Diskussion über den Namen des Pausenhofes - von Heinrich Pasternak

Freiheitsplatz
Plädoyer für eine offene Diskussion
für den Namen mitten in unserer Freiheit Freienohl

Die folgenden Worte unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel am 14. September 2016 passen genau in die Mitte unserer Freiheit Freienohl:
„Freiheitsrechte schützen auch die Freiheit. Religionsfreiheit und Toleranz gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen sind ein Kernbereich, was unser Land ausmacht. Gelebte Vielfalt ist die logische Konsequenz von Freiheit.“

Unser Freiheitsplatz liegt mitten in Freienohl:
nach Osten die St. Nikolaus-Kirche, ein Zeichen für Religion;
nach Westen die Volksbank, ein Zeichen für Volkswirtschaft;
nach Süden Friseursalon Brigitte Bornemann und Gardinen Dieter Schwefer, Zeichen für Arbeiten für Schönheit, Beruf, Handwerk;
nach Norden die Hauptstraße, die Straßen zur Ruhr und in den Westen, Zeichen für Offenheit in die Welt.

Vielleicht richten die Baumeister den Eckplatz ein für gelingende Kommunikation. Im Sommer 2016 pausierten da nur ab und zu 2, 3 junge Schulkinder für 8, 10 Minuten mit ihren smarten Diktatoren.
Für den zweiten Platz-Teil haben sich diese Möglichkeiten herumgesprochen: ein Sauerland-Blumen-Garten (wie in Grevenstein der Vikarsgarten): Kommunikation beim Schauen; - oder ein Labyrinth zum Durchschreiten (nicht so kostbar wie in Reims, Chartres...); - oder ein aus Steinen gestalteter Schachspiel-Platz; -  oder wohl sinnvoller, weil leichter und von mehreren zu spielen: eine Stern-Halma-Spielfläche (vielleicht entleiht ja dazu ein Geschäft „nebenan“ die Spielsteine). Das ist neue Zeichensprache zur Kommunikation beim gemeinsamen Spiel. „Der Kernbereich“ der Spielregeln beweist sich als konkret „gelebte Vielfalt“ und „logische Konsequenz für Freiheit“. Durchaus im Sinn unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Unser Freiheitsplatz ist auch eine Erinnerung an die Wurzeln unserer Vergangenheit: 1250 waren wir ein eigener Gerichtsbezirk; 1272 erhielten wir den Titel Freiheit; 1364 wurde uns Lippisches Recht zugesprochen. Unsere St. Nikolaus-Bruderschaft fasst alles zusammen mit ihrem Konzept: Glaube – Sitte - Heimat.

Geradezu gleichzeitig lehrt den für das junge Europa bedeutsamen Impuls Freiheit in der Universität Paris der Theologie- und Philosophie-Professor Meister Eckhart. Seine Lebens-Daten: 1260 – 1327. Auch Professor in Köln und Erfurt; Ordensoberer der Dominikaner auf verschiedenen Ebenen, u.a. Gründer eines Dominikaner-Klosters in Dortmund. Spiritual, theologischer Leiter für Frauen-Klöster; Marktplatz-Prediger. Hier folgt ein für unseren Freiheitsplatz gewichtiges, korrekt übersetztes Zitat aus einer Predigt von Meister Eckhart:
„Einmal, an der Hohen Schule zu Paris (Sorbonne), wurde ich gefragt, ob das Erkennen Gottes edler sei als das Streben zu Gott? Ich gab zur Antwort, dass der gottförmige Mensch edel sei. Gottförmig aber ist der Mensch, wenn er erkennt. Daraufhin wurde mir entgegengehalten, dass viele einfache Leute edler seien als große Gelehrte, die meinen, Gott und die Welt zu erkennen. Dem kann ich nur zustimmen, denn zum Erkennen Gottes bedarf es nicht der Gelehrsamkeit, sondern der Freiheit. Die aber liegt mehr in der Vernünftigkeit des Menschen als in seinem Willen...Die vernünftige Seele des Menschen ist von Natur aus eine grenzenlos offene Möglichkeit … In dieser grenzenlosen Freiheit ist die Seele das Spiegelbild Gottes. Der Freiheit nach sind sich Gott und die Seele gleich. Das ungeschaffene Licht scheint in die Offenheit der Seele hinein, spiegelt sich in ihr wieder und gibt den Blick frei über sich hinaus ins Unendliche...“
Wer solche Worte, Gedanken noch nie gelesen hat oder sie vielleicht sogar für dummes Zeug hält, kann ganz frei nach nebenan in die Kirche gehen... Oder er setzt sich auf dem Freiheitsplatz mit anderen zusammen und diskutiert miteinander über das Freiheits-Konzept von Meister Eckhart. Freie Kommunikation unter Freunden wie damals hier  in der Domschenke.

Heinrich Pasternak
September 2016