- Details
Küppel: Gesamt
- 1.Unser Küppel, die Kuppel unserer Freiheit Freienohl.
- 2.Küppelturm 1932 – Einweihung.
- 3.Küppelturm 1934 – Dr. Adolf Kraemer.
- 1.Unser Küppel,
die Kuppel unserer Freiheit Freienohl
Seine Geschichte aus uralter und alter Zeit mit dem Ausblick von vor über 100 Jahren
als ein Willkommensgruß zum wieder neuen Küppelturm
Eine Vorbemerkung zu dieser Abschrift von 1920: die Vokabeln cool, super und genau gab es früher noch nicht. Also bitte nur schmunzeln über den Stil von damals.
„Atlas vor- und frühgeschichtlicher Befestigungen in Westfalen“
Herausgegeben von der Altertumskommission für Westfalen, Münster, 1920, Verlag der Universitäts-Buchhandlung Franz Coppenrath. - Einsehbar auch mit den zahlreichen Karten im DIN-A3-Format im Stadtarchiv Meschede in Grevenstein.
Einleitung - in den Gesamttext
Unaufhaltsam schreitet in deutschen Landen die Bodenkultur und damit die Umwälzung der Erdoberfläche vorwärts. In den Bergen werden Ödflächen aufgeforstet, in der Niederung Sümpfe trocken gelegt und Heiden urbar gemacht. … Leider werden hierdurch die Denkmäler altersgrauer Vorzeit, die allein noch Kunde geben können von dem Schaffen und Wirken der Völker in vorgeschichtlichen Zeiten, in ihrem Bestand aufs Ärgste bedroht. Die alten Kultstätten und Befestigungswerke der Kelten und Germanen, der Sachsen und Franken... Aufgabe... 1906... Arbeit... Beschreibung... begonnen....
Heft II – 7 Befestigungen, hier:
Die Schiedlike Borg bei Freienohl
Messtischblatt Meschede 2657, Atlas Tafel XIII (Stadtarchiv Meschede in Grevenstein)
Literatur: Seibertz (Johann Suibert S., 1788-1871): Die Straßen des Herzogtums Westfalen. Zeitschrift für vaterländ. Geschichte und Altertumskunde, Bd. V, S. 92. - Pieler: Das Ruhrtal. Arnsberg 1871, S. 131. - K. Mummenthey: Erstes Verzeichnis der Stein- und Erddenkmäler des Süderlandes. Hagen 1890, S. 16.
Auf der rechten Seite der Ruhr, gegenüber der Freiheit Freienohl, erhebt sich als höchster Berg, die ganze Umgegend beherrschend, der „Küppel“, dessen Scheitel die Reste der Befestigungswerke einer großen Wallburg krönen, die vom Volke mit dem Namen der „schiedliken Borg“ belegt worden ist. Der Berg fällt im Westen schroff zur Ruhr, im Süden steil zum Bremketal und im Norden sanfter zum Tal der Riemecke ab, so dass der Zugang zur Burg nur im Osten und Nordwesten möglich ist. Der Gipfel des Küppel liegt 420 m über dem Meer, 200 m über dem Spiegel der Ruhr und ist teils mit hohem Buchenwalde, teils mit undurchdringlichen Tannen-Schonungen bedeckt. Um die Kuppe des Berges ziehen sich die Reste einer ehemals starken Umwallung, die auf den zugänglicheren Ost- und Süd-Seiten aus mehreren Ringwällen, auf der Nordwestfront aus einem Wall mit vorgelegtem Graben bestand. Siehe die Schnitte A – B und G – H, C – D und E – F auf Tafel XII. Die Wälle sind aus dem im Berge anstehenden, lagerhaften Schiefergestein der Grauwacke, das den Gräben entnommen wurde, kunstlos und ohne Bindemittel aufgeschüttet, Mauerwerk wurde durch die Versuchsgräben nicht bloßgelegt. Während die Wälle auf der Ost- und Südseite im hohen Heidekraut kaum noch zu erkennen waren, zeigten sie auf der Nordfront, von Graben-Sohle bis zur Wall-Krone gemessen, stellenweise noch eine Höhe von 4 m. Die Burg scheint zwei Eingänge gehabt zu haben, einen im Osten, wo der Anschluss-Scheitel an die benachbarten Bergeshöhen leichteren Zugang gewährt, und einen im Nordwesten, wo die Kuppe sich sanfter zum Ruhrtal abwärts senkt. Auch in diesen Zugängen wurde Mauerwerk nicht festgestellt. Die Wallhäupter sind bei denselben jedoch etwas nach innen eingezogen und zwar so, dass vom linksseitigen Wall der rechtsseitige Graben eingesehen und beherrscht werden kann. Der Durchmesser der Burg beträgt von Norden nach Süden rund 400, von Osten nach Westen gemessen rund 160 m, sodass der Burgwall rund 6,4 ha = 26 Morgen umschließt. An der Westfront, soweit der Berg schroff bis in die Ruhr abfällt, setzt die Umwallung aus, da von dieser Seite ein Angriff wegen der Steilheit der Bergwand nicht zu befürchten war.
Die Wege, die zur Burg hinaus führten, sind tief in den Berg eingeschnitten und bei X, Y und Z (der Tafel XII) mit alten Kreuzen geschmückt. Besonders interessant war das auf der Kuppe bei X befindliche, das aus einem auffallend starken Eichenstamm geschnitten und in Anbetracht seiner klobigen gotischen Formen ein sehr hohes Alter haben muss.
Funde, die über das Alter der Burg Auskunft geben könnten, wurden bei den Forschungsarbeiten nicht gemacht. In der älteren geschichtlichen Literatur wird die schiedliche Borg nirgendwo erwähnt, in der neueren hie und da genannt.
Zum Namen: „die schiedlike Borg“ bemerkt Seibertz in seinem Aufsatz „Die Straßen des Herzogtums Westfalen“: „Sie war so genannt, weil sie entweder den Franken oder den Sachsen verderblich oder verhasst war.“ „Schiedlik“ sei der Gegensatz von „schön“, aber mit dem Nebenbegriff „schädlich“ verbunden. - J. H. Schnedding.
Abschrift: Heinrich Pasternak
- 2.Einweihung unseres Freienohler Küppelturms am 5. Juni 1932
Fünf Impressionen plus Motivationen für sein Ehren-Wort: „Wahrzeichen“
Die erste Impression plus Motivation: Der vom SGV-Schriftführer Lehrer Demmel handschriftlich überlieferte Bericht wohl kurz nach der Einweihung. Der Sprach-Stil zeigt auch die Gefühlsatmosphäre um 1932.
Einweihung des Küppelturms und Feier des 40.jährigen Bestehens unserer SGV-Abteilung Freienohl
Flaggenschmuck kündet den Jubeltag unserer Abteilung. Um die Mittagszeit herrschte reges Leben auf den Wegen zum Küppel, der ganze Ort nimmt Anteil an unsrer Feier. In Scharen sind die auswärtigen SGV’er herbeigeeilt. Schlecht-Wetterlage am frühen Morgen hatte sie von der Sternwanderung des Bezirks „Mittel-Ruhe“ mit dem Ziel „Küppel-Freienohl“ nicht abhalten können. Die letzten SGV-Gäste brachten die 1 Uhr Züge. Vom Sammelpunkt Wirtschaft w. Siepe begann der gemeinsame Aufstieg zum Küppel von der S W Seite. Der zweite Küppelweg mit seinen schönen Ausblicken auf Freienohls herrliche Lage und Umgebung ließ manchen Fremden erstaunen. An der Wegkreuzung Hindenburg-Pfad stockte der Aufmarsch vor einem Hindernis, das böse Berggeister ob der Störung ihres Friedens durch die große Menschenmenge errichtet hatten. Auf das Zauberwort des Abteilungsleiters machten fünf sehr gutmütige Wichtelmännlein den Weg wieder frei und führten den Zug bei zur Bergspitze, von wo schon der Musikverein „Posaunenchor“ Wald- und Wanderlieder und flotte Märsche erschallen ließ. Da gab’s ein Staunen und Verwundern, als man nun zu Füßen des 21 Meter hohen Turms stand. „Der ist fachmännisch errichtet!“ Und wie die Ausrufe des Staunens alle lauteten! Ja, Meister Josef Korte mit all‘ den fleißigen Zimmerern hatte gute Arbeit geleistet. Bornemann, Hüster Becker, Mester, Neise, Korte Franz. Unsere Fuhrleute, - sämtliche Pferdebesitzer hatten uneigennützig bei Anfuhr des Materials übernommen -, muss Anerkennung gezollt werden ob der großen Mühe, die der schlechte, steile Anfuhrweg hinterm Küppel verursachte. Wuchtig klingen die Chöre und Lieder der beiden hiesigen Gesangsvereine im grünen Waldesdom. Die Einweihungsfeier hat begonnen. Meisterhaft vorgetragene Gedichte („Am Opferstein“ aus Webers „Dreizehnlinden“) gaben schönen, passenden Rahmen für die Weiherede des Herrn Lehrers Kroh. Künder von der Geschichte des Waldes zu unserer Vorfahrenzeit, von Heimatliebe und Heimattreue, von Naturverbundenheit und frohem Wandertum. Der Bezirksvorsitzende Studienrat Menne (Arnsberg) übermittelt die Grüße und Glückwünsche des Bezirks- und Hauptvorstandes. Dem Werk zollt er uneingeschränktes Lob. Dreifach sei der Zweck des Turmes: die Naturverbundenheit zu stärken, durch seinen Ausblick zum Wandern anzuregen und kommenden Geschlechtern ein Wahrzeichen zu sein von Väter-Art und Väterr-Sitte. – Der Turm wird nun freigegeben. Keiner will zurückstehen. Unaufhörlich führt’s hinauf und hinunter, um Ausschau zu halten über die Baumwipfel hinweg. Die Feuerwehr sorgt für Ordnung und Sicherheit. – So grüßt denn nun der Girlanden geschmückte Turm mit seinem rotweißen Wimpel hinab ins Tal und sieht herab auf ein mächtiges Menschen-Gewoge, auf den Lagerplatz zu seinen Füßen. Eine solche große Schar, 500 bis 600 Menschen mag der Küppel wohl noch nicht auf seiner Spitze versammelt gesehen haben. – Bei Musik und Lied entwickelt sich ein frohes Lagerleben. Hellmanns Schänke und Metzgermeisters E. Neises Würstchen und Brötchen stillen der Leiber Bedürfnisse. - 16.15 Abstieg vom Küppel. Vom Sammelpunkt an der alten Holzbrücke beim Schützenhof geht‘s in geschlossenem Zuge unter Vorantritt der Musikkapelle zum Festlokal Hellmann. Bei frischem, grünem Saalschmuck laden die weißgedeckten Tische ein zu gemütlichem Zusammensein. Bald ist kein freies Plätzchen mehr zu finden, eine solch stattliche SGV-Familie hat sich eingefunden. Guter Kaffee und reichlich Kuchen bester Art lassen Erquickung und Stärkung finden. - Nun findet das Programm seine Fortsetzung. Der Abteilungs-Vorsitzende Herr Kerstholt entbietet den Gästen und allen Erschienen ein herzliches Willkommen. Freudigen Stolzes erfüllt er dabei die Pflicht der Ehrung der erschienenen Jubilare für ihre langjährige Treue und Mitarbeit im SGV, nachdem diese schon am Vormittag durch Herrn D. Hatzig durch Überreichung der Ehrennadel und des Handschreibens des Hauptvorstandes geehrt waren. - Der Hauptvorstand hatte Herrn Geschäftsführer Schult zur Feier entsandt. Mit herzlichen Worten überbrachte dieser die Grüße und Glückwünsche des Gesamt-SGV zum Jubiläum und zur Errichtung des Küppelturms. Gern stellte er der Abteilung Freienohl und vor allem ihrem rührigen, verdienten Führer Herrn W. Kerstholt das Zeugnis aus, eine der eifrigsten Abteilungen im SGV zu sein. Dieses Lob des Geschäftsführers im SGV fand lebhaften und einmütigen Widerhall und Beifall bei allen, besonders aber den Freienohler SGV’ern. Diese wissen ja am besten, dass der Ruhm der Abteilung einzig ihrem Vorsitzenden zu verdanken ist, der in hohem Idealismus und regster Arbeitsamkeit den Ausabu des Wegenetzes gefördert und die Errichtung des Küppelturms betrieben hat. – Im Namen der Jubilare dankte Herr C. Kehsler für die Ehrung der ihnen zuteil geworden sei. Gern entsinne er sich noch der Stunden der Gründerzeit, wie sie mit dem SGV-Gründer Forstrat Ehmsen zusammengearbeitet hätten. - Und dann kam eine Fülle von Ansprachen der erschienen Abteilung: Berge, Arnsberg, Hüsten, Neheim, Oeventrop, Meschede, Eslohe, die alle ihre Glückwünsche darbrachten und ihre Bewunderung aussprachen über alles, was ihnen in Freienohl geboten worden sei. Gern wollten sie ihre daheim gebliebenen SGV-Brüder und Schwestern aufmerksam machen auf Freienohl mit seiner schönen Umgebung und selber noch öfter hier frohe Einkehr halten. - Bei frohem und flottem Wechsel von Gesang, Musik, Reigen und Vorträgen entschwanden die Stunden gar zu schnell. Nach dem Abzug der meisten, auswärtigen Gäste vereinte froher Tanz die Freienohler noch in Gemütlichkeit, nachdem zuvor Herr Kerstholt nochmals allen Mitarbeitern am guten Gelingen des Werkes und des Festes innigsten Dank gesagt hatte. - Der Vorsitzende: Am… Der Schriftführer: Demmel Freienohl, am 22. Juli 1932 : Vorstandssitzung im Gasthof Hellmann, 20.30 Uhr. - Die Kassenlage bezüglich Küppelturm wird besprochen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 780,11 Reichs Mark. Davon sind durch Sammlung schon gedeckt 665,-- RM. Einige gezeichnete Beiträge sind noch zu erwarten. Mit diesen und den laut General-Versammlungsbeschluss vom 29.3.1930 geschaffenen Baufonds sind die Kosten gedeckt. Die eingegangene Rechnung wurde besprochen und anerkannt.
Die zweite Impression plus Motivation bietet die Abschrift der Festfolge. Die Feier des 40-jährigen Bestehens der Abteilung Freienol des SGV am 5. Juni 1932 Hier wird bei der Abschrift auf die Nummerierung verzichtet,
Einweihung des Küppelturms: 13 Uhr: Empfang der auswärtigen Teilnehmer und Sammlung an der Wirtschaft Siepe (Bahnhofstraße). - 13 ½ Uhr: Aufstieg zum Küppel (Auf dem Wege Überraschungen). - Auf dem Küppel: „Küppelturm-Marsch“ (Musikstück) - „Westfalenart“ (Diederichs) - Chorlied mit Musikbegleitung: Gesangverein „Liedertafel“, Gesangverein „ Cäcilia“, „Musikverein Freienohl“ - „An der Opferstätte“ aus Friedrich Wilhelm Webers „Dreizehnlinden“ - Weiherede : Lehrer Franz Kroh - Liedervorträge, gemeinschaftlich: „Liedertafel“ und „Cäcilia“ - Liedervortrag: „Vam haugen köppel wänket“ - Musikvortrag - Gemeinschaftliches Lied: „Dort wo die Ruhr mit schön gewund’nen Bogen“ - „Liedertafel“: „Genügen in der Heimat“ : Haselhoff - „Cäcila“ : „Der frohe Wandersmann“ - 16 Uhr: Rückmarsch im geschlossenen Zuge mit Musik. - Saalfeier mit gemeinschaftlichen Kaffee - Musikvortrag - Gemeinschaftliches Lied: „Meine Heimat will ich preisen“ - Vorspruch - „Liedertafel“: „Mein Sauerland“ Lamann - Begrüßungsansprache mit Ehrung der Jubilare - „Cäcilia“: „Ewig liebe Heimat“ Gersdorff - Musikstück - Theater-Verein: „De Pottkrämer“ Friedrich Wilhelm Grimme - Gemeinschaftliches Lied: „O, wie lieblich ist im…“ - Tanzgruppe: Volkstanz „Gestländer Quadrille“ - „Liedertafel“: „An mein Vaterland“ - Theater-Verein: „Brüggemanns Wilm“ Friedrich Wilhelm Grimme - Theater-Verein: „Der Köster un de Kurfürste“ Friedrich Wilhelm Grimme - „Cäcilia“: „Spinn, Mäkslken, spinn“ - Tanzgruppe: „Frühlingsreigen“ - Freie Fortsetzung.
Die dritte Impression plus Motivation: „Einweihung des Küppelturmes bei Freienohl“ von Lehrer Franz Kroh in „Sauerländischer Gebirgsbote“, 1932, 5. Juni, Seite 89. – Am Schluss sind extra ergänzt historische Korrekturen. Die gehen nicht zu Lasten von Franz Kroh. Nach 1932 wurde die Geschichte Freienohls weiter durchforscht, hier vor allem von Franz Kessler in „Kreuz statt Hakenkreuz“, Bearbeitet von Dr. Günter Cronau, Arnsberg, 2002.
An einer der schönsten Stellen des Ruhrtales, versteckt zwischen hoch aufgetürmten Bergen, die dem Fluss nur schmalen Durchlass gewähren, liegt das Dörfchen Freienohl. Wer im fauchenden Dampfwagen dies Stückchen Erde durchreist, wird es kaum bemerken, welche Reize die Natur hier darbietet. Zieht sich doch der Schienenweg bei Freienohl durch zwei lange Tunnels, von denen der eine genau unter dem Dorfe verläuft. - Von beiden Seiten drängen die Berge nahe an das Ufer des Flusses. Der allmähliche Abfall des Stückelhahns auf der linken Seite bietet zur linken Seite genügend Raum. Wasser, Wiese und Wald boten den ersten Anreiz zur menschlichen Niederlassung, die wahrscheinlich schon in germanischer Zeit erfolgte. Der Name Freienohl bedeutet freie Wiese. Auf freiem Grunde, im Ohl (einer noch heute hier üblichen Bezeichnung für den Wiesengrund in der Nähe der Ruhrbrücke), lagen die ersten Höfe der freien Bewohner. Die zwei ältesten Siedlungen waren im Schultenohl und im Langenohl.. Der Haupthof im Schultenohl lag östlich der heutigen Hügelstraße am Schultenhügel. Die Grundstücke im Langenohl lagen zwischen Widshausen und dem oberen (westlichen) Freienohl. Der Schultenhof wurde der Ausgangspunkt der geschlossenen Ortssiedlung. Die Geschichte Freienohls ist eng verknüpft mit dem nahe gelegenen Arnsberg. Graf Gottfried IV., der letzte Graf von Arnsberg, erhob 1364 das Dorf zur Freiheit und gab ihr Lippisches Recht wie der Stadt Eversberg, ohne die Pflicht der Befestigung. - Die Seelsorge lag in frühester Zeit in den Händen eines Vikars, der dem Pfarrer in Calle unterstand. Das erste Gotteshaus war eine dem Hl. Nikolaus geweihte Kapelle auf dem Schultenhofe in der Nähe des heutigen Pastorats. Außerdem befand sich auf dem Grundstück des Langenhofes ein Kloster Unserer Lieben Frau. „Der andächtigen Süstern Betthuß“ (vgl. Höynck, Geschichte der Pfarreien des Dekanates). Aus diesem erstand wahrscheinlich die spätere Pfarrkirche, der verschiedene Rechte und Besitzungen der St. Nikolausgemeinde übertragen wurden (vgl. F. Kessler, Abg.: Ein Sonderfall weiblicher Vormundschaft im Zeitalter Reformation. Heimatborn 8. Jahrg. Nr. 1 – 4). Im Jahre 1750 wurde sie von Grund aus erneuert und in den 90-ger Jahren des vorigen Jahrhunderts (1892!) durch ein Querschiff erweitert. Ein beachtenswertes Kunstwerk ist der handgeschmiedete Altar. Zu Beginn des vorigen Jahres erhielt die Pfarrkirche durch künstlerische Neuausmalung und die Anlage eines neuen Kreuzweges (Heinrich Repke Kreuzweg, Wiedenbrück) eine stimmungsvolle würdige Innenausstattung. - Ein unvergesslicher Anblick bietet sich dem Beschauer vom Stückelhahn aus über Dorf und Fluss hinweg zum gegenüber liegenden 420 Meter hohen Küppel. Fast senkrecht steht die Bergwand unmittelbar vom Flussufer aus 200 m hoch empor. Dichter Laub- und Nadelwald deckt die steilen Hänge. Die SGV-Abteilung Freienohl in Verbindung mit der politischen Gemeinde hat durch Anlage zahlreicher guter Wege den Wanderern und Spaziergängern die Wälder zugänglich gemacht. - Von Ruhebänken aus, zwischen Lichtungen hindurch, hat man herrliche Ausblicke besonders auf das malerisch gelegene Dorf. Die Verbindung zwischen Ort und unserem Küppelweg wird durch eine selten schöne alte Holzbrücke geschaffen (Langelbrücke). Am Südfuß des Küppels entlang führt ein Fußweg durch die Bremke auf die Wennemer-Höhe und zum Enster Knick (2 Std.), wo bei einem Waldwärter Erfrischungen zu haben sind. Hier liegen die sogen. Römergräber, deren Ursprung trotz aller