       12                  25

CDU                        259                     259                518

SPD                        248                      282                530

Ungültig                     11                        13                  24

Leer                             4                          1                    5

Summe                    612 (57,84%)   712 (51%)       1324

Wahlbeteiligung ca. 60%

Nachwahl zum Bundestag (Majonika).

Statistik 1950

Taufen: 57; 35 Knaben, 22 Mädchen, 1 unehelich. - Einwohner der Katholiken 3100: 18,95 %. - Trauungen: 25 Paare. 5 Mischehen (3 Männer evgl., 2 Frauen evgl.) Außerdem 26 Paare aufgeboten, davon 13 auswärts getraut. - Es starben: 31 Personen, 14 Frauen, 17 Männer; 1 als gefallen gemeldet; 2 für tot erklärt.  - Erstkommunionkinder: 61; 32 Knaben, 29 Mädchen. - Osterkommunionen: 1942; Gesamtkommunionen: 33738. - Erstbeichte: 52 Kinder; 27 Knaben, 25 Mädchen. - Kirchenbesucher: Frühjahr: 2698; Herbst: 2669, inclusive Kinder. - Kirchenaustritt: 1 Mann.

1951

Einwohnerzahl: 10.10.1951: Männl.: 1607; weibl. 1799; = 3406. rk.: 3051; evgl.: 320; sonstige 34; ohne 1.

Das Familienleben ist weithin profaniert.

Kostgängertum erwachsener Söhne.  Straße  -  Wirtschaften  - „bloß“  23,   -  Kino – Feste  -  Tanzboden  zerreißen das Familienleben weithin. - Frühe Bekanntschaften  -  Ehebruch empfindet man weithin nicht mehr als so ehrverletzend. Ca. 25 Familien geschieden und zum größten Teil wieder standesamtlich verheiratet, und zu solchen weltlichen Hochzeiten schickt man Blumen und gratuliert (also zur schweren Sünde). Das Empfinden des großen Unrechts gegen Gott und Mensch ist stark abgeflacht.

Die Versäumnisse der Sonntagsmesse macht der Jugend, auch Männern und Frauen, keine Schwierigkeit. 50 % der Kirchenbesucher ist bei und bis zum Schluss der Predigt da. Beim letzten Segen beginnt ein stürmisches Verlassen der Kirche. Das Stehen vor der Kirche, Reden und Zigarettenrauchen während des Gottesdienstes ist selbstverständlich. „Heiraten müssen“ müssen die meisten. Es gibt wenige, die deshalb den anderen  Vorwürfe machen dürfen. Die Bühnenplätze (Orgel) in der Kirche werden im Januar  verpachtet. Der Chronist sieht die Verpachtung als überaltert und undemokratisch an. 10,-- DM pro Platz werden gezahlt.  Das kirchliche Leben verlief auch wie in den Vorjahren.

Die neue Karsamstagsliturgie abends 23 Uhr beginnend wurde probeweise eingeführt. Die Kirche war brechend voll Menschen. Es war die Neugier. Die Liturgie blieb mit kleinen Abweichungen dieselbe. 2 Kinder wurden in der Nacht getauft.

Am 1. Februar 1951 verließ uns H.H. Vikar Wilhelm Reckhenrich, versetzt nach Castrop-Rauxel St. Lambertus. Der Pfarrer muss sich mit Aushilfen vom Kloster Oeventrop behelfen. Für einen Priester zu viel Arbeit.

Im Mai beginnt man – vom Pfarrer angeregt – im Kirchenausstattungsverein eine monatliche Listensammlung. Es wird vom Pfarrer angeregt, neue Kirchenbänke anzuschaffen. 25 Helfer stellen sich zur Verfügung.

Im Kampf gegen den Schundfilm „Die Sünderin“ kümmert sich das Volk nicht um die Mahnung der Kirche. Auch in Freienohl wurde dieser Schmutzfilm gespielt im „Kinotheater“ Bracht. (Mai 1951) Man fährt von hier nach Arnsberg – Neheim -, nach Soest, um diesen Film zu sehen!

Die Urbanusprozession verregnet (27.5.1951).

Alle Gläubigen können im Jahr 1951 den Jubiläumsablass des Hl. Jahres 1950 nach den üblichen Bedingungen empfangen.

Die Beteiligung in den Vereinen ist gering.

Am 14. und 15. Juli fand in Arnsberg der große Bekenntnistag der Katholiken des Sauerlandes statt, der zum Teil verregnete.

Am 9. September, Fest Mariä Geburt, Einkehrtag der Jungmänner. Am 16.9.1951 für die Jungfrauen von einem Hiltruper Pater gehalten, von P. Dr. Felten. Beteiligung war gut.

Am 2.12.1951 wird der reparierte Hahn vom Schieferdecker Hirnstein, Paul, aufgesetzt; nachdem ein Teil des Daches und der Turm durchrepariert war. Die Frauen sammelten vor Weihnachten für die Partnerstädte Großammersleben und Wolmirstedt 7 Zentner (davon 1 Zentner Fett, 58 Pakete.

Für die Italienhilfe: Po-Überschwemmung wurden 1 ½ Zentner gesammelt. Caritas-Zentrale Köln schickte ein Dankschreiben.

Der Versuch, mit Mauermann zu einem erweiterten Vertrag zu kommen, scheiterte an Mauermann, cf. (confer = siehe) K.V. Beschluss (Kirchen-Vorstand) vom 9.2.1951. 

Die Abwässer des Hauses Julius Pöttgen oberhalb der Kirche sollen zur Mittelstraße (jetzt St. Nikolaus-Straße)  abgeleitet werden, die den Kirchengarten und die Gasse zur Kirche verschmutzten.

Mauermann wird ein Gartenstück auf dem Mühlenberg angeboten; er lehnt ab.

Am 1. Mai 1951 kündigt Mauermann den Dienst als Friedhofswärter, mündlich, der K.V. nimmt an.

Am Pfarrhaus werden Dachreparaturen und der Seitenwände vorgenommen. Das Dach des  Alten Teile wurde umgedeckt.

Um mit Mauermann zur Einigung zu kommen, ließ der Pfarrer den Grenzzaun versetzen, Folge:  Amtsgericht Arnsberg einstweilige Verfügung: begangene Eigenmacht. Der Zaum blieb liegen. Manche Unannehmlichkeit.

Egon Höhmann erhält gegen Entgelt 20 m² zum Preis von 3,-- DM von der Pfarrpfründe  vom Garten in der Twiete, gegenüber dem Pfarrhof.

Die Wohnung in der Pfarrscheune, von der politischen Gemeinde ausgebaut und vermietet ohne Genehmigung vom K.V. und Paderborn (damit ist der Erzbischof, genauer: die zuständige Abteilung im  Generalvikariat gemeint) wird von der Kirchengemeinde übernommen und mit den Mietern ein neuer Vertrag geschlossen; 25.3.1952.

Lehrer Franz Kroh veröffentlichte in der Westfalenpost: „ …(nicht entzifferbar)  im Ohl“ die Geschichte des Amtes Freienohl. (Beigeheftet: Akte: Schützenbruderschaft. Ortswappen von Freienohl etc.) 

Ebenso beigeheftet: Am Schützenbrüder Maifest wurde Wilhelm Pütz zum Ehrenschützenmeister ernannt.

Beigeheftet ebenso: „Westfalen in Ungarn und an der Wolga“ 14.2.1951 Westfalenpost: unter anderem aus Freienohl: 21 Familien (Ungarn – Banat), 1766 und weiter: Caspar Schwarzfärber, Johann-Hermann Schwarzfärber, Catharina Schrederin, Johann-Dieter Gestholt, Heinrich Schuckler, Wilhelm Altner und Cautens Swarzbarter, aus Freienohl kam ferner 1766 ein geschlossener Auswanderertrupp von 16 Familien: Freienohl-Geschlechter: Schneider, Hubert, Gestholt, Hessel, Breitenhof, Sternberg, Fonderbeck, Ottmann, Speckermann, Gottlieb, Guntermann und Schulke, (registriert in der Wiener Hofkanzlei).

Beigeheftet: Bilder  des Königspaares 1950 / 51, des Königspaares 1951 / 52.

4. und 5. August großes Sängerfest anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der „Cäcilia“- Männergesangsverein Freienohl, Festrede hielt  Vicar Alois Becker, später Pfarrer in Drolshagen. (Solche Anmerkungen lassen den Schluss zu, dass die Chronik nicht zeitsynchron geschrieben wurde.) 

Beigeheftet: „Entstehung Freienohls im Wappen symbolisiert“ (vom 13.7.1952, von Franz Kroh, Lehrer).

Statistik 1951

Taufen: 59 Kinder: 35 Knaben, 23 Mädchen.  - 3115 Katholiken, 18,9 %. - 3 Kinder aus Zivilehe.  6 aus gemischter Ehe. - Ehen: 15, davon 4 Mischehen, 11 Paare auswärts getraut. - Sterbefälle:  18 aus Freienohl, 3 von auswärts, 2 Soldaten als gefallen gemeldet. 10 weibliche und 13 männliche = 23. - Erstkommunionen: 53 Kinder, 27 Knaben, 26 Mädchen. - Osterkommunion: 2017. Gesamtkommunion: 27450. - Erstbeichte: 60 Kinder, 28 Knaben, 32 Mädchen. - Kirchenbesuch: Frühjahr: 1875, und Herbst: 1720. Dreikönigssingen: 240,80 DM. 14 Zentner (Inhalt nicht genannt) nach Großammersleben und Wolmirstedt. - Priesterhilfswerk: 300,-- DM.

1952

Das kirchliche Leben erfolgte in seinem allgemeinen Ablauf wie früher.

Angemeldet wird am 1. Januar 1952: „Vom 2. – 16. März findet die hl. Volksmission statt“, gehalten von Hiltruper Patres, Herz-Jesu-Priester. Es wird berichtet: Aus 1951: „Im letzten Jahr – 1951 -  wurde in der Kirche noch vorn im Mittelschiff der Holzfußboden gelegt. Ein Sakristeischrank angeschafft. Zwei Messgewänder. 15 Messdienerröcke. Glockenstuhl und Ziffernblätter neu gestrichen. Turm und Hahn repariert. Teile des Pfarrhauses und Küsterhauses renoviert (Alte Dach des Pfarrhauses). Pfarrhaus und Küsterhaus: Fenster und Türen von außen gestrichen.“

Der Mütterverein, 1916 gegründet, wurde aktiviert; der Frauenbund anfänglich zustimmend, ging nach erfolgtem Aufbau des Müttervereins in Opposition und bereitete  manchen Ärger. Es waren 350 Mitglieder.

Karsamstagsliturgie wieder wie im Vorjahr. Die Beteiligung war schlecht. Die Kirche höchstens ¼ besetzt.

Volksmission vom 2. – 16. März 1952: 

Ab 1. Fastensonntag: Samstags abends wurden die Missionare unter feierlichem Glockengeläute in Prozession vom Pfarrhaus zur Kirche geleitet, wo dann der Pfarrer den Missionaren den Auftrag erteilte; die Vereine nahmen mit Fahnen daran teil. – Sonntags 14 Uhr Andacht mit Ansprache für die Kinder. 16 Uhr Predigt für alle und 20 Uhr Predigt für alle. Werktags waren ½ 7 Uhr hl. Messe, 7.15 Uhr hl. Messe mit Ansprache für die Kinder. 8.15 Uhr hl. Messe. 8.45 Uhr erste Predigt für alle. 16 Uhr Predigt für alle. 19.45 Uhr Abendmesse. 20.15 Uhr Predigt für alle. (Sonntags keine Abendmesse). Freitags 4 Uhr erste Standespredigt für die Frauen. Sonntags nachmittags ½ 6 Uhr Standespredigt für die Jungmänner. 7 Uhr Standespredigt für die Männer. 8.15 Uhr erste Standespredigt für die Jungfrauen. - 2. Fastensonntag: ½ 11 Uhr  zweite Standespredigt für die Männer. 14 Uhr Andacht für die Kinder mit Ansprache. 15 Uhr Standespredigt für die Jungfrauen. 16.30 Uhr zweite Standespredigt für die Frauen und Mütter. 20 Uhr zweite Standespredigt für die Jungmänner. - In der Woche wie die vorige Woche. - Dienstag: ½ 4 Uhr die feierliche Kindersegnung.  - Die Predigten sind jeden Tag: 8.45 Uhr  -  16 Uhr  -  20.15 Uhr für alle. Beichte wurde jeweils bekannt gegeben. - 3. Fastensonntag. Schluss der Mission: 14 Uhr Schlussfeier  für alle Kinder mit Predigt. 16 Uhr  1. Schlussfeier mit Predigt. 18 Uhr: 2. Schlussfeier mit Predigt. -  Montags: ½ 6 Uhr hl. Messe und Predigt, danach sofort hl. Messe. 7.15 Uhr Hochamt für alle Kinder (Predigt).  8 Uhr Hochamt für alle Gefallenen und Kriegsopfer mit Predigt. - Diese Volksmission wurde gehalten von den Missionaren vom Heiligsten Herzen Jesu aus Hamm, bzw. Münster (Mutterhaus Hiltrup): P. Hermann Maas MSC, Leiter der Mission, Hamm; P. Wilhelm Wiegers MSC, Hamm, und P. Karl Güldenberg MSC, Münster. Glänzend erfüllten diese Herren  ihre Aufgabe. Die Gläubigen nahmen begeistert und eifrig teil, einige SPD-Anhänger lehnten die Mission ab. Z. B. einer meinte. „Derartige Demonstrationen liebe ich nicht,“ (das Osterfest aber noch hielt).

Von den 3051 Katholiken. 1607 männliche und 1799 weibliche Einwohner, davon 356 Protestanten. - 1900 Erwachsene beichteten.  - 2055 Missions-Andenken wurden ausgegeben.  - Ca.  (Schätzung) 496 Personen nahmen nicht teil aus mancherlei Gründen. 25 Familien geschieden und z. T. standesamtlich wieder verheiratet. - 

Anschließend an die Mission wurde ein neuer Speisekelch bestellt, 400,-- DM, Messing, z. T. Silber, wurde Ostern zum 1. Mal gebraucht. Am Passionssonntag opferte die Gemeinde dafür 323,-- DM. Die Gemeinde brachte am Schluss der hl. Volksmission: 2.170,69 DM in Wochen- und Sonntags-Kollekten, 129,-- DM für die Heidenkinder, insgesamt 2.299,69 DM.  Die Patres nahmen mit 1.671,-- DM. 500,--DM (zu wenig) für alle Unkosten. 185 Bücher des P. Hermann Maas: „An klaren Wassern“ wurden hier verkauft (Aufklärungsbuch für die männliche Jugend, 3,20 DM kartoniert, 4,20 DM Halbleinen).

Der Mütterverein wurde aktiviert. -  Mit dem 2. Sonntag nach Ostern (nach dem Hochamt erste bei Humpert – Gasthof – Versammlung der Sammler) beginnt der Kirchenausstattungsverein seine Sammlungen (im 1. Jahr wurden gesammelt 7.777, -- DM).

Die Urbanusprozession, Sonntag in der Oktav von Ascens. D. N. J. Chri. ( Ascensio Domini Nostri Jesu Christi : Himmelfahrt unseres Herrn Jesus Christus) fällt wegen Regen aus; so 1959 – 1951 – 1952.

In diesem Jahr wurde schlicht bei der Prozession Mariä Heimsuchung, an der Küppelkapelle, das 50-jährige Bestehen der Küppelkapelle begangen (4.7.1952).

Vom 12. – 13. und 14. 7.1952 findet das (die) 250-jährige Feier der St. Nikolaus-Schützenbruderschaft statt. Es ist darüber auf den vorderen Blättern berichtet.

Der Pfarrer verkündet am 3.8.1952, dass unsere Pfarrkirche, - Mittelschiff und Turm -, das 200-jährige Bestehen feiern wird., die von Pfarrer Pötgen 1750 – 1753 erbaut wurde und am 24. Juni 1753 konsekriert wurde von dem damaligen Weihbischof von Köln: Casparus von Francken –Sierstorff.

Am 17. Sonntag nach Pfingsten (28.9.1952) findet in der „Alten Schule“ die Kirchen-Vorstandswahl statt. Durch Los schieden aus: 1. Georg Höhmann; 2. Gregor Trompetter; 3. Johann Altenwerth; 4. Josef Noeke;  4 Mitglieder sind zu wählen und 2 Ersatz-Mitglieder. Von 10 – 17 Uhr war die Wahl. Alle 4 wurden wieder gewählt.

Am 3.12.1952 fand der 1.  Landvolktag statt,  gehalten vom H.H. Vicar Vogl, Neheim. Erfolg sehr gering, wie auch die Beteiligung (ca. 120 Personen).

Am 8.8.1952 wird vom Kirchen-Vorstand beschlossen, neue Kirchenbänke anzuschaffen. Es geschah.

Im Oktober 1952  wird mit Albert Schwefer, Vossecke, verhandelt, dort für den Vicar eine Wohnung zu mieten. Am 11.11.1952 beschlossen zu mieten für monatlich 70,-- DM.

Statistik von 1952:  Taufen: 72 (davon 63 in Freienohl) Kinder, davon 1 uneheliches Kind, 8 Kinder aus Zivilehen.. 23,21 %. - Trauungen: 32 Paare (davon 4 Mischehen). - 

Beerdigungen: 27, 14 männl., 13 weibl. - Osterkommunionen: 1915. -  Gesamtkommunionen: 41475 (s.o. Volksmission!). - Erstkommunionkinder: 59, 28 Knaben, 31 Mädchen. - Erstbeichtende: 55, 23 Knaben, 32 Mädchen. - Kirchenbesucher: Frühjahr 1952: 2076, Herbst 1952: 1798. - Dreikönigssingen: 202,- DM. - Priesterhilfswerk: 250,-- DM. - 32 Kirchenbänke wurden vom Schreinermeister Hugo Altenwerth, Bahnhofstraße, für zusammen 12337,-- DM angefertigt. - Die ersten 16 Stück an den beiden Seitenschiffen. Im Frühjahr 1952 cf. 5900,-- DM; die zweiten 16 Stück vorn im Mittelschiff im Dezember 1952 cf. 6437,-- DM. Zusammen 12337,-- DM.

Einwohnerzahl: 3082 rk.; 339 evgl.; 1 Jüdin; 20 Sonstige; Zusammen: 3442; 1612 männl., 1830 weibl. Personen.

Ziborium (schon genannt, Messing – Silber vergoldet) und 1 Custodie (Custodia, „Wächter-Gefäß“ für die große konsekrierte Hostie für die Monstranz in der Sakraments-Andacht)  (Messing); Zusammen 503,90 DM.

Die beiden Statuen: Maria und Herz Jesu wurden vor der Chorwand aufgestellt (aus dem Kirchenraum und von den 1. Pfeilern), dahinter Seidendraperien für 165,48 DM.

2 Leinen-Altar-Tücher, Corporalien („Körpertuch“, auf dem Kelch und Patene in der hl. Messe stehen) etc.: 176,20 DM; 1 Missale Defunctorum (Messbuch mit den Texten für die Verstorbenen): 25,15 DM, 1 weißes Messgewand: 180,-- DM. 1 weißes neugotisches Messgewand: 220,-- DM. 1 weißer Chormantel: 475,-- DM. Alle diese fertigten unser Paramentenverein (1 Schwester und 10 Näherinnen oder Interessierte). 1 schwarzes Messgewand: 406,-- DM.

19. – 25.8 1952 in Berlin der 75. deutsche Katholikentag.

Konsumgenossenschaft Freienohl besteht 60 Jahre. Mitbegründer: Franz Kerstholt 91 Jahre alt - 1953 gestorben -  und Fritz Düring 88 Jahre alt, heute (1954) ältester Freienohler Bürger.

Am 17.4.1952 starb der Kirchenschweizer Karl Beule, der 30 Jahre Kirchenschweizer war.

Kommunalwahlen am 9.11.1952: beigelegte Kopien Zeitungsausschnitte und handschriftliche Liste.

Ludwig Pöttgen wurde mit Hilfe von 1 Zentrum und DP aufgrund der Urwahlstimmen wegen 34 Stimmen mehr als die anderen Parteien, zum Gemeindebürgermeister gewählt. Weber Anton tritt zurück zu Gunsten des evgl. Paul, einem Berliner, der nach 1945 Landrat in Meschede war, derselbe wohnt auf der Bahnhofstraße im Hause Paul Schröer. Stark, Kolpingsmitglied, trat vermutlich als Architekt – aus profitlichen Gründen zur SPD. Bei der SPD wurden 5 in direkter Wahl gewählt. Zum Beweis einer gewissen Geschlossenheit und Festigkeit, Beständigkeit der SPD.  Kaupert trat als Ernannter zurück. Der Geist der SPD ist leider stark geblieben. Alois Zacharias, Zacha, der später austrat aus dem Gemeinderat, stellte sich auf die Seite der SPD.

1953

Die Seelsorgearbeit war im Prinzip dieselbe wie im Vorjahr. Am 1.2.1953, Sonntag Septuagesima, fand eine Versammlung des Kirchen-Vorstandes und aller Vereinsvorstände statt zur vorbereitenden Besprechung des 200-jährigen Jubiläums der Consecration der St. Nikolaus-Pfarrkirche, am 21. Juni 1953. Es wurde eine Verlosung beschlossen, deren Erlös für die Renovierung unserer Kirche dienen soll. 3000 Lose zu je 1,-- DM. Anzubieten durch freiwillige Helfer und Helferinnen der Kolpingsfamilie und Frauenbund und Mütterverein. Die hiesige Musikkapelle „Posaunenchor“ soll spielen. Eine Schießbude soll eingerichtet werden.  Schänke – Essen etc. übernimmt Kaspar Altenwerth, Amtsangestellter, Freienohl.  Die Schützenbruderschaft stellt die Halle unentgeltlich zur Verfügung. Die beiden Männergesangsvereine „Liedertafel“ und „Cäcilia“ stellen sich unentgeltlich zur Verfügung.

Für die katastrophale Sturmflutgeschädigten im Februar 1953 an der holländischen Küste wird auch hier geopfert; ca.2000 Tote waren dort zu beklagen.

Die Fastenpredigt hielt P. Ruprecht OFM, Werl (OFM = Ordo Fratrum Minorum = Orden der Minder-Brüder = Franziskaner-Orden). (1951 hielt die Fastenpredigt P. Schuman, MSC, Oeventrop. (MSC = Missionarius Sanctissimi Coprdis = Missionar des heiligsten Herzen ((Jesu)) ). 1950 Vicar Josef Reislof aus Hüsten.) (P. = Pater = Priester) 

Im März erbittet die Kolpingsfamilie Gewinn-Gaben für die Verlosung zum 200-jährigen Jubiläum.

Die Feier in der Osternacht war besser besucht als im Vorjahr. Das Mittelschiff war ¾ besetzt. Kinder wurden nicht – wie im 1. und 2. Jahr – mehr getauft. Der „Weiße Sonntag“ mit der Erstkommunion der Kinder verlief wie üblich in erhabener Weise.

Ende April wird um Mitglieder geworben für den „Bund der deutschen katholischen Jugend“. 88 Personen, Männer und zumeist Frauen erklärten ihren Beitritt.

Am 27. Mai 1953 machte der Mütterverein eine Wallfahrt nach Kohlhagen bei Brachthausen, Kreis Olpe,  mit Autobussen, ca. 120 (Personen) nahmen daran teil: diese Wallfahrt war sehr eindrucksvoll.

Am 16. und 17. Mai 1953 fanden seit 1928 zum ersten Mal die Sozialwahlen  für die Angestellten-Versicherung und Invaliden-Versicherung statt. Die christliche Arbeitsgemeinschaft gewann ein Drittel der Stimmen in Nordrhein-Westfalen.

Am 25.5.1953 konnte die Urbanus-Prozession zum ersten Mal seit 4 Jahren bei günstiger Witterung stattfinden.

Am 2. Sonntag nach Ostern, am 7. Juni, predigte in allen hl. Messen Monsignore Dr. Kaspar Schulte. Zweck: Gründung des katholischen Arbeitervereins (KAB), bzw. des katholischen Männerwerkes. 10 Männer ließen sich aufnehmen. Es ist schwer, in dieser Gemeinde den „Sozialismus“ zu schwächen, geschweige vorerst zu überwinden.

Zur Vorbereitung auf das 200-jährige Kirchen-Jubiläum fand von Mittwochabend bis Sonntag ein Triduum statt (Triduum = drei Tage). Ein Oblaten-Pater hielt  seine Predigten über die Kirche, in entsprechender Anwendung auf die hiesigen Verhältnisse. Die Art seiner Predigten sprachen nicht an. -  Den Schmuck für Kirche und Halle besorgte die Kolpingsfamilie und die weibliche Jugend.

Samstags 17 Uhr begann die Verlosung. Die Gewinne waren alle geschenkt und zum größten Teil sehr gut, sodass der Wert der Gewinne den Loserlös übertraf. Auch einzelne Firmen, bei denen Freienohler arbeiteten, schenkten wertvolle Gewinne. Es war eine Freude, die ausgestellten Gewinne zu sehen. Bei der Verlosung hat sich die Kolpingsfamilie bewährt. 

Einnahme und Ausgabe regelte unser Kirchenkassenrendant Hugo Feldmann in anerkennender Korrektheit.

Für das Preisschießen standen sehr wertvolle Gewinne zur Verfügung. Sämtliche Geistliche der Gemeinde und Ortsgeborene waren zum Fest geladen. Das feierliche Levitenamt zelebrierte der Ortspfarrer, Es assistierten Pfarrer Korte aus Dortmund St. Anna, der auch die Festpredigt hielt, sowie Vicar Reckhenrich (früher in Freienohl). Assistenz machte Pfarrer Noeke aus Berge, und nachmittags kam noch Pfarrer Alois Becker aus Drolshagen.

Sofort nach dem Hochamt war die Gefallenenehrung am Ehrenmahl, auch auf dem Friedhof wurde an den Priestergräbern  ein Kranz niedergelegt; daran beteiligten sich auch die Vereine mit Fahnen.

Das Mittagessen – nur für die Priester – wurde in einfacher Weise im „Lindenhof“ bei Hachmann eingenommen.  ½ 2 nachmittags stieß der Pfarrer den Fußball zu einem Fußballspiel an, dessen Reinerlös der Kirche zufloss, der allerdings gering war. Der Sportverein „TuRa“ übt auf die daran interessierte Jugend – kirchlich gesehen – keinen fördernden Einfluss aus. Der Verein zog mit Musik zum Platz. 15.30 Uhr begann der Festzug - von der gesamten Gemeinde geformt – durchs Dorf – vom Gasthof Humpert – von Steuben-Straße (heute Hauptstraße)  -  Alter Weg zurück – Steuben-Straße – Schützenhalle. 16.15 Uhr begann der Festakt in der Halle. Als Vertreter unseres eingeladenen H.H. Erzbischofs Dr. Lorenz Jäger war der H.H. Domkapitular und Geistl. Rat Lorenz Hennecke erschienen, der die Festrede hielt. Weiteres im beigeklebten Zeitungsausschnitt. Der Festakt wurde mit Liedern der beiden Männerchöre umrahmt und fand seinen Abschluss mit dem Lied: „Großer Gott, wir loben dich!“ Dann wurden die  Gewinne ausgegeben und noch die restlichen Lose verkauft, am späten Abend für 0,50 DM, also für die Hälfte. Der Erlös durch die Verlosung betrug 3000,-- DM. Der Erlös des Festes: rund 600,-- DM.  Unkosten des Festes betrugen ca. 2600,-- DM. (Bier – Essen etc. und Helfer, Helferinnen). Ein 2. Zeitungsartikel ist beigeklebt: „Seit 200 Jahren Zeuge des Schicksals von Generationen“, vom 20.6.1953, Westfalenpost Nr. 141. Auf diesem Ausschnitt ist die Pieta aus der alten Kirche zu sehen, die bei Josef Peetz, Krumme Straße, steht, der sie der Kirche nicht zurückgeben will. Andere Figuren sind schon benannt in der Festschrift.

Das Fest nahm einen guten Verlauf und dauerte bis nachts ein Uhr. Die Beteiligung der Gemeinde hätte besser sein können. 

Gott Dank für alle Gaben des „Leibes“ und der „Seele“, d.h. für das Äußere und Seelische unserer Pfarrgemeinde St. Nicolaus. St. Nicolae.ora pro populo tuo! (Hl. Nikolaus, bete für dein Volk!)

Die „Zeugen Jehovas“ oder „Ernste Bibelforscher“ belästigen die Leute mit ihren Schriften und ihrem Gerede. Gegen-Flugschriften wurden von uns verteilt.

Die Küppelprozession wurde bei bestem Wetter gegangen.

Ende März 1953 kündigte der Friedhofsgärtner Georg Mauermann schriftlich die Friedhofsdienste zum 1. Juli 1953.  Als Nachfolger wurde der Gärtnergehilfe (erst 20 Jahre alt) Ernst Geissler, Freienohl, Am Rotbusch gewählt, und trat am 1. Juli 1953 seinen Dienst an.

Am 23. Juli 1953 wurde in althergebrachter Weise wie alljährlich die Ewige Anbetung gefeiert.

Am 6. September 1853 fanden die Bundestagswahlen statt mit dem glänzenden Erfolg der CDU bzw. des Bundeskanzlers Dr. Adenauer. Die CDU errang über 1100 Stimmen. Die SPD verlor 100 Stimmen. Genaue Aufstellungen stehen nicht zur Verfügung.

Am 29. September 1953 wurde im Hohen Dom zu Paderborn unser neuer Weihbischof Prälat und Geistlicher Rat, Dr. Franziskus Hengsbach, gebürtig aus Velmede, zum Weihbischof von Paderborn consecriert. Der Chronist hat schon 1904 von der Großmutter des H. Herrn ein Bildchen erhalten, die eine sehr fromme Frau war und selbst zwei Söhne als Priester hatte.

Unser Hl. Vater, P. Pius XII. kündigte im September das Marianische Jahr an. Am Fest Mariä Unbefleckte Empfängnis (8. Dezember) fand aus Anlass der Eröffnung des Hl. Jahres am Sonntag, dem 13.12. eine Fest-Andacht mit Predigt und Lichterprozession in der Kirche statt.

In der Leitung des Amtes Freienohl fand am 1. Februar 1953 ein Wechsel statt. Amtsdirektor Hahne verabschiedet sich (wird pensioniert) und Amts-Oberinspector Josef Pütz, in Freienohl geboren, in und am Amt Freienohl tätig, übernahm die Verwaltung des Amtes Freienohl als Amtsdirektor – einstimmig gewählt. Ein tüchtiger und strebender und ehrlicher Verwaltungsbeamter.

Am 1. Mai 1953 bestand die „Alte Schule“ neben der Pfarrkirche, 100 Jahre (2004: Frisuren: Frau Brigitte Bornemann; unten Buchgeschäft Frau Marianne Bein).  An derselben  Stelle soll das alte Rathaus gestanden haben. 1952/53 wurde eine neue Schule gebaut, das heutige (1953!) Amtshaus. 1890 wurde die  „Neue Schule“ eingeweiht,  die 1906 durch einen Anbau erweitert wurde, und 1952 wurden die zwei Lehrerwohnungen in Klassenräume umgebaut, und eine Dienstwohnung auf der „Hohen For“ Nähe der neuen Schützenhalle für 3 Lehrpersonen gebaut.

1953 wurde die Aussiedlung des Bauern Flinkerbusch, genannt Schweiers, nach der Domäne Bockum, die aufgelöst wurde, und mehrere Siedlerstellen werden sollte, betrieben. Dadurch würde die Gemeinde Freienohl ein wertvolles Gelände für einen Schulneubau erhalten.    

Im Herbst 1953 wurde auch die neue Straße durch das Ohl planiert, die beim Malermeister Montag, oberhalb der Ruhrbrücke beginnt und auf die „Alte Wiese“ ausläuft; ein Werk des Amtsdirektors Pütz.  Die Kirchengemeinde stellt für diese Straße ca. 800 m²  unentgeltlich zur Verfügung.  Dann konnten 5 Bauplätze in Erbpacht gegeben werden an: 1.) Hubert Korte, Friseurmeister;  2.) Franz Voss, Schreinermeister; 3.) Schirp (ohne Vorname), Maurer; 4.) Witwe Hedwig Feldmann, geb. Becker; 5.) Alois Winterhoff, Maurerpolier. Alle aus Freienohl.

Vor dem Schützenfest wurde die „Alte Schützenfahne“ der Bruderschaft wieder gefunden, die man zu Beginn des 1. Weltkrieges verpackt hatte, und zwar im Hause Gördes, Textilwaren, Nähe der Kirche, über dem Küsterhaus, Mittelstraße (= St. Nikolaus-Straße).

Zeitungsausschnitt ist in der Heftmappe „Schützenbruderschaft“ und Chronik beigeheftet.

Statistik 1953Taufen: 39 (72) ehelich.  Sub condit. (= unter der Bedingung z.B. kath. Erziehung) : 5 Konvertiten: 4 Frauen, 1 Mann. Bei 3058 Katholiken (13,41%). - Trauungen: 23, davon 4 Mischehen. 15 Paare wurden auswärts getraut, 4 Paare von auswärts überwiesen. - Sterbefälle: 38 Personen (1 von auswärts); 27 männlich und 11 weiblich. 12 Personen starben eines plötzlichen Todes, die die hl. Ölung nach dem Tode sub. condit. (= unter der Bedingung, dass sie die hl. Ölung freiwillig gewünscht hätten): Eine Mahnung des Herrgotts an die religiös gleichgültigen Freienohler. - Osterkommunionen: 2176. - 

Gesamtkommunionen: 35890 (1952: 41475). - Erstkommunionkinder: 54; 22 Knaben, 32 Mädchen. - Erstbeichte: 39; 19 Knaben, 20 Mädchen. - Kirchenbesucher: Frühjahr 1884; Herbst 2001. - 20 neue Bänke wurden in Auftrag gegeben für 8000,-- DM. - Einwohnerzahl 3093. 344 Protestanten.

Im Februar 1953 wird im Schwesternhaus die Heizung angelegt. 5500,-- DM gab die politische Gemeinde, 6000,-- DM Paderborn (= der Erzbischof, Generalvikariat), 4000,-- DM Münster (= Hiltrup, Ordenszentrale der Schwestern). So konnte das Haus auch innen neu gestrichen werden.

An Mauermann wurde als Entschädigung für die Gewächshäuser und Freibeete 3000,-- DM  gezahlt. Mauermann fordert 6500,-- DM. Der Kirchen-Vorstand lehnt ab.  Mauermann schickt Zahlungsbefehl über 6500,-- DM. Der Prozess Beginnt am Amtsgericht. Wegen Masse ans Landgericht überwiesen. Verteidiger der Kirchengemeinde Rechtsanwalt Kamender, Arnsberg. Weiteres besagen die Akten! Die Taxe für die Gebäude hatte der vereidigte Sachverständige Belecke, Bauunternehmer in Arnsberg aufgestellt und mit 3000,-- Dm als angemessen festgestellt. Der Gewährsmann für Mauermann war der Tiefbauunternehmer Schenk, Arnsberg, dessen Taxwert mit über 9000,-- DM angegeben wurde; z. Zt. ist der Prozess beim Landgericht noch nicht abgeschlossen. Weiteres in den Prozessakten. Mauermanns Interesse – und darin unterstützt ihn sein Schwiegervater Schwefer (Architekt) – geht dahin, soviel wie möglich herauszuschlagen, ohne sich um den wahren Wert zu kümmern, nach dem Grundsatz:  „Wenig fordern ist Dummheit.“ - 

Am 1. August 1953 kündigte der Lehrer Josef Kleinfeller den Organisten-Dienst. Das geschah im Zusammenhang damit, dass Lehrer Kleinfeller sein neu gebautes Haus bezog. Er wohnte bislang in dem kircheneigenen Küsterhaus, Dienstwohnung. Dieser Herr bemühte sich, mit Unterstützung des am 1. September 1953 pensionierten Rektor Otto Brochik, um die Rektorstelle. Schulpflegschaft und z. T. der Schulausschuss waren für Kleinfeller. In der Gemeindevertretung stimmten gegen ihn die CDU und Zentrum. Die anderen – SPD von 8 stimmten 7 für Kleinfeller. Der Kirchenvorstand bemühte sich um einen Rektor, der auch Orgel spielen konnte. Es bewarben sich ein Lehrer aus Oeventrop und ein  Lehrer aus Kallenhardt (letzterer war ein Ostflüchtling) und noch sonstige. Der Kirchen-Vorstand hatte Interesse an dem Oeventroper Lehrer. Das hiesige Lehrerkollegium lief dagegen Sturm, und so zeigte sich, dass für diesen ein ersprießliches Arbeiten unmöglich geworden wäre. Aus diesen Gründen schlug die Regierung einen Ostflüchtling, gewesener Schulrat: Paul Waleck vor.  Die Gemeinde-Vertretung lehnte eine Wahl ab und gab so der Regierung die Entscheidung, die Herrn Waleck zum Rektor von Freienohl ernannte. Zum Leidwesen der gesamten Interessenten, die das auch in ihrem Verhalten gegen den Pfarrer und Kirchen-Vorstand zum Ausdruck brachten. Leider ist das Lehrerkollegium gespalten; der Spaltpilz ist aus Geschildertem leicht zu entdecken. Das eigentliche Streben eines gewissen Herrn kam nicht vom Ideellen, sondern vom Materiellen her.  Der betreffende Lehrer wurde allerdings auch vom Schulischen her von der Regierung abgelehnt, insbesondere auch (weil)  ein Lehrer aus demselben Kollegium nicht zum Rektor gemacht wurde.

Dann wurde Lehrer Franz Kroh (April 1954) Konrektor, auch darüber waren einige aus dem Lehrerkollegium nicht zufrieden. Da der katholischen Kirchengemeinde Hoffnung gemacht wurde, einen Lehrer-Organisten zu erhalten, behalf sich die Gemeinde mit Aushilfen bis zum 1. Januar 1954.

1954

Zum 1. Januar 1954 wurde als Organist der Kaufmann Josef Feldmann, aus Schwerte-Lichtendorf, wo er auch Organist gewesen war, mit Genehmigung von Paderborn, eingestellt. Endlich konnte die Gemeinde wieder ein gutes Orgelspiel hören; die früheren Jahre blieb da viel zu wünschen übrig.

In diesem Zusammenhang wurde das Küsterhaus renoviert. Der „fahrbare“ Schornstein wurde abgerissen und ein neuer aufgebaut. Die Toilette wurde in die frühere Küche verlegt und dieser Raum wurde Vorratsraum. Von der alten Küche wurde ca. 1 m  zu dem neben liegenden Zimmer geschlagen, das dadurch etwas vergrößert wurde. Der schlechte Fußboden wurde neu gemacht, ebenso die schlechten Decken im 1. und 2. Stock. Die Küche wurde zur Front, links neben der Haustür verlegt. Die Außenwand und Fenster wurden erneuert. Bauausführung hatte Bauunternehmer Ludwig Pöttgen. Die Tapeten hat Feldmann selbst anbringen lassen und bezahlt. Im 1. Stock ließ die Schwester des Organisten (bzw. die Mutter) des Organisten 2 Zimmer auf eigene Kosten in Ordnung bringen. Leider musste gegen den  Einwohner Nebeling ein Wohnräumungsverfahren veranlasst werden, dagegen sich Nebeling mit allen Mitteln sträubt, und ließ die Sache ans Landgericht gehen. Am 24. Mai hoffen wir (auf) einen endgültigen  Entscheid. (Weiteres siehe die Prozessakten: Vertreter des Kirchen-Vorstandes ist Ludwig Pöttgen, Bauunternehmer, Düringstraße.)

Am 7. Dezember 1953 erteilte der Kirchen-Vorstand  dem Schreinermeister Hugo Altenwerth den Auftrag, die restlichen Kirchenbänke im unteren Mittelschiff der Kirche anzufertigen, gemäß dem niedrigsten Angebot zum Preis von 7682,-- DM. (Klemens Feldmann forderte 8220,-- DM;  Karl Feldmann 9010,-- DM.) Die Bänke wurden im Februar – März geliefert, und unten kommt an jede Seite noch eine Bank beiderseitig und beiderseitig eine Abschlussbank hinzu, zum Gesamtpreis von rund 8000,-- DM. So kostete das  ganze Kirchengestühl – insgesamt von Altenwerth gemacht rund 20000,-- DM. Alle Leute sind erbaut über die schönen und bequemen Bänke, Es gibt auch einzelne Nörgler. -   Die von der politischen Gemeinde in der Pfarrscheune ausgebaute Drei-Zimmer- Wohnung, in der Familie Werner (drei Personen) und Familie Alois Hödt (3 Personen) wohnte, wurde der Kirchengemeinde zurückgegeben, und konnte darin ein behelfsmäßiges Jugendheim eingerichtet werden. Aus zwei Zimmern wurde ein größerer Raum geschaffen. Die an die politische Gemeinde laut Vertrag zurückzuzahlende restliche Bausumme von 2498,46 DM übernimmt die katholische Kirchengemeinde. -  

Vom 24. – 28. Februar 1954 fanden hier die Dorfeinkehrtage statt; gehalten vom Palottiner-Pater Allebrodt, gebürtig aus Neuenklausheim, Kreis Olpe, wohnhaft im Palottiner-Kloster Ehrenbreitstein. Die Tage waren für die Pfarrgemeinde Gnaden-Tage. Die Predigten waren gut besucht und der Pater war ein vorzüglicher Prediger. Die Schlussandacht war bis auf den letzten Platz auch von vielen Männern besucht. Das Opfer für den Pater betrug 757,-- DM.

Anfang März 1954  wurde das Jugendheim bezogen von Schwester Hermelda MSC mit ihren Frohschargruppen. Schwester Hermelda ist Krankenschwester.  Alte Stühle und Tische brachten sie mit.

An die 90 Kinder des 8. und 9. Schuljahrs wurden entlassen. Damit hörte das 1946 eingeführte 9. Schuljahr auf. Wer freiwillig das 9. Schuljahr mitmachen wollte, konnte sich melden. Alle zogen die „Freiheit“ vor, auch wenn sie noch keine Stellung gefunden hatten.-

Am Krankentag: 7 Schmerzen Mariä:  wurde allen Kranken, die sich gemeldet hatten, die Krankenkommunion gebracht. Sie in die Kirche zusammenholen oder zu gemeinsamem Beisammensein, war aus technischen Mitteln und aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich.

Wie im Vorjahr wurde (die) Osterfeier in der Nacht vorgenommen mit (24 Uhr) mit anschließender Auferstehungsmesse. Die Beteiligung war bedeutend besser wie im Vorjahr. Das ganze Mittelschiff (und einige in den Seitenschiffen) war fast ganz besetzt. Es gab auch solche, die erst zur hl. Messe kamen und sich am 1. Ostertag gut ausschlafen konnten. Der Sakramentenempfang war gut. Das Wetter war trocken und kühl. Es musste geheizt werden, ebenso noch am Weißen Sonntag.

Am 1. Mai 1954 fand, wie alljährlich, in der Plastenbergkapelle ein Hochamt statt für die Lebenden und Verstorbenen der Kolpingsfamilie; und abendlich auch die Mai-Andacht, privat, nur von Freienohler Einwohnern.

Die hl. Messe  (mit Predigt) feierte Vicar Anton Wiebelhaus (Vice-Präses der Kolpingsfamilie), der 8 Tage vorher seine Versetzung als Religionslehrer an die Berufsschulen nach Dortmund erhielt. Am 3. Mai begann er dort seine Tätigkeit und am Donnerstag, dem 6. Mai, fand der Umzug statt.  1.9.1952 – 3.5.1954.

Als Nachfolger wurde von der Behörde der Seminarpriester (direkt aus dem Priesterseminar kommend = Neupriester) Anton Pfingsten aus Bochum berufen. Da dieser keinen eigenen Haushalt (= Hauswirtschafterin) hatte, wurde an seiner statt der Seminarpriester Josef Scholle aus Wehrden an der Weser als Vicar nach Freienohl durch die Erzbischöfl. Behörde gesandt  Möge sein Wirken ein segensreiches werden. Vicar Scholle wird am Samstag, dem 8. Mai seine Stelle antreten.  8.5.1954 – 15.12.1957.

Am 12. Mai findet morgens die hl. Firmung statt, die gespendet wird durch unseren Hochwürdigsten Herrn Weihbischof Dr. Franz Hengsbach. 9 Tage lang wurde um die 7 Gaben des Hl. Geistes gebetet, und wurde der entsprechende Firmunterricht gegeben.

„Ste Nikolae protege gregem et pastorem.

In die visitationis , 12.m. Maii 1954.

+ Franciscus Hengsbach, Ep. aux. Pd.“

(Heiliger Nikolaus beschütze die Herde und den Hirten. Am Tag der Visitation, 12.. im Monat Mai 1954.  + ((= Zeichen für Bischof)) Franciscus Hengsbach, Episcopus Auxiliarius Paderbornensis = Hilfsbischof / Weihbischof on Paderborn)

Die hl. Firmung wurde am Mittwoch, dem 12. Mai 1954 durch den H.H.Weihbischof Dr. Franz. Hengsbach 240 Firmlingen gespendet. 113 männl. und 127 weibl. Unter Glockengeläut wurde der H.H.Weihbischof von Paderborn festlich empfangen. Zwei Herrn des Kirchen-Vorstandes, Ludwig Pöttgen, Bauunternehmer, Düringstraße, und Emil Brandenberg, Bundesbahnsecretär, Am Rotbusch, holten morgens den Hochw. Herrn von Arnsberg ab, mit dem Auto, das Amtsdirektor Josef Pütz zur Verfügung stellte; mit demselben Wagen wurde der H.H. mittags 13 Uhr nach Arnsberg gefahren. Der H.H. wohnte bei den Schulschwestern.

Zwischen dem Gasthof Helnerus, genannt „Walter“, und der „Alten Schule“ waren zu beiden Seiten je 2 große Tannen aufgestellt. Dazwischen stand der Betschemel. Bis zur Kirche waren Teppiche aus Sägemehl und Grün – Blumen waren noch keine da, wegen der bisherigen kalten Witterung – und zu beiden Seiten Fähnchen angebracht.

Pfarrer Dolle, mit Vicar Scholle, Seminarpriester, Pater Dr. Weber MSC, Oeventrop, empfing den H.H., reichte ihm die Stola, dann das Kreuz; Ute Schaper, im 8. Schuljahr, Tochter des Lehrers Heinrich Schaper, trug ein Gedicht vor; danach hielt der Pfarrer eine kurze Begrüßungsansprache und dann zog die Prozession mit den üblichen Zeremonien in die Kirche ein. Vor dem Altar stand der Betschemel. Der Pfarrer sang die Versikeln und die Oration; der Bischof die Oration vom Kirchenpatron St. Nikolaus. Beim Einzug sangen Frauen der Müttergemeinschaft das „Ecce Sacerdos“ (Hymnus: Sieh, der Hohepriester!). Dann las der H.H. gegen 8 Uhr die hl. Messe mit Austeilung der hl. Kommunion an die Firmlinge. Nach der hl. Messe  und einer kleinen Stärkung in der Sakristei hielt der H.H. Weihbischof eine Ansprache und Katechese an Gläubige und Firmlinge, Danach spendete er die hl. Firmung, die gegen 10 Uhr beendet war und beschlossen wurde mit dem Lied „Großer Gott, wir loben dich!“ und Aussendung und Segen. Beim Einzug trug der Kirchenvorstand den Baldachin und der Vorstand von der St. Nikolaus-Schützenbruderschaft paradierte mit geschulterten Hellebarden. In Prozession mit Kreuz – Fahnen der Vereine – mit Engelchen - Kirchen-Vorstand – Schützenbruderschaft – Geistlichkeit – wurde der H.H. zum Pastorat geleitet. Nach der üblichen Visitation und einem einfachen Mittagessen verließ der H.H. unter Glockengeläute die Pfarrei um 13 Uhr.  Kirchen-Vorstand – Lehrerschaft – Vereinsvorstände wurden in Audienz empfangen.

Es war ein großer Gnadentag für unsere Pfarrei. Die hl. Messe  war den Umständen nach gut besucht, die als Gemeinschaftsmesse gefeiert wurde (ein „Fachausdruck“ für die Eucharistiefeier der Gemeinde vor allem nach dem 1. Weltkrieg – 1918 - , verstärkt von katholischen Verbänden der sogen. Jugendbewegung, z.B. Bund Neudeutschland, Heliand, Quickborn: die Aussage- Antwort-Teile werden vom Priester gemeinsam mit der Gemeinde zumeist auf deutsch  gesprochen; der Priester betet sonst alles auf Latein, ein Vorbeter spricht das laut auf deutsch aus dem Schott- oder Bomm-Messbuch vor; damit wird der Gemeinschafts-Charakter der hl. Messe schon sehr hörbar deutlich.).

Bei der Firmung waren außer dem H.H. anwesend der bischöfliche Kaplan (vor allem für die „fachmännische“ Assistenz des Bischofs), Prälat Dr. Legge, Propst von Arnsberg als Dechant, P. Johannes Hülsmann OSB von Olpe, Kreis Meschede, (OSB = Ordo Sancti Benedicti = Orden des Hl. Benedikt; Abtei Königsmünster Meschede), P. Dr. Weber MSC vom Kloster Oeventrop, Pfarrer Vonnahme von Oeventrop und dessen Vicar Walter Ostermann. 

Tags darauf war Firmung in Oeventrop. Am 16.5.1954 wurde in Arnsberg die Kirche auf  dem Schreppenberg durch  H.H. Weihbischof konsekriert. Am Mittwoch, dem 18.5.1954 war die offizielle Dekanatskonferenz unter Vorsitz des H.H. Weihbischofs.

Beiliegend 2 Foto-Kopien von der Firmung. Beim 2. Foto diese Namensangaben:)

Firmung in Freienohl am 12. Mai 1954: 1.) Pater Johannes Hülsmann OSB, Olpe, Kreis Meschede; 2.) Vicar Josef Scholle, Freienohl; 3.) Pfarrer Albert Vonnahme, Oeventrop; 4.) Pfarrer Theodor Dolle, Freienohl; 5) Prälat Dr. Legge, Propst und Dechant, Arnsberg; 6.) Pater Dr. Weber MSC, Kloster Oeventrop; 7.) Vicar Walter Ostermann, Oeventrop; 8.) Weihbischof Dr. Franz Hengsbach.

Weitere Fotos sind in der Mappe „Chronik“ eingeheftet.

Am 23. Mai 1954 – samstags – 5. Sonntag nach Ostern – wurde die Wallfahrt der Pfarrgemeinde Freienohl nach Werl zur Mutter Gottes unternommen. Morgens ½ 7 Uhr Abfahrt (mit dem Zug) von Freienohl nach Wickede; von dort zu Fuß nach Werl. Mit Messdienern, Vereinsfahnen und 10 Musikern zog die Prozession in Werl ein. Pfarrer und Vicar waren beide an Grippe erkrankt und mussten die Prozession allein ziehen lassen. 170 Teilnehmer nahmen am in der Wallfahrtskirche zu Werl vom Weihbischof Dr. Hengsbach zelebrierten Pontifikalamt teil (Eine von einem Bischof feierlich gefeierte Hl. Messe heißt Pontifikalamt; „Pontifik…“ = Brückenbauer, auch ein Titel eines Bischofs, insbesondere des Papstes.). Froh und begnadet kam die Prozession in Freienohl 19.47 Uhr wieder an. In Stellvertretung des Pfarrers Dolle holte ein Pater aus Oeventrop die Prozession an der Ruhrbrücke ab. Froh und zufrieden begeisterte man die zu Hause Gebliebenen. Von 170 waren 31 Männer, die anderen Kinder, Jugend und Frauen. 

Am selben Nachmittag fand in der Westfalenhalle zu Dortmund eine große Kundgebung der Kolpingssöhne von Nordrhein-Westfalen 15 Uhr statt. Kardinal Josef Frings, Erzbischof von Köln und Ministerpräsident Arnold von NRW nahmen daran teil: die im Rahmen eines Hörspiels „Licht für das Volk“ sprachen.

Am Donnerstag, dem 27. Mai 1954, fand die Urbanus-Prozession statt, bei herrlich-sonnigem Frühlingswetter, ca. 900 Personen nahmen daran teil. 2 Diakone aus dem Kloster Oeventrop assistierten. Die 1. Station war bei Bauer Flinkerbusch, genannt Schweiers. (Bauer Albert Flinkerbusch wird aus Freienohl ausgesiedelt. 39 Morgen – Haus und Hofraum übernimmt die politische Gemeinde Freienohl. Von der aufgelösten Staatsdomäne erhielt Flinkerbusch 60 Morgen Land und Wiese, von der Gemeinde Freienohl gekauft; dazu baut die Gemein de Freienohl  dem Bauer Flinkerbusch ein neues Bauerngehöft. Flinkerbusch übernimmt dazu ein zinsloses Darlehen in Höhe von 25000,-- DM. Bis zur Tilgung muss Flinkerbusch pro Jahr 800,-- DM zurückzahlen. Da Flinkerbusch keine Erben hat, wird der Neffe der Frau Flinkerbusch, ein Brüggemann aus Calle, den Hof erben.) An dieser Station steht ein altes Kreuz, das Familie Flinkerbusch in Obhut hatte. Laut mündlicher Mitteilung von Albert Flinkerbusch dürfe die politische Gemeinde dieses Kreuz nicht beseitigen oder ihm keinen anderen Platz geben ohne Einverständnis der Kirchengemeinde. Ob man sich darum kümmern wird?

Vom 29.5.1954, samstags, bis 30.5.1954 fand das 85-jährige Stiftungsfest des 1869 gegründeten Männergesangvereins „Liedertafel“ ein Bezirks-Wertungssingen des Sängerkreises IV – Obere Ruhr – in der Volkshalle zu Freienohl statt. Am Samstag fand ein Festkommers statt. 19 Uhr Platzkonzert, beim Vereinswirt Humpert, Inhaber Köster. 20 Uhr Festkonzert in der Halle. Am Schluss der leidige Tanz bis spät in die Nacht hinein; für manchen wird das Fest ein Hindernis sein, die Sonntagsmesse zu besuchen. Mit dem Sonntagsmessbesuch nehmen es manche nicht mehr ernst, - Männer – Frauen, auch die Jugend, selbst Schulkinder. - Sonntag, den 30.5.1954 war 10 Uhr das Hochamt für lebende und verstorbene Vereinsmitglieder. Vor dem Hochamt wurde die neue Vereinsfahne geweiht (benedictio ad omnia) (aus dem offiziellen Segnungsbuch das Gebet: „Segnung für alles“, für alle Gegenstände). Die Fahne war bestickt (ca. 900.-- DM kostet sie) mit einem Eichbaum und darunter das Freienohler Wappen, die verbissenen (oder vereinten) Fische. Darüber „Treu der Heimat – treu dem Lied“. Auf der anderen Seite: der singende Schwan mit der Harfe. In der Predigt wies der Pfarrer hin auf den Sinn der Fahne aus der Geschichte heraus; und alles muss der Ehre Gottes dienen, auch das Lied, ob Natur -,  Heimat-Lied, ob das Lied in Not und Leid, in Glück und Unglück, auch das Liebeslied, aus dem die Ehrfurcht spricht Nach dem großen Festzug begann das Bezirks-Wertungssingen. 16 Vereine nahmen daran teil: MGV (Männergesangsverein) Nuttlar 40 Sänger; MGV 1864 Velmede 40 Sänger; MGV Concordia Bödefeld 28 Sänger (Ehrenpreis); MGV Eversberg 38 Sänger; MGV Cäcilia Freienohl 47 Sänger; MGV 1913 Meschede 36 Sänger; MGV Wehrstapel-Heinrichstal 35 Sänger; MGV Ramsbeck 36 Sänger; Gemischter Chor Cäcilia Freienohl 30 Sänger; MGV Olpe 18 Sänger; MGV Calle 25 Sänger; MGV Remblinghausen 35 Sänger; MGV Liedertafel Freienohl 46 Sänger (Ehrenpreis); MGV Wennemen 32 Sänger; MGV Ostwig 40 Sänger; MGV Sauerlandia Meschede 42 Sänger. – 1. Vorsitzender der Liedertafel ist Franz Broichhaus, gebürtig aus Rönkhausen; Chorleiter: Johannes Kaiser. Samstags abends und morgens regnete es stark. Ab 9 Uhr morgens blieb es trocken und kühl. An der Volkshalle war kurz vorher die Bühne massiv angebaut worden. Am Samstag Abend wurde Pfarrer Dolle zum Ehrenmitglied der Liedertafel ernannt.

 gez. Dolle, Pfarrer  

In der Original-Akte im Pfarrarchiv Freienohl liegen Zeitungsartikel bei. In der Kopie der Original-Akte liegen Kopien der im Original vorliegenden Zeitungsartikel bei.

Abschrift von der Original-Akte im Pfarrarchiv Freienohl; August 2004.

Heinrich Pasternak