Gelehrtenarbeit heute noch umstritten ist. Im Nordosten Freienohls, an der romantischen Giesmecker-Mühle, bricht der Lütke-Bach zwischen dem Großen- und Lütke-Berg hervor und vereinigt sich mit der Giesmecke. Durch das Giesmecke-Tal, eingeschnitten zwischen hohen Bergwänden, das herrliche Landschaftsbilder aufweist, führt der Waldweg an dem einsamen Forsthaus Giesmecke vorbei, steigt den Gebirgskamm hinauf, schneidet den Plackweg und führt (in 2 ½ Std.) nach Hirschberg. Von der Giesmecker Mühle aus erreicht man in 1 ½ Stunden über den steilen großen Berg die Forstkolonie Lattenberg (Gastwirtschaft) am Plackweg. Im Westen Freienohls hat die Rümmecke eine tiefe Furche durchs Gebirge gegraben. Durch dieses Tal, - die Freienohler nennen es mit Recht „Friedenstal“ -, gelangt man zur Hellefelder Höhe, schneidet die Hauptwanderstrecke 13 und trifft nach 2 Stunden in Hellefeld die Hauptwanderstrecke 7. Immer wieder bieten die Höhenwege prächtige, wechselnde Bilder. - Der 5. Juni war nun ein Fest- und Jubel-Tag für die SGV-Abteilung Freienohl. Von allen Richtungen waren die Abteilungen des Bezirks Mittel-Ruhr zum Ziel ihrer Sternwanderung, dem 420 m hohen Küppel geeilt. Von der Ruhrbrücke gemeinsamer Aufstieg. Wohl selten sahen die Geister des Berges solche Menschenmengen hinaufsteigen wie heute. Auf halber Höhe geriet der Zug vor ein Hindernis aus Baumästen und Zweigen ins Stocken. Der Abteilungsleiter berichtete von der sagenhaften Bergfrau, die, verärgert über das Gebaren der Menschen, den Weg versperrt hat; er wandte sich an die im dichten Gestrüpp und Wurzelwerk wohnenden gutmütigen Zwerge: „Ihr Sauerland-Männchen eilt herbei, gebt bitte zum Wandern den Weg uns frei!“ Und schon nahten 5, 6 putzige Zwerglein mit wallenden Bärten in erdbrauner Gewandung, und im Nu ist das Hindernis beseitigt. Unter Begleitung der lustigen Kerlchen ging es nun zur Höhe, von der schon die Weisen der Musikkapelle ins Tal hinaus schmetterten. Auf dem Küppel prangt der neu erbaute Aussichtsturm, ein Werk der SGV-Abteilung Freienohl, 6 Stockwerke und 20 Meter hoch. Zu ebener Erde gewährt eine Schutzhütte wettersichere Unterkunft. - Mit dem Küppelturm-Marsch ward die Einweihungsfeier eröffnet. Vom 1. Stockwerk hielt dann Lehrer Kroh die Weiherede. „Wenngleich die Geschichte nicht von großen Taten berichtet, die sich an diese Örtlichkeit knüpfen, so ist es doch gewiss, dass der Berg eine Kultstätte und Zuflucht unserer Väter, der Germanen, war. Auf stillen Bergen, in der Einsamkeit des heiligen Hains opferten die Sachsen ihren Göttern. Hier suchte die Priesterin des Volkes Schicksal zu ergründen, hier focht ein tapferes Volk für seinen Glauben, bis zuletzt das sieghafte Christenzeichen das rauchende Opferfeuer erlöschen ließ. Seit jener Zeit steht nun an dieser Stelle das Kreuz, das vor einigen Jahren erneuert ward. Noch künden die Überreste eines dreifachen Wallgrabens vom Männer mordenden Streit. Jahrhundertelang erklang der Ruf des Jagdhorns in diesen heute noch wildreichen Gründen.“ - Der Vorsitzende des Bezirks Mittel-Ruhr, Studienrat Menne, Arnsberg, überbrachte dann den Dank und die Grüße des Hauptvorstandes und zollte dem wohlgelungenen Werke uneingeschränktes Lob. Der Turm habe den dreifachen Zweck: durch seinen Ausblick die Naturverbundenheit zu stärken, zum Wandern anzuregen und den kommenden Geschlechtern ein Wahrzeichen zu sein von Väter-Art und Väter-Sitte. Keiner wollte zurückstehen, als der Turm zum Besteigen frei gegeben wurde. Alle waren überrascht von der herrlichen Aussicht. Versetzen wir uns einmal fast 2 Jahrtausende zurück. Ein Volksgericht der Germanen auf dem Küppel. Dichter Urwald deckte in germanischer Zeit die Hänge des Ruhrtals zu beiden Seiten Freienohls. Alte, knorrige Eichen und Buchen, dazwischen dichtes Gestrüpp, kaum dass ein Mensch hindurchkonnte. Zwischen den grauen Stämmen hier und da eine Lichtung. Hinter dem hohen Zaun erhob sich das Blockhaus, das Dach mit Schilf gedeckt. Die Dämmerung senkte sich über die mondbestrahlte Landschaft. Überall Totenstille. Doch horch! Knackte es nicht wie von dürren Zweigen? Auf verschlungenen Pfaden eilten die Germanen durch das Dickicht. Hier und da und dort: Vom Hügel, von der Wennemerhöhe, vom Ensterknick, aus der Rümmecke und dem Giesmecketal, - von allen Seiten strebten kernige Gestalten dem Küppel zu. – Droben auf dem freien Platz stand der Altar. Doch nicht zum Dienst der Götter hatten sich heute die Männer versammelt. Fahles volles Mondlicht fiel auf den kahlen Fleck, huschte über die festen Gesichtszüge der Umstehenden und deckte unten das Ruhrtal mit schimmerndem Schleier. In das Raunen und Rauschen der Baumkronen mischte sich das Murmeln der Menge. Stolz und markig stand da der gewählte Herzog. Er hob den Arm und – Schweigen ringsum. Vor ihm, im engen Kreis, stand der Angeklagte, zu Füßen die Waffen. Geführt von der Leidenschaft des Würfelspiels hat er im jäh auflodernden Zorn den Nachbar erstochen. Nur wenige wagten, ihn zu verteidigen. Unwilliges Geschrei der Umstehenden übertönte ihre Worte. Schwer lautete die Anklage. Dumpf drohend klirrten die Speere. Und dann verkündete der Herzog das Urteil: Der Schuldige hat sein Hab und Gut verspielt. Loskaufen war nicht möglich. Er verfiel der Blutrache. Vogelfrei! – Wie ein gehetztes Wild verschwand er friedlos im Dunkel des Waldes. So rächte der Germane die Schuld. - - - Jetzt aber kann der Sommerfrischler, - unbeschwert von solchen Gerichten -, sich in aller Ruhe in den herrlichen Waldungen des Küppels erholen und im Freibad zu Füßen des neuen Turmes sich von sanften Ruhrwellen umspülen lassen. Dankbar wird er dabei der fürsorglichen Tätigkeit des SGV-Freienohl gedenken.
Ende der Abschrift: Einweihung des Küppelturms am 5. Juni 1932. Nötige Randbemerkungen aus der Jetztzeit (2017): Die oben zitierten Texte von Franz Kroh zur Einweihung unseres Küppelturms enden zum 5. Juni 1932. Damit hat Franz Kroh seine unbezahlbare Forschungsarbeit zur Geschichte Freienohls bekanntlich nicht beendet. Ihm gebührt sehr, sehr großer Dank! Wenn Freienohl ihm doch die Ehrenbürger-Auszeichnung verleihen könnte! – Ohne seine Schuld hat er die ihm bekannten Informationen zu diesen Stichworten übernommen: Langelhof / Schultenhof / Düstern Bet(t)hus. Die gehören inzwischen zu den Freienohler Irrläufer Geschichten. Sie sollten korrigiert werden. Dazu steht ein wohl ziemlich ausführlicher Beitrag in „freienohler.de“: „Freienohler Irrläufer-Geschichten in der Freiheit“. Franz Kroh kannte 1932 nur den in seinen Texten zitierten Beitrag von Franz Kessler: „Ein Sonderfall weiblicher Vormundschaft…“ Die späteren Forschungsergebnisse hat Dr. Günter Cronau gesammelt und 2002 herausgegeben in „Franz Kessler : Kreuz statt Hakenkreuz“. Um in Zukunft für Freienohl Irrläufer-Geschichten zu vermeiden, wird hier hilfreiche Literatur wiederholt und ergänzt: Adalbert Erler / Ekkehard Kauermann / Wolfgang Stammler: „Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte“, 1971. – Karl Hengst: „Westfälisches Klosterbuch“, 2003, darin: Marie Theres Potthoff: „Prämonstratenserinnen Schwestern-Kloster“. – Dazu lohnt sich auch ein Besuch im Pfarr-Archiv Rumbeck. - Julia von Dithfurt: Wandel der Strukturen“, 2016. – Auch im Blick auf den „Stiftsweg“ im Zusammenhang mit der Straßen-Umbenennung 1975, bis hin zum „Pausenhof“ mit den beiden Texttafeln. - Byung Chil Han: „Psychopolitik – Neoliberalismus und die neuen Machtstrukturen“ 2014 (In einer Rezension: Wer das hier Analysierte praktiziert, liest dieses Buch nicht zu Ende.). – Die Narzissmus-Literatur von: Melanie Klein, Otto f. Kernberg, Reinhard Haller, Raphael Bonelli (Wikipedia). - Elmar Nass (u.a. Hrsg.) „Kultur des Gemeinwohls“. - Wolfgang Bergsdorf: „Die Vierte Gewalt“, 1980; „Medien als Vierte Gewalt – ihre Möglichkeiten, ihre Grenzen“, 2017.
Vierte Impression plus Motivation: Aha-Erlebnisse und dankbare Erinnerungen zu Vorfahren der eigenen Familie in Freienohl im Archiv Freienohl im Stadtarchiv Meschede in Grevenstein: ein Besuch, der sich lohnt! Hier nur Akten-Auszüge: Die Freienohler Baumänner des ersten Küppelturm hatten erlebt am 23. August 1931 die Einweihung unseres „Luft- und Schwimmbads“ mit dem „Gauschwimmfest“ und den Schwimm-Wettkämpfen in unserer Ruhr. … 100 m steht da! In unserer Ruhr! - Aus dem SGV-Protokoll vom 27. März 1932: …Die Festkommission bei Hellmann: Jakob Hatzig, Frl. Kenter (Lehrerin Kenter II, siehe NS-Zeit), W. Hömberg, Fr. Demmel… Herr Demmel regt an, Schritte zu unternehmen gegen die übermäßige Reklame-Beschilderung an einzelnen Stelle des Ortes…Die Versammlung stimmt zu…Herr Paul Becker stellt Aufnahmen zur Verfügung… Unterschriften: Louis Bracht, Jakob Hatzig, C. Kehsler, Joh. Kückenhoff, Anton Röther, Fr. Demmel… Noch mehr Fest-Mitarbeiter sind genannt… A. Emmerich, Holzhändler Geissler, Sparkassendirektor Wilhelm Kerstholt…- Am 4. Juni 1932, noch vor der Einweihung: Zeitungsartikel: „40 Jahre SGV Freienohl : Vollendung des Aussichtsturms auf dem Küppel“. Sehr ausführlich mit vielen Namen ab 1892 und einem Foto von Paul Becker. - Am 18. Juni 1932 vom SGV-Freienohl an die Provinzial-Lebensversicherungsanstalt zu Münster… Küppel-Aussichtsturm… Sämtliche Etagen sind gut umwehrt… Von der fünften zur sechsten Etage führt anstatt einer Treppe eine mit Handläufen versehene Leiter…Der Text ist noch ausführlicher, wie auch bei den anderen Auszügen. -Zeitungs-Artikel, 5. Juni 1932: „Einweihung des Küppelturms – Jubelfeier des SGV, kein Autor genannt. Eine schöne Foto-Zeichnung: „Fördert das Jugendwandern!“ - Zeitungs-Artikel, 1933, sehr ausführlich: Ad. Kraemer-Arnsberg: „Der Küppelturm bei Freienohl“. – Ursula Jung: Stadtarchiv Meschede B 1379: „Aussichtsturm auf dem Vogelsang“. Informiert wird (2 ½ Seiten mit Quellen-Angaben) über die 8 Mescheder Aussichtstürme als Trigonometrische Punkte um die Wende vom 19. Zum 20. Jahrhundert: Klausenberg, Langeloh, Rattmecke, Vogelsang, Hinthagen, Deitmecke, Hardt, Stimmstamm. In diesem Text stehlt selbstverständlich nicht, dass diese Trigonometrischen Punkte nicht mehr Mode waren, als Freienohler unseren Küppelturm gebaut haben, der war ja auch ein Wahrzeichen! Im Stadtarchiv in Grevenstein ist sehr lesenswert das kleine Heft: „1892 – 1992 : 100 Jahrfe SGV- Freienohl“. Zum Beispiel: SGV-Protokolle vom 8. Juni 1892 mit 11 Unterschriften und vom 25. Juli 1892 mit 23 Unterschriften. - Das Gedicht von Franziska Sell: „Wir rufen Dir vom Küppelturm…“ – Die Landkarte von der Sternwanderung - Der – 1992 - SGV-Vorsitzende Heinz Vollmer: „Mehr als ein Aussichtsturm!“ – Zahlreiche Fotos; mit einer Lupe sind bewundernswert auf 9 Fotos die Wandergruppen, manche Herren noch mit Schlips und Kragen und die Damen ganz anders als heute!
Fünfte Impression und Motivation: Unser Küppelturm: ein Wahrzeichen oder war ein Zeichen? Ein Zeichen zeigt etwas. Was zeigt unser Küppelturm? Einmalig zeigen das die Texte von Franz Kroh. Sie spiegeln wieder die Jahre langen Erfahrungen zahlloser Freienohler im SGV und nicht im SGV. Unser Küppelturm und unser SGV zeigen von Anfang an: unsere Freienohler Kultur zum Gemeinwohl. Kultur heißt Pflege. Im Wort Kultur steckt auch das Wort Kult. Das meint eine ganz besondere, eine exquisite Pflege. Gemeinwohl heißt: da sein + arbeiten + leben zum Wohl, zum Gut-Gehen. Das ist viel mehr als Am-Leben-Halten. Die Zielgruppe ist die Gemeinde. Konkret und korrekt: Freienohl, unsere Freiheit Freienohl, aktenkundig 1230 … 1272… Über 800 Jahre unser Freienohler Zusammensein im Gemeinwohl. Erst 85 Jahre unser Küppelturm. Im Gemeinwohl wohl nur eine Unterbrechung. Pst! Das Goldsiepen vom Küppel plätschert wie die Motivation einer ganz bestimmten Frau.
Heinrich Pasternak
- „Der Küppelturm bei Freienohl“
Von Dr. Adolf Kraemer, Arnsberg, in der Zeitschrift: „Ruhrwellen“, Nr. 11, im Jahr 1934.
Hier folgt ein ungewohnter und ungewöhnlicher und unerwarteter Spezial-Text für Heimatkundler und Küppelturm-Freunde! Zwar ein langer Text, aber kein schöngeistiges, oberflächliches Blabla, sondern kenntnisreich und erfahrungsreich, schon 1934. Eine sehr gründliche Wahrnehmung und ein faszinierender Rundblick, Überblick. Freilch: der Arnsberger hohe Beamte sagt „bei“ Freienohl. Also: Mit dem Ausdruck dieses Textes und einem Kompass in der Hand auf unseren neuen Küppelturm! Abschrift: Heinrich Pasternak, August 2018
Immer mehr bricht im Sauerland die Erkenntnis durch, dass zur Hebung des Fremdenverkehrs neben den anderen Annehmlichkeiten für Luftkurorte die Aussichtstürme auf guten Aussichtsbergen eine Notwendigkeit sind. Ich freue mich, dass meine Anregung vor vielen Jahren im S-G-Boten nicht ungehört verhallte. Zwar sind noch nicht alle Berge, die um die Jahrhundertwende einen Holzturm der Landesaufnahme trugen, wieder mit einem solchen bebaut, , aber ein guter Anfang ist gemacht,
Ich nenne nur die Hohe Bracht zwischen Altenhundem und Bilstein, den Rhein-Weser-Turm auf dem Westerberg des Rothaars oberhalb Oberhundem, en Turm auf dem Auergang wischen Bracht und Saalhausen, den neuen Turm bei Altenfeld sdwestlich Siedlinghausen, den Karl-Josef-Lorenz-Turm nei Bestwig-Föckinghausen, den Löcketurm auf der Wichler Höhe bei Arnsberg.
Und nun ist im vorigen Jahr bei Freienohl ein feiner, hoher Holzturm auf dem Küppel hinzugekommen, der an geschickter Bauart seinesgleichen sucht. Dass für die Sommerfrische Freienohl kein Berg geeigneter war als der hohe Küppel, ist jedem Kundigen ohne weiteres klar, denn der Küppel war schon unsern Altvordern ein auserwählter Berg, sonst trüge er nicht ein Wallburg, die „schiiädliche Borg“. Fast immer ist mit der Lage einer Wallburg eine gute Übersicht über das umliegende Gelände verbunden, denn beide gehören zusammen, bedingen einander.
Ein Verdienst des SGV Freienohl unter seinem rührigen Vorsitzenden Kerstholt und der Gemeinde unter ihrem ehemaligen Gemeindevorsteher Architekt Schwefer ist esm dass heute der Küppel wieder zu dem geworden ist, was er in früheren Zeiten war, ein Lug ins Land, in Land der mittleren Ruhr und Wenne und ihrer Berge: damals in kriegerischen, heute zu friedlichen Zwecken. Der Sichtkreis des Löcketrums und des Küppels ergänzen sich glücklich, schließen einander an.
Warum aber ist der Küppel heute der beherrschende Berg Freienohls? Das war in Urzeiten anders, denn als Kern, als Tiefstes der Lüdenscheider Mulde lag er bestimmt nicht in der heutigen überragenden Lage. Jedoch die Härte seiner quarztischen Grauwcken und die endlose Zeit seit der Auffaltung der letzten Sättel und Mulden am Nordrande des Sauerlandes (des rheinischen Schiefergebirges) kehrten allmählich das Relief um: was in einer Mulde lag, die heute noch aus der Tektonik eines Schichtbaues und seiner Umgebung herauszulesen ist, wurde u.a. durch die Weichheit der umliegenden Schichtgruppen, vornehmlich nach Süden und Norden, durch die Verwitterung und besonders durch die Wasser der Ruhr zur Höhe umgeformt. Entscheidend war dabei die Ruhr, denn sie durchschnitt dort diagonal die am Ende des Altertums der Erde ( Paläozoikum) aufgerichteten Falten des rheinischen Schiefergebirges und hatte vor dem ersten Durchstoß der Flöz leeren Grauwacken eine enorme Arbeit zu leisten, die an dem Prallhange des Küppels, einer der schönsten im Sauerlande, deutlich zu sehen ist, denn der Höhenzug südwestlich von Freienohl (Winterseite, Hemberg, Stückelhahn usw.)war mit dem des Küppels und der Wennemer Höhe e i n großer Bergriegel, der sicher schon aus der prätertiären Oberfläche herausmodelliert war und der sich schräg vor die Ruhr legte. Das große Wennemer Becken lässt auf das mächtige Hin- und Herschlagen der Ruhr von dem schweren Durchbruch durch die Freienohler Schranke schließen. Ähnliche Fälle wiederholen sich in der Nähe Arnsbergs beim Durchbruch durch die Kulmplattenkalke. Die Ruhr musste sich vor solchen Schranken benehmen wie eine Schlange, der man den Kopf fest auf den Boden drückt: sie musste ungebändigt hin und her schlagen und alles hinweg räumen, was sich entgegenstellte. Dass dies im Wennemer Becken nicht ganz vollzogen wurde, zeigt der interessante kleine Umlaufbergzug östlich Olpe, der stehen geblieben ist in dem ebenen weiten Becken. Hier fließt die Ruhr zum größten Teil in den weichen Kulmtonschiefern, mit denen sie nicht fertig wurde. Aber sie hatte schon Schwereres hinter sich, z.B. das Durchschlängeln durch die harten Kulmkieselschiefer und –kalke unterhalb Meschede. Jedenfalls hängt dieses Muss mit der Schrägstellung der alten Sauerlandscholle zusammen und diese Schrägstellung bedingte, dass die Ruhr nicht weiter in Weichzone der Kulmtonschiefer über Frenkhausen – Hellefeld – Sundern floss, sondern sich einen Weg durch die mächtigen Grauwacken des Flözleeren bei Freienohl fressen musste. Und wie ungebändigt sie es tat, sieht man am besten zwischen Freienohl und Wildshausen, besonders, wenn man die Karte zur Hand nimmt und die eigenartig geschwungenen Mäander betrachtet, die sie in harten und weichen Zonen schneidet. Diesen und noch anderen Ursachen hat der Küppel sein heutigen Dasein zu danken, dass er würdig wurde, eine Wallburg und in jüngster Zeit einen Turm zu tragen. (Der wurde am 25. Juni 1932 eingeweiht.) Festgefügt aus heimatlichen Fichtenstämmen Corbolineum getränkt, wird er hoffentlich mehrere Generationen überdauern und ihnen ihre Heimat zeigen zur Vertiefung der Liebe zu Heimat und Vaterland.
Möge er stets die Pflege und das Verständnis finden, die er verdient. Da noch keine Orientierungstafel seine höchste Spitze ziert, möchte ich einmal Klarheit schaffen, welche Berge und Dörfer man von ihm schauen kann, welches Bild von den sauerländischen Bergen der Küppelturm mitteilt.
Nach einer heißen Sommerwoche hat ein Gewitter die Luft gereinigt und ein kühler Nordost bläst über die Höhen. Messerscharf stehen die höchsten Berge am Horizont. Das ist so recht ein Tag zur Ausschau auf dem Küppelturm. Also schnell den steilsten Weg hinan zum Turm und seiner Spitze.
Nach Südosten und Südwesten reicht die tiefste Sicht. Im Norden legt sich der Arnsberger Wald, dessen Ausläufer der Küppel ist, mit seinen Plackwegbergen nahe an ihn heran und sperrt die Sicht in das Tiefland. Als Hauptberge sind zu nennen im Nordwesten anfangend der Damberg (417 m); der Hermannsblick als Mulde, Haskers Brücher (404,8), der Berg, an dem die Jungfernbuche steht, Kuhnsberg (421), Lattenberg (ca 445), Großer Berg (474), Neuer Berg ( 496), Ensterknick (543,9), der aber von der näheren Wennemer Höhe (502,2), fast genau östlich, eingedeckt wird. Der sagenumwobene Plackweg verbindet sie miteinander und die letztgenannte Höhe, auf der die nächsten Steinhaufen gefunden wurden, durch den Wennemer Höhenweg als Ensterknick. Vom Kuhnsberg westlich Lattenberg führt der sogen. Freienohler Weg nördlich gen Völlinghausen an der Möhne. Er ist gut gezeichnet und verdient noch mehr Beachtung von den Liebhabern des Arnsberger Waldes. Zwischen Wennemer Höhe und Großer Berg lugt aus dem Walde ringsum ein grüner Wiesenfleck mit Häusern, es ist die staatliche Försterei Giesmecke. Ein Märchen für sich.
Nachdem das Auge den Arnsberger Wald mit seiner iefen Ruhe verlässt,, wird das Auge gefesselt durch die bucklige Welt der sauerländischen Berge. Im Osten, anschließend an der Wennemer Höhe liegen Berge schon jenseits des Kreises Meschede im Kreise Brilon: zunächst das Massiv der Wiedegge (731,6), dann hinter dem eigenartigen Vogelsang verschwindend das des Dörnbergs (708,6), dessen Nordkopf der spitze Stüppelskopf mit 731,6, ist. Davor ist gut der Doppelkopf der Heringhauser Burg sichtbar (620 + 638,8). Zwischen den beiden Massiven schaut der Overlader Berg (654,4) bei Wullmeringhausen hindurch. Der markante Vogelsang (595,3) hat einen östlichen Zweitgipfel, die Hard ( (685,1), als Auftakt für unseren Küppelblick. Rechts anschließend an die dunkle Haube des Vogelsangs reiht sich das Bastenbergmassiv mit 744,8 an, nebst seinen südlichen Ausläufern Kernebrockskopf (681) und Hockenstein (633), Sternberg (ca. 680) und Hoher Stein (633). Dieser Gebirgsbogen klingt nach dem Vordergrund aus in den Löllingser Berg /581) und die Bracht (522), die aber schon von der Höhe hinter dem Gelbketal (494-476,4) eingedeckt wird. Nun bildet hinter einer größeren Mulde im Kreis Meschede, aus der der Köpperkopf (504,2) an der Hennetalsperre als Inselberg herausragt, der Bergzug, der an der Feuerstätte von dem Hunaugebirge nach Norden abzweigt und im Bödefelder Kreuzberg endigt, den Horizont als wenig gegliederter Zug. Mehr Leben bringt das dreigliedrige Massiv des Goldenen Strauches (654) mit dem dunklen Schartenberg an der Hennesperre davor. Nun kommt die „Kaller Schweiz“. Über die Berechtigung des Namens möchte ich nicht streiten, wer von den Schwarzwaldhöhen, besonders von Belchen die Alpenkette vom Töbe bis zum Berner Oberland hat im Morgensonnenglanze strahlen sehen, wird über die Übertragung der „Schweiz-Begriff“ ins Sauerland lächeln. Wenn aber damit angedeutet werden soll, hier ist was Besonderes los, dann hat der Begriff „Kaller Schweiz“ etwas Wahres. Davon kann sich jeder bequem auf dem Küppelturm überzeugen. Denn da hebt mit dem Welsberg (510,1) und der davor liegenden Hardt eine neue Gebirgsschwelle an, ähnlich der Ramsbecker, doch ohne deren Höhenzahlen zu erreichen. Über dem Kälbketal zwischen Welsberg und Hömberg lugen hervor: der Osenberg (498,2), die Buchenkrone des Hohlen Steins (470) und die Westberge des Hunauzuges: z.B. Langerstein (793) und Gelsterhagen (670) bei Fredeburg. Nun hebt sich jäh aus dem Kälbetal die wuchtige Linie des Hömbergs (580,5), muldet ein wenig mit dem markanten Baum, um zur höchsten Höhe des hohen Rasenbergs (592,7) anzuschwellen. Nun wird bis zum klobigen Braberg die Horizontlinie über Höhe 590,1, Markshöhe (591) wieder ruhiger entsprechend der alten Fastebene der sauerländischen Rumpffläche, um im Wennedurchbruch zur höchsten Dramatik dieses Blickfeldes aufzusteigen. Hier staffeln sich auf der Ostseite der Wenne voreinander und übereinander: Braberg (575,4), Sülzberg (546,5), Wallenstein (480,7), Koppen (378) und die Ruhrterasse 253,6; auf der Westseite: der Henneberg des Homertzuges (559,6), Beerenberg (533), Einberg (485), großer Schnappenberg (486) und die Berger Burg (474,3). Im Wennetal liegt friedlich an der in den Bergen bei Berger Hammer verschwindenden Bahn das langgestreckte Dörfchen Berge und, dem Straßenbaumband rechts folgend, vor dem breit ausladenden Hömberg: Olpe.
Als Horizontlinie tut sich jetzt der Zug der Homert mit ruhigeren Wellen auf. Vom Henneberg (559,6) über Dümpelberg (573) steigt sie langsam auf 656,3, zum trigonometrischen Stein (Granitstein mit eingemeißeltem Kreuz, der ein Dreieckspunkt 1. Ordnung im Messungsnetz der Landesaufnahme bedeutet, dem einzigsten im Sauerlande, der Homert selbst, um langsam gegen den Pass von Kloster Brunnen wieder abzuklingen. (1934!)
Doch die davor liegenden Berghäupter um Grevenstein herum behalten noch ihre Dramatik: der Uchtenberg (507,6), der Brandhagen (550), Hildenhahn (499) und Almenscheid (477,6), Hohenrodt (574,4) und Großes Sonnenstück (587,2), durch dessen Mulde der 568 hohe Ramberg bei Meinkenbracht schaut.. Die gewaltige Schlucht der Linnepe zwischen Sonnenstück und Dümberg (577,5) erscheint durch seitliche Staffelung sehr gemildert. Über ihr ist die Hohe Liethe (563) sichtbar. Vor diesen gewaltigen Häuptern deds Calquasandsteins mit seinen überreichen Meerestieren schwingt ein eigenartig Kuppenband: erst in großem, weitem Rhythmus, dann immer eckiger und zackiger, das interessanteste Schulbeispiel für Härtlingsköpfe im ganzen Sauerland: das Kulmband zwischen Wenne und Sorpe in der Hellefelder Gegend. Dass es zuerst in ruhigerem Rhythmus schwingt, liegt an der fast rechtwinkligen Draufsicht zwishen Olpe (Hainberg) und Hülfebrink bei Hellefeld, doch dann beginnt ein leichtes Umbiegen und Schwenken, wodurch die zackigen Kuppen seitlich und hintereinander gestaffelt werden. Auf den Hainberg (440,5) folgt die Hardt (462), folgen die kleineren Wellen um Zeche Odin bei Frenkhausen – Herblinghausen bis zur flachen Wasserscheide bei Hülsebrink. Dann buckelt der Kehl bei Hellefeld (478,1) zackig aus der Linie und nun geht’s los, ein Kopf seitlich hinterm andern, die Hardt (479,5) mit Hellefeld an ihrem Fuß, der Kahlenberg an der Röhr (471,3), der Gräfenberg bei Stockum (434,4). Hinter diesen Kieselschieferkuppen lugen heraus: Haunscheid (562), Waldeshöhe (621) und Deustenberg (560), als Berge des Devons des Horizonts und dann die um Altenaffeln an der Kreisgrenze.
Vor dem Kasselbachtale konnten die Höhen des Hembergs, Stückelhahn, der Trenle, Winterseite usw. noch nicht zur Geltung kommen, nun scheidet aber ihr Knotenpunkt die Hellefelder Höhe (503) kräftig die bisherige Horizontlinie und beherrscht sie über den Küterberg (467,7) mit seinem Eichenpinn, den Westenfelderstoß (445.2), charakterisiert durch seine Buchenkrone nis zum Flanenberg (450,5). Zwischen Hellefelder Höhe und Küterberg öffnete sich hinterm Stückelnhahn ein liebliches Waldtal unsern Blicken: die Rümmecke. Inzwischen sind wir mit unserer Blickrunde über Süden zum Westen gekommen und da bietet sich denn im Ruhrtal im Süden und Westen des Schönen so viel, dass es schwer wird, es aufzuzeigen. Freienohl auf seiner Bergterasse, welch liebliches Bild! Das weite Talbecken oberhalb bis Wennemen und seine stehengebliebenen kleine Berghorste sind morphologisch so interessant, dass man in heller Freude aufjauchzen kann, sieht man es zum ersten Male. Die Ruhrschlingen bis Arnsberg hin mit ihren Siedlungen, das eng gedrosselt liegende Wildshausen und Brumlingsen auf seiner Terasse, einen Teil der vereinigten Staaten (!) von Oeventrop: kurz, die Landschaft ist den Aufstieg wert und die Anlage des hohen Turms, der den Buchenwals des Küppels überragt.
Der Schornstein der Arnsberger Ruhrwerke überragt die Höhe des fichtendunklen Ruhrufers hinterm Noltebaum und Lüsenberg mit Steinbruch rechts und Teile von Stadtbruch links sind sichtbar, dahinter Arnsbergs Altstadt mit Schlossberg und alte Burg. Hinter ihnen ziehen gen West vom Flamenberg als Berge des Horizonts, teils darunter liegens, Höveler Knapp (417,7), Dasberg (401), Plettebusch und Hömberg bei Effenhausen (430,4 + 425), dann folgt das Massiv des Effenbergs (458) als Restrumpfstück des Altena-Arnsberger Sattels, gegen den man fast nur im Streichen schaut, und der östlich Arnsbergs bei Uentrop untertaucht und der Landschaft seinen charakteristischen Einfluss nicht mehr leiht. Als Horizontlinie kommt dazwischen der Balver Wald in Frage. An das Effenberg-Massiv nach rechts (nördlich) anschließend schauen die flachen Höhen des Neheimer Stadtwaldes hervor, der Zuhangeberg (319,8), Frettholzberg (320,5), Basenberg (289), Spielberg (260). Die Berge bei Echthausen, Grotenberg (ca. 221), Westerberg (244) und dann hinter der Ruhr die Haarhöhe bei Wickede.
Deren waagerechte Linie steigt im Blickfeld an dem Wallhang des Dambergs im Nordwesten und so ist die Runde geschlossen. Wahrlich, ein Gewoge von baugrünen Bergen, hellgrünen Tälern, wie steingewordene Meereswellen. Und manche, manche Welle der Urmeere des Erdensterns haben dazu beigetragen, diese unsere sauerländische Erdrinde aufzubauen, indem sie ihren Schlick und Sand mit ihren toten Lebewesen abluden, der sich zu Schichten verfestigte, die später wieder herausgehoben, gefaltet wurden, aus dem Meere zu Bergketten und wieder dem Nagezahn des Wassers in jeglicher Form anheimfielen, zusammengestaucht und erodiert wurden auf ihre heutige Höhe, die nur ein Schattendasein ihrer ehemaligen ist, aber immer noch hoch genug, um als sauerländisches Bergland als Teil des großen rheinischen Schiefergebirges die Blicke aller Schönheitssucher in Deutschland auf sich zu ziehen und uns Berggeborene zu heller Liebe zu ihnen zu entflammen.
Der Verfasser Herr Dr. Adolf Kraemer hatte wohl 1934 eine 30 Meter hohe Leiter auf den ersten Küppelturm gestellt für seine weit ausholende Übersicht, meint der Buiterling und Abschreiber Heinrich Pasternak